Nothing Phone (2) im Ersteindruck: Ein feingeschliffenes Nachfolge-Modell

Ein knappes Jahr später und mit dem Nothing Phone (2) ist das zweite Smartphone aus dem Hause Nothing vorgestellt worden. Ich hatte mit dem Nothing Phone (1) gute Erfahrungen gemacht. Entsprechend gespannt war ich auf die Fortschritte wie mehr Performance und ein erwachseneres Betriebssystem. Einige Erfahrungen mit dem Phone (2) konnte ich schon in den Tagen vor dem Launch sammeln. Wie bei den Ear (2) hat man beim Phone (2) Kritik verarbeitet und das Produkt feingeschliffen. Auf die technischen Details des Phone (2) will ich nicht mehr separat eingehen. Zu den technischen Details verweise ich auf meinen Artikel zum Launch.

Auch beim Phone (2) bietet Nothing ein wahrliches Auspack-Erlebnis. Während abermals der SIM-Picker mit transparenten Elementen kommt, ist es nun auch beim im Lieferumfang beiliegenden USB-C-auf-C-Kabel der Fall. Man ist da eben, anders als diverse Massenmarken, detailverliebt. Beim Phone (1) verwies man häufig auf eine iPhone-Inspiration mit kantigem Design, das Phone (2) geht da neue Wege.

Beim ersten Blick nach dem Auspacken kann man das Phone (2), auch rein optisch, wohl kaum vom Phone (1) unterscheiden. So spricht man in einer ähnlichen Designsprache mit dem transparenten Look, der sich weiterhin von massenkompatiblen Smartphones abhebt. Optisch wirkt das Ganze dennoch runder und man hat da einige Stellen feiner gearbeitet.

So ist beispielsweise die Spule zum drahtlosen Aufladen ohne Unterbrechungen und die verschiedenen Elemente fügen sich besser ineinander und machen dadurch einen ruhigeren Eindruck. Die Glyph-Beleuchtung wurde in mehr Abschnitte unterteilt.

Nimmt man das Smartphone erstmals in die Hand, so fällt die abgerundete Kante auf der Rückseite auf. Durch diese liegt das Smartphone nun besser in der Hand. Man vereint damit aber die Griffigkeit durch das Beibehalten der harten Kante. Das ist praktisch, denn so eine Rückseite will man sicherlich nur ungern in eine Hülle stecken.

Der Aluminium-Rahmen lässt das Ganze hochwertig wirken. Dieser ist weiterhin matt. Der Rückseite sieht man, je nach Blickwinkel, Fingerabdrücke durchaus an. Durch das verbesserte Handling fällt die etwas angewachsene Größe nicht ins Gewicht. Apropos Gewicht: Das Smartphone ist sehr ausbalanciert, was in der Hand ein sicheres und hochwertiges Gefühl vermittelt. In Sachen Haptik ebenfalls auf hohem Niveau: der Vibrationsmotor.

Das Glyph-Interface auf der Rückseite fungiert weiterhin als Benachrichtigungs-LED. Die ist für mich ein Hingucker und längst nicht mehr nur Spielerei. So visualisiert man auf der Rückseite auch den Ladestand oder das Triggern des Google Assistants. Erweitert hat man um einen visuellen Glyph-Timer. Der ist über eine extra Kachel schnell erreichbar, ich hätte mir da aber eher eine Integration in die reguläre Uhren-App gewünscht. Nothing hat bekannt gegeben, dass das Glyph-Interface für derartige Fortschrittsanzeigen fortan für Drittanbieter offen ist.

Da taucht in der Kompatibilitätsliste bislang aber lediglich Uber auf. Ich fürchte fast, dass vielen App-Entwicklern das zu nischig ist. Mit dem „Komponist“ kann man nun eigene Klingeltöne kreieren – mit passendem Leucht-Feuerwerk. Man ist da mit seiner Kreativität längst nicht am Ende, wobei Dinge wie ein Blitzersatz da wohl eher zu den praktischen Dingen gehören.

Ich hatte es bereits anklingen lassen, das Display-Panel auf der Front ist auf 6,7 Zoll (ca. 17 cm) angewachsen. Hier gibt es weiterhin ein AMOLED-Panel – scharf und mit tollen Blickwinkeln. Hatte ich im Vergleich zum Vorgänger die Helligkeit im Außenbereich moniert, so ist man nun besser unterwegs. Die hatte man beim Phone (1) bekanntlich gedrosselt und fälschlich kommuniziert. An die Helligkeit der Top-Flaggschiff-Riege reicht man nicht heran, aber bei den derzeitigen sonnigen Tagen konnte ich auf dem Display noch genug erkennen.

LTPO-Technologie sei dank regelt man dynamisch zwischen 1 und 120 Hz. Hatte das Phone (1) noch Probleme mit einem Grünstich, kommt hier allem Anschein nach ein hochwertigeres Panel zum Einsatz. Ähnliche Probleme sind mir hier nicht aufgefallen.

Die 120 Hz im Zusammenspiel mit dem Snapdragon 8+ Gen 1 machen das Phone (2) konkurrenzfähig zur Performance der meisten Flaggschiff-Smartphones. Alles reagiert butterweich, ohne Gedenksekunden. Apps öffnen, schnell, so soll es sein. Ich kam als Nicht-Gamer auch mit dem 778G+ nicht an meine Grenzen, aber der Unterschied ist im Direktvergleich zu sehen und zu spüren. Auch den hohen Temperaturen der letzten Tage konnte das Phone (2) trotzen und wurde outdoor auf Fototour und mit höchster Displayhelligkeit höchstens handwarm.

Der Performance dienlich ist auch Nothing OS 2.0. Hierbei handelt es sich um Android 13 mit dem Nothing-eigenen Überzug, eine konsequente Weiterentwicklung von dem, was man letztes Jahr begann. Das ist noch stimmiger, denn man hat einiges einheitlicher gestaltet. So bietet man zahlreiche Widgets und hat auch optisch Feinheiten angepasst. Besonders gelungen sind einige Animationen (Aufwecken des Lockscreens etc.). Alles in allem macht das in Kombination mit der verbesserten Performance ein flüssiges Gesamterlebnis.

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man da – wie beim Nothing Phone (1) – durch Updates weiter reifen wird. Die Updates waren bislang zuverlässig und ich hoffe, das behält man bei. Aber man kann Nothing OS nun als erwachsen bezeichnen. Klar, da fehlen mir an einigen Stellen noch ein paar Funktionen (Suchfunktion im Launcher nicht nur für installierte Apps, sondern auch Kontakte, etc.). Auch macht man hinsichtlich des Ökosystem-Gedankens kaum Fortschritte. So sind die Nothing-TWS-Kopfhörer jetzt immerhin per Widget steuerbar, aber auch hier könnte man die Quick-Toggles weiterentwickeln.

Durch den Start kurz vor Android 14 wird das Phone (2) maximal wohl Android 16 erhalten (drei Jahre OS-Updates). Wer sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt, der sollte so ein performantes Gerät länger supporten, als mit vier Jahren Sicherheitspatches (alle zwei Monate). Alles in allem macht Nothing OS aber viel Spaß, und ist – abseits der Optik – nahe ans Android der Pixel-Smartphones angelehnt: leicht und performant.

Die Dual-Kamera ragt nur wenig aus der Rückseite hervor. Den Sensor der Hauptkamera hat man beim Phone (2) aufgemotzt. Hier kommt der Sony IMX890 zum Einsatz. Insbesondere Fotos mit dieser Linse wussten zu gefallen. Für die Ultraweitwinkelkamera gibt es wie beim Phone (1) den Samsung JN1.

Die meisten werden ihr Smartphone wohl einfach aus der Tasche nehmen und abdrücken. Und das ist durchaus eine Stärke beim Phone (2). Da spielt man zwar nicht auf dem Level eines Pixel-Smartphones, aber Fokus und Beleuchtung sitzen im Regelfall. Farben sind teilweise einen Tick zu kräftig und Details etwas überzeichnet. Das Bokeh ist natürlich, die Schärfe fällt zu den Rändern aber ab.

Beeindruckend: Auch bei sich bewegenden Motiven durch den Wind, saß der Fokus zuverlässig. Alles in allem liefert man solide, jedoch nicht durchgängig herausragende, Resultate ab. So zumindest meine ersten Eindrücke – alle Bilder in voller Qualität gibt es hier:

Beide Linsen liefern solide Ergebnisse ab, wobei der Hauptsensor durch seine Stärken in den Vordergrund tritt. Nicht punkten kann man im Bereich des Zooms. Logisch, dass man da ohne dedizierte Linse eher wenig brauchbare Ergebnisse liefert. Dafür schießt die Ultraweitwinkelkamera ansprechende Makro-Fotos.

Der neue Hauptsensor erweist sich zudem als lichtstärker. Hier gibt es mehr Details im Vergleich zum Phone (1), wenn es an Helligkeit in der Umgebung mangelt. An Konkurrenzfähigkeit mangelt es im Low-Light-Bereich aber gefühlt weiterhin.

Die Farbabstimmung zwischen Ultraweitwinkelkamera und der Hauptkamera ist in der zweiten Smartphone-Generation besser gelungen. Bei einzelnen Farben (z. B. blau oder grün) gibt es auch weiterhin feine Unterschiede.

Die Frontkamera liefert eine überzeugende Schärfe und Detailgetreue. Da tut der 32-Megapixel-Sensor sichtlich gut. Probleme macht der Portrait-Modus bei Klassikern, wie einzelnen Haarsträhnen.

Ein paar Dinge zum Abschluss: Das Aufladen ist dank Power-Delivery-Unterstützung und 45 Watt flott. Champion beim Schnellladen wird man damit aber nicht. Drahtloses Aufladen und das Aufladen anderer Geräte, wie der Nothing-TWS-Kopfhörer, ist mit von der Partie. Und sonst? Der Fingerabdrucksensor ist optisch, liegt unter dem Display und reagierte zuverlässig.

Die Ear (2) hatte ich bereits im Frühjahr einem ausführlichen Testbericht unterzogen. In der vergangenen Woche hat man neben der weiß-transparenten Farbvariante ein schwarzes Gewand vorgestellt. Die schwarze Farboption sagt mir aufgrund ihrer geringen Schmutzempfindlichkeit sehr zu. Zudem bietet man einen verbesserten Equalizer an, auf den ich kurz eingehen will.

Der neue Equalizer ermöglicht es, Frequenzbereiche selbst anzupassen. Dies schafft ein individuelles Klangerlebnis – das aber auch per Soundprofil mit anderen geteilt werden kann. Anpassungen lassen sich in Echtzeit – inklusive Vorschau – durchführen. Hier könnte man den Nerv von audiophilen Nutzern treffen. Für die breite Masse bietet man die alten Soundeinstellungen weiterhin.

Unterm Strich? Auch das Nothing Phone (2) ist kein 0815-Smartphone. Im Vergleich zum Phone (1) hat man software- und auch hardwareseitig eine Schippe draufgelegt. Eine Schippe legt man auch preislich drauf. Kostenpunkt sind mindestens 649 Euro. Wobei die Upgrades auf 256 GB mit 699 bzw. 512 GB mit 799 Euro fair bepreist sind.

Man könnte das Phone (2) auch als Nothing Phone (1) Pro betiteln. Schön, dass man aus Feedback lernt und versucht diese Kritik umzusetzen (Kamera, Performance, Display). In diesen Preis-Gefilden muss man sich aber auch mit einem Pixel 7 und Co. messen. Aber: Man kann inzwischen mit Flaggschiff-Smartphones in diversen Kategorien (bei der Kamera) mithalten.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

8 Kommentare

  1. Stimmt es eigentlich, dass es offiziell in RuZZland erscheint?

    • justsaying says:

      Gibt es eine chinesische Marke, die nicht mehr in Russland aktiv ist? Xiaomi, DJI und Co. sind ja auch noch aktiv.
      Glaubst du wirklich der Großteil der Nutzer interessiert sich dafür? Ich würde ja gerne glauben ein Großteil handelt nach seinem Gewissen und labert nicht nur, aber am Ende wird es halt doch ein China-Brand-Phone.

  2. Das haben sie ja mit dem (1)

  3. Nach dem iPhone das schönste Gerät? Aha. Na, der Designer des iPhones würde sich übergeben, wenn er das hört. Der Unterschied zwischen iPhone und diesem Dings könnte kaum größer sein, es sind zwei Endpunkte an unterschiedlichen Enden. Das iPhone hat, auch wenn ich kein großer Fan davon bin, ein zeitloses Design. Dieses Blinki-Dings ist gemacht für Poser.

  4. PeterAuchLustig says:

    Killefit 2.0

  5. Muss ich auch sagen. Seit langem mal wieder ein Smartphone, welches was anders macht. Sie sehen einfach alle gleich aus. Das hier nicht. Spannend wird, wie das bei dem Hersteller dann dauerhaft laufen wird. Aber gutes Smartphone und interessantes Design – mir gefällt es auch. Da ich aber eher nachhaltig denke, bleibt mein iPhone 12 noch lange erhalten und bekommt erstmal einen Akkutausch, bevor ein Wechsel ansteht. Mal schauen was die Zukunft dann bringt.

  6. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters …Gimmick-.Design war noch nie langlebig! Insofern wird letztlich eher die Poser-Zielgruppe anvisiert … Spätestens wenn die ersten lustigen Clones am Markt erscheinen ist der Budenzauber endgültig passé …

  7. Der Redakteur says:

    >>Und sonst? Der Fingerabdrucksensor ist optisch, liegt unter dem Display und reagierte zuverlässig<< Reagiert er im Vergleich zum Pixel deutlich zuverlässiger? Habe das Pixel 7 und das ist echt eine Krankheit. Wobei es, seit ich den Displayschutzmodus (allerdings ohne Displayfolie) anhabe, deutlich besser reagiert.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.