Telekommunikationsunternehmen fordern wieder die Daten-Maut

Foto von Taylor Vick auf Unsplash

Wir hatten in der Vergangenheit schon darüber berichtet, dass die Telekommunikationsunternehmen über eine Daten-Maut für das Internet nachdenken sollen. Denn für den Ausbau und Betrieb sollen nicht nur die Kunden daheim und unterwegs durch ihre Zahlungen sorgen, auch die großen Verursacher wie Streamingdienste sollen zur Kasse gebeten werden.

Europas größte Telekommunikationsunternehmen fordern laut der Financial Times die EU auf, Big Tech (Apple, Facebook, YouTube, Netflix etc.) dazu zu zwingen, einen »fairen« Beitrag für die Nutzung ihrer Netzwerke zu leisten. In einem offenen Brief, der von den CEOs von 20 Unternehmen wie BT, Deutsche Telekom und Telefónica unterzeichnet wurde, heißt es, dass Technologieunternehmen, die am meisten von Telekommunikationsinfrastruktur profitieren und den Datenverkehr vorantreiben, mehr zu den Kosten beitragen sollten. Dieser Brief wird an die Europäische Kommission und die Mitglieder des Europäischen Parlaments gesendet.

Nach Angaben der Unterzeichner des Briefes ist der Datenverkehr jedes Jahr um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent gestiegen – vor allem getrieben durch eine „Handvoll“ großer Technologieunternehmen.

Die CEOs fordern eine faire und angemessene Beteiligung der größten Datenverkehrsgeneratoren an den Kosten der Netzwerkinfrastruktur als Grundlage für einen neuen Ansatz. Sie argumentieren, dass regulatorische Maßnahmen erforderlich seien, um zukünftige Investitionen zu sichern, da Telekommunikationsunternehmen Milliarden für den Ausbau von 5G und den Wechsel zu Glasfasernetzen aufwenden müssten.

Die Initiative einer »fairen Beteiligung« erhält Unterstützung in Brüssel, und das Europäische Parlament hat bereits eine Politik gefordert, bei der große Datenverkehrsgeneratoren fair zur angemessenen Finanzierung von Telekommunikationsnetzen beitragen.

Die Telekommunikationsunternehmen behaupten, dass Big-Tech-Unternehmen fast nichts für den Datentransport in ihren Netzwerken zahlen, während einige Cloud-Anbieter Kunden „bis zu 80 Mal so viel für den Weitertransport von Daten aus der Cloud“ in Rechnung stellen. Die Technologiegruppen haben sich bisher gegen faire Beteiligungsvorschläge ausgesprochen und argumentiert, dass sie bereits in Internetinfrastruktur, einschließlich Seekabeln und Rechenzentren, sowie in Inhalte und Dienste investieren.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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26 Kommentare

  1. In Deutschland gabs schon mal vor ein paar Jahren ein gescheitertes Maut-Projekt – und diese Forderung ist ähnlich irrwitzig.

    • Vor allem zahlen wir alle schon Maut, es nennt sich Tarifentgelt. Und das Rechenzentrum eine großen Betreibers wird auch gegen Geld angeschlossen.

      Als ob da jemand zweimal Geld will. Erinnert mich an die KFZ-Steuer und die Autobahnmaut. Bitte zweimal zahlen? Nö.

      PS: Es gibt genug Gründe der BigIT das Handwerk zu legen. Der Datenumsatz ist es nicht. Etwa die Ausnutzung von Masseneffekt (Nutzer zwingen weitere Nutzer in das System) und Vendor Lock-In (inkompatible APIs, inkompatible Dateiformate, technisch nicht begründete Abhängigkeiten). Da alles sind keinen Fälle für Kartellstrafen nach einer Dekade oder mehr – viel mehr gehört es verboten und permanent überwacht. Bei AT&T hat man den Eintritt in neue Märkte verboten, die Dividende für die Gesellschaft war umfangreich und trägt die IT bis heute (UNIX, C, offene Dokumentation, quelloffene Software bis hin zum TCP/IP-Stack von BSD der dann von Linux, Windows und MacOS umgesetzt wurde. Unter der Reaganadministration wurde die Kontrolle aufgehoben, der Konzern durfte sich selbst zerschlagen und hinterher (auch ein Masseneffekt) haben sie sich wieder gegenseitig aufgekauft. Falls also jemand an Zerschlagung glaubt, das funktioniert nicht – weil es ja die Grundlage zur Machtkonzentration bleibt. Man muss die IT kontrollieren, nicht auf Schäden reagieren.

  2. Datenmaut ist doch absoluter Unsinn. Die bezahlen für ihren Internetanschluss wie jeder andere Anwender auch und betreiben zudem mittlerweile selbst viele Überseekabel etc.
    Ohne deren Dienste würde erst gar keiner so teure Tarife bei Telekom und co buchen da schlicht nicht benötigt.

    • Das ist ja der Witz daran, natürlich bezahlen die ihren Anschluss und das Internet schon auf ihrer Seite. Die haben wie du richtig geschrieben hast sogar noch eigene Tiefseekabel verlegt. Dieses Maut Thema ist immer wieder lustig all die Jahre und irgendwann haben wir sie dann. Auf wenn werden dann die Kosten umgelegt, falls es Widerwillen so kommen sollte, natürlich auf den Kunden am Ende.

  3. Ich finde das irgendwie witzig. Apple, Google und Co. bieten nur die Dienste an. Damit ein Strom entsteht, benötigt es aber zwei Seiten. Nämlich auch den Nutzer. Der Nutzer führt also erst dazu, dass es eine Nutzung der Infrastruktur gibt. Ohne Nutzer, keine Nutzung. Und: Der Nutzer bezahlt seinen Anschluss ja bereits. Genauso wie auch Google, Apple und Co. die Anbindung ihrer Service an die Netzinfrastruktur sicher bezahlen werden.
    Will da jemand doppelt und dreifach abkassieren?

  4. 2x wollen die kassieren oder am liebsten noch höhere Subventionen abkassieren.
    So wa von frech

  5. Jedes Mal wenn die Trottel der Provider so etwas fordern, sollte man sie pauschal 10% höher besteuern.
    Für bullshit horrende Preise verlangen, aber dann noch nebenbei abkassieren und den Kunden bevormunden. Außerdem bevorteilt es „Big Tech“ nur, weil sich Kleinere das nicht leisten werden

  6. Und am Ende legt BigTech die Mehrkosten wieder auf den Verbraucher um. Ist ja nicht schon teuer genug – zig Streaminganbieter wollen immer mehr Kohle und der Internetprovider hält ebenso die Hand auf und lässt sich den Ausbau bezahlen.

  7. Bevor wir das Internet für die Diensteanbieter noch lustiger machen und das Internet immer weniger global wird, dann doch lieber gleich bei uns den Privatnutzern zahlen lassen. Wer viel Daten braucht, soll auch mehr zahlen. Dann haben die Streaminganbieter u.ä. zumindest diese Aussage zumindest nicht mehr.

    But wait, eine Firma die Gründe findet zu sagen „wir wollen Geld“. Ist das was Neues? Bloß weil die das gerne hätten, ist das überhaupt gerechtfertigt? Da lassen wir noch andere draufschaun.

    • Also so wie aktuell. Wer mehr Bandbreite oder Datenvolumen will, zahlt mehr. Ist auch nicht so, als wären die Preise dafür in der Vergangenheit gesunken, im Gegenteil.

    • Ich zahle doch schon mehr für eine größere Leitung bzw. Datenvolumen? Ich kann mit meiner Gigabit Leitung eben über 1TB am Tag ziehen, dafür habe ich auch bezahlt.

  8. Gerhard Mayer says:

    Ich weiß jetzt nicht wieviel die anderen Anbieter verdienen, aber bei der Deutschen Telekom kann ich das schon nachvollziehen: 15 Milliarden Euro Quartalsgewinn sind echt nicht genug!!!

    • Mister Burny says:

      Der Umsatz ist Deutschland machen aber gerade mal 22,1€ des Gesamten in 2022 aus. Das Hauptgeschäft der Telekom liegt längst in Nordamerika (65,9%)

  9. Nun, die Dienste erzeugen ja gerade erst die Nachfrage für größere Tarife bei den Netzbetreibern, die davon natürlich profitieren. Ohne Videostreaming und Online-Konferenzen könnte man sicher noch länger auf 10 Mbit/s gurken. Aber hier möchte man offensichtlich abkassieren, dabei sollen und müssen Netzanbieter ihren Dienst neutral erbringen.

    Würde man Autobahnmaut nur für die größten Speditionen ansetzen, dann wäre was los.

  10. So oder so, es wird teurer für Endkunden.

  11. Also wenn die sagen, die Großen zahlten „so gut wie nichts“, dann würde ich das schon mal ernst nehmen. Vermutlich auf der Basis, dass ohne Google und Co kein Inet-Anschluss verkauft werden kann, also zahlen die auch nix. Oder so.

    Und ja, wenn Netflix & Youtube dann für ihren Traffic blechen müssen, sollen sie das ihren Kunden (zu den ich z. B. kaum gehöre) weiterbelasten und nicht die Allgemeinheit der Nutzer dafür zur Ader lassen. Ist doch logisch.

  12. > dass Technologieunternehmen, die am meisten von Telekommunikationsinfrastruktur profitieren und den Datenverkehr vorantreiben, mehr zu den Kosten beitragen sollten

    Eigentlich ist es genau andersrum: die Telekommunikationsunternehmen profitieren am meisten von den großen Technologieunternehmen, denn ohne Google, Netflix, Amazon Facebook etc. hätte man Internetleitungen zu Hause gar nicht gebraucht.
    Einmal in der Woche Mails checken könnte man auch im Büro oder and der Uni/Schule bzw. in einem Internetcafe.

  13. Sebastian Unger says:

    Am Ende teuer für den Kunden hoch 2….

    sollte das kommen steigt sie Gebühr bei BigTech, die am Ende der Kunde bezahlt, der Kunde wiederum bekommt die Gebühren beim Anbieter nicht reduziert……

    Verlierer ist der Endbenutzer

  14. Stell mal einer vor. Der Aldi um die Ecke, der GewSt, evtl Grundsteuer etc. alles bezahlt, sich an Beiträgen beteiligt wenn es um den Straßenausbau geht, soll an die Gemeinde zusätzliches Geld bezahlen, weil viele Kunden beim Diskont einkaufen und der Wochenmarkt meiden.

    • Da braucht man sich nicht viel vorzustellen, denn Gewerbe- und Grundsteuer fließen der Gemeinde zu, die damit auch die Infrastruktur erhält. Je mehr Kunden der Aldi also hat, desto mehr bezahlt er für die Straßennutzung. Zudem gibt es auch Erschließungs- und Straßenbaubeitrag, mit dem Aldi auch ganz direkt für den Bau und die Verbesserung der Straße zur Kasse gebeten werden kann.

  15. Mich würde interessieren, wie viel Traffic durch Werbung generiert wird. Mittlerweile werden ja auch Werbevideos zur Gewohnheit. Auf Seiten, in Apps, sogar in bezahlten Videostreams.

  16. Am liebsten hätten die Provider wohl wieder Tarife mit Volumenbegrenzung und nur MagentaTV wird nicht angerechnet.

  17. Wenn das auch wieder durchgewunken werden sollte, bin ich stark der Meinung, dass der EU-Markt für die großen Technik Firmen bald nicht mehr interessant sein wird.
    Die EU schreibt inzwischen dermaßen viele Regularien vor, dass es für die Hersteller keinen Spaß mehr macht ihre Produkte auf den europäischen Mark zu vertreiben. Damit meine ich sowohl Services, als auch Hardware.
    Aktuell akzeptieren das viele Firmen vielleicht noch, da die EU oftmals doch einen zu großen Anteil derer Kunden ausmacht.
    Ewig wird das so aber nicht mehr weiter gehen.

    Versteht mich nicht falsch, manche Gesetze (wie z.B. USB-C Zwang) sind auf einer gewissen Ebene sinnvoll, die meisten jedoch nicht.

  18. bei der Telekom ist das doch heute schon die Regel – man verlangt vom Kunden monatliche Gebüren + zusätzlich vom hosting provider ne gebühr für denk Link (Double paid traffic). in der kompletten IT ist es gängige Praxis nur für ausgehenden Traffic zu zahlen, dieser ist bei Telekom und co wohl deutlich niedriger als der eingehende -> selbst ein kostenfreies peering, was die Telekom bei verschiedenen möglichkeiten aktiv verweigert würde eigentlich schon zum Vorteil des Providers werden. Aus Providersicht gibt es keine schlechteren ISPs als die Telekom, selbst mit italienischen Wald und Wiesen Providern hast du da in der Regel mehr erfolg

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