Creative Commons können teuer werden

Hier vielleicht ein Beitrag für alle Blogger da draußen, der vielleicht nichts wirklich neues verrät, aber er zeigt, was man beachten muss und wie „kalt“ es da draußen geworden ist. Vor ein paar Tagen erreichte mich der „Hilferuf“ eines Bloggers per Kontaktformular. Lars hatte mich informiert, dass Jan aus Hamburg eine Zahlungsaufforderung (Nachlizensierung) für ein Bild erhalten hat, welches er in seinem Blog benutzt hat. Die kurzen Fakten: die Creative Commons Lizenz dieses Bildes verlangt die Namensnennung des Autors. Genauer gesagt: Creative Commons Namensnennung 3.0 Unported. Was hatte Jan falsch gemacht? Statt den Fotografen namentlich zu nennen hatte er lediglich die Wikimedia Commons genannt.

Nicht einmal zwei Wochen später flatterte Jan eine E-Mail des Fotografen ins Haus, in der er aufgefordert wurde innerhalb von sieben Tagen 150 Euro „Nachlizensierung“ zu bezahlen. Nun wird es etwas tricky: sicherlich ist der Fotograf im Recht, doch handelt es sich bei Jan um einen 15-jährigen Schüler, der ein kleines und werbefreies Blog betreibt. Hätte der Fotograf nicht vorab mal anklopfen können, wer der „Verbrecher“ ist? Wo will man die Grenze ziehen? Ich bat Jan also um weitere Informationen. Dann ein kleiner Schock: ich kenne den Fotografen des Bildes jahrelang aus dem Netz. Er hat bereits einige Freeware-Tools bereit gestellt, es ist ein Bild von ihm hier im Blog zu finden, welches er mir zur Verfügung gestellt hat. Der Fotograf betrieb ein Blog, war hier eine Zeit lang in der Blogroll zu finden und er twittert. Sollte ich mich so getäuscht haben?

Ich schrieb den Fotografen an und teilte ihm meine Meinung mit. Ich weiss: hier werden ohne Ende Kommentare einprasseln, die aussagen: „wo will man eine Grenze ziehen?“, „wie soll man abwägen“ und „der Fotograf hat Recht, basta!“. Wenn es sich um Mehrfachtäter handelt, klar, dann sollen sie zahlen. Gewerbliche Nutzung? Auch. Große Firma? Auch. Aber ein 15jähriger Schüler? Der das Haifischbecken Internet und Blogs gar nicht kennt?

Ich selber habe auch aus eigener Doofheit einmal ein fremdes Bild benutzt (Marions Kochbuch und die Bockwurst) und durfte ein hohes Lehrgeld zahlen. Und dann wurde ich überrascht: eine Welle von Hilfe und guten Ratschlägen kam auf mich zu. Große Blogs machten den Fall publik (zu der Zeit las hier kaum jemand mit). Ich stand nicht alleine da. Mir wurde geholfen. Das hat mir die Augen geöffnet. Man kann auch mal helfen, wenn Leute aus eigener Doofheit in Fallen tappen. Denn bei heutigen Summen kann schon mal eine Abmahnung / Nachlizensierung bei bestimmten Menschen den finanziellen Ruin bedeuten. Damit meine ich jetzt nicht die im Falle von Jan geforderten 150 Euro, wobei diese sicherlich auch jeden von uns schmerzen.

Doch wie geht man selber mit Content-Klau um? Mehrere Blogger wurden in den letzten Wochen ihres Contents beraubt. 1:1-Kopien von Texten inklusive Hotlinking von Bildern. Mahne ich ab? Nein, ich fordere die Leute auf, meinen Content zu entfernen. Ich suche erst den direkten Weg.

Ich plädierte in einer E-Mail an die Vernunft des Fotografen.

Mit diesen Beitrag wollte ich euch nur warnen. Beachtet auch die Unterschiede in den Creative Commons Lizenzen wie sie oft bei Flickr und Konsorten zu finden ist. Auch kleine Unterschiede können reichlich Geld kosten. Ja, es wird kalt da draußen. Sehr kalt. Vielleicht könnt ihr Jan ja irgendwie helfen – oder zumindest diese kleine Geschichte weiter erzählen. Schließlich sind wir Blogger und wir erzählen Geschichten und helfen uns untereinander, oder? Des Weiteren liebe Fotografen (und ich weiß dass hier viele mitlesen): was würdet ihr tun?

Und als Schlusssatz: ich habe der Fairness halber den Vorabbeitrag an Jan und den Fotografen geschickt. Die Veröffentlichung ist für beide Seiten in Ordnung. Der Fotograf hat mir eben auch in seiner E-Mail mitgeteilt, dass er auf die Forderung verzichtet. Nach Rücksprache mit dem Anwalt hat man sich entschieden, nicht gegen „die Kleinen“ vorzugehen. Gut so.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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110 Kommentare

  1. Wirklich klasse von dir!

  2. 3lektrolurch says:

    Wenn ich wirklich so großes Interesse habe, meine Bilder zu schützen, dickes Wasserzeichen drauf, CC-Lizenz hin oder her.
    @soeren: und du hast Kinder?

  3. ich weiss gar nicht was ihr immer mit dem alter des jungen habt. Wäre er nicht 15 sondern 35 wäre die ganze Abzockerei immer noch total daneben. JEDER gehört vor so etwas beschützt, nicht bloss 15 Jährige.

  4. Wieder mal ne coole Aktion von dir caschy!
    Super das du Jan helfen konntest

  5. Selbst wenn es einmal ein Gesetz geben sollte, das einen Versuch der gütlichen Einigung vorab vorschreibt, wird es solche Fälle geben. Oder was wird wohl sonst passieren, wenn der Schüler in den Ferien ist, der Fotograf nach 14 Tagen des Wartens die Nase voll hat und eine Nachlizensierung einfordert?

    Soll der Fotograph vor der Vorabklärung vielleicht auch noch auf den Ferienkalender für Deutschland schauen und nur ausserhalb der Ferien Nachlizensierungen fordern dürfen?

    Wie wäre es denn mit „Internetseiten in Eigenregie nur für Volljährige“? Um mal auf den Kommentar von Hermann einzugehen, der sehr gut ein großes Problem erkannt hat.

    Oder eine vorgeschriebene Altersangabe im Impressum? Damit man als Rechteinhaber nur ja nicht wie die Sau durch die Blogosphäre getrieben wird.

    Mir wäre es auch lieber, man würde einfach vor einer Abmahnung miteinander reden.
    Man muss aber beide Seiten sehen. Ich möchte zum Beispiel nicht wissen, womit sich manch ein Fotograf rumschlagen muss, ob der nach x Versuchen der gütlichen Einigung überhaupt noch Willens und in der Lage ist, zum 1001. Mal eine gütliche Einigung anzustreben.

    Die Entscheidung für CC mit Namensnennung dürfte für den Fotografen auch einen sehr handfesten Grund gehabt haben.
    Lebt der Fotograf von seiner Arbeit, ist die Namensnennung von existentieller Bedeutung für ihn. Ohne diese, wüsste womöglich keiner woher die Bilder kommen, würde nicht nachfragen, würde ein anderer, dessen Name genannt wurde, den möglichen nächsten Auftrag kriegen.
    Dem Fotografen engehen so mögliche neue Kunden, bei Verzicht auf die Namensnennung. Dadurch sieht die Geschichte mit dem „CC ist kostenlos“ schon wieder ganz anders aus. Den Fotrafen kann das nämlich weit mehr kosten, als 150 Euro.

    Apropos 150 Euro, die empfinde ich nebenbei bemerkt sogar noch als human.
    Würde das meinen Kindern passieren, würde ich das Geld vorstrecken und in Teilen vom Taschengeld wieder reinholen, oder mir etwas anderes einfallen lassen. (und es ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit anderweitig wieder zukommen lassen)
    Ich würde das einfach als Lehrgeld für die Kinder betrachten. Schaden würde es ihnen ganz sicher nicht. Die Welt ist nunmal nicht nur Zuckerbrot, egal wo auf der Welt man sich befindet, sich bewegt, das muss man beizeiten lernen.

  6. @3lektrolurch was tut das jetzt zur sache? „und du hast Kinder?“

    Und Deinen Äußerungen entnehme ich das es vollkommen legitim ist sich an fremden Eigentum zu vergreifen solange diese nur nicht ausreichend geschützt ist. Merkwürdige Ansicht, hast Du die nur im Internet oder auch in der realen Welt?

  7. @Toddi Du sprichst mir aus der Seele. Kinder sollten eben nicht alles dürfen. eine Eltern hätten mir früher den A…. versohlt. Gut, darf heute nicht mehr sein, soll es auch nicht. ABER: Kinder müssen lernen, daß es Grenzen gibt, sie müssen wissen, daß es MEIN und DEIN gibt.
    Übrigens: es handelt sich ja hier nur um ein „Kind“ im Sinne eines verwandtschaftlichen Verhältnisses. Jan ist ein Heranwachsender, der das Gymnasium besucht. Ich habe mir seinen Blog angeschaut. Weil ich zunächst nicht glauben konnte, daß ein 15jähriger sich so gut ausdrücken kann, habe ich mich mit seinen Seite beschäftigt. Also, ich denke, er ist sehr reif und weiß ganz genau, was er tut. In seiner „Über mich“-Seite beschreibt Jan, womit er sich beschäftigt:

    * Computer: Linux (Ubuntu), Programmierung, Webdesign,
    Bloggen;
    * Musik: Klassische Gitarre, E-Gitarre;
    * Literatur: viel Lesen und Schreiben;
    * Tabletop: Warhammer;
    * Politik: Linksjugend

    Also ein kluges Köpfchen. Jan kennt bestimmt die Usancen im Internet….Und bei aller Sympathie zu Jan, ein Donnerwetter von den Eltern wäre hier angebracht 😉 Hilfe von Cashy und allen Bloggern: JA. Beileidsbekundungen: NEIN

  8. Unmögliche Situation: Bis auf den Abmahnanwalt verlieren ALLE.

    Caschy hatte doch mal ein Tool verlinkt, mit dem man zu Bildausschnitten die Originale finden konnte. In der schönen neuen Web 3.0 Welt machen die Google Spinnenroboter das dann automatisch und für jeden geklauten oder legitim verlinkten Fremdinhalt wird der Pagerank des Urhebers erhöht.
    So gewinnen alle, gute Inhalte schwimmen nach oben und es besteht kein Anreiz die Mahngeier einzuschalten, weil man sich so selber schadet.

    So, wer setzt das jetzt in Gesetzgebung um? 😉

  9. JürgenHugo says:

    @Herrmann:

    Nix gegen zu sagen, was du schreibst. Wenn der Jan aber wirklich so schlau ist, wie du ihn einschätzt – dann wird er aber das „Donnerwetter“ genau als das erkennen, was es ist – viel Lärm um nichts… :mrgreen:

  10. Danke, Hermann.

    Was ich mal klarstellen möchte, soeren, ist: Ich habe mich sehr wohl vorher informiert, nur dabei, wie es jedem hätte passieren können, leider die wichtige Eigenschaft der verwendeten CC-Lizenz übersehen. Irren, Fehler begehen ist menschlich. Ganz gleich, wie alt ich bin und ob ich ein Neuling im Internet bin (als was ich mich nicht bezeichnen würde).

  11. @soeren

    Ich kenne die Webseite von dem Fotografen nicht aber hat er auf die Erklärung seiner CC-Lizenz verlinkt? Hat er aus Faulheit den Kontakt zum Blogger vermieden? Und warum hat er oder die Kanzlei ihn nicht vorher darauf hingewiesen mit der Androhung weiterer Maßnahmen?

    Aber einem mal schnell in die Scheiße zu reiten ist ja bequemer als sich sozial zu verhalten.

  12. Schön das Du Dich gekümmert hast – und das der Fall so schnell so glimpflich abgehandelt werden konnte.
    Außerdem habe wieder was gelernt – danke 😉
    Ich verstehe auch die, die eine Krawatte kriegen, weil Ihre Bilder/Ihr Contents missbraucht/“misslinkt“ werden – und dass man nicht immer erst recherchieren will, wer denn nun tatsächlich dahinter steckt.
    Trotzdem sollte man immer noch Feingefühl walten lassen.

  13. @Jan Du musst dich doch hier nicht rechtfertigen, hier bist Du doch schon „König der Herzen“. Und natürlich kann man Fehler machen, die hier aber durch einfaches lesen und verstehen der CC vermieden werden können.

    Ich hoffe es hat sich für Dich gelohnt, Popularität des Blogs und vielleicht auch Spenden. Das Du nicht soo viel gelernt hast, sieht man ja sehr schön an dem Kommentar zur eingebundenen Musik auf Deinem Blog. „Ich gehe davon aus, dass es legal und ganz und gar rechtens ist“. Informieren wäre zuviel verlangt, jetzt wo Du weißt, dass Du dich auf die Community verlassen kannst…?

  14. Die Spielregeln vom CC sind zum Glück offener als das gewöhnliche Urheberrecht, müssen aber eben auch eingehalten werden.

    Der zweite Vorteil ist die niedrige Summe, die der Fotograf gefordert hat, wobei jeder aufpassen sollte, denn andere Personen mögen andere Summen oder gleich auf den Abmahnwahn aufspringen.

  15. @cro Du hast ja so Recht, man bekommt ja sonst imLeben wirklich alles vorgelegt und muß sich zum Glück um nichts selber kümmern… Der Hinweis CC reicht aus, wird bei jedem Copyrightvermerk auf die entsprechenden Gesetze verlinkt?

    So eine Einstellung finde ich echt ziemlich daneben, Google und andere Suchmaschinen stehen jedem im Internet frei zur Verfügung, einfach mal nutzen!

  16. Es gibt inzwischen eine verkehrte Welt in der Bloggerszene.

    Es wird derjenigen als Bösewicht hingestellt, der auf sein gutes Recht besteht und kriegt schön von allen Bloggern eins vor den Latz geknallt.

    Das kann’s ja nun auch nicht sein. Wer gern respektvoll behandelt werden möchte, sollte ebenso Respekt zeigen … dann käm’s erst gar nicht zu solchen Abmahnungen.

    Okay, die Macher von Marions Kochbuch haben’s zwar übertrieben (man muss dazu sagen, dass sie im Recht waren/sind) aber sie haben damit einigen die Augen geöffnet, was Urheberrechte angeht – leider haben’s immer noch nicht alle begriffen. Schade eigentlich.

  17. JürgenHugo says:

    Vielleicht gibt es bald 2 Könige der Herzen? Jan UND soeren? :mrgreen: Wer weiß so was schon im Vorhinein… 😛

  18. @NewsShit! Dem kann ich nur voll zustimmen! Fremdes Eigentum existiert für viele im Internet einfach nicht mehr und zur Not richtet es die Community, so bleibt dann zum Glück ja auch der Lerneffekt aus, perfekt!

  19. Danke Caschy! 🙂 und es ist anscheinend doch nicht ganz so kalt da draußen!

  20. @ NewsShit! und soeren: Wie ihr sicher mitbekommen habt, akzeptieren die meisten hier sehr wohl das Recht des Urhebers. Die Kritik richtet sich aber vor Allem auf die Art und Weise der „Kontaktaufnahme“ und „Klärung“ des „Tatbestands“ aufgrund der Art der Rechtsverletzung.

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