Matter 1.2 ist da: Diese neuen Gerätetypen und Funktionen unterstützt der Smart-Home-Standard

Ein knappes Jahr ist es her, seit die Connectivity Standard Alliance (CSA) mit dem Smart-Home-Standard Matter offiziell durchgestartet ist. Seitdem haben bereits einige Geräte eine Zertifizierung und auch Updates auf Matter erhalten. Matter ist ein Interoperabilitätsstandard, der die Kommunikation von Gerätschaften unterschiedlicher Hersteller über eine einheitliche Schnittstelle sowie die Anbindung an diverse Smart-Home-Plattformen vereinfacht. Matter unterstützen z. B. Amazon, Apple sowie Google, aber auch Aqara und Philips Hue. Insbesondere, wenn es um Thread-Komponenten geht, sind die meisten Hersteller aber zurückhaltend. Vorreiter hier: Eve.

Die CSA verspricht halbjährliche Updates für Matter. Bestandteil dieser sind kontinuierliche Verbesserungen sowie auch neue Gerätetypen und Funktionen. Im Frühjahr hat man mit Matter 1.1 bislang nur Verbesserungen unter der Haube vorgenommen. Die großen Neuerungen kommen jetzt im Herbst mit der vorgestellten Matter-Version 1.2. Vor allem werden eine Vielzahl neuer Gerätetypen unterstützt.

Neun neue Gerätetypen sind es in Matter 1.2, dem zweiten Update, an der Zahl. Darunter: Saugroboter, Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler), Rauch- und Kohlenmonoxidalarme, Luftqualitätssensoren sowie Raumklimageräte, Luftreiniger und Ventilatoren.

  • Kühlschränke – Neben der grundlegenden Temperaturregelung und -überwachung ist dieser Gerätetyp auch für andere verwandte Geräte wie Tiefkühltruhen und sogar Wein- und Kimchi-Kühlschränke geeignet.
  • Raumklimageräte – Während HLK und Thermostate bereits Teil von Matter 1.0 waren, werden nun auch eigenständige Raumklimageräte mit Temperatur- und Ventilatorsteuerung unterstützt.
  • Geschirrspüler – Grundlegende Funktionen wie Fernstart und Fortschrittsbenachrichtigungen sind enthalten. Außerdem werden Alarme für Geschirrspüler unterstützt, die Betriebsfehler wie Wasserzufuhr und -abfluss, Temperatur und Türverriegelungsfehler abdecken.
  • Waschmaschinen – Fortschrittsbenachrichtigungen, z. B. über den Abschluss eines Waschgangs, können über Matter gesendet werden. Trockner werden in einer zukünftigen Version von Matter unterstützt.
  • Staubsaugerroboter – Neben den grundlegenden Funktionen wie Fernstart und Fortschrittsbenachrichtigungen werden auch wichtige Funktionen wie Reinigungsmodi (Trockensaugen vs. Nasswischen) und zusätzliche Statusdetails (Bürstenstatus, Fehlerberichte, Ladestatus) unterstützt.
  • Rauch- und Kohlenmonoxidalarme – Diese Alarme unterstützen Benachrichtigungen sowie akustische und visuelle Alarmsignale. Darüber hinaus gibt es Unterstützung für Warnungen über den Batteriestatus und Meldungen über das Ende der Lebensdauer. Diese Alarme unterstützen auch Selbsttests. Kohlenmonoxidalarme unterstützen die Konzentrationsmessung als zusätzlichen Datenpunkt.
  • Luftqualitätssensoren – Die unterstützten Sensoren können folgende Werte erfassen und melden: PM1, PM 2,5, PM 10, CO2, NO2, VOC, CO, Ozon, Radon und Formaldehyd. Mit dem zusätzlichen Luftqualitätscluster können Matter-Geräte außerdem AQI-Informationen basierend auf dem Standort des Geräts liefern.
  • Luftreiniger – Luftreiniger nutzen den Gerätetyp Luftqualitätssensor, um Messdaten zu liefern, und umfassen auch Funktionen anderer Gerätetypen wie Ventilatoren (erforderlich) und Thermostate (optional). Luftreiniger umfassen auch die Überwachung von Verbrauchsmaterialien und ermöglichen Benachrichtigungen über den Filterstatus (sowohl HEPA- als auch Aktivkohlefilter werden in Version 1.2 unterstützt).
  • Ventilatoren – Matter 1.2 bietet Unterstützung für Ventilatoren als separaten, zertifizierbaren Gerätetyp. Ventilatoren unterstützen nun Bewegungen wie Schaukeln/Oszillation und neue Modi wie natürlicher Wind und Schlafwind. Weitere Verbesserungen umfassen die Möglichkeit, die Richtung des Luftstroms zu ändern (vorwärts und rückwärts) und Schrittbefehle zur Änderung der Geschwindigkeit des Luftstroms.

Genaue Details zu Planungen und etwaigen Updates konnten wir angefragten Herstellern bisher nicht entlocken. Spannend wird, inwieweit die BSH-Gruppe rund um Bosch und Siemens mit ihren Großgeräten an Matter arbeiten. Diese setzen mit Home Connect bisher nur auf eine Cloud-Anbindung, sind hierzulande sehr weit verbreitet und wären wohl prädestiniert für Matter.

Update – Uns hat von der BSH-Gruppe das folgende Statement erreicht:

Als erste BSH-Produktkategorie werden Kühlgeräte dem neuen Standard entsprechen. Geräte der XXL-Einbau-Kühl- und Gefrierkombination werden voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres ein Matter-Update bekommen.

Auf Basis der neuen Gerätetypen gibt es auch einige neue Funktionen, wie Temperatureinstellung und -überwachung sowie Statusbenachrichtigungen. Für künftige Versionen plant man, diese auf fast alle unterstützten Geräte auszuweiten.

An Matter-fähigen Saugrobotern feilt unter anderem auch Roborock als Vorreiter smarter Reinigungshelfer. Bislang hat man sich da zu neuen Produkten oder Updates bestehender Produkte nicht zu Wort gemeldet. Sobald sich da etwas tut, lassen wir es euch wissen.

Neben neuen Gerätetypen umfasst Matter 1.2 auch weitere Verbesserungen. Da wäre zum einen das Unterstützen von Türschlössern mit Fallen und Riegel, die hier in Europa gängig sind. Da brachte beispielsweise Nuki seine Expertise federführend ein, die demnächst auch ein Matter-Smart-Lock vorstellen dürften. Das Matter-Update für das Tedee Go (hier mein Testbericht) wird für das erste Quartal 2024 erwartet.

Mit „Device Appearance“ führt man die Möglichkeit ein, eine Beschreibung der Geräte beizufügen. Darunter Farbe und Oberfläche. Dies soll eine hilfreiche Darstellung von Geräten auf verschiedenen Clients erlauben. Zudem führt man semantische Tags ein, mit der Möglichkeit Geräten einen Standort oder Funktionen als Attribut über verschiedene Clients hinweg mitzugeben. Diese Tags kann man beispielsweise verwenden, um die Position und Funktion jeder Taste einer Fernbedienung mit mehreren Tasten darzustellen. Auch die Betriebszustände der Geräte werden generisch, was es künftig vereinfachen soll neue Gerätetypen zu generieren und eine grundlegende Unterstützung Client-übergreifend sicherzustellen. Es gibt jetzt außerdem die Möglichkeit, Geräte hierarchisch aus mehreren Endpunkten zusammenzusetzen, so beispielsweise Schalter aus mehreren Einheiten und Lampen mit mehreren Leuchtkörpern.

Mit 1.2 bringt man obendrein Verbesserungen ins Test- und Zertifizierungsprogramm. Die sollen Unternehmen dabei helfen, ihre Geräte schneller auf den Markt zu bringen. Das SDK von Matter 1.2 ist jetzt für neue Plattformen verfügbar. Zusätzlich stellt man durch Test-Harness sicher, dass Spezifikationen und Funktionen korrekt implementiert sind. Matter Test Harness ist nun Open Source verfügbar, was es Matter-Entwicklern erlaubt, zu den Tools beizutragen und diese zu verbessern.

Matter-zertifizierte Produkte müssen Over-the-Air-Software-Updates anbieten. Dies erlaubt das Hinzufügen neuer Funktionen und auch Gerätetypen. Das Zertifizierungsprogramm für Matter 1.2 ist jetzt geöffnet. Die Verbesserungen und erste Geräte, der neu unterstützte Gerätetypen werden bereits im Laufe des Jahres erwartet.

Auch für das Jahr 2024 hat die CSA zwei Updates angedacht, auch hier will man wieder neue Gerätetypen unterstützen. Wenn alles nach Plan läuft, dürften wir im kommenden Jahr erste Router sowie Kameras mit Matter-Unterstützung sehen. Ebenfalls sei Energie-Management ein großes Thema auf der Agenda für kommende Updates, möglicherweise für jene im kommenden Jahr.

Matter:

Matter basiert als Interoperabilitätsstandard auf drei Funkstandards: Bluetooth LE für das Set-up, Wi-Fi für die Benutzung, wenn hohe Bandbreiten erforderlich sind, z. B. Videostreaming über eine Kamera, und das noch junge Protokoll Thread für Bewegungssensoren, etc. in denen wenig Bandbreite benötigt wird (Lampen von Nanoleaf, Eve-Hardware). Für die Thread-Produkte benötigt ihr einen Border-Router (z.B. den HomePod mini, Nest Hub 2 oder Echo 4). Oberflächen von Apps für die Automatisierungen werden arbeiten wie bisher, nur unter der Haube soll bestenfalls alles kompatibel werden. Dafür bringt Matter den Multi-Admin-Modus mit, welcher ein Gerät in mehreren Ökosystemen anmeldet. Ein Thread Border Router genügt, in einem anderen Ökosystem (z.B. Alexa oder Google Home) reicht dann ein Matter Controller (das Gros an smarten Lautsprechern kann diese Rolle übernehmen). Viele der Bestandsprodukte erhalten ebenfalls Matter-Updates, denn Matter unterstützt auch Hubs und somit auch ZigBee-Produkte, wie beispielsweise jene von Aqara mit dem M2-Hub.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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19 Kommentare

  1. wie bei 1.1 ist mir unklar wie das Update denn überhaupt abläuft. Hat man 1.2 wenn man vorher 1.0 oder 1.1 hatte? Müssen nur die Controller updaten, die Hubs, jedes Gerät? Wird das ein Drama wie bei Android, dass die Hersteller es auch „ruhig angehen“ können?
    Anything?
    Bueller?

    • Es gibt keinen Zwang.
      Matter ist abwärtskompatible.
      ABER: der Controller muss natürlich den entsprechenden Client unterstützen ( was leider sehr unübersichtlicht ist, wer was unterstützt)

    • Die Hersteller werden das jetzt jeweils erst mal für ihre diversen Geräte implementieren müssen. Letzten Endes liefert Matter ja nur Spezifikationen für Datenaustauschformate, Kommunikationsabläufe, Verhalten usw.. Dann werden im Wesentlichen die Geräte Updates erhalten müssen, die direkt mit Geräten anderer Hersteller kommunizieren müssen.
      ZigBee-Geräte werden ziemlich sicher nicht betroffen sein – die verwenden ja bereits einen gemeinsamen Standard. ZigBee Hubs wie die Hue Bridge werden ein Update erhalten müssen, da sie ja ZigBee-Geräte an Matter anbinden sollen.
      Es kommt insgesamt sehr darauf an, ob ein Gerät auf eine Bridge angewiesen ist, um ins Smart Home integriert zu werden. Luftreiniger, Ventilator, Leuchte mit direkter Integration ins Smart Home via WLAN? Muss selber ein Update bekommen, um via Matter 1.2 mit anderen zu sprechen. Thread Endgeräte kommunizieren via Thread mit Thread Routern, brauchen also wahrscheinlich auch kein Matter. Thread Router kommunizieren mit anderen Thread Routern und binden sich direkt ins Smart Home ein – brauchen also ein Update, um Features von Matter 1.2 über das Protokoll zu benutzen.

      Das sind zumindest meine Gedanken zum Thema, als jemand, der etwas Ahnung von Softwareentwicklung, Inter-Service-Kommunikation und Software-Architektur hat.
      Fänd was wirklich konkretes dazu aber auch mal gut.

  2. Einer der Dirks says:

    Nachdem ich einen Fehler bei meinem Geschirrspüler gemeldet hatte kam tatsächlich ein Firmware Update. Das hat mich schon positiv überrascht. Aber Matter halte ich dann doch für unwahrscheinlich. Aber ich lasse mich gerne wieder positiv überraschen.

  3. Kann ich jetzt endlich meine Google Home/Nest Boxen in HomeKit ansteuern?

  4. Sollte diese Liste vollständig sein, wird es wohl wieder nix mit der Unterstützung deutscher Haustüren mit ihren zwei Schließzuständen (geschlossen/verriegelt). Ähnlich sieht es aus mit typischen deutschen Fenstern (hochkant/quer geöffnet).
    Tja, dann heißt es wohl weiter: bitte warten…

    • Nicht nur die Liste lesen 😉

      „Neben neuen Gerätetypen umfasst Matter 1.2 auch weitere Verbesserungen. Da wäre zum einen das Unterstützen von Türschlössern mit Fallen und Riegel, die hier in Europa gängig sind. Da brachte beispielsweise Nuki seine Expertise federführend ein, die demnächst auch ein Matter-Smart-Lock vorstellen dürften.“

    • „Neben neuen Gerätetypen umfasst Matter 1.2 auch weitere Verbesserungen. Da wäre zum einen das Unterstützen von Türschlössern mit Fallen und Riegel, die hier in Europa gängig sind.“
      Wo siehst du da ein Problem? Klingt für mich, als wäre die Unterstützung genau dafür ja da?

  5. Auf dieses Update habe ich gewartet. Jetzt fehlt mir nur noch ein attraktiver Matter Boarder Router als Android bzw. Google Home Nutzer.

    Am liebsten wäre mir ein neue Google Home Mini. Alternativ ein moderner Router.

    • Was ist denn mit dem Google Nest Hub, genügt der nicht Deinen Anspüchen? Ich als langjähriger Apple Homekit User, habe mir kürzlich solch ein Gerät zusätzlich angeschafft und via Matter eingebunden. Ich weiss aber immer noch nicht, für was dieses Teil überhaupt gut sein soll. Bis anhin bloss ein besserer digitaler Bilderrahmen.

  6. Meine Hue Lampen lassen sich über Matter nur auf wenige Farben einstellen. Liegt es am Standard oder der Umsetzung im Amazon Echo?

    Leider ist Matter oft auch viel langsamer als die „alte“ Variante über den Hue-Skill und Szenen sind auch noch nicht dabei.

    • @ Guido
      Hatte da letztens ein aufschlussreiches Youtubevideo zu gesehen Die Hersteller wollen nach wie vor ihr eigens Ökosystem und Apps verkaufen und bieten eben Matter und dann via Alexa, Google Home oder Homekit nur Grundfunktionen an. Dies ist aber auch ohne Matter schon gang und gäbe. Sehe ich ja an mein Zigbee Leuchtmitteln welche über den Silvercrest Hub an Homekit durchgereicht werden. Homekit biete ein aus heller dunkler und nur ein paar Farben, während in der Smartlife App viel mehr Möglich ist.

    • Also ich habe meine Hue Lampen neuerdings auch über Matter in Home. Ich kann gefühlt Millionen von Farben wählen. Mit dem fünften FarbButton öffnet sich die Palette für alle Farben

  7. Also bei mir in Google Home lassen sich die Farben über einen colour picker beliebig auswählen. Die wenigen Farben hatte ich nur vor dem Matter-Update. Sicher, dass du die wirklich über Matter eingebunden hast?

  8. NanoPolymer says:

    So langsam sieht es doch ganz gut aus. Bei Zwischensteckern würde ich mir noch wünschen das diese den aktuellen Stromverbrauch melden können und auch Historien verfügbar sind. Bisher geht ja nicht mehr als schalten.

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