Intels Chipfabrik in Magdeburg: Es gibt offenbar Streit ums Geld

Intel hatte 2022 angekündigt in Magdeburg 17 Mrd. Euro in eine neue Chipfabrik zu investieren. Vielleicht bereut man die damalige Ankündigung mittlerweile: Die Situation der Chipindustrie hat sich seitdem durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gewandelt und viele Firmen fahren ihre Investitionen stark zurück. Tech-Aktien, wie die von Apple, Microsoft, Nvidia und eben auch Intel sind eingebrochen. So gibt es aktuell laut mehreren Berichten Konflikte rund um den Bau der Fabrik in Magdeburg. Der Streit dreht sich, wie so oft, ums Geld.

Es heißt, Intel wolle rechtliche Sicherheit bezüglich der von der Bundesregierung zugesicherten Subventionen bzw. möglicherweise auch eine Erhöhung selbiger. Sollte die Regierung nicht nachgeben, könnte es dazu kommen, dass das Projekt sich hinzieht oder im Umfang eingeschränkt wird. 6,8 Mrd. Euro wollte nämlich der Bund zuschießen – am Ende also die Steuerzahler. Der Baubeginn war fürs erste Quartal 2023 anvisiert. Das soll mittlerweile auf höchst unsicheren Beinen stehen.

Intel schwadroniere wohl über eine „schwierige Marktsituation“ und erhöhte Baukosten, die sich aus der Inflation und Engpässen beim Material ergeben. Die Nachfrage nach Halbleitern sei gesunken und man müsse eine Neubewertung der Situation vornehmen. Es gebe eine Lücke zwischen den ursprünglich erwarteten und den tatsächlichen Projektkosten. Es sieht so aus, als versuche der Hersteller zu taktieren und wünscht sich höhere Fördergelder. Die Regierung sei davon wiederum nicht gerade begeistert.

Wer am Ende am längeren Hebel sitzt, ist unklar. Intel könnte das Projekt in die Länge ziehen oder den Umfang reduzieren. In letzter Konsequenz könnte Intel gar mit anderen Standorten liebäugeln, auch wenn dies bisher nicht ins Spiel gebracht worden ist. Eigentlich sollten ab 2027 Chips in Magdeburg entstehen. Ob dieser Zeitplan einzuhalten ist, lässt sich jetzt jedoch schwer sagen.

Gegenüber Heise äußerte ein Sprecher Intels sich diplomatisch: Man habe im November 2022 den Kaufvertrag für die entsprechenden Grundstücke unterzeichnet und arbeite mit der deutschen Regierung daran, das Projekt zum Erfolg zu führen. Die Ziele in Bezug auf die staatliche Unterstützung hätten sich angeblich nicht geändert. Allerdings gesteht man eine „entscheidende Kostenlücke“ ein, die man schließen müsse, um das Projekt wettbewerbsfähig zu machen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. War ja sowas von klar. Subventionen einstreichen, dann „abhauen“. Öffentlich zugesagte Gelder streichen und Projekt abblasen. Intel ist eh am Ar**h. Weg damit.

  2. Warum wir Geld einer Amerikanische Firma hinherschmeißen, die dazu noch auf dem absteigenden Ast sitzt, erschließt sich mir überhaupt nicht. Intel entwickelt praktisch nicht mehr in Deutschland und die paar Hansel, die in der Fertigung arbeiten zahlen wenig Steuern.
    Intel ist auch strategisch für die (noch) Schlüsselindustrie Auto unbedeutend.

    Die deutsche Qimonda pleitegehen lassen, aber US- Firmen fördern. Patriotismus nein danke.
    Wieder einmal Ausflicken von 16 Jahre Merkel Poliktversagen.

    • verstrahlter says:

      Die Dreistigkeit muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen …
      Die aus Mitteln der Allgemeinheit hergeschenkten und durch nichts gerechtfertigten Subventionen (korrekt, es geht hier nicht um den Gründungszuschuss für ein kleines nationales Startup) sind den Herren nicht hoch genug.
      Mehrkosten, um die momentan niemand wirklich rumkommt wollen von denen nicht mal ansatzweise realisiert, sondern jetzt auch noch on Top verallgemeinert werden.

      Wie hat sich denn die ehemalige AMD-Schmiede im Osten im Lauf der Jahre so entwickelt?
      Floriert das Alles und hat der Region Ruhm und Reichtum beschert, oder wars ein Verlustgeschäft?
      Solche Daten sind doch bestimmt vorhanden und sollten ein wichtiger Entscheidungsindikator sein.
      Falls das Teil nicht ausgelastet ist, lässt sich der Bedarf für die Allgemeinheit (mit ggf. nötigen Anpassungen) bestimmt preiswerter darüber decken.
      Weshalb sollte man schon wieder dem Interesse eines einzelnen Marktteilnehmers dienen, der erst eine ganze Zeit lang massiv Investitionen spart – indem er die Kosten einfach auf Unbeteiligte umlegt – um den Schuppen dann nach einer Sperrfrist wiederum mit noch mehr Gewinn weiterzuverhökern?

      Wenn man die Summe 50/50 unter USA und DE aufteilt inkl. Gewinnbeteiligung … sähe das natürlich anders aus, aber unter den Bedingungen ist das oder noch mehr einfach nur utopisch.

  3. Weil die ein paar Arbeitsplätze schaffen, stopft man ihnen fast 7 Milliarden in den Popo? Da fragt man sich ob die gut geschmiert haben. Sollen sie doch hingehen wo der Pfeffer wächst.

  4. Erinnert irgendwie an den Fall Nokia, der Dank großer Subventionen und Steuererleichterungen ein Werk im Ruhrgebiet baute. Und nachdem diese Zuschüße ausgelaufen sind, das Werk sofort schloß und in ein Billiglohnland abwanderte.

    Ob subventionierte Wirtschaft auf Dauer funktioniert, ist eh fragwürdig. Egal ob bei uns, oder in den USA, die derzeit unzählige Milliarden den Chip-Herstellern in den Rachen wirft, damit sie dort wieder Fabriken bauen.

    Am Ende zählen wohl eher Inovation (wozu es Konkurrenz braucht, siehe bei Nokia den Killer Iphone), günstige Fertigungskosten und ein möglichst großer Absatzmarkt.

    • „…die derzeit unzählige Milliarden den Chip-Herstellern in den Rachen wirft, damit sie dort wieder Fabriken bauen.“

      Die USA haben, im Gegensatz zu uns, schon vor längerer Zeit verstanden wie gefährlich es für ein ganzes Land ist bei Schlüsseltechnologie von anderen Ländern abhängig zu sein.

      • Genau und lange Transportwege werden auch immer kritischer. Entweder weil sie durch geopolitische Unwägbarkeiten unterbrochen werden könnten oder wegen der Treibstoffkosten immer unwirtschaftlicher werden. Daher ist zu begrüßen und m. E. auch öffentlich zu fördern dass die Produktion wichtiger Bauelemente und Halbfertigprodukte wieder ortsnah in Europa oder gar Deutschland passiert. Gilt im Übrigen nicht nur für halbleiterprodukte sondern z. B. auch für die Chemie / Pharmazie s. aktuelle Probleme bei der Medikamentenversorgung in Deutschland. Am besten hochrobotirisierte Fabriken dann spielt auch der Arbeitskräftemangel nicht eine so hohe rolle – ein neuer Baby-Boom ist ja erstmal nicht in Sicht …

  5. Sicherlich vergeigt es Deutschland wieder. Aber bei den vorangegangenen Kommentaren auch nicht verwunderlich.
    Leider immer haben die die größte Klappe, die selbst nichts auf die Reihe kriegen.

    • Danke, endlich mal jemand der es verstanden hat. Man sieht an Dresden das es auch funktionieren kann, nicht umsonst denkt TSMC darüber nach in Dresden zu bauen. Das Intelprojekt in Magdeburg ist für die Region extrem wichtig. Man kann es ja auch mal anders sagen, man kann subventionieren und Arbeitsplätze (nicht nur bei Intel) schaffen. Oder man hat auf lange Sicht wieder ein paar mehr Leute die den „Sozialtopf“ benötigen.

    • verstrahlter says:

      Was für eine Selbsteinsicht eines Argumentallergikers.
      Diskussionen bestehen aus Meinungsaustausch, nicht unreflektierten Beleidigungsphrasen.
      So ganz unbewaffnet da reinzustolpern ist schon stabil respektlos.
      Nur der erste Satz macht in meinen Augen Sinn, leider aber erst um 180° gedreht.

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