„Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ im Kurztest

Capcom hat mit „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ ein Spiel neu aufgelegt, das ursprünglich 2010 für den Handheld Nintendo DS erschienen ist. Heutzutage dürften sich nur wenige Spieler an diesen Titel des Entwicklers Shu Takumi erinnern. Letzterer ist vor allem für seine Reihe „Ace Attorney“ bekannt. So floppte „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ dann trotz positiver Kritiken auch anno dazumal. Nun erhält das Game eine zweite Chance am PC, der PlayStation 4, Nintendo Switch sowie der Xbox One.

Generell handelt es sich hier um eine Mischung aus Puzzle und Adventure mit Visual-Novel-Elementen. Die Story beginnt damit, dass der Hauptcharakter Sissel einfach mal erschossen worden ist. Als Spieler schlüpft ihr in seine Rolle, um herauszufinden, wie es zu seiner Ermordung gekommen ist und vor allem natürlich, wer der Täter ist. Wie das funktionieren soll, wenn Sissel verstorben ist und blutig verrenkt am Boden liegt? Nun, ihr spielt ihn als zeitreisenden Geist.

Klingt etwas morbide und irgendwie auch absurd? Bingo, denn „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ lebt von seiner wendungsreichen Geschichte und dem japanischen Humor. So sind auch die lebendigen Charaktere des Spiels allesamt ziemlich schräg – man nehme nur den herumtanzenden Kommissar im weißen Anzug als Beispiel. Durch solch skurrile Einlagen bleiben die Figuren natürlich gut im Gedächtnis. Apropos Gedächtnis: Das hat bei Sissel am Anfang eklatante Lücken, ihr deckt also mit ihm gemeinsam auf, wer er eigentlich ist und wer ihn offenbar so sehr gehasst hat, dass er ihn auf einem Schrottplatz umbringen musste.

Dabei setzt „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ auf eine kreative wie unterhaltsame Rätsel-Mechanik: Als Geist könnt ihr euch nicht frei durch die Areale des Spiels bewegen, sondern müsst stets von Objekten Besitz ergreifen und zwischen ihnen springen. Mit Telekinese bzw. als eine Art Poltergeist bahnt man sich so seinen Weg. Oft muss man dabei etwas um die Ecke denken und unterschiedliche Objekte aktivieren, um voranzukommen. Beispielsweise klappt ihr erst einen Regenschirm auf, ergreift von jenem Besitz und lasst euch dann vom Wind über einen sonst nicht überwindbaren Abgrund tragen.

Auf diese Weise interagiert ihr auch mit den Lebenden und lenkt etwa durch gezielte Aktionen die Aufmerksamkeit des Kommissars auf Beweisstücke. Zur Zeitreise-Mechanik: Ihr könnt jene nutzen, um z. B. den Tod anderer Figuren zu verhindern, indem ihr gezielt interveniert. Das geschieht stets unter Zeitdruck, denn ihr seht erst, wie ein Charakter das Zeitliche segnet und könnt dann maximal vier Minuten zurückspringen, um das Ganze zu verhindern. Bestraft werdet ihr aber nicht, wenn ihr versagt: Dann versucht ihr es in einer neuen Zeitschleife eben nochmals.

Je länger das Spiel dauert, desto komplexer wird die Spielmechanik. Sind es anfangs noch isolierte Aktionen, die ausreichen, die angestrebte Wirkung zu erzielen, müsst ihr später wie beim Schmetterlingseffekt komplizierte Kettenreaktionen auslösen, die sich manchmal gar nicht so einfach absehen lassen. Hier gehört es zum Spaß aber dazu, selbst den Kopf zum Rauchen zu bringen und der Versuchung zu widerstehen, im Netz die Lösungen herauszufischen.

Am Nintendo DS wurde das Spiel per Touchscreen bzw. Stylus bedient, die Steuerung über die Analogsticks funktioniert an der PlayStation 5 aber auch sehr gut, an welcher ich das Spiel ausprobiert habe. Was die Technik betrifft, so solltet ihr hier aber nicht zu viel erwarten. Das Bildformat liegt nicht in Widescreen vor und das HD-Remaster hat zwar die 3D-Charaktere aufgewertet, ihr werdet aber nicht in Versuchung geraten, „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“ mit einem modernen Titel zu verwechseln. Zumal das Spiel nicht vertont worden ist, sondern ihr die Texte (auch auf Deutsch) mitlesen müsst. Der schlichte Grafikstil hat aber weiterhin seinen Charme. Der angestaubte Soundtrack kann dabei auch in einer Art aufgebohrten Remix-Variante genossen werden.

Generell könnte dieses Spiel da vielleicht als Retro-Indie-Game durchgehen, wäre es eben nicht ein Capcom-Titel. 29,99 Euro kostet „Ghost Trick: Phantom-Detektiv“, was ich etwas hoch gegriffen finde. Ca. 12 Stunden Spielzeit mit wirklich kreativer und unterhaltsamer Puzzle-Mechanik bekommt ihr dafür geboten. Mir hat das Anspielen jedenfalls Spaß gemacht und die ausgefallene aber logische Geschichte fesselt durchaus. Ihr solltet aber einen gewissen Sinn für japanischen Humor mitbringen, sonst könnte es euch womöglich anders ergehen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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Ein Kommentar

  1. Sebastian says:

    Habe ich damals auf iOS gespielt und fand das eigentlich sehr unterhaltsam

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