Online-Kündigungsbutton: Kaum ein Anbieter setzt ihn aktuell gesetzeskonform um

Die Misere um den Kündigungsbutton setzt sich fort: Seit dem 1. Juli 2022 müssen Anbieter, die online den Vertragsabschluss ermöglichen, auch einen Kündigungsbutton auf ihren Websites anbieten. Im November schauten sich die Verbraucherschützer dann mal die Umsetzung an. Doch die Ergebnisse waren eher ernüchternd: Viele Anbieter ignorierten die Vorgabe und boten weiterhin keinen Kündigungsbutton an oder setzen den Button nicht gesetzeskonform um. Gebessert hat sich bisher leider nicht viel.

So zeigt eine neue Analyse des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) auf, dass 72 % der untersuchten Websites keine gesetzeskonforme Umsetzung leisten. Geprüft wurden hier knapp 3.000 Websites. Umsetzen müssen alle Anbieter so einen Button für eine möglichst unkomplizierte Kündigung, wenn sie umgekehrt auch den Vertragsabschluss online anbieten. Beides soll quasi gleich einfach von der Hand gehen. Das sieht aber weiterhin in der Praxis anders aus.

Teilweise fehlt der Kündigungsbutton gänzlich oder ist nur schwer auffindbar. Dann gibt es auch Fälle, in denen über den Button das Vertragsverhältnis nicht beendet wurde und weiterhin fleißig Geld eingezogen worden ist. Verbraucher berichteten auch von technischen Fehlern, die eine Absendung der Kündigung verhinderten oder ausbleibenden Kündigungsbestätigungen. Deutlich wird: Unternehmen versuchen sich oftmals stur, sich um eine gesetzeskonforme Umsetzung zu drücken.

Gerne werden die Buttons etwa hinter langem Scrollen ans Ende einer Website verfrachtet oder eingeschränkt sichtbar „versteckt“. Beides ist nicht erlaubt. Der vzbv will dabei weiterhin gegen schwarze Schafe vorgehen und auch Abmahnungen vornehmen. In der Tat ist es ärgerlich, wenn Firmen einem zwar den Vertragsabschluss quasi über einen Klick ermöglichen, dann aber die Kündigung extrem erschweren und sich dafür gar in rechtliche Grauzonen begeben oder entgegen der Gesetzeslage handeln. Am Ende wirft das leider kein gutes Licht auf die Kundenbeziehungen. Um Kündigungen zu verhindern, gibt es bessere Wege – etwa gute Produkte zu attraktiven Preisen anzubieten, statt die Kündigung zum Spießrutenlauf zu machen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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22 Kommentare

  1. Da hab ich auch schon einige Seiten entdeckt…

  2. „Sollte kein Button auf der Website verfügbar sein, dürfen Kunden laut Gesetz den Vertrag sofort fristlos kündigen.“

    „ Allerdings rät Verbraucherschützer Buttler erst einmal zu Gelassenheit. »Aus Erfahrung würde ich davon abraten, gleich zu Beginn wegen eines fehlenden Buttons einen Rechtsstreit vom Zaun zu brechen.« Richter räumten Anbietern möglicherweise eine Schonfrist ein, wenn der Button nicht sofort in den ersten Tagen verfügbar ist. Und selbst dann sei fraglich, ob es sich finanziell lohne, vor Gericht zu ziehen, sagt Buttler.“

    https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/vertraege-im-internet-der-kuendigungs-button-wird-zur-pflicht-a-4e691f7c-c98e-4e65-8f60-01e59eccd740

    • Nachdem die Regelung seit dem 1.7.2022 gilt ist es nunmehr ein halbes Jahr her. Das sollte wohl als Karenzzeit genügen um die Webseite umzustellen.

  3. Drillisch ist einer davon ;). Klickst auf Kündigen, musst aber Anrufen. Nervt.

  4. Ob die Nutzung des Kündigungsbutton tatsächlich ausreicht, wie viele denken? Damit hat man zwar einen Kündigungswunsch ausgesprochen. Dieser wird auch meist automatisiert bestätigt. Die Bestätigung der Kündigung, was die Voraussetzung für eine rechtskräftige Kündigung sein dürfte, lässt dann auf sich warten oder kommt gar nicht. Einen solchen Fall habe ich derzeit laufen. Man möge doch von weiteren Anfragen absehen, weil sehr viele Anfragen zu bearbeiten sind, heißt es dann im Rahmen der automatisierten Bestätigung. Selbst nach einer angemessenen Wartezeit werden Anfragen nicht beantwortet. So war das vom Gesetzgeber sicher nicht gedacht.

    • Die Bestätigung der Kündigung seitens des Anbieters ist keineswegs notwendig, damit die Kündigung rechtskräftig ist. Kannst du die erfolgte Kündigung anderweitig nachweisen, kann dir herzlich egal sein, ob der Anbieter eine Bestätigung sendet oder nicht.

      • @Blub
        Warum habe ich dann den Hinweis erhalten?

        „Hinweis: Dies ist lediglich die Bestätigung, dass wir Ihre Kündigungserklärung erhalten haben. Ihre
        Kündigung wird Ihnen in einem separaten Schreiben durch unseren Abo-Dienstleister bestätigt.“

        Irgendwie habe ich den Eindruck ausgetrickst zu werden 🙁
        Die Bitte um Bestätigung der Kündigung und Nennung des letzten Liefertermins blieb bislang unbeantwortet.

        • Mit dem Hinweis hat das Unternehmen Deine Kündigung bestätigt.
          Mail aufheben bzw. Screenshot machen.

    • Eine Kündigung ist auch Bestätigung gültig. Wie @pio oben schon schrieb, ist es eine einseitige Willenserklärung.

  5. Wenn ich da an meine letzte Sky WoW-Kündigung denke, bei dem man mehrmals noch gefragt wurde, ob man vielleicht das Abo doch nicht kündigen sollte und den Kündigungsbutton dann mehrmals wieder bestätigen musste, bis man endgültig raus ist…

    Abmahnanwälte könnten doch dabei jetzt gut verdienen 😉

    • André Westphal says:

      Sky und WOW sind da sehr aggressiv. Ich hatte mal einen Monat ein WOW-Abo und seitdem bekomme ich im Wochentakt Rückholangebote. Zwischenzeitlich ging man auf 3 Monate für je 1 Euro im Monat runter für das Serienangebot. Wenns so weitergeht, bezahlen die mich irgendwann dafür, dass ich das Abo wieder abschließe :-D.

  6. zeit.de hat auch keinen Button, wenn man denen eine Mail schreibt das er fehlt und wann er kommt, wird das Abo gekündigt ^^

  7. Genau diese unternehmen sollten wir als Kunden dann meiden. Und zudem auue die das nicht tun anschwärzen und am besten verklagen.

  8. Ich habe vorgestern meinen O2 Vertrag über die Website gekündigt, nachdem ich mir viel Sucherei über Google diese Webseite gefunden hatte:
    https://info.o2online.de/kuendigung/

    in der O2-App wird garnicht darauf verwiesen. Da kann man höchstens eine „telefonischs Kündigung vormerken“ und soll dann bei einer Hotline anrufen.

    Die Anbieter verstecken die Kündigungsmöglichkeiten übers Web so gut wie möglich und auch da ist das nur der letzte Punkt ganz unten. Wenn es überhaupt geht.

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