Digitaler Nachlass: Viele Menschen ignorieren ihn offenbar

Laut einer Umfrage von Bitkom Research kümmern sich nur wenige Menschen um ihren digitalen Nachlass. Fast zwei Drittel der Befragten haben sich jedenfalls damit bisher nicht beschäftigt. Lediglich 37 % haben ganz oder zumindest teilweise festgelegt, was mit ihren Online-Konten, Profilen und Geräten nach ihrem Tod geschehen soll.

Zu beachten ist, dass Bitkom Research eine störungsanfällige Meinungsumfrage durchgeführt hat. Es handelt sich hier also nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung und die Ergebnisse lassen sich nicht verallgemeinern. Befragt wurden dabei von KW 28 bis KW 32 2023 1.178 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch, darunter 1.014 Internetnutzer. Die Fragen lauteten: „Haben Sie für den Fall Ihres Todes Ihren digitalen Nachlass geregelt?“, „Auf welche Weise haben Sie Ihren Digitalen Nachlass geregelt?“, „Welche Bereiche Ihres digitalen Nachlasses haben Sie geregelt?“, „Welchen Aussagen im Zusammenhang mit dem digitalen Nachlass stimmen Sie zu?“

Gerade einmal 16 Prozent der Befragten haben demnach ihren digitalen Nachlass vollständig geregelt – und 21 Prozent teilweise. Laut Bitkom bewegen sich diese Werte seit Jahren auf einem sehr ähnlichen Niveau. 15 Prozent der Befragten planen laut der Umfrage immerhin, sich künftig irgendwann mal um ihren digitalen Nachlass zu kümmern – was natürlich alles und nichts bedeuten kann. 45 % wollen mit der ganzen Sache gar nichts am Hut haben.

Wer sein „digitales Erbe“ geregelt hat, hat zumeist eine Vertrauensperson aus dem Umfeld benannt, die nach dem eigenen Tod z. B. Zugriff auf die eigenen Online-Konten erhält. Fast niemand (2 Prozent) nutzt eine kommerzielle Plattform oder App für die digitale Nachlassplanung. Auch gibt es blinde Flecken: Etwa gibt nur jeder Zehnte an, seine Log-ins zu sozialen Netzwerken geregelt zu haben. Schon 72 % derjenigen, die vorsorgen, haben hingegen die Zugänge und PINs von Geräten wie Smartphone, Laptop oder Tablet für Hinterbliebene hinterlegt.

42 Prozent geben an, den Umgang mit dem digitalen Nachlass als unangenehm zu empfinden. Dennoch wünschen sich z. B. 36 % der Befragten, dass ihre Profile in sozialen Netzwerken ihren Tod überdauern.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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18 Kommentare

  1. um ehrlich zu sein wundere ich mich über ganze 37%, die sich damit bereits beschäftigt haben. ist in meinen Augen eine ziemlich hohe Zahl. hätte ich niemals mit gerechnet.

    • Mein erster Gedanke war sogar, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass sich 37% überhaupt schon ernsthaft und konkret mit ihrem Nachlass auseinandergesetzt haben, nicht nur im digitalen Bereich. Ich glaube, das Thema insgesamt wird von vielen immer noch gerne auf die lange Bank geschoben.

    • Das könnten eher die älteren ü60 sein, die ihre Kennwortliste für alle Zugänge auf Papier führen. Damit hat man eine vollständige Übersicht und kann auf alles zugreifen. Einfach, aber simpel.

  2. Ich glaub bei google hab ichs eingerichtet, bei fb auch (obwohl fb gerne zur Hölle fahren kann). Meine Frau kennt mein pw für meinen passwordsave aber ob sie, wenn ich zeitnah sterben sollte, überhaupt Lust hat da was zu regeln.. Ich denke eher nicht. Was gibt’s denn wichtiges? Mails fallen mir da nur spontan ein. Bankkonten von direktbanken? Bitcoins

  3. Wer sich erstmals mit seinem Digitalen Nachlass beschäftigt, wird sich wundern, was da so Alles auftaucht und auch zu Lebzeiten geregelt werden sollte. Das ist ebenso wichtig wie ein Testament. Ich gebe kostenlose Online Seminare zu diesem Thema für die Generation 60plus und weiss, wovon ich rede.

  4. Ich möchte mich demnächst auch damit beschäftigen, weil ich insgesamt mich mal um ein Testament, um Vorsorgevollmachten für Gesundheitsangelegenheiten sowie Finanzen etc. kümmern muss.

    Aktuell plane ich, im Tesatment eine Person zu bestimmen, die sich dann bitte um den digitalen Nachlass kümmert, und die bekommt im Testament eine Liste mit allen Accounts etc. inklusive Online Banking, sowie das Master Passwort für meine Passwort Safe Datenbank.

    Gut, dass ich eine gute Anwältin mit Schwerpunkt Familien- und Erbrecht kenne, die berät mich da sehr seriös.

  5. Wilhelm Haid says:

    @andre
    Kannst du einen Link zu entsprechenden Webseite mit Mustererklärungen einstellen?

  6. Für Facebook hab ich es vor ein paar Wochen geregelt. Daten inklusive Chats exportiert und anschließend das Konto gelöscht. Der eine Monate Bedenkzeit, den Facebook dabei einräumt, ist mittlerweile vorbei – kein Facebook mehr. Insofern also nicht mehr zu „vererben“.

    Im Übrigen könnte meine Frau über meine KeePass-Datenbank im Fall der Fälle alles regeln. Sie hat von der Materie zwar keine Ahnung, aber zusammen mit einem sehr it-versierten Freund von mir würde sie das hinbekommen.

  7. Nicht nach zu vollziehen. Man ist tot und ende. Bankkonto wird aufgelöst, Handyvertrag gekündigt und fertig. Alles andere hat keinen Zugriff mehr. Sollen die dann ruhig meine Identität klauen. Die geben einer Sache Relevanz, die keine verdient.

    • Das widerspricht meinem Verständnis von Ordnung und Aufräumen. Ich bin es gewohnt, wie ein Cleaner aufzuräumen, so wie ich auch meinen Müll mitnehme und richtig entsorge. Hängt vielleicht zusammen.

  8. Wichtig ist, dass die Finanzen strukturiert sind und im Fall der Fälle die eigene Frau weiß wo was liegt.

    Nach meinem Tod muss niemand auf meine Accounts oder gar auf mein Smartphone zugreifen können.

    • „Nach meinem Tod muss niemand auf meine Accounts oder gar auf mein Smartphone zugreifen können.“

      Das widerspricht meinem Verständnis von Ordnung und Aufräumen. Ich bin es gewohnt, wie ein Cleaner aufzuräumen, so wie ich auch meinen Müll mitnehme und richtig entsorge.

  9. Da ist eine Patientenverfügung und eine Nachlassregelung der materiellen Güter für eventuell Hinterbliebene deutlich wichtiger als die paar digitalen Daten, um die immer so ein Aufheben gemacht wird. Der Großteil der Menschen nimmt sich wichtiger, als er wirklich ist für die Welt. Wenn tot, dann tot, wayne interessiert das meist dann noch?

    • Da stimme ich Dir vollkommen zu. Sätze wie dieser lassen tief blicken:

      „Dennoch wünschen sich z. B. 36 % der Befragten, dass ihre Profile in sozialen Netzwerken ihren Tod überdauern.“

      Da fragt man sich doch: warum? Offenbar halten viele Menschen ihre TikTok-Tänze und das trillionste Foto vom Forum Romanum mit ihrer Fresse im Bild für so wichtig, dass sie ihren Nachlass mit einer Art UNESCO-Welterbe verwechseln. Ich staune auch immer darüber, wie intensiv etliche Menschen an bekannten Urlaubszielen immer wieder die gleichen Fotos machen und alles wegfilmen, was nicht bei „3!“ auf den Bäumen ist. Ich bezweifle da stark, dass diese Machwerke selbst zu Lebzeiten noch einmal angesehen werden. Geschweige denn nach dem Tod.

      Aber es gibt auch Situationen, in denen der digitale Nachlass wichtig ist. Zum Beispiel, um das Leben eines Menschen „abzuwickeln“. D.h. unter Umständen auch dafür zu sorgen, dass alle Daten gelöscht und das Google One Abo beendet wird.

    • Jeder hat ein anderes Verständnis von dem, was Du unter ein „paar digitalen Daten“ verstehst.

      Ich habe keine FB-/Instagram-/Wasauchimmer-Konten, aber nahezu alles in unserem Leben ist digital geregelt – und benötigt dazu ein Konto. Ein Papierbrief in unserem Briefkasten ist eine Seltenheit, maximal einer pro Woche.

      Und da hätte ich es schon gerne, dass diese Konten auch „richtig“ gelöscht werden, nachdem über diese alles abgewickelt wurde.

  10. Noch ein Gedanke:
    Viele schreiben hier, dass ihr (einziger) Nachlasskontakt ihre Frau ist.

    Der Gedanke, dass Euer beider Leben *gleichzeitig* enden könnte, weil z. B. ein LKW-Fahrer gerade abgelenkt ist und auf ein Stauende auffährt, sollte Euch in Betracht ziehen lassen, eine (weitere) Person Eures Vertrauens (Mutter, Kind, Freund) mit einem Generalschlüssel auszustatten. (Ich denke daran aus aktuellem Anlass.)

    • Ich hab das (nachdem ich aktuell komplett „alleine“ bin) über den Notfallzugang bei Bitwarden gelöst. Dazu habe ich einen zweiten Bitwarden Account angelegt der nach 14 Tagen Frist Zugang auf meinen Bitwarden Account bekommt. Die Daten zu dem zweiten Account sind meinem Testament beigelegt (+ Anleitung). Heißt selbst wenn jemand an die Daten kommen sollte solange ich noch „lebe“ muss er 14 Tage waren in denen ich jederzeit den Zugang widerrufen/blockieren kann.

      Zusätzlich sind alle meine Unterlagen schön in Ordner sortiert und 1:1 digitalisiert (inkl. Backup was periodisch erneuert wird und bei meinen wichtigen Unterlagen liegt). Alle paar Jahre oder wenn die Ordner voll sind werden alte Sachen ausgemistet (zweiter Ordner der im Dachboden liegt und vorne drin ein Fetter Zettel ist das die Unterlagen alt sind und ab XX/XX weggeworfen werden können).

      Trotzdem sind bei mir noch einige Sachen unzureichend dokumentiert (grad so alte Server/VMs) aber das sind größtenteils Sachen die nach mir niemand mehr groß interessieren (sollten).

      Warum die ganze Arbeit? Weil ich selber in der Situation war wo ich mich durch einen komplett unsortieren auf 10000 Kisten/Schachteln/Ordner/Mappen und zwei Wohnsitzen verteilten Nachlass kämpfen musste (zu 90% analog wo ich nicht weiß ob das Vor oder Nachteil war).

  11. Habe niemanden dem ich etwas hinterlassen könnte. Nach mir also die Sinnflut.

    Bei mir sind alle Geräte verschlüsselt, Google-Account wird nach 6 Monaten gelöscht. Meta-Konten sind schon weg. Es gibt keinen einzigen Zettel zu finden, auf dem irgend etwas dokumentiert wäre.

    Sobald nach vielen Monaten die Bankkonten leer sind und eine Wohnungstür wegen fehlender Miete aufgebrochen werden, kann man mich gerne von dem Boden kratzen. 😀

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