Netflix: Internationale Eigenproduktionen können die Streiks wohl nicht abfedern

Aktuell streiken in Hollywood neben den Autoren mittlerweile auch noch die Schauspieler. Im Klartext heißt das, dass die meisten Film- und Serienproduktionen auf Eis liegen. Es stehen deswegen auch Verschiebungen bereits abgedrehter Produktionen im Raum, weil die Schauspieler im Rahmen des Streiks auch nicht am Marketing teilnehmen. Das heißt, sie geben z. B. auch keine Interviews, erscheinen nicht auf dem roten Teppich zu Premieren, etc. Retten wollen sich einige Studios und Streaming-Anbieter, wie Netflix, mit internationalen Eigenproduktionen. Doch diesen Plan kann man laut Variety in Zweifel ziehen.

Netflix hat dabei in den letzten Jahren seine internationalen Eigenproduktionen kontinuierlich ausgebaut. Dabei sind auch schon einige Hits herausgekommen, etwa „Squid Game“. Doch blickt man auf die weitere Entwicklung, dann folgte jenem Hit aus dem Jahr 2021 weder eine zweite Season noch ein vergleichbarer Erfolg aus dem globalen Bereich. Immer noch ist es also so, dass vor allem die US-Produktionen die größte Aufmerksamkeit erzielen und die Zuschauermagneten bleiben.

So waren die letzten großen Hits von Netflix „Wednesday“ und die neuen Episoden von „Stranger Things“ – beides US-Produktionen. Schaut man sich an, welche Eigenproduktionen weltweit primär angesehene Stunden anhäufen, dann kommen da nur „Squid Game“ und „Haus des Geldes“ in die Riege der erfolgreichsten Produktionen.

Am Ende des Tages ist es also für Netflix eher die Ausnahme als die Regel, dass eine internationale Produktion wie „Squid Game“ richtig abräumt. Auch interessant: Selbst in ihren Herkunftsländern sind die jeweiligen Originals oft wenig erfolgreich. Laut Daten von Omdia Research gibt es abseits von Südkorea und den USA kein Land, in dem die angesehenen Stunden der regionalen Eigenproduktionen einen Anteil von mehr als 20 % erreichen. Besonders schlecht sieht in Deutschland aus: Die deutschen Eigenproduktionen beanspruchen für sich selbst hierzulande weniger als 3 % der angesehenen Stunden der Eigenproduktionen. Mit überwiegender Mehrheit sehen sich die deutschen Netflix-Abonnenten also ausländische Produktionen an.

Es dominieren also in den Top-10-Listen bei Netflix, nicht nur, aber vor allem in Deutschland, US-Produktionen. Nur Südkorea fällt extrem aus dem Rahmen: Dort machen die südkoreanischen Eigenproduktionen zwar nur einen Anteil von 5 % unter den insgesamt verfügbaren Netflix Originals aus, verbuchen aber dennoch 68 % der angesehenen Stunden unter jenen. Die Lektion für Netflix: Während sich die Investitionen in regionale Inhalte in Südkorea z. B. massiv auszahlen, ist in Deutschland eher das Gegenteil der Fall.

Insofern muss man abwarten, ob es wirklich eine gute Idee ist, den Streik in den USA auszusitzen. Der internationale Appetit auf US-Produktionen ist ungebrochen. Es ist unwahrscheinlich, dass man das mit regionalen Originals in den meisten Ländern ausgleichen kann.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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16 Kommentare

  1. Heisenberg says:

    Och wie schade dass wir in der nächsten Zeit von woken Ami Produktionen verschont bleiben, hahahaha! xD

    • Werden Sie sonst zum Ansehen dieser „woken Ami Produktionen“ gezwungen?

      • Heisenberg says:

        Zwei Sorten von Leuten sind suspekt, welche die einen auf der Straße einfach duzen, und jene die einen im Internet siezen.
        Anyway, auf jeden Fall wird man dann mit den ganzen vorschaubildern nicht geflutet, und es bleibt erst mal übersichtlicher beim Aufsuchen von neuproduktionen, hoffe ich doch mal.

        • Nur gut es gibt noch Trolle wie Heisenberg, die einem 24/7 ihre uninteressante Meinung aufdrücken wollen und bei jeder Art zivilem Diskurs vom Thema ablenken und versuchen den Gegenüber unterschwellig oder auch offensichtlich dumm zu machen. Ohne solche Leute wäre das Internet doch ein langweiliger, angenehmer Ort um mit fremden, ggfs. anders denkenden Menschen Dinge von vielen unterschiedlichen Perspektiven her zu betrachten.

          Danke, dass es Trolle wie dich gibt.

          • Wo hat Heisenberg denn bitte getrollt?
            Ich finde seinen Kommentar jedenfalls sehr erheiternd.
            Dagegen ist dein Kommentar direkt auf Krawall gebürstet.

    • Sehe ich auch so. Können ruhig alternativ mal die andern Ländern machen lassen bzw. fördern solange der Streik geht. Vielleicht kommt dabei raus dass das Irrenhaus – Namens Hollywood – einfach Überbewertet ist und fertig hat. Von mir aus sollen sie streiken bis alle Pleite sind.

  2. „Spannend: Eigenproduktionen aus Deutschland werden offenbar besonders schlecht angenommen und stehen hinter Pendants aus selbst Argentinien oder Polen zurück.“

    Das liegt daran, dass die meisten Produktionen aus Deutschland einfach schlecht geschrieben und miserabel ausgeführt worden sind. Das ist aber nicht neu und wird von großen Teilen der Deutschen (TV) Kundschaft offenkundig so hingenommen (Tatort, irgendwas mit Liebe im Titel usw.).

    • Weil die Serien Dark oder 1899 sich durch besonders schlechte Drehbücher ausgezeichnet haben? Was, die Serien waren beliebt und hatten große Fangruppen (auch wenn 1899 durch die Bullshit KPIs von Netflix abgesetzt wurde)?

      Scheint so, als ob du deinen Bias hinterfragen solltest.

      • Blindes Huhn und so

      • Er schrieb doch „meisten Produktionen“. Dark und 1899 sind die einzigen guten deutschen Produktionen, die direkt für Netflix produziert wurden, die ich kenne. Es gibt vereinzelt noch andere gute deutsche Produkte, aber die sind keine Netflix Originals. Aber auch sonst gebe ich pio da recht: Aus Deutschland kommen vergleichsweise wenige gute Filme oder Serien. Was aber wie gesagt nicht heißt, dass es keine gibt. Aber die 3% oben kommen nicht von ungefähr. 2 sehr gute Serien werden daran auch nichts ändern. Amerika haut da einfach deutlich mehr gute bis sehr gute Sachen raus. Und Südkorea ist von der Kultur her einfach anders. Vieles was bei denen gut ankommt, wirkt für uns seltsam geschauspielert oder seltsam ausgedrückt, viele Handlungen der Personen für uns nicht gut nachvollziehbar oder kaum bis garnicht übersetzbar. Ich denke andersrum wird das ähnlich sein, weshalb die Südkoreaner lieber bei eigenen Produktionen bleiben. Die auch eher die eigene Mentalität treffen.

        Ich mag Koreanische Serien. Aber auch mir fallen immer wieder Sachen auf, die für mich befremdlich und ungewohnt sind. Allein die Mimik, oder das höfliche, zurückhaltende Verhalten finde ich manchmal unpassend. Und ganz sicher entgehen mir durch die Übersetzung viele Nuancen in Sprache und Körpersprache.

        Einen Bias sehe ich in pios Kommentar aber nicht. Deutsche Produktionen sind größtenteils nicht gut. Das ist eine Tatsache. Darfst mir aber gerne mehr Netflix Eigenproduktionen nennen, die das Gegenteil beweisen 😉

      • Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – und zwei, drei gute Serien oder Filme ändern noch nichts daran, dass die meisten deutschen Serien und Filme so erbärmlich schlecht und/oder langweilig sind, dass sich das Zeug selbst in Deutschland kaum jemand anschauen mag.

  3. Netflix sollte die Preise erhöhen…

  4. Irgendwie habe ich das Gefühl, das die Autoren schon seit Jahren ihrem Job nicht nachkommen, wenn man mal so sieht, was alles an qualitativ minderwertiger Ware auf den Markt kommt.
    Ob es nun die letzten Star Wars Filme waren, der neue Indy oder einen Haufen Serien bei den Streaminganbietern: Perlen der Autorentätigkeit waren das alles nicht irgendwie….

  5. So ein Quatsch! Es gab global etliche weitere Hits aus Südkorea bei Netflix. Momentan schlägt das K-Drama „King the Land“ die beste engl.-sprachige Serie um Längen. Das man das in DE nicht mitbekommt ist nicht neu.

    • Falls das ernst gemeint ist: Wenn man sich IMDB (2,4), Rotten Tomatoes (17%) oder eine der anderen Bewertungsplattformen anschaut, dann gehört King the Land mit zu den schlechtesten Serien aller Zeiten.

      Falls das aber Sarkasmus war: Es gibt durchaus einige sehr gute und intelligent geschriebene Serien aus Südkorea neben Squid Game. Extraordinary Attorney Woo oder Queenmaker habe ich sehr genossen, die beide auch hohe Wertungen erhalten haben. Find’s nur schade, dass viele davon nicht auf deutsch synchronisiert werden. Man hat nicht Immer Lust Untertitel mitzulesen, was die für viele weniger zugänglich macht. Qualitativ gut geschriebene Serien können die aber ebenfalls produzieren.

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