Kommentar: Sag doch mal was zum Rücktritt von Steve Jobs

Die Überschrift bringt ungefähr den Inhalt auf den Punkt – den Inhalt von ca. fünf E-Mails, die ich heute morgen in meinem Postfach vorfand. Steve Jobs ist zurückgetreten. Warum und Weshalb? Spekulation. Seine Gesundheit? Ich weiss es nicht. Auch weiss ich nicht, was ich darüber schreiben soll. Einen Abgesang auf einen Menschen, den ich nicht kenne? Einen Abgesang auf einen Menschen, den viele nur im Auge hatten, um den Wert ihrer Aktien zu beobachten?

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Nein, ich kann ehrlich gesagt dazu nichts sagen. Ich kann euch höchstens erzählen, wie meine Gedankengänge sind, was ich mir für die Zukunft wünsche – und wie ich eigentlich zu Apple kam 😉

Ich beschäftigte mich schon mein Leben lang mit Computern. Ich bin 34. Atari, Amiga, C16, C64 und das ganze Programm an Konsolen habe ich bis zum heutigen Tag zumindest ausprobiert. An Apple in Computerform bin ich nie „rangekommen“. Ich war Apple-Hasser. Warum? Weil ich keine Ahnung von den Geräten hatte! Ich hatte mich nie damit befasst und Unwissen ist bei vielen Menschen ein Punkt, der Angst macht.

Irgendwann schlug auch Apple in dem Geschäft ein, in dem ich damals arbeitete. Herausforderung für mich. Ich musste lernen. Und ich liebe es zu lernen, wenn die Technik Spaß macht. „Apple-Besitzer sind bessere Menschen“ sagte einmal ganz früher ein Mensch zu mir. Ratet, was ich mir dachte. „Was für ein Arschloch!“. Und ja, diese Meinung vertrete ich heute noch. Niemand ist besser, weil er irgend etwas nutzt oder besitzt. Hier kommt mein Ruhrpott-Gen wieder durch. Das sagt: es gibt nur zwei Sorten von Menschen: korrekte Menschen und Arschlöcher.

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Irgendwann relativ spät kaufte ich mir mein erstes weisses MacBook. Ich kam echt nicht klar. Ich war beruflich eingespannt und hatte zwar das Wissen, wie alles funktioniert, kam aber nicht in meinen Workflow. Also den ganzen Krempel wieder verkauft und erst 2008 wieder einen privaten Blick auf Apple geworfen. MacBook gekauft, irgendwann kam der iMac dazu, dann iPod, iPad 1 & 2. Nein, natürlich nicht nur Apple – andere Technik von anderen Herstellern liebe ich auch, dazu später mehr.

Da saß ich nun und wurde vom Apple-Hater zu einem der sagt: „wow, coole Technik“. Technik muss Spaß machen und mein MacBook Air und der iMac macht mir einfach Spaß. Ziel erfüllt. Diskussionen über Preise von Apple, Politik von Großkonzernen und Co erinnern mich immer an Gespräche aus der Kneipe. Da sitzen geBILDdete Rentner am Tisch, saufen Apfelkorn und essen deutsche Schinkenwurst. Ich steige bei solchen Diskussionen immer aus.

Ich will nicht meine technischen Vorlieben, die breit gefächert sind, auf andere übertragen. Jeder muss schauen, dass er dass Gerät, die Technik findet, die ihm Spaß macht. Wenn mich Menschen um Meinung fragen, dann sage ich immer: Probiere aus, was du machen willst und schau auch, was dir Spaß macht. Technik muss einfach Spaß machen, wenn man privat viel Zeit mit ihr verbringt. Und so werkeln bei mir Windows-Gelumpe, Apple-Gedöns und andere verschiedene Technik-Firmen, die mir Spaß machen – vielleicht, weil sie innovativ sind.

Innovativ. Und das ist jetzt mein Einstiegspunkt zu Steve Jovbs. Ich will gar nicht wissen, wo wir uns heute befinden würden, gäbe es nicht Menschen wie Bill Gates, Steve Jobs & Co. Ich könnte diese Liste auf alle Lebensbereiche und Epochen ausdehnen. Menschen, die zielstrebig nach vorne gearbeitet  und Dinge erfunden oder geremixt haben. Die Liste ist lang. Doch bei Steve Jobs war es halt nicht nur das Auge für die Technik, sondern auch das Verkaufen.

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Es war schon immer spaßig, die Keynotes zu schauen. Übertriebene Awesomeness mit einem Hauch Magical shiny shiny. Entertainment für den Techie. Ich wünschte, es würde mehr solche CEOs geben, die mit Liebe & Leidenschaft – ja vielleicht mit ein wenig Wahnsinn auf die Bühne gehen. Steve Ballmer ist auch so einer. Menschen an denen wir uns reiben, die polarisieren – das macht doch Spaß. Ich war ja schon auf einigen Veranstaltungen, auf denen Technik vorgestellt wurde – ich bin jedes Mal schnell müde geworden. Homer Simpson hätte gesagt: „laaaaaaaaaaangweiliiiiiiig!“.

Ich mag eigentlich keine Vergleiche. Aber ein Steve Jobs ist (wie auch Bill Gates, Konrad Zuse und alle, die mir nicht einfallen) sind für mich die die Galileo Galileis unser Zeit in ihrer Sparte. Menschen, die Visionen wie Jules Verne haben und die Werkzeuge, ihre Visionen zu verwirklichen.

Nein, ich kannte Steve Jobs nicht, auch mag ich mir kein wirklich wertendes Urteil erlauben – aber wie erwähnt: ich wünschte, es würde mehr charismatische Gesichter geben, die so viel Freude in mein Techie- und Blogger-Leben bringen. Wollen wir mal hoffen, dass er noch ein paar Jahre Zeit hat, um seine harten Dollars zu genießen.

Und wer weiss – vielleicht sitzt Steve Jobs jetzt an irgendeinem Pool, trinkt einen Cocktail und lacht. Vielleicht auch über uns – aber das wissen wir ja nicht 😉

Bildnachweis:

1.Steve Jobs als Moses von Dale Stephanos

2. Steve Jobs WWDC07 von acaben unter CC 2.0

3. Steve Jobs painted portrait _DDC7953 von Abode of chaos unter CC 2.0

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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73 Kommentare

  1. Wunderbarer Artikel, der mir aus der Seele spricht. Ich war früher auch ein Apple-Hasser. Warum? Ich weiß es eigentlich gar nicht mehr! Irgendwann sah ich bei einem Kumpel ein Apple-Gerät und dachte: „Wow, cool. Lässt sich prima bedienen und hat alles was man braucht.“ Da habe ich mir ein erstes Apple-Gerät gekauft, dann das zweite, dritte, und und und. Inzwischen bin ich von der Philosophie überzeugt – oder soll ich sagen missioniert? 😉

  2. Danke caschy für dein Blogpost. Besser hätte man es nicht ausdrücken können und genau das sind auch meine Gedanken zu dem Thema. Nur konnte ich es nicht so perfekt in Worte fassen.

    Vor allem diese Passage:

    „Jeder muss schauen, dass er dass Gerät, die Technik findet, die ihm Spaß macht. Wenn mich Menschen um Meinung fragen, dann sage ich immer: Probiere aus, was du machen willst und schau auch, was dir Spaß macht. Technik muss einfach Spaß machen, wenn man privat viel Zeit mit ihr verbringt“

    Ich hasse diese stupiden Lager: Apple Hasser vs. Apple Jünger. Als wenn es nur schwarz & weiß gibt. Oh Gott, macht die Augen auf, denn es gibt noch Grautöne und andere Farben.

    Ich für meinen Teil liebe Apple Produkte, habe aber auch immer die Augen auf für andere Dinge. Man muss flexibel sein, grad in der heutigen Zeit.

  3. demnächst macht Caschy die Keynotes angelehnt an seine Unboxing Videos 😀

    Ich mag meinen Windoofs Rechner, liebe mein Antrümmert Handy und geniesse meinen angefaulten Ap-fel-spieler für meine mp3s. Trotz der Vielfalt würde ich auch immer wieder zu nem toten, finnischen Alleskönner greifen. Ich finde die gesamte Entwicklung cool und weder Nokia, Apple, Samsung oder wer auch immer, würde uns etwas lieben lassen wenn es den anderen nicht gäbe.

  4. Das ganze Thema ist doch vollkommen überbewertet. Zum Einen hat Jobs nur den Posten des CEO abgelegt und ist weiterhin Chairman bei Apple. Zum Anderen hat Tim Cook die Firma praktisch schon geleitet, als Jobs wegen seiner Krankheit dies nicht konnte. Ich verstehe zwar, dass die Aktien-Futzis aufgrund Apples und Steves Vergangenheit den Erfolg der Marke eng mit Jobs verknüpfen, aber das, was gerade abgeht, ist einfach Wahnsinn. Totaler Bullshit in Form von ungerechtfertigtem Personenkult.

  5. Danke Caschy für die mal wieder passenden Worte. Vor allem das obere Bild ist wirklich klasse. Ich wünsche Herrn Jobs alles Gute, auch wenn ich die teilweise messianischen Verklärung seiner Person immer etwas übertrieben fand.

  6. Unabhängig von seinen gesundheitlichen Problemen fände ich den Zeitpunkt gar nicht so schlecht. Kann er noch mehr erreichen, als er es bisher getan hat? Ich glaube nicht, dass Apple demnächst einen Knüller wie das iPhone oder das iPad raushauen wird. Wenns am schönesten ist soll man gehen. Hut ab vor den Erfolgen und alles Gute Steve!

  7. Wieso er wohl den iPhone 5 Launch nicht als Abgangstermin wählte? Vielleicht wollte er nicht mit dem Abgang die Party vermiesen. Wie wäre die Reaktion wenn Jobs am Schluss mit „One more thing“ kommt und anschliessend „I resign as CEO of Apple“…

  8. Christian sagt
    …Unabhängig von seinen gesundheitlichen Problemen fände ich den Zeitpunkt gar nicht so schlecht. Kann er noch mehr erreichen, als er es bisher getan hat? Ich glaube nicht, dass Apple demnächst einen Knüller wie das iPhone oder das iPad raushauen wird….

    Die nächste Sache wird wohl ein Apple Fernseher sein denke ich mal mit all inclusive vom Mediaplayer bis zur Spielkonsole.
    Apple hat ja außer dem Heimcomputer wenig Erfunden sondern eher Adaptiert , das nächste große Ding sind halt auch lt. Verkaufszahlen Internet fähige IP Fernseher und es würde mich Wundern wenn Apple mit ihrem iTunes nicht dabei wären?

  9. Ich hab was in der Birne, ich brauch keinen Apfel says:

    Ein auf sich selbst bezogener, puritanischer Kontrollfreak und Soziopath tritt ab.

    Man mag zu crApple-Produkten stehen wie man will, aber menschlich gesehen ist sein Abtritt sicher kein besonders großer Verlust.

  10. CaptainCannnabis says:

    „Es gibt nur zwei Sorten von Menschen: korrekte Menschen und Arschlöcher.“

    Da kann ich Caschy nur Recht geben und Steve Jobs ist nun mal erwiesenermaßen ein Arschloch!

    Ich bin froh wenn ich ihn nicht mehr sehen muss!

    Munter,
    CC

  11. Ich habe Apple eigentlich nur wegen Jobs gekauft. Ohne Jobs= Kauf Ich keine Iphones mehr, weil die Innovationen die er reingebracht hat fehlen werden.

  12. Apple-Anhänger bezeichnen Steve Jobs immer als charismatisch, bewundern seine Bühnenpräsenz und sein Verkaufstalent.
    Ich halte ihn aber für höchst unsympathisch und wenn ich ihn irgendwo sehe, verspüre ich irgendwie ein Unwohlsein.
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b9/Steve_Jobs_Headshot_2010-CROP.jpg Dieses Grinsen, uuuäääähh.

    Ich würde mich selbst nicht als Apple-Hasser bezeichnen, aber ich werde mir definitiv nie wieder ein Apple-Produkt kaufen. Die Hardware ist schwach auf der Brust und überteuert, irgendwie zählt bei Apple nur das Design. Und ich habe ein Problem damit mir überteuerte Hardware in hübscher Verpackung zu kaufen und mir dann einzureden, „hip“ und „trendy“ zu sein (ja, ich denke, dass Apple einen Pseudo-Lebensstil mitverkauft). Ist das nicht eher was für Technik-Averse?

    Jobs hat Apple sicherlich viel gebracht, wie es jetzt ohne in weitergeht? Wer weiß … hoffentlich wieder ein Stück bergab.

  13. Steve Jobs war mir noch nie wirklich sympathisch. Von daher ist mir sein Rücktritt ehrlich gesagt egal.

  14. Apple? In China ist ein Sack Reis umgefallen.

  15. Cashy, Du sagtest, dass Du früher Apple-Hasser warst. Ich bin es heutzutage auch. Nicht, weil die Geräte ungeil wären oder ich Steve Jobs nicht mögen würde, ganz im Gegenteil. Es sind die unendlich arroganten Fanboys, die denken, dass sie – wie Du es sagtest – „bessere Menschen“ sind, weil sie Apple-Produkte haben. Die immer, wenn sie die Begriffe „Microsoft“ oder „PC“ hören, reflexartig mit dem Bashen anfangen.

    Ich unterhielt mich am letzten Samstag abends mit einem weitläufigen Bekannten. Ich sagte ihm, dass ich diese Fanboys hasse. Und, was macht er? Schreibt in einem älteren Artikel von mir zum Thema „Windows Media Player“, wo ich einen Tipp beschreibe, was Windows doch für Dreckszeugs ist und wie geil Apple ist!! O-Ton in seinem Kommentar: „…überfällt mich immer öfter der Brechreiz über den MS Murks“

    Diese Menschen vermiesen mir Apple. Und sonst nichts.
    Umso mehr schätze ich es, wenn es Apple-User wie Dich gibt, die diesbezüglich so wohltuend anders sind. Aber Du bist die Ausnahme, leider.

    @Ich hab was in der Birne, ich brauch keinen Apfel: puritanisch? Buddhist mit LSD-Erfahrungen…

  16. @Martin: Joa, so Leute gibt es leider. In jedem Lager. Müssen wohl etwas kompensieren 😉

  17. „Ich bin für das zuständig, was ich sage, nicht für das, was du verstehst ;-)“

    Ohne den Zwinker-Smiley danach wäre das Bullshit. Denn:
    Wer etwas sagt, will verstanden werden.
    Wer nicht verstanden werden will, hat nichts zu sagen.

  18. @Tchooe: das ist sicher so gemeint:

    “Ich bin für das zuständig, was ich sage, nicht für das, was du da rein interpretierst“

    Wollen wir mal nicht päpstlicher sein als der Papst, denn der Sinn des von Cashy Gesagten kann man durchaus vestehen 🙂

  19. Starke Einstellung die du das hast! Gefällt mir sehr gut dein Artikel!

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