Auswertung Umfrage September 2023: ePA wird durchaus kontrovers aufgenommen

Im September 2023 hatte ich in der monatlichen Umfrage eruiert, ob ihr als Blog-Leser dem Anlegen einer elektronischen Patientenakte (ePA) widersprechen werdet. Ehrlich gesagt, rechnete ich mit weiterem Zuspruch für die ePA. Doch die Umfrageergebnisse sind weitaus vielschichtiger.

Als Reinholer: Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) wird eine digitale Lösung eingeführt, in der Ärzte eure Unterlagen digital ablegen können. Die Akte wird für euch automatisch bei eurer Krankenkasse angelegt – es sei denn, ihr wählt bewusst das Opt-out und widersprecht. Auf dieser Lösung ruht die Hoffnung, dass mehr Menschen die ePA verwenden. Denn bisher blieb das doch arg überschaubar. Bis Ende Juni 2023 sollen etwa nur 704.050 elektronische Patientenakten angelegt worden sein.

Die Bundesregierung sieht die ePA als Herzstück des digitalen Gesundheitswesens an. Doch was gut klingt, birgt viele Fallstricke. Denn gerade Gesundheitsdaten bergen ein hohes Missbrauchsrisiko und sind auch für Kriminelle extrem interessant. Und in Sachen Sicherheit gab es etwa vom angesehenen Chaos Computer Club (CCC) erhebliche Bedenken.

Im Ergebnis handelt es sich also um ein Für und Wider. Genau das spiegelt sich dann auch in unseren Umfrageergebnissen recht adäquat wider. Erst einmal aber vielen Dank für die Teilnahme – 3.356 Leser haben abgestimmt. Dabei waren keine Mehrfachantworten möglich. Die konkrete Fragestellung lautete „Elektronische Patientenakte (ePA): Legst du Widerspruch ein?“. Dabei haben 52 % (1.760 Stimmen) mit „Nein“ abgestimmt. Sie werden also eine ePA erhalten. 29 % (983 Stimmen) sagen hingegen „Ja“, sie werden also widersprechen oder haben das Procedere schon eingeleitet.

Recht spannend ist, dass es dieses Mal – unüblich für unsere Umfragen – mit 18 % (613 Stimmen) einen sehr großen Anteil derjenigen gibt, die sich noch unsicher sind („Bin noch unsicher“). Auch wenn also eine knappe Mehrheit der Abstimmenden die ePA anlegen lässt, ist das kein sehr einheitliches Bild. Ich selbst habe übrigens schon Widerspruch bei meiner Krankenkasse eingelegt. Grundsätzlich finde ich die ePA gut, der Durchführung vertraue ich allerdings nicht und habe keine Lust, meine Gesundheitsdaten in einem Datenleck auftauchen zu sehen, während Politiker mit den Schultern zucken.

Sobald technische Verbesserungen vorgenommen worden sind, werde ich die ePA aber ebenfalls nutzen. Darauf warte ich aber zunächst und beobachte untere anderem die weiteren Bewertungen des CCC.

Elektronische Patientenakte (ePA): Legst du Widerspruch ein?

  • Nein (52%, 1.760 Votes)
  • Ja (29%, 983 Votes)
  • Bin noch unsicher (18%, 613 Votes)

Total Voters: 3.356

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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21 Kommentare

  1. Hab sie mir auch angelegt. Leider macht meine Hausarztpraxis noch nicht mit.

  2. Solange ich als Patient nicht selbst zu Hause die ePA befüllen usw. kann und dafür zu den überlasteten Ärzte muss, wird es wohl nichts. Ich will entscheiden und Daten hinzufügen und entfernen können wie ich es will.

    • Die ePA selbst befüllen?

      So sollen denn Daten und in welcher Qualität herkommen – deine eigenen selbstgemessenen Laborwerte?

      Jeder Deutsche ist neben Fußballtrainer und Virologe jetzt auch noch sein eigener Doktor?

      OMG

    • Man kann sie selbst befüllen. Habe meinen Befund der aktuellen Blutwerte über die TK-App hinzugefügt. Ebenso meine bisherigen Impfungen.

      • Richtig. Ich habe den TK-Safe (ePA bei der Techniker Krankenkasse) seit Jahren genutzt und alle Laborergebnisse und Befundberichte mit dem Handy abfotografiert und als PDF in die ePA eingefügt. Auch habe ich alle Impfungen uns Vorsorgeuntersuchungen nachgetragen. Meine Akte ist daher recht vollständig und ich kann jederzeit selbst nachgucken, was wann war und wie sich etwas verändert hat. Von Ärzten und Krankenhäusern ist in all den Jahren bisher nichts eingetragen worden. Die TK ergänzte aber selbstständig die abgerechneten Leistungen der Vorquartale mit Datum, so dass ich sehe, welcher Arzt was abgerechnet hat. Und auch die Arbeitsunfähigkeitszeiten hat die TK jeweils eingetragen.

        Insgesamt ist die ePA bisher für mich selbst sehr praktisch gewesen, aber von Ärzten noch überhaupt nicht genutzt worden. Ich könnte zwar bestimmte Inhalte aktiv freigeben, aber wem und wozu? Aus deren Faxgerät kommt da sicher nichts raus. Die Ärzte leben gefühlt noch in der Steinzeit.

        Letzte Woche konnte ich aber mein erstes eRezept einlösen. Meine Zahnärztin war soweit. In der Apotheke hingegen war ich der erste, der ein eRezept per App einlösen wollte. Das hat dort etwas Irritation ausgelöst. Ich hab denen dann aber gezeigt, wie es gehen müsste und so ging es ja dann auch.

        Deutschland und Digitalisierung, das ist noch ein weiter Weg!

    • Zum Glück kann da nicht jeder Laie wild irgendwelche Daten eintragen.

      • Es ist Deine Akte, Du Wirrkopf. Natürlich kannst Du da was eintragen. Aber natürlich ist erkennbar, dass Du es eingetragen hast. In den Befunden der Ärzte, so sie dann mal dort automatisch eingefügt werden, kannst Du natürlich nicht manipulieren. Das ist doch keine Word-Datei, wo alle gemeinsam wild durcheinander schreiben.

      • Der Versicherte oder sein Vertreter können beliebige Dokumente einstellen. Es ist dann allerdings ersichtlich, dass diese vom Versicherten und nicht vom Arzt selbst eingestellt wurden.

  3. Immer wieder interessant, dass in Deutschland zwar gerne über die mangelnde Digitalisierung gemeckert wird, aber ein nicht unerheblicher Teil das überhaupt nicht möchte bzw. Datenschutzbedenken hat. Kann ich akzeptieren, aber dann bitte auch nicht über das rückständige Deutschland beschweren.

    • Danke! Genau so sehe ich das auch!

    • Ich denke, es sind unterschiedliche Bevölkerungskreise.
      Die einen mahnen die mangelnde Digitalisierung an und die anderen fehlenden Datenschutz.
      Es ist halt nicht gesagt, dass die, die gerne mehr Digitalisierung hätten, gleichzeitig auch Bedenken äußern.
      Würde mit zumindest wundern, wenn es da eine Schnittmenge gäbe.

      • André Westphal says:

        Man kann durchaus Digitalisierung fordern und gleichzeitig den Anspruch haben, dass das „nicht irgendwie herbeigepfuscht“, sondern auch professionell und sicher gemacht wird. Das eine schließt das andere keinesfalls aus.

    • Ja leider. Ich staune jedes Mal wie viele Berufsbedenkenträger so unter meinen Mitmenschen offensichtlich sind.

    • Das Problem ist leider eher das es oft technisch eine schlechte Lösung gibt und Kritik daran als übertrieben Datenschutz geframed wird um sich herauszureden. Und ein Teil der Menschen folgt dem leider.

      Das ist als ob man Kritik an schlechten Bremsen damit gleichsetzt wird dass man keine Autos möchte.

    • Ich habe mich nie beschwert und werde es auch nicht. Daher will ich auch im Fall der ePa in Ruhe gelassen werden.

  4. Ich halte den CCC in solchen Fragen eigentlich tatsächlich gar nicht mehr für so seriös.

    Bei der Einführung des ähnlich klingenden nPA, also dem „neuen“ Personalausweis 2011 war der CCC auch in heller Aufruhr und sich gar sicher diesen in wenigen Monaten knacken zu können.
    Was ist 12 Jahre später? Immer noch nicht geknackt.

    Und wegen solcher Aussagen haben Millionen Bürger auf die digitale Ausweis-Funktion verzichtet und erheblich dazu beigetragen, dass die Digitalisierung in Bürgerämtern Verwaltungen so hinterher hinkt…

    • Volle Zustimmung. Wer glaubt, Hacker sind die richtige Instanz, gesellschaftliche Entwicklungen zu bewerten, ist ziemlich auf dem Holzweg. Wenn sie tatsächlich Schwachstellen finden und davor warnen, ist das natürlich richtig und wichtig. Aber wenn sie nicht Konkretes haben und nur ihre Meinung verbreiten, sind sie oft nur eine libertäre Minderheit mit eingeschränkten sozialen Kompetenzen. Hacker eben.

      • Bitte die Kritik vom CCC erneut lesen. Die Hauptkritik ist etwas anderes. Und zwar das der nPA von der Politik als Rechtsicher definiert wird statt mit den Schwächen offen umzugehen und Lösungen dafür zu finden.

        Bei einer Übernahme eine Rechners hilft der NPA nämlich nicht viel da die Session kann geklaut werden kann. Wie ich es verstehe ist die Kritik, dass ein Bürger der Ziel eines solchen Angriffs wird es schwer haben wird.

        „Die Gefahr durch die Einführung des ePA (im Behördenslang: nPA) besteht nicht durch die zugrundeliegende Technik selbst, sondern durch die mangelhafte Aufklärung und Sensibilisierung der Nutzer durch das BMI hinsichtlich der Risiken, die durch diese Verfahren unausweichlich vorhanden sind. Anstatt sich der Problematik zu stellen und die Risiken durch Aufklärung zu minimieren, setzt das BMI offenbar auf staatlich behauptete IT-Sicherheit und erklärt dem Trend der Zeit folgend das ePA-Sicherheitsproblem für beendet.“
        https://www.ccc.de/de/updates/2013/epa-mit-virenschutzprogramm

  5. Persönlich finde ich, dass insbesondere Lauterbach dem gesamten Projekt einen Bärendienst erwiesen hat, als er angekündigte, sämtliche Daten (in lediglich pseudonymisierter Form) der Pharmaindustrie zuschanzen zu wollen.

  6. Ich glaube, das Problem ist in Deutschland grundlegender Natur: Wenn deutsche Behörden oder halbstaatliche Organisationen hierzulande irgendwelche IT-Großprojekte angehen, dann gibt es eine große Tendenz dazu, dass diese vergurkt und von einer Reihe Skandale begleitetet werden. Verzögerungen, Verteuerungen, Sicherheitslücken, mangelnde Benutzbarkeit. Ich werde mit Sicherheit bei der Epa Widerspruch einlegen. Würde ich in einem Land wie z.B. Dänemark leben, hätte ich das Vertrauen, dass es sicher ist und funktioniert. Made in Germany ist hier für mich kein Qualitätssignal. Die Frage ist, warum ist das so?

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