Aftershokz Aeropex im Test: Knochenschall-Kopfhörer für Sportler

Kopfhörer testen wir hier im Blog des Öfteren. Dabei wechseln sich sowohl In-Ear- als auch Over-Ear-Modelle ab. Jetzt habe ich mir mal ein Modell angehört, das in keine dieser traditionellen Kategorien passt: die Aftershokz Aeropex. Dabei handelt es sich um kabellose Bluetooth-Kopfhörer mit Knochenschall-Technik. Etwa 150 Euro kosten diese Hörer derzeit.

Aftershokz ist eine Marke, die 2011 gegründet wurde und schon seit mehreren Jahren Boneconducting-Kopfhörer vertreibt. Für mich sind die Aeropex dabei der erste längere Kontakt mit der Technik. Sollte euch die Funktionsweise unbekannt sein, dann eine kurze Beschreibung: Knochenschall-Kopfhörer werden nicht direkt ins bzw. auf das Ohr gesetzt, sondern die übertragende Fläche ruht vielmehr neben dem Ohr. Das liegt daran, dass der Schall nicht über die Luft, sondern über die Knochen übertragen wird, welche den Ton weiterleiten. Dadurch umgeht man auch das Trommelfell.

Technische Daten der Aftershokz Aeropex

  • Boneconducting-Kopfhörer mit 20 Hz bis 20 KHz
  • Offen anliegend
  • Resistent gegen Staub und Wasser nach Schutzklasse IP67
  • Bluetooth 5.0
  • Codec: SBC
  • Laufzeit: ca. 8 Stunden
  • Dual-Noise-Cancelling-Mikrofone für Anrufe
  • Bedientasten für die Lautstärke und Multifunktionsbutton an den Kopfhörern
  • Gewicht: ca. 26 g
  • Lieferumfang: Kopfhörer, Tragetasche, Ohropax, zwei Ladekabel, Anleitung
  • Preis: ca. 150 Euro

Vorteil von Knochenschall-Kopfhörern ist, dass euer Ohr komplett offen bleibt. Ihr nehmt also die Umgebung so wahr, als würdet ihr gar keine Kopfhörer nutzen. Das ist natürlich super z. B. beim Laufen oder Fahrradfahren, wenn ihr den Verkehr wahrnehmen möchtet. Allerdings hat die Technologie auch einige Nachteile, welche die Klangqualität betreffen. Doch dazu verrate ich euch, speziell auf die Aftershokz Aeropex bezogen, noch Genaueres.

Ausstattung und Verarbeitung

Im Lieferumfang der Kopfhörer findet ihr die Kopfhörer selbst, überraschenderweise gleich zwei Ladekabel und einmal Ohropax-artige Ohrstöpsel sowie eine Tasche. Letztere ist aus einem sehr glitschigen Gummi gefertigt, das mich an eine Qualle erinnert hat – fühlt sich eher unschön an, aber erfüllt seinen Zweck. Es liegt natürlich auch eine Anleitung bei, die euch in die Bedienelemente der Kopfhörer einführt.

Geladen werden die Kopfhörer leider mit einem proprietären Anschluss. Es sitzen am rechten Hörer dafür zwei offene Kontakte, an die das beiliegende Kabel magnetisch andockt. Letzteres solltet ihr also gut aufbewahren. Vielleicht legt Aftershokz daher auch lieber zwei Exemplare bei. Die Ohrhörer selbst sind flexibel genug, um gut auf das Ohr zu passen, aber ausreichend starr, um nicht zu verrutschen. Wie langlebig die Konstruktion ist, kann ich leider aber nicht beurteilen.

Was mich persönlich rasch genervt hat: Die kleine LED, welche den Ladestatus sowie den Betrieb anzeigt, ist etwas ungünstig an der Seite angebracht, sodass man sie möglicherweise übersieht – gerade beim ersten Koppeln. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung der Kopfhörer nichts zu bemängeln. Eine Beschichtung sorgt dafür, dass auch die Haptik stimmt und die Aeropex zudem nicht so leicht Schmutz ansammeln.

Praxistest

Aftershokz mag es schnörkellos, denn eine Begleit-App gibt es für die Aeropex nicht. Verschiedene Eartips benötigt man aufgrund seiner Technologie auch nicht. Dabei kann es übrigens bei Knochenschall jedoch je nach Empfindlichkeit vorkommen, dass in seltenen Fällen Schwindelgefühle auftreten. Ich selbst hatte zum Glück aber keine derartigen Probleme. Auch der Sitz der Aftershokz Aeropex war bei mir selbst beim Joggen exzellent: Da verrutschte nichts und es trat auch kein Druckgefühl auf. Trotzdem musste ich mich etwas daran gewöhnen, dass die Kopfhörer ihre Übertragungsfläche neben dem Ohr platzieren.

Beim Sitz der Kopfhörer sollte man darauf achten, dass sie nicht auf, sondern quasi vor dem Ohr sitzen.

Im Vergleich zu den Vorgängermodellen will Aftershokz hier weniger spürbare Vibrationen und eine bessere Anpassung des Klangs (Premium Pitch 2.0+) für die Boneconducting-Technik erreicht haben. Außerdem soll der Klang weniger nach außen „sickern“. Letzteres kann ich bestätigen, denn ich testete das explizit mit einem Kumpel auf höheren Lautstärken: Euer Gegenüber oder Sitzpartner bekommt von eurer Musik im Grunde nichts mit.

Leider gibt es aber erhebliche Abstriche beim Sound, wenn ihr mit traditionellen In-Ear-Kopfhörern vergleicht. Müsste ich den Klang der Aeropex beschreiben, dann würde ich ihn mit einem auf dem Tisch liegenden Smartphone-Lautsprecher der Mittelklasse vergleichen. Das hat also eher Küchenradio-Flair. Vor allem die Bässe sind schwach, sodass die Aeropex nicht für Menschen zu empfehlen sind, die vorwiegend rhythmusbetonte Musik wie Club Music, Hip-Hop, Trip Hop oder Electronica hören. Generell ist das Klangbild sehr zugespitzt und höhenlastig.

So klingen Gesangstimmen in der Regel gut vom Rest abgehoben, Bass und Schlagzeug fehlt es aber an Wucht. Es gibt immerhin eine schöne Stereo-Separation, das hörte ich recht gut beim Laufen heraus. Für Audiophile sind die Aeropex aber generell einfach nichts, dafür sind die Abstriche beim Klang zu immens. Aufgewogen werden diese Nachteile eben durch andere Vorteile. So konnte ich meine Umgebung stets perfekt beim Laufen wahrnehmen. Es kommt eher das Gefühl auf, als liefe man mit einem Radio in der Tasche.

Das kann natürlich auch angenehm sein, wenn ihr gerne mit jemandem zusammen lauft und beide nebenbei etwas Musik hören möchtet – geht mit den Aeropex. Dann quatscht ihr eben munter und habt die Musik als Hintergrunduntermalung. Was mir übrigens weniger zusagt, ist die Platzierung der Lautstärketasten, die ihr quasi beim Tragen von unten antippen müsst. Zum einen verschiebt man dabei den Kopfhörer leicht, zum anderen wäre die seitliche Oberfläche schlichtweg besser erreichbar.

Erwähnt sei, dass die Akkulaufzeitangabe in meinem Test gut hinkam, ich hörte dabei stets auf moderaten Lautstärken Musik und wählte eine recht bunte Mischung aus Rock, Pop, Electronica und Songwriter-Klängen. Telefonate waren im Klang „ok“, reichten aber nicht an die zuletzt von mir getesteten In-Ear-Modelle von Honor, Jabra und Co. heran. Der Fokus liegt hier einfach klar auf dem offenen Tragen der Kopfhörer beim Sport.

Fazit

Die Aftershokz Aeropex sind angenehm sitzende Knochenschall-Kopfhörer, die auch in der Verarbeitung überzeugen. Was den Klang betrifft, so sollte man seine Erwartungen moderat ansetzen, denn traditionelle Kopfhörer sind da deutlich überlegen. Der Sound der Aeropex erinnert vielmehr an günstige Bluetooth-Lautsprecher und ist tendenziell undifferenziert und ohne starkes Bass-Fundament.

Dafür erhaltet ihr hier Kopfhörer, mit denen ihr euere Umgebung jederzeit perfekt wahrnehmen könnt, was die Aftershokz Areopex für den Sport wirklich sehr attraktiv macht. Der Sitz war bei mir einwandfrei und auch beim Joggen stets fest. Ein Druckgefühl oder andere Probleme blieben aus, sodass ich die Ergonomie sehr schätze.

Die Frage ist also, was ihr mit diesen Kopfhörern vorhabt: Für den Sport, sogar auch mit Begleitung, sind die Aeropex eine tolle Lösung. Wer vor allem Wert auf den Klang legt, wird mit diesem Modell aber eher unglücklich werden. Insofern sind die Aeropex eben keine Allround-Lösung für Sport und Alltag, sondern aus meiner Sicht eher ein Zweitgerät speziell fürs Training.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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24 Kommentare

  1. Interessant. Danke für den Test! Diese Kategorie war mir bislang noch gar nicht bekannt. Dieses Modell scheidet für mich nach dem Bericht eher aus. Gibt es denn im höherpreisigeren Bereich Modelle mit guter Klangqualität? Und kann Knochenschall auch gesundheitlich negative Folgen haben?

    • Du hörst doch dein Leben lang selbst über Knochenschall (deswegen hören sich Aufnahmen der eigenen Stimme immer so komisch an;) )
      Da gibt es keine gesundheitlichen Bedenken. Die Technik ist uralt und wird in vielen Bereichen eingesetzt.

  2. Eine Anmerkung zum Bass bzw. den beigelegten Ohropax. Wenn man diese benutzt und in den anderen Modus schaltet kommt der Bass eher durch, vermutlich immernoch nicht so stark wie in-Ear-Kopfhörer, aber dennoch deutlich mehr als ohne. Ich nutze die „Aeropex“ seit dem sie rausgekommen sind und zuvor hatte ich die „Air“ (jedoch geklaut worden…). Nutze diese im Alltag über den ganzen Tag hinweg.

  3. Ich finde die Technik sehr interessant, frage mich aber ob es technisch überhaupt jemals möglich sein wird einen druckvollen Bass über die Knochen zu leiten. Ich vermute mal das der Bassdruck durch den Tatsächlichen Druck auf das Trommelfell ereugt wird? Vielleicht liest hier ja jemand vom Fach mit, der da eine Prognose abgeben kann…

  4. Da die Ohren offen bleiben, dürfte doch nix dagegen sprechen, die auf dem Fahrrad zu verwenden, oder? Ich würde gerne Podcasts beim Radeln hören, da ist die Soundqualität ja nicht wichtig.

    Frage mich nur, wie das rein rechtlich ist. Durfte schonmal 15 Euro Bußgeld zahlen, weil ich mit Kopfhörern unterwegs war, obwohl ich die im Ambient-Sound-Modus betrieben habe (also Umgebungsgeräusche extra mit dem Mikro aufgenommen und wieder eingespielt).

    • Solange du deine Umgebung ohne Einschränkungen wahrnehmen kannst spricht da gar nichts dagegen. Da gibt es auch nicht einfach pauschal 15€ Strafe. Also kam es entweder trotz Transparenzmodus zu Einschränkungen oder es hätte sich gelohnt dagegen vorzugehen.

    • Du darfst grundsätzlich Kopfhörer benutzen, nur Warnsignale müssen noch wahrgenommen werden können, was mit den afterShokz natürlich erfüllt ist.
      Podcasts hören geht zumindest mit den alten Air bei höheren Geschwindigkeiten überhaupt nicht. Die Windgeräusche sind viel zu stark. Ich nutze die Aftershokz täglich auf dem Rad und höre nur noch Musik mit.

    • Dem Polizisten hätte ich mal die Rechtslage erklärt, Kopfhörer beim Fahrradfahren sind erlaubt mit angepasster Lautstärke wie auch immer das ausgelegt wird.

  5. Ich hab die AfterShokz OPENCOMM, da mich andere Kopfhörer nach mehreren Stunden Telefonkonferenzen meist drücken oder mir die Ohren zu warm machen. Die OC gar nicht! 8 Stunden Non-Stop-Tragen ist überhaupt kein Problem und besonders wenn man nur Stimmen und keine Musik hört, ist die Klangqualität in Ordnung.

    • Ich habe mich damals nicht getraut und stattdessen die OpenMove gekauft. Zum Hören einwandfrei, aber das Mikro ist wirklich bescheiden..

  6. Hast du zufällig PodCast/Hörbuch getestet? Versteht man das gesprochene Wort gut? Da wäre eher mein Usecase

    • Ich habe die OpenMove und verwende sie täglich stundenlang für Podcasts. Geht einwandfrei.

  7. Zum Podcast-Hören auf dem Fahrrad in der Stadt ideal, dafür habe ich meine gekauft und möchte sie nicht mehr missen.
    Alle anderen Kopfhörer sind mir beim Radfahren zu gefährlich.

  8. Ich hatte lange auch lange überlegt, ob ich diese Kopfhörer kaufen soll, habe mich dann aber für die Airpods Pro entschieden. Ganz sicher nicht vergleichbar, aber der Transparenzmodus ist schon super natürlich. Dann Musik nicht zu hoch drehen und man bekommt immer noch einiges von der Umgebung mit.

  9. Zur Klangqualität wurde ja schon alles geschrieben, die ist halt einfach nicht so wie inear.
    Ich wollte aber mal anmerken, dass meine Aftershokz Air nach 3 Jahren täglicher Nutzung bei allen Temperaturen und auch bei Regen auf dem Rad immer noch super funktionieren. Der Akku hat natürlich mittlerweile nachgelassen, aber 5 Stunden Musik sind immer noch drin.

  10. Ich fahre mit denen schon fast 2 Jahre Rad.

    Eben weil ich nichts mehr gehört habe von der Umgebung, mit denen hör ich wirklich fast alles.

    Höre 50% Hörbücher, verstehe alles glasklar, Musik hört sich auch gut an, nicht so gut wie mit normalen Kopfhöreren, das muss einem klar sein, aber doch gut.

    Akku hält auch mehrere Stunden, also ich bin rundherum zufrieden

  11. Freakyno1 says:

    Sehen ja toll aus, aber wohl nix für Brillenträger, oder?

    • André Westphal says:

      Ich trage auch meistens im Alltag eine Brille, allerdings mit recht dünnen Bügeln. Bei mir klappte das auch in Kombination gut. Taugt also durchaus auch für Brillenträger, hängt aber natürlich auch vom Gestell / den Bügeln ab.

  12. Gibt es Erfahrungen von Brillenträgern hier?

    Für mich klingen sie interessant, da ich einseitig einen Hörsturz hatte mit dauerhaftem Hörverlust bei den mittleren und höheren Frequenzen. Bei Druck auf meine In-Ear höre ich mehr, was ja für die Übertragung über die Knöchel spricht.

    • Ich benutze dieses Modell seit Wochen und ich bin ein Brillenträger Radfahrer. Also hier kann ich mich nicht beschweren. Alles passt perfekt auf meinen Kopf. Wenn man aber öfters längere Touren (mehr als 6 Stunden) macht, dann kann es einem an der Ohrposition etwas weh tun, weil man die Brille und den Kopfhörer gleichzeitig trägt. Alles andere kann ich nicht gegen ihn sagen. Den Test hier finde ich auch super von der Beschreibung des Produktes.

    • Ich habe die OpenMove und keine Probleme mit der Brille.
      Erst zusammen mit einem Fahrradhelm muss man manchmal etwas hantieren

  13. Dieses Modell verstehe ich nicht ganz.
    Ich habe die OpenMove für unter 100€ mit allen wichtigen Features und USB-C Ladebuchse.

    Nur das Mikro ist nicht gut, das ist hier aber gleich.
    Ich hätte wohl gleich die OpenComm nehmen sollen.

  14. Habe auch seit über einen Jahr die Aeropex, davor den Vorgänger. Klare Verbesserung im Sound.
    Ich nutzte die Dinger beim Radfahren. Der Sitz und die Akkulaufzeit sind super. Hörbücher und Podcasts kann man im Straßenverkehr vergessen, wenn man nicht auf volle Lautstärke stellt. Ist man außerhalb von KFZ Verkehr unterwegs ist dies wieder kein Problem.
    Musik hören klappt hingegen bei jeder Kulisse. Die Dinger haben einen super Tragekomfort, wie ich finde. Ich würde sie wieder kaufen und will sie nicht missen.

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