Jabra Elite 3 im Test: TWS-Kopfhörer punkten durch Klang und Telefonate

Ende August hatte Jabra seine neuen Kopfhörer Jabra Elite 3 vorgestellt. Für die Dänen ist dieses Modell ein Experiment in einem neuen Segment: Die TWS-Kopfhörer des Unternehmens starten normalerweise in höheren Preisbereichen und versorgen entsprechend anspruchsvollere Hörer – etwa durch die Elite 85t. Die Elite 3 liegen preislich bei nur 79,99 Euro. Den Fokus hat Jabra hier nicht auf Zusatzfunktionen, sondern auf Klang und Telefonate gelegt. Ich habe mir mal angehört, ob sich das ausgezahlt hat.

So gibt es in diesem Preissegment viel Konkurrenz. Beispielsweise haben mir auch die Honor Magic Earbuds gut gefallen, welche auch ANC bieten. Und auch Anker hat hier natürlich im Bereich von 80 bis 100 Euro viele Modelle im Repertoire – etwa die Soundcore Liberty Air 2 Pro, die auch schon für 90 Euro angeboten wurden und kürzlich LDAC-Unterstützung erhielten. Und dann sind da ja auch noch die Nothing ear(1). Das sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen sollen, dass Jabra mit den Elite 3 in ein Segment eindringt, in dem die Konkurrenz hart ist.

Jabra Elite 3 – Technische Daten

  • TWS-Kopfhörer (In-Ear)
  • Treiber: 6 mm
  • Speaker-Bandbreite: 20 bis 20 kHz (Musik) / 100 Hz bis 8 kHz (Sprache)
  • Mikrofon-Bandbreite: 100 Hz bis 8 kHz
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth-Codecs: SBC, AAC, aptX
  • Mikrofonart: 4x MEMS
  • Akkulaufzeit: bis zu 7 Stunden (28 Stunden mit Case)
  • Ladedauer: ca. 3,5 Stunden
  • Schnellladung: 10 Minuten aufladen für eine Stunde Betrieb
  • Schutzart: IP55
  • Abmessungen Earbuds (B x H x T): 20,1 mm x 27,2 mm x 20,8 mm
  • Abmessungen des Ladecase (B x H x T): 64,15 mm x 28,47 mm x 34,6 mm
  • Gewicht (pro Kopfhörer): 4,6 g
  • Gewicht (Ladecase): 33,4 g
  • Besonderheiten: Begleit-App Jabra Sound+, Google Fast Pair, Spotify-Verknüpfung (nur Android), kompatibel zu Apple Siri, Amazon Alexa, Google Assistant, Nutzung einzelner Earbuds im Mono-Modus, HearThrough-Modus
  • Lieferumfang: Earbuds, Ladecase, Ladekabel, Kurzanleitung, Ear-Gels in drei Größen (S, M, L)
  • Preis: 79 Euro
Angebot
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Wie ihr seht, bieten die Jabra Elite 3 beispielsweise weder ANC noch eine Funktion, welche die Musikwiedergabe beim Herausnehmen der Hörer pausieren würde. Spannenderweise ist dafür aptX an Bord – das fehlt sogar den eigentlich höherwertigen Elite 85t. Das Gesamtpaket hört sich auf dem Papier für den Preis jedenfalls gut an. Stimmt dann auch die Verarbeitung?

Ausstattung und Verarbeitung

Das Case der Elite 3 erinnert sehr an die großen Brüder: Mattes Plastik kommt zum Einsatz. An der Vorderseite sitzt eine farbige LED, welche den Ladestand signalisiert, wenn ihr die Schale schließt bzw. das USB-Kabel zum Aufladen ansteckt. Innen finden die Earbuds auf den Kontakten Platz und werden dort magnetisch gehalten. Passt soweit alles.

Die Form der Elite 3 ist deutlich weniger rundlich. Dieses neue Design hat Jabra ja nun auch für die Elite 7 verwendet – ein richtiger Schritt, wie ich im Praxistest aber noch genauer erläutern werde. Die Earbuds selbst bestehen aus mattem Plastik, das wertig wirkt und auch gegen Fingerabdrücke gut gefeit ist. Die Oberflächen von linkem und rechtem Earbud lassen sich haptisch drücken. Dadurch könnt ihr etwa unter Android durch zweimaliges Drücken des linken Ohrstöpsels direkt die Spotify-Wiedergabe starten. Alternativ aktiviert ihr so Sprachassistenten. Beides klappte im Test einwandfrei. Einmaliges Antippen aktiviert den HearThrough-Modus, der über die Mikrofone gezielt Umgebungsgeräusche durchlässt. Langes Drücken senkt die Lautstärke.

Der rechte Earbud kann durch einmaliges Drücken die Wiedergabe pausieren bzw. fortsetzen. Zweimaliges Drücken überspringt Songs und dreimaliges Drücken startet das aktuelle Lied neu bzw. springt einen Titel zurück. Ein langer Tastendruck erhöht die Lautstärke. Anrufe lassen sich zudem über beide Earbuds durch einmaliges Drücken annehmen oder durch zweimaliges Drücken abweisen. Was mir daran nicht so gut gefällt, ist, dass man durch Pressen der Buttons unweigerlich die Earbuds stärker ins Ohr drückt. Der Vorteil an der haptischen Bedienung: Es kommt seltener zu Fehleingaben als bei einer kapazitiven Oberfläche.

 Praxistest der Jabra Elite 3

Jetzt wird es spannend: Die Jabra Elite 3 bieten also kein ANC. Auch andere Zusatzfunktionen, wie man sie von Jabras höherwertigen Modellen kennt, fehlen. So glänzt etwa MyFit durch Abwesenheit, was es erlaubt den Sitz der Earbuds zu prüfen. Zwar bietet euch Jabra Sound+ in Kombination mit den Elite 3 noch einen Equalizer an, ihr dürft aber nur aus voreingestellten Modi wählen. Eine manuelle Anpassung fehlt. Zuletzt hat Jabra auch noch den Hörtest zur individuellen Klangoptimierung gestrichen. Das sind also die Kompromisse, die ihr eingeht, wenn ihr euch auf den Preis von 79 Euro beschränkt.

Die Änderung der Kopfhörerform sorgt bei mir übrigens für Applaus: Die Elite 85t und dessen Vorgängermodelle saßen bei mir allesamt etwas locker, was z. B. selbst bei den Active-Versionen den Sport komplett ausschloss. Die neue, etwas ovalere Form der Elite 3 sorgte bei mir im Test für einen stark verbesserten Halt, der mich etwas an die Poly BackBeat Pro 5100 erinnert hat. Selbst wenn ich den Kopf also ruckartig zur Seite bewegt habe, saßen die Elite 3 sicher. Bedenkt jedoch: Jedes Ohr ist anders. Was bei mir passend sitzt, kann bei euch zu locker oder auch zu fest sein.

Joggen mit den Elite 3 war mir demnach möglich. Tatsächlich zählen die Elite 3 gemeinsam mit den erwähnten BackBeat Pro 5100 und den kürzlich von mir getesteten Amazfit PowerBuds Pro nun zu den TWS-Kopfhörern ohne Earwings, den ich den besten Sitz bescheinigen würde. Nach meinen Problemen mit den Elite 85t hat mich das wirklich positiv überrascht. Übrigens ist die passive Geräuschisolierung schon exzellent. Was fehlt, ist ein Luftkanal, um etwas den Druck aus den Ohren zu nehmen. Solltet ihr bedenken, wenn ihr in diesem Bezug empfindlich seid.

Der große Pluspunkt in diesem Preissegment: Unterstützung für Qualcomm aptX und ein sauberer Klang. Die Stereo-Separation ist gut und Jabra hat auf einen neutralen Sound Wert gelegt, der an Modelle wie die Sennheiser CX 400BT erinnert. Ich konnte jedenfalls deutlich mehr Details heraushören als mit den Powerbuds Pro, die ich aktuell auch regelmäßig nutze. Im direkten Vergleich fiel mir der klangliche Mehrwert der Elite 3 stark auf. Da ich sehr melodische Musik höre, kommt mir das ausgewogene Klangprofil der Elite 3 sehr gelegen.

Dafür sind die Bässe etwas schwächer auf der Brust als bei etwa den Soundcore-Modellen aus dem gleichen Preisbereich. Selbst im Equalizer-Modus „Verstärkte Bässe“ preschen sie nicht so nach vorne, wie das mancher Fan von Clubmusic, Dance oder Hip Hop sicherlich gerne hätte. Das gebe ich also zu bedenken. Für mich persönlich spielt der Klang in diesem Preissegment aber ganz vorne mit bzw. greift sogar über seine Klasse hinaus. Getestet habe ich dabei wieder einmal ein recht große Bandbreite unterschiedlicher Musikgenres.

Telefonate? Die sind ja normalerweise Jabras Stärke, die ihre Erfahrungen aus dem Markt für Geschäftskunden auch für ihre TWS-Kopfhörer adaptieren. Das schlägt sich auch bei den Jabra Elite 3 nieder. Ich habe abwechselnd mit einigen Gesprächspartnern, mal mit den Elite 3, mal mit den Powerbuds Pro von Amazfit telefoniert, ohne jeweils die Hersteller mitzuteilen. Bei Telefonaten schnitten die Elite 3 laut meinen Gegenübern in Sachen Klangqualität besser ab. Da bin ich allerdings noch auf die Elite 7 Pro gespannt, die da ja nochmals mehrere Schippen rauflegen sollten.

Fazit

Die Jabra Elite 3 punkten mit ihrem ausgewogenen Klang, der guten Verarbeitung, dem schlichten Design und auch ihrem in meinem Fall sicheren Sitz. Auch die Anrufqualität, eine Stärke der Dänen, kommt zum Tragen. Kritikpunkte sind das fehlende ANC bzw. der generelle Feature-Schwund, wenn man dieses Modell mit anderen Kopfhörern von Jabra oder Konkurrenzmodellen der gleichen Preisklasse vergleicht. Hier müsst ihr eben abwägen, was eure Schwerpunkte sind.

Wer vor allem einen günstigen TWS-Kopfhörer mit gutem Sound, aptX und festem Sitz (auch beim Sport) sucht, der könnte mit den Jabra Elite 3 einen richtig guten Begleiter finden. Ich muss zugeben, dass ich angesichts des Preises vor dem Test etwas skeptisch gewesen bin. Meiner Ansicht nach ist Jabras erster TWS-Ausflug ins Preissegment unter 100 Euro aber ein Erfolg geworden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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5 Kommentare

  1. Danke André
    Ich suche gerade Ersatz für die Elite Sport und kann dein Urteil zu dem 85t voll bestätigen, zum Joggen nicht geeignet. Von den 3 genannten würdest du den Jabra für Running a, ehesten empfehlen?

    Vielen Dank!

    • André Westphal says:

      Ich würde an deiner Stelle noch etwas warten, bald kommen ja die Elite 7 Active raus. Die werde ich wohl auch testen und hoffe ja, dass die dann auch besser sitzen als die Vorgängermodelle :-).

  2. Die erinnern mich stark an die Earfun-Stöpsel, nur dass jene keine App haben. Das Produkt ist sicher zugekauft.

  3. Mich würde einmal interessieren, wie die sich mit vernünftigen Schaumstofftipps anhören!
    Mit diesen Standard Silikondingern hören In-Ear sich ja meistens nicht so gut an.

  4. Nachdem mit passivem Schallschutz geworben wird, nehme ich an, das ist wieder eine ganz geschlossene Bauweise mit entsprechenden Trittschall-Problemen?

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