Ausprobiert: Die Nest Cam Indoor

Die Produkte von Nest sind in Deutschland offiziell am Start. Grund genug, sich die Kisten einmal anzuschauen. Nest bietet in seinem Portfolio Kameras an, dazu Rauchmelder und Thermostate. Die Thermostate folgen noch, die Kameras und die Rauchmelder kann man bereits jetzt käuflich erwerben. Ich hatte mir 2014 einen smarten Rauchmelder von Nest gekauft, ging mal kurzzeitig über Amazon. Trotz des saftigen Preises eine nette Sache, da smart.

Man kann so schneller mitbekommen, wenn es raucht oder schon brennt. Das Ding piept nicht nur, durch Cloud-Anbindung bekommt ihr auch auf eurem Smartphone mit, dass was los ist. Ok, nur so lange, wie euer Router nicht brennt – bzw. die Internetverbindung steht. Ich fange hier für den kurzen Test nicht ganz von vorne an, reiße aber dennoch ein paar grundlegende Dinge an, die ich in jedem dieser Tests erwähnen muss.

Nest Cam Indoor ist eine Cloud-Cam. Sie kostet 199 Euro. Ihr könnt nicht Aufnahmen in der Dropbox speichern, auf keiner microSD-Karte, nicht mal auf NAS-Lösungen wie der Surveillance Station von Synology. Alles wandert in die Cloud. Zwischen dem, was bei euch in der Wohnung passiert und fremden Blicken steht nur euer Nutzername und das Passwort. Das sollte man immer bedenken.

Nest ist auch in der Dienste-Spirale gefangen, wie fast alle Anbieter, die solche Lösungen anbieten. Man bekommt ein teures Hardware-Paket mit beschränkten Cloud-Möglichkeiten, für ein Mehr muss man dann zahlen. Monatlich. Das ist bei Canary so, bei Netgear und auch bei Logi. Kann ich ein wenig verstehen, denn man will den Dienst sicherlich skalierbar finanzieren.

Auf der anderen Seite hätte man die Kameras gleich billiger machen sollen. Beziehungsweise ein schönes Bundle anbieten sollen. Kamera + x Monate Cloud für 199 Euro.

Wie sieht die Beschränkung bei Nest denn aus? Nest Aware heißt der Zusatzdienst. Folgendes ist mit drin: Vollständiges Aufnehmen eines 10-Tages-Videoverlaufes für 100 Euro – oder 30 Tage Vollaufnahme (auf Wunsch) für 300 Euro.  Preis versteht sich pro Jahr. Monatspreise sind wie folgt: 10 Euro pro Monat oder 30 Euro pro Monat, monatlich kündbar. Das Jahresabo erspart euch also zwei Monate.

Ferner kann der Nutzer Alarmbereiche festlegen, beispielsweise Türen. Hier kann er dann gesonderte Benachrichtigungen erhalten, wenn Bewegung festgestellt wird. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Clips und Zeitraffervideo zu erstellen, die man teilen kann. Entschließt man sich zum Abo, dann kann man auch die Personenwarnung scharf schalten, so bekommt man Benachrichtigungen, wenn eine Person gesehen oder gehört wird.

Das kostenlose Abo enthält Aufzeichnungen der letzten drei Stunden. Nun überlegt mal, wie logisch das ist für euch. Andere bieten da mehr im Abo. Schaue ich mal drei Stunden nicht aufs Handy, dann kann die Bude abgefackelt oder leergeräumt sein – und ich habe keinerlei Aufzeichnungen. Ein paar mehr Stunden hätten es da sein dürfen. Dennoch ist das Aware-Paket Pro, bietet es auf Wunsch Aufzeichnungen rund um die Uhr.

Die Einrichtung: Die kabelgebundene Nest Cam Indoor ist in wenigen Augenblicken installiert und eingebunden. Auspacken, ans Stromnetz anschließen und in der App hinzufügen. Hier gibt man lediglich seinen Netzwerkschlüssel an. Die App empfinde ich als sehr gut. Leider gibt es da draußen gute Cams, die derart schlechte Software-Lösungen haben, dass man die Entwickler auspeitschen möchte. Teilweise eine Frechheit, was man geboten bekommt – Nest ist eine gute Ausnahme, die App ist logisch aufgebaut, taugt also was.

Hat man die App mit der Cam bekannt gemacht, so kann es direkt losgehen. Die App erlaubt den Blick in die Räumlichkeiten. Man kann hinterlegen, wo die Cam steht, zudem die Benachrichtigungen justieren. Man kann live zuschauen oder sich bei Bewegungen benachrichtigen lassen. Man kann dauerhaft überwachen – oder man schaltet die Kamera auf privat.

Wer nicht schalten möchte, der kann automatisiert entscheiden lassen, so erkennt die Kamera ihren Besitzer, bzw. merkt, wenn sein Smartphone aus dem Haus ist. Ist dies der Fall, so ist die Cam scharf und überwacht. Einrichten und vergessen. Aufgestellt wird die Kamera auf ihrem Fuß, ihr könnt sie auch indoor an die Wand klöppeln, eine entsprechende Platte und die Schrauben sind anbei.

Nachtsicht

Rein technisch: Die Nest Cam Indoor Überwachungskamera bietet bis zu 1080p (30fps/H.264), Weitwinkel, einen Zoommodus und einen Nachtsichtmodus. Man kann nicht nur hören oder sehen, man kann auch gegensprechen. Die Nest Cam kann man also auch mal als Babyphone missbrauchen.

In meinem Test war die Audio- und die Videoqualität jederzeit gut, ich hatte je nach Verbindung eine Verzögerung von 1-2 Sekunden. Die gute Qualität stelle ich der App und der Web-Version aus. Andere Anbieter haben hier nicht einmal eine Web-Schnittstelle.

Zone definieren (nur Nest Aware)

Diese Web-Schnittstelle ist auch interessant nutzbar, denn der Stream lässt sich freigeben. Nicht nur für Mitglieder des Haushalts, sondern generell. Öffentlich oder per Passwort zugänglich, sogar in eine Webseite einbindbar. Finde ich gut. So hat man auf Wunsch – oder andere Personen – direkt alles live im Blick. Wir haben das im Team getestet, da hat man mal 5, mal 10 Sekunden Verzögerung. Das ist ok.

Fazit: Die Nest Cam Indoor ist die beste Cloud Cam, die ich euch nicht empfehle. Ich könnte mich stundenlang daran abarbeiten, dass ich es frech finde, dass Nest Aware ein Fast-Zwang ist. 3 Stunden Aufnahme? Das ist wenig. Zu wenig für meinen Daumen nach oben.

11 Uhr das Haus verlassen, kurz danach wird eingebrochen – ab 15 Uhr habe ich kein Material in Videoform vor 12 Uhr mehr, wenn ich nicht dauerhaft auf mein Handy glotze. Und gerade in den Nachtstunden, wenn ich vielleicht eine Benachrichtigung überhöre, bin ich gearscht. Stehe ich morgens um 6 auf, dann sehe ich NICHTS, was vor 3 Uhr passierte. Nö, lass mal.

Auf der anderen Seite ist das nur meine Sicht der Dinge, mein Problem. Wenn ihr das auch so seht, toll – wenn nicht, auch super. Die Pro-Pläne beschrieb ich bereits. Der kleinste Plan ist schon super, den finde ich ausreichend – kostet aber halt auch zehn Euro im Monat, wenn auch monatlich kündbar. Sparen tut man im Jahresabo.

Überraschung: Der Preis von Nest Aware gilt nur für eine Cam. Wer mehr als eine hat, der zahlt entsprechend mehr. Jede weitere Cam in Nest Aware kostet allerdings nur die Hälfte der Erst-Cam. Bedeutet: Statt 10 Euro im Monat für eine Cam zahlt man 15 für beide Cams. Oder 150 / 300 Euro im Jahr. Bedenkt das bei der Anschaffung der Kamera, die auch mal eben 199 Peitschen kostet.

Unabhängig davon: Die Nest Cam Indoor bot eine super Erfahrung bei der Einrichtung, die Qualität in Sachen Verarbeitung und Software ist super, die Streamingqualität passt, ich mag die Freigabe des Streams (privat / öffentlich) und auch die Nachtsicht passt. Wer mit Nest Aware, Cloud-Aufzeichnung und so keine Probleme hat – vielleicht mangels lokal aufzeichnender Alternativen: Go for it. Gefällt mir besser als Canary, meinem bisherigem Favoriten in der Cloud-Schiene.

tl;dr: Gute Hard- und Software. Ausreichend langes Kabel anbei. Bildqualität gut. Grundausstattung in Sachen Cloud-Recording sehr mager.

Die Produkte von Nest bekommt ihr mittlerweile bei diversen Händlern. Natürlich im Google Store, bei Cyberport oder auch Amazon.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram. PayPal-Kaffeespende.

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6 Kommentare

  1. Bei Netatmo geht alles in die Dropbox oder einen FTP Server. Ohne Abo. Deshalb war das meine erste Wahl.

  2. Wieviel GB werden an einem Tag (24h) aufgezeichnet?

  3. Google hat letztes Jahr auch einigen YouTubern diese Kamera geschenkt. Die Resonanz war ebenfalls nicht so gut. Als Spielerei ok, aber für einen tatsächlichen Einsatz wie man ihn bei so einer Lösung erwartet, absolut ungeeignet.

  4. Der Preis ist wirklich unverschämt, 199€ pro Kamera und dann noch 100€ jährlich für wichtige Funktionen (Nest Aware) und dann noch teurer machen wenn mehr als eine Kamera benutzt wird. Würde die Kamera 99€ kosten, könnte man das ja vll. noch verstehen, aber so ist das schon sehr happig.

  5. 199€ und alles landet in einer von mir unkontrollierbaren Cloud auf irgendwelchen US-Servern. Nein danke, nicht mal als Geschenk will ich so etwas haben.

    Die Stasi wäre vor 30 Jahren froh über solche Möglichkeiten gewesen. Die würden aus dem Freundentanz gar nicht mehr rauskommen, wenn sie wüssten das die Menschen sogar so blöd sind für die Spionage Geld zu bezahlen.

  6. @Ben, volle Zustimmung.

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