Deutsche Telekom gibt Änderungen in der Tarifstruktur bekannt, 2 Mbit-Drosselung bestätigt.

Bereits gestern berichteten wir unter Berufung auf zwei Quellen von den Plänen der Deutschen Telekom, die Drosselung ab 2016 anders zu realisieren, als bisher bekannt gegeben. Bislang war es so, dass beim Erreichen von 75 Gigabyte Datenvolumen (je nach Tarif) die Surf-Geschwindigkeit im Abrechnungsmonat auf lediglich 384 KB gedrosselt werden sollte, diese Information gab man Ende April heraus. Dies sorgte natürlich für Diskussionen.

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Zum einen sind 75 Gigabyte schon heute relativ wenig Traffic, nicht auszudenken, was im Jahre 2016 für Technologien zur Verfügung stehen, die uns Content schnell und hochqualitativ in die Wohnungen bringen – zum anderen ist auch aus heutiger Sicht die Geschwindigkeit von 384 KB nicht für ein modernes Web ausreichend.

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Weitere Kritik prasselte auf die Telekom ein, als bekannt wurde, dass man einige Dienste-Anbieter bevorzugen wolle. Diese können sich für Geld einen Managed Service „erwerben“ und werden nicht in das Volumen eingerechnet. Fürsprecher der Netzneutralität sahen diese natürlich verletzt und protestierten. Im Verlaufe der Diskussion gab es seitens der Deutschen Telekom dann noch die Information, dass es für einen Aufpreis weiterhin unbegrenzte Flatrates gäbe. Eine zwischenzeitlich eingereichte Petition gegen die Drosselung wurde zwischenzeitlich 200.000 Mal unterzeichnet.

Nun die neuen Informationen der Deutschen Telekom, die heute offiziell veröffentlicht wurden. Ich war zu diesem Zweck mit Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing der Telekom Deutschland, in einer Telefonkonferenz.

Kurzinfos aus dem Gespräch:

– Viel Aufregung in der Politik, in den Medien

– Kunden machen sich Sorgen

Ab 2016 passende Angebote, auch echte Flatrates, diese aber teurer. Normalnutzer sollen günstige Angebote bekommen. Zubuch-Option werden kommen.

Mindestgeschwindigkeit: Verfünfachung – also 2 Mbit. Dies passiert nach Erreichen der Volumengrenze laut Vertrag. Gilt rückwirkend für Verträge, die ab Mai abgeschlossen wurden.

Diese Info ist dynamisch, nicht in Stein gemeißelt. Wenn bis 2016 der Durschschnittsverbrauch steigt, dann werden die Volumina angepasst und auch die Preise.

Aussage: die Strategie bleibt wie bisher. 2 MBit reicht für alle Use-Cases, nur nicht HD, dafür SD.

– Entscheidung aufgrund der Kundenkritik

– Angeblich gibt es keinen Effekt auf die Kundenzahlen der Telekom bezüglich der Drosselung – der Wettbewerb sei aber hart.

Entertain ist kein Internet-Dienst laut Telekom. Hat eigene Kapazitäten. Video in Demand: das will man noch besprechen, wie man das regelt.

Die Telekom geht nicht davon aus, dass ein Gesetz zur Netzneutralität kommt.

Offizielle PM:

Die Deutsche Telekom passt ihre neue Tarifstruktur an, die der Konzern im Rahmen der Tarifdifferenzierung ab 2016 technisch umsetzen will. Die Telekom reagiert damit auf die Sorgen von Kunden. Ab 2016 werden Kunden, sollten sie nach Aufbrauchen ihres Inklusivvolumens keine zusätzlichen Datenpakete buchen oder keine Flatrate nutzen, mit 2 Mbit/s statt wie bisher geplant mit 384 Kbit/s surfen können.

„Wir haben in den vergangenen Wochen einen intensiven Dialog mit unseren Kunden geführt und die Sorgen verstanden. Mit 2 Mbit/s liegen wir deutlich über dem Mindestrichtwert aus der Breitbandstrategie der Bundesregierung – wir haben ihn verdoppelt“, sagt Niek Jan van Damme, Deutschlandchef der Telekom. Der neue Wert gilt rückwirkend auch für Verträge, die seit dem 2. Mai 2013 abgeschlossen wurden.

Die Telekom hatte Ende April eine neue Tarifstruktur im Festnetz angekündigt, die stärker auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Kundengruppen eingeht. Dabei wird es ab 2016 weiterhin Flatrates für Vielnutzer geben, die dann etwas teurer sein werden, aber auch günstigere Tarife für Normalnutzer, bei denen ein bestimmtes Datenvolumen inklusive ist. Für alle Zielgruppen – Wenignutzer, Familien und Extremnutzer – wird es passende attraktive Angebote geben.

„Eine weitere Sorge, die wir oft gehört haben, ist, dass beispielsweise Familien mit den bisher definierten Volumina in Zukunft nicht auskommen werden“, so Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing der Telekom Deutschland. „Wir stehen im Wettbewerb und es ist doch klar, dass wir diesen Sorgen Rechnung tragen und für alle Zielgruppen attraktive Tarifpakete schnüren werden. Aber es ist zu früh, über Details der Tarife in drei Jahren zu sprechen.“

Die Telekom hatte mehrfach erklärt, dass sowohl die reduzierte Geschwindigkeit als auch die Inklusivvolumina dynamische Werte sind, die sich an den Markterfordernissen orientieren. „Die Werte sind nicht in Stein gemeißelt, auch hier gilt: Wir stellen uns der Realität. Vor der Einführung 2016 werden wir uns den Durchschnittsverbrauch unserer Kunden genau ansehen und die Inklusivvolumina gegebenenfalls anpassen“, so Hagspihl weiter.

Niek Jan van Damme ergänzt: „Unser Ziel bleibt: Ein leistungsstarkes Internet für alle. Für den Ausbau ins flächendeckende Highspeed-Internet investieren wir weiterhin Milliarden – allein in den kommenden Jahren zusätzlich 6 Mrd. Euro. Damit sind wir Vorreiter in Deutschland. Wir werden unsere Tarife aber differenzieren müssen, so dass wir unsere Netzinvestitionen auch in Zukunft zurückverdienen können.“

Netzneutralität? Bekannte Thematiken zu Managed Services und Vorteile für andere Anbieter wurden auch besprochen, hier rückte man aber nicht von bisherigen Aussagen ab. Dennoch sprach man von diskriminierungsfreien Diensten, man will nicht Dienste ausbremsen, aber will Kunden, die zum Beispiel Zusatzdienste buchen (Videokonferenzen und Co) sicherstellen, dass deren Dienste bevorzugt behandelt werden.

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30 Kommentare

  1. In der Marketingabteilung der Telekom sitzen wohl nur Radkappen, die nicht wissen, was eine gute Kommunikation mit dem Kunden bedeutet oder diese kontroverse Strategie ist kühl berechnet…aber irgendwie glaub ich letzteres nicht so wirklich…

  2. Und wer hats schon gewusst 🙂

  3. Ich frage mich ob das so geplant war oder man vor dem Druck der Medien eingeknickt ist ^^

  4. @Günni: Die haben die Neuabschlüsse und Kündigungen gesehen und haben Probleme ihre Ziele zu erreichen!!! 😀

  5. „Wir haben in den vergangenen Wochen einen intensiven Dialog mit unseren Kunden geführt“

    Das nennt man Euphemismus. Nach wie vor habe ich den Eindruck, die Telekom verhält sich wie ein Kleinkind im Sandkasten.

  6. Ja Günni, es ist nämlich so: Caschys Bericht gestern wurde von vielen Medien aufgegriffen .. das hat letztendlich die Telekom so extrem unter Druck gesetzt dass sie heute natürlich reagieren mussten ..
    Caschy wenn du das in Abständen wiederholen könntest – bis wir so etws bei 10 Mbit in 2016 gelandet sind. 🙂

  7. ‚Diese Info ist dynamisch, nicht in Stein gemeißelt. Wenn bis 2016 der Durschschnittsverbrauch steigt, dann werden die Volumen angepasst und auch die Preise.‘
    Genau. Mit allem anderen vorher wird nur das Bett bereitet – andere Provider werden der Telekom dankbar sein dafür.

  8. fellowweb says:

    Und wenn die Drosselkom die 384 KBit/s bereits anfangs so utopisch niedrig gewählt hat, um danach mit großer Gönnermiene von der Verfünffachung auf 2 MBit/s sprechen zu können?
    Wenn jemand bei der DTAG sich Gedanken zu so einer grundlegenden Änderung des Geschäftsmodells und zu der Umsetzung der Strategie macht, dann werden das schon die intellektuellen Top 1% des Konzerns – ggf. mit externer Unterstützung von Prämiumleiharbeitern („Unternehmensberater“) – sein. Und keinen davon würde ich unterschätzen.

  9. Die Kommunikationspolitik der Telekom zu diesem Thema war miserabel – da darf man von einem solchen Unternehmen eigentlich was besseres erwarten.
    Aber wir bezahlen ja für die Dienste, und nicht für die heilsversprechenden Worte 🙂

    Zum Thema ‚Netzneutralität‘:
    Alle die jammern, haben entweder nicht richtig gelesen, oder verstehen es einfach nicht.
    Die Telekom bietet Dienste wie Streaming, Telefonkonferenzen, Onlinemeetings, Onlinepräsentationen, etc. an. Diese Dienste werden von Unternehmen hochpreisig bezahlt – ich weiß es, wir bezahlen das auch…
    Ist doch klar, dass die Telekom diese Dienste nicht mit der anschlussabhängigen Drossel kastrieren kann, wenn die großen Telekomkunden nen riesen Haufen Geld dafür hinlegen!

    Ein Beispiel, was viele sich vorstellen, aber NICHT dem Vorhaben der Telekom entspricht:
    Youtube (Google) blättert der Telekom 6 Millionen im Jahr hin, und dafür wird der Traffic von Youtube an der Drossel vorbeigeschleust.

    Ein Beispiel, was Telekom vor hat:
    Youtube lässt seine Steamingserver von Telekom betreiben und würde dafür ganz ganz ganz viel Geld zahlen. Dann würde die Telekom den youtube-Traffic auch bei Drosselung nicht ausbremsen.

    Die Telekom häts einfach besser erklären müssen…

    Grüße,
    Stefan

  10. @Stefan
    Das ist einfach falsch was du sagst. Was ist mit Spotify? Da passiert doch genau das schon. Spotify zahlt der Telekom Geld und dafür werden Spotify Bits nicht gezählt 🙂

  11. @Stefan… ich glaube DU hast nicht verstanden, was Netzneutralität bedeutet!

  12. siehe

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=AQTkUhjVUf4

    das Filmchen hat mir mein Sohn gerade gepostet, da ist alles schön einfach erklärt, für die, die immer noch nicht wissen, was Netzneutralität (und ein bischen Satire) bedeutet

  13. Hajo Schmidt says:

    ZENSUR ist ZENSUR ist ZENSUR ist ZENSUR!
    Egal, wie man sie nennt!
    Wir haben in unserem Unternehmen nun alle möglichen Stellen enttelekomisiert, d.h. ausfindig gemacht, wo wir die .T… einsparen können.
    Natürlich nicht von heute auf morgen, aber im laufe der Zeit.
    Ich glaube nicht, das es eine große Welle geben wird, aber ich fühle mich persönlich besser und kann mit gutem Beispiel vorrangehen.

  14. Droidler90 says:

    @Stefan
    Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die ….

    Du kannst versuchen noch so klug daher zu kommen, wenn deine Aussagen falsch sind bringt uns das dann aber nicht weiter.

  15. Tja ich hab trotzdem diese Woche gekündigt.
    Solange die Netzneutralität von der Telekom so mit Füßen getreten wird, werde ich wohl woanders mein Geld lassen.

  16. Wayne, auch so ist die Netzneutralität nicht gegeben. Fuck off Telekom! Kündigung schon bestätigt, und das ist auch gut so.

  17. Ich finds zu geil. Wenn der Durchschnittsverbrauch steigen wird, dann würden die die Kontingente hochschrauben…ja is klar. Das ist ein Geschäftsmodell, welches einzig und allein darauf basiert, dass mehr Leute einen Aufpreis für zu viel Traffic bezahlen. Und das lassen die sich entgehen, wenn immer mehr Leute richtige Flats für mehr Geld buchen müssen? Never.
    Und alle schreien jetzt hurra, das verstehe ich nicht. Die hatten zwei Möglichkeiten:
    1. GB-Grenze hochschrauben
    2. Netzneutralität wahren
    3. Mbit Grenze erhöhen.

    Was haben die gemacht? Genau das, was keinen Einfluss darauf haben wird, dass mit DSL Kunden noch mehr verdient werden soll. Wieso? GB-Grenze auf 100-150gb hochschrauben würden noch mehr Leute rausfallen, die sich gegen Ende des Monats eine Flat gegen Aufpreis buchen würden.
    Zu 2. Ihre Dienste haben einen Wettbewerbsvorteil -> mehr Einnahmen.
    Natürlich wird 3. angestrebt. Und da sage ich: Wer 75GB downloaded, wird sich auch nicht mit 2mbit zufrieden geben und sowieso einen Aufpreis zahlen. Das ist ein ganz geringer Teil, der versuchen wird mit 2mbit durch den Monat zu kommen (ausgeschlossen die, die eh nicht mehr als 3-6mbit zur Verfügung haben)

  18. Schon schad, dass einige gleich wieder ungemütlich werden.
    Aber so ist’s nunmal im Netz…

    Vorab eins: Das Video ist gut gemacht, entspricht aber auch nur Annahmen und Vorhersagen.

    Ja, die Telekom zählt die Spotify Bits nicht – aber nur unter zwei Bedingungen:
    1. Spotify über Telekom gebucht
    2. Mobilfunk

    Die Telekom bietet hier einen Dienst an – der heißt Spotify.
    Dass die Telekom aber die Dienste ais dem eigenen nicht durch eine anschlussabhängige Datendrossel kastrieren will, ist ihr gutes Recht.

    Der zweite Fakt, nämlich dass die Drossel nur im Mobilfunkbereich zur Anwendung kommt, ist nicht ganz so wichtig. Zwar wird Mobilfunk und Internet von der selben Behörde reguliert, aber dennoch unterschiedlich behandelt.

    IMHO wird es für die Telekom nicht möglich sein, ein „2 Klassen Internet“ zu schaffen.
    Würde sie das tun, verstößt sie nämlich gegen geltendes Recht.
    Um einem bestimmten Dienst trotz bereits ‚aktiver‘ Drossel ‚freie Fahrt‘ zu geben, müsste die Telekom die Inhalte der Telekommunikation (zur Laufzeit) analysieren und für die entdrosselung dieses Diensts nutzen.
    Das darf die Telekom aber nicht – wer mag kann das im §88 III TKG nachlesen.

    @Droidler90
    Tschuldigung dass ich auf die klug wirke!
    Überleg mal, woran das liegen könnte…

  19. Also ich werde in Zukunft nich gedrosselt weil hab leider eh nur 2Mbit ^^

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