Liebe Hersteller: Haut ab mit Bloatware!

Da haben wir den Salat. Dieses Mal hat es Lenovo getroffen. Die haben mit ihrer Entscheidung, auf die Superfish-Software zu setzen, mal richtig tief ins Klo gegriffen. Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass Software auf Rechnern für Probleme sorgt.

notebooks

Kauft man sich heute ein Notebook irgendwo im Laden, dann hat es neben 100 Aufklebern auch 100 vorinstallierte Programme. Super ätzend. Nicht nur, dass die Software überhaupt installiert ist, sie ist auch oft im Autostart und begrüßt freundlich winkend bei jedem Systemstart den oftmals unbedarften Anwender, der nicht einmal in der Lage ist, den Müll mit einem Tritt aus dem Autostart oder von der Festplatte zu befördern. Wohlgemerkt: es ist nicht schlimm, dass es Nutzer gibt, die nicht komplett wissen was da abgeht.

So wie ich meine Mikrowelle, die Spülmaschine oder auch mein Auto bediene, so bedienen manche ihren Computer. Bloatware ist für den Anwender Müll und wirft ein schlechtes Licht auf den Hersteller des Betriebssystems – in wohl allen Fällen Microsoft.

Vorinstallierte Software belegt Speicher, macht den Rechner unter Umständen langsamer und sorgt einfach für eine Kack-Experience – man verzeihe mir die Wortwahl. Der fortgeschrittene Nutzer? Der deinstalliert den Müll oder haut sich gleich ein neues Windows auf die Platte. Macht kein normaler Anwender. Niemals. Der lebt mit dem Kram oder ruft dich an – richtig: DICH. Und nein, DU willst nicht deswegen angerufen werden.

Und warum machen die Hersteller das? Weil das eine knorke Software ist, mit der der Anwender was anfangen kann? Wohl nicht – der Hersteller verdient damit richtig Asche. Drei Monate kostenloser Antivirus-Schutz als Mehrwert? Nein, Anfüttern von Kunden, vielleicht kauft ja einer das Abo. Und ja, viele, viele, viele kaufen solche Abos. Durch das Vorinstallieren von Antivirus, eBay-Verknüpfung und Co rappelt es beim Hersteller in der Kasse, egal bei welchem.

Die Hoffnung, dass etwas anders werden kann, habe ich aufgegeben. Seit vielen Jahren gibt es den Krempel auf Rechnern, bei manchen Kisten hat man das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Aber lieber Hersteller – es geht doch auch anders. Apple macht es vor, keine Aufkleber, kein Schrott von Dritt-Herstellern. Da ist schon das Einschalten ein positives Erlebnis.

Bei anderen Kisten bin ich einfach schon nach dem ersten Boot abgenervt. Und auch Microsoft zeigt selber, dass es anders geht: die bieten nämlich im Shop von einigen Geräten eine Signature Edition an. Was man auf diesen Kisten findet? Nichts – ausser Windows. Geilo. Das kann doch nur im Sinne von Microsoft sein, dass Bloatware nicht ausgeliefert wird – denn was merkt sich der Kunde bei Problemen? Der wird sich nicht merken, dass Bloatware XYZ auf seinem Rechner der letzte Mist ist – nein, er wird sich merken, dass Windows Schund ist. So sieht das aus!

Im Falle Lenovo sehen wir zudem noch, dass diese vorinstallierte Software nicht nur nervig ist, sondern auch brandgefährlich (keine Untertreibung). Und Lenovo ist nicht Anfang und nicht Ende, diese Dinger werden sich wahrscheinlich auch in Zukunft wiederholen und wenn man sich die Arbeitsweise von Superfish und Komodia anschaut, dann weiss man, dass da draußen noch dicke Haufen liegen, in die getreten werden kann.

Hersteller, verkauft Signature-Versionen ab Werk oder verzichtet auf den Scheiss. Das gilt nicht nur für Laptops und Rechner, sondern auch für Smartphones. Negativbeispiel? Samsung damals: Android-Update bringt vorher deinstallierte Werbe- und Bloatware-Apps zurück (keine Ahnung, ob die das immer noch so durchziehen).

Nein, ich habe keine Lösung, wie ihr das durch den Verzicht auf Bloatware verlorene Geld reinbekommt – ich zahle aber gerne mehr für ein sauberes und frisches System. Oder baut einen Installer, der nur einmal beim Erststart zu sehen ist und dem Nutzer optional was anbietet.

Mir Latte – aber macht was.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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84 Kommentare

  1. Tja, Apple verfolgt ein anderes Ziel, nämlich ein geschlossenes Ecosystem. Man hat schon Vorteile, wenn man iPhone, MacBook, iPad, iWatch kauft ;). und wer denkt, er kauft sich günstig eine SSD von einer bekannten Marke im Internet um Apple Konditionen zu umgehen, der wird von Apple mit einem fehlendem Trim für SSD bestraft, denn Apple hat in seinen SSD spezielle Firmwares, egal ob die Festplatten von Seagate, Maxtor, Western Digital usw. sind.

    Einen Windows Desktop- oder Notebook ohne vorinstalliertes OS zu kaufen, ist schwer. Ich finde meist PCs ohne vorinstalliertes Windows nur in der „Billig-Variante“. Dort ist dann lediglich MS-DOS, Linux oder gar nichts installiert. Die Hardware entspricht dann den Ladenhütern. Kann natürlich aber sein, dass es Anbieter gibt, die einem im OS freie Wahl lassen.

    Aber ihr braucht euch über so eine simple Sache wie Superfish nicht ärgern, denn diese lassen sich einfach lösen. Viel schlimmer sind absichtliche Sicherheitslücken oder Backdoors in HDD/SSD oder anderen Hardware Firmwares.

  2. Man muss sagen: Diese Sachen sind ein Grund dafür, dass so viele denken: Tja, Apple ist halt viel geiler.
    In Wirklichkeit kann sowohl Windows als auch die Hardware guter Windows-Rechner locker mit den Apple-Geräten mithalten, da liegt gar kein Problem.
    Die Bloat- und Spyware plus die vielen Viren und Trojaner, diese Faktoren allein bewirken heute (also seit Windows XP bzw. spätestens seit Windows 7) den schlechten Ruf der Windows-Rechner.
    Deswegen sagen versierte Windows-Nutzer (die also Bloatware und andere Nervereien entfernen können und sich das System nach ihrem Gusto einrichten) auch oft mit vollem Recht, dass sie mit ihrer Kiste völlig zufrieden sind.
    Unverständnis dafür ernten sie fast nur von Otto-Normalnutzern, die entweder Apple-User sind oder mit ihrer bloatwareverseuchten Windows-Kiste rumkrepeln, nicht aber von versierten Nutzern.
    Daher auch diese eigentlich völlig unsinnigen PC- vs. Mac-Grabenkämpfe.

  3. Bei Apple kommt die Bloatware eben von Apple selber.

  4. @lentille
    Genau, und bei Microsoft und Google auch. Schliesslich haben die auch mitgelieferte Software die im eigenen Haus entwickelt wurde.

  5. Ganz meine Meinung!

  6. Bei meinem Venue 8 Pro war wie auch bei einem MSI Tablet für einen Kunden außer einem Virenschutz (bei Dell immerhin eine 1 Jahres Lizenz) kaum etwas vorinstalliert was aber wohl vor allem am recht knappen Speicher der Tablets liegt.
    HP Installiert auf den Business Geräten immerhin recht wenig Bloatware von Fremdherstellern (Skype, MS SE, MS Office Testversion ist alles von MS) aber dafür einige „Security Tools“ und den „Support Assistent“ die mit Popups nerven und gleich einmal herunter fliegen aber im allgemeinen sind die Business Notebooks nicht so zugemüllt wie die Privatkunden Modelle.

  7. @Cashy: Bin völlig Deiner Meinung!
    Die sog. PUPs haben in den letzten 3 Jahren exponentiell zugenommen. Das TB unterstützt die Entwicklung des AdwCleaners mit neuen Erkennungen, die täglich auf den Rechnern der hilfesuchenden User gefunden werden.
    Sogar AVPs wie Avira haben sowas in Ihre Software reingepackt (Ask-Toolbar). Sie sind davon jetzt wieder weg. Lenovo ist „nur“ ein ähnlicher Fall.
    Viel bedenklicher und „schlimmer“ finde ich aber solche Wrapper, die die Download-Portale als „Installer“ oder „Downloader“ tarnen um den Leuten Dreck auf den PC zu laden.
    Der 08/15 User hat den Rechner voll davon.
    Das wäre eher einen Aufschrei wert.
    Beispiel: http://anleitung.trojaner-board.de/chip-installer

  8. Ist Windows nicht ne Bloatware? lauter Zeugs, dass irgendwer irgendwo gar nicht braucht 🙂

  9. Man stelle sich mal vor, ein Auto der Marke X würde mit Aufklebern vom Radio-, Sitz-, Motor- oder Lacklieferanten versehen. Dafür dann aber günstiger.

    Wenn einem die mitgegebenen Sitzauflagen, Fußmatten oder Blumenhalterungen nicht gefallen werden sie halt entfernt. Aber bei PCs (aller Klassen) bleibts halt drauf. „Klick ich weg.“ Habe es deswegen aufgegeben mich mit anderen Leuten Kisten zu beschäftigen, mir reichen schon die familiären Patienten. Ein Danke ist meist schon zu viel verlangt für einen Abend Arbeit.

    Irgendwie bin ich gerade froh noch nie ein Levono gekauft zu haben 🙂

    @caschy: Samsung S4 hat bei mir beim letzten großen Update den ganzen Mist wieder aktiviert (Join, Hangout, Google Play/Music/…). Mei war des ein Sch….

  10. Ach, das Problem ist doch ein ganz anderes.

    Ich hab’s auch schon erlebt, dass sich die Leute erst Müll kaufen und anschließend fragen, ob das gut ist. Die interessiert doch meine Meinung eh nicht. Was sich dann nach drei Monaten im zugemüllten Autostart widerspiegelt. Und an der Software, die bei kostenloser Software in der ‚vollständige Installation (empfohlen)‘ Routine mitinstalliert wird. Was der Besitzer natürlich NIE installiert hat. Mein gut gemeinter Rat, die benutzerdefinierte Routine zu nutzen und einfach die Texte zu lesen, wo man im Installationsfenster einen Haken sieht, wird konsequent in den Wind geschlagen.

    Wozu soll ich mir also die Mühe machen, die Kisten zu entschlacken?

  11. In einem Punkt kann ich nicht zustimmen: dass das ausschließlich bei MS der Fall ist. Schon mal einen neuen billigen Smart-TV gekauft? Während des Schauens rundherum Werbung nach jedem Start, muss man erst wegdrücken ..und auf Android ists mir auch schon zwischengekommen…

  12. Ein neuer Laptop wird einmal kurz hochgefahren, die Treiber werden mit Doubledriver gesichert, dann kommt der USB-Stick rein und die Kiste wird komplett geplättet und Win 8.1 entweder normal bei HDD oder als Wimboot bei SSD installiert. Danach einmal kurz Ninite anwerfen und einen Kaffee trinken. Fertig ist die saubere Kiste. Dauert insgesamt vielleicht 30min, aber danach habe ich Ruhe.

  13. Perfekt auf den Punkt gebracht. An dieser Stelle auch ein Lob für den wohl besten Blog im Netz. Weiter so!!

  14. Carsten, Du sprichst mir aus der Seele. Ich bin nämlich einer von denen die immer angerufen werden -.-

  15. TOP Artikel – müssten die Hersteller lesen. Kann man denen nicht den Link schicken?

  16. Wow, suuuper! Man könnte es nicht besser ausdrücken! Was hat mich das schon genervt, immer die Kisten erstmal entrümpeln bevor sie zum Kunden gehen, oder komplett plattmachen, komplett überflüssiger Aufwand.

  17. Is n Argument für Apple, gerade da, wo sie mehr oder weniger preisgleich sind.

    Hab mir neulich n ipad mini bestellt, da hast Du halt schon beim Auspacken Lust und freust Dich aufs Rumspielen. Wohingegen man sich bei einem Samsung-Produkt erstmal in eine Müll-Abwehrschlacht begeben müsste…

  18. Rechner Platt machen und das Betriebssytem neu auf setzen nach dem kauf sollte eigentlich für jeden eine Selbstverständlichkeit sein. Nicht nur um die Bloatware los zu sein sondern auch um z.b. Festplatten gleich von Anfang an sinnvoll zu partionieren, was nicht jeder Hersteller unbedingt macht.

    Wenn ich so zurück blicke: Mein erster Rechner hatte auch schon vorinstallierte Programme. Nero, Office 2000 und noch andere, als Vollversion …

  19. Mal so nebenbei…. Gibt es eigentlich gar keine kartellrechtlichen Probleme, dass man Laptops immer mit Windows kauft und seit dem der Key für 8 auf dem Motherboard sitzt ist ja auch die Möglichkeit die Lizenz zurück zu geben nicht mehr gegeben?

  20. Wie die vielen anderen Kommentatoren stimme auch ich zu 100% deinem Artikel zu. Absolut richtig und dem ist auch nichts hinzu zu fügen.

    Ich gebe immer den Tipp, ladet euch die Treiber für euer Gerät vorher runter, zieht euch das entsprechende ISO bei MS und installiert euch ein sauberes, nacktes Windows (das bleibt dann zwar an mir hängen, sofern die Leute überhaupt darauf eingehen, aber naja).

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