Apple und die EU-Strafe: Details zu Spotify

Apple Store

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Wir berichteten vergangene Woche darüber, dass die EU eine Geldstrafe in Höhe von 500 Millionen Euro gegen Apple verhängen wird. Die EU hatte ja Apples Praktiken in Bezug auf den Wettbewerb bzgl. Apple Music unter die Lupe genommen, federführend war ja Spotify bei der Beschwerde.

Das Problem liege laut Bericht in Apples Bemühungen, Apps und Nutzer innerhalb seines App-Store-Zahlungssystems einzuschränken. Spotify beschwerte sich 2019, dass Apples Richtlinien den Wettbewerb gegen Apple Music einschränken, was 2020 eine EU-Untersuchung auslöste.

Offensichtlich wird Apple die Strafe aber nicht einfach hinnehmen. In einer heute mit den Medien geteilten Erklärung argumentierte Apple gegen die Vorstellung, dass Spotify durch wettbewerbswidrige Praktiken seinerseits geschädigt wurde:

Wir unterstützen gerne den Erfolg aller Entwickler – einschließlich Spotify, der größten Musik-Streaming-App der Welt. Spotify zahlt Apple nichts für die Dienste, die ihnen dabei geholfen haben, ihre App zu erstellen, zu aktualisieren und mit Apple-Benutzern in 160 Ländern auf der ganzen Welt zu teilen. Im Wesentlichen geht es bei ihrer Beschwerde um den Versuch, unbegrenzten Zugriff auf alle Tools von Apple zu erhalten, ohne für den von Apple gebotenen Mehrwert etwas bezahlen zu müssen.

Apple wies auch darauf hin, dass Spotify einen Marktanteil von 56 % hat, verglichen mit 20 % für Amazon Music und 11 % für Apple Music, laut MIDiAs Bericht 2022 über den Abonnement-Musikmarkt. Apple nennt auch weitere Details, wobei vieles halt auch ganz normal und üblich für Entwickler ist, darunter beispielsweise, dass Spotify Tausende von Apples APIs in 60 Frameworks verwendet; dass Spotify Apples Beta-Testplattform TestFlight nutzt; dass Spotify über 420 Versionen seiner App bei App Review eingereicht hat, die genehmigt wurden; und sogar, dass Apple-Ingenieure Spotify dabei geholfen haben, verschiedene Herausforderungen zu lösen, beispielsweise solche, die sich auf die hardwarebeschleunigte Medienwiedergabe und die Akkuoptimierung auswirken. Heruntergeladen wurde Spotify laut Apple bislang mehr als 119 Mrd. Mal. Lest euch bei Interesse gerne einmal den Beitrag bei Techcrunch durch, der ist etwas analytischer.

Da wird es also noch einen Schlagabtausch geben, sicherlich ist Apples Argumentation nicht das Ende der Geschichte. Zumindest in Zukunft wird es da etwas anders sein, die Gesetze sorgen dafür, dass Dritt-Entwickler auf andere Zahlungsmöglichkeiten außerhalb des App Stores hinweisen können. Derzeit nutzt das ja schon Netflix gerne und weist seine über den App Store zahlenden Kunden auf den Umstand hin, dass man auch außerhalb bezahlen kann – da bleibt dann eben nichts mehr bei Apple hängen. Da wird es sicherlich mehrere Meinungen geben, sicherlich wird es viele geben, die Spotify, Netflix und Co. Schmarotzertum vorwerfen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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12 Kommentare

  1. Dafür zahlen sie ja auch schließlich die 99USD für das Apple Developer Program

  2. Apple hat recht. Spotify verhält sich wie ein Parasit.

    Aber wenn man selber keinen Erfolg hat, muss eben geklagt werden. Die EU-Kommissionen machen es ja vor. Europa bekommt fast nichts mehr auf die Reihe, dafür werden fleissig Bussgelder einkassiert, weil die US-Konzerne so böse und gemein sind!

    • Spotify zahlt bestimmt auch seine 299 $/Jahr fürs Developer Programm.

      • Uiiiii. Echt? Sooo viel kann Spotify ausgeben ohne bankrott zu gehen?

        Mal Spaß beiseite. Die 299€ decken nichtmal annähernd den Traffic ab, den Spotify jährlich generiert (per Milchmädchenrechnung im Schnitt ca. 1,8 Petabyte / Jahr, jedenfalls über 1 PB). Alle anderen Leistungen stellen wir mal außen vor.

        Anbieter von Plattformen sollten ganz einfach auch eine Gebühr verlangen können. Weiß nicht, woran sich da so viele stoßen. Dass Apple gierig ist mit seinen 30%, darauf kann man sich ja einigen. Dass man hinweisen können sollte, dass man Abos auch außerhalb des AppStores abschließen kann – geschenkt. Aber dass man GAR NICHTS (299€ sind in dem Verhältnis gar nichts) verlangen darf von Anbietern die Millionen einfahren kann man nur mit blinder Ideologie rechtfertigen. Oder totalem Unverständnis von der Materie. Und wenn man keine Ahnung hat, sollte man, frei nach dem Sprichwort, doch lieber mal die …..

        • Der Traffic läuft doch nicht über Apple!?
          Und die 299 EUR sind pro Jahr pro Entwickler. Nicht pro Firma.

        • Ich bin ja grundsätzlich derselben Meinung, aber würde gerne einen Perspektivwechsel reinbringen.

          Warum darf Spotify von dem Millionenunternehmen Apple kein Geld verlangen, dass der Service dort verfügbar ist? Apple profitiert doch sicherlich davon, dass dieser beliebte Service verfügbar ist. Ich wäre nicht sicher, dass beispielsweise Garmin oder Sonos das umsonst bekommen.

          Am Ende ist es vermutlich das „Recht des Stärkeren“, oder?

          Zwischenmenschlich und harmonieliebend sollte einfach jeder von dem Kuchen profitieren, aber das ist gar kein so einfaches Thema.

    • Spotify verhält sich Apple gegenüber maximal dämlich, das hatten in der Vergangenheit nur noch Nvidia oder Epic „besser“ hinbekommen. Sie hätten vermutlich bereits vor langem sehr viel mehr erreichen können, wenn sie nicht auf maximale Konfrontation aus wären – es ist nun wirklich kein Geheimnis, dass dich ein Streit mit Apple in der Regel mehr kostet als er dir etwas bringt. Vor allem, wenn du wie Spotify in einer prekären Situation bist, dass du irgendwann mal Gewinn machen solltest ist es nicht clever, sich dann noch mit einem Unternehmen anzulegen, dessen Plattform du brauchst und die durch eine simple Preissenkung ihres Musikdienstes dir dann noch ein ordentliche Delle in deine Bilanz treten könnten.

  3. Spotify verwendet Apples APIs? No shit, Sherlock! Was für eine peinliche Argumentation von Apple.

  4. Wie sie hier alle weinen, wenn es gegen Apple geht. Die EU hat korrekt entschieden und ein Zeichen gesetzt. Die Strafe ist sogar noch moderat ausgefallen. Für Apple sind das doch „Peenuts“.

  5. Wenn ich mir die Kommentare hier so durchlese, frage ich mich wie sehr wir uns an solche wettbewerbsschädigenden Verhaltensweisen von Unternehmen gewöhnt haben und sie auch noch verteidigen und der ‚Argumentation‘ von Apple folgen.
    Man stelle sich vor Microsoft würde bei Windows bei jeder gekauften Software 30% vom Umsatz haben wollen. Alle anderen Wege wie man Software auf seinem PC installieren könnte, unmöglich machen würde und stattdessen nur noch den Microsoft Store zulassen. Und das könnten sie mit genau der gleichen Argumentation machen: Sicherheit des Systems, Sicherheit bei der Zahlung, Entwicklung des Betriebssystems und der Schnittstellen. Steam, Epic, freie Software, physische Kopien – alles unmöglich geworden. Ich weiß nicht ob die für Verbraucher und den Wettbewerb wirklich ein Vorteil wäre. Hier profitiert nur exakt einer davon.

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