Fitbit Sense 2: Fitness-Smartwatch mit Verbesserungen, aber auch Abstrichen
Als ich 2020 die erste Fitbit Sense getestet habe, musste ich einiges an Für und Wider vermerken. Das Design und die Verarbeitung gefielen mir beispielsweise richtig gut, mit der App hatte sich jedoch so meine Probleme. Außerdem erwies sich die Standorterkennung in meinem Fall als extrem unzuverlässig. Mittlerweile ist die Fitbit Sense 2 erschienen und ich konnte sie über einige Wochen ausprobieren. Tatsächlich hat der Hersteller einige meiner größten Kritikpunkte am Vorgängermodell beseitigt. Dafür sind leider auch neue Macken hinzugestoßen.
Grundsätzlich ist auch die Fitbit Sense 2 eine Fitness-Smartwatch mit proprietärem Betriebssystem und zum Vorgängermodell ähnlichen Funktionen und Spezifikationen.
Technische Daten der Fitbit Sense 2
- Display: AMOLED, 1,58 Zoll, 336 x 336 Pixel, Always-on-Modus (optional)
- Speicherplatz: 4 GByte
- Sensoren: SpO2, Puls, EDA /cEDA, Gyroskop, Höhenmesser, 3-Achsen-Accelerometer, Umgebungslichtsensor, Hauttemperatursensor
- GPS / GLONASS und NFC integriert
- Bluetooth 5.0
- Akkukapazität: 162 mAh
- Mikrofon und Lautsprecher integriert
- Maße und Gewicht: 40,5 x 40,5 x 12,3 mm / 46 g
- IPX8 / wasserdicht bis 50 ATM
- Kompatibel zu Smartphones ab Android 8 / iOS 14
- Besonderheiten: kontaktlose Zahlung via Fitbit Pay, Wetteranzeige, Anzeige von Benachrichtigungen, Führen von Telefonaten am Handgelenk
- Lieferumfang: Smartwatch, Armbänder in zwei Größen, Ladegerät, Anleitung
- Preis: 299 Euro
- 6+ Tage Akkulaufzeit & Schnellladefunktion. Bis 50 m Tiefe wasserabweisendes Gehäuse
Derzeit könnt ihr mit der Fitbit Sense 2 zwar NFC-Zahlungen durchführen, aber nur via Fitbit Pay. Die Unterstützung für das Google Wallet wird erst per Update nachgereicht. Selbiges gilt auch für Google Maps. Kurios ist, dass ihr in Kombination mit der Smartwatch zwar Amazon Alexa nutzen könnt, nicht aber den Google Assistant. Bedenkt man, dass Fitbit zu Google gehört, so verwundert dies sehr.
Ausstattung und Verarbeitung der Fitbit Sense 2
Schaut man sich die Fitbit Sense 2 an, dann ist sie dem Vorgängermodell im Design sehr ähnlich. Weiterhin kommt ein eckiges AMOLED-Display mit 1,58 Zoll Diagonale und identischer Auflösung (336 x 336 Pixel) zum Einsatz. Das Aluminiumgehäuse ist nach wie vor klasse verarbeitet.
Glücklicherweise gibt es eine enorme Verbesserung: Fitbit hat den kapazitiven Button gestrichen und durch eine „echte“ Taste ersetzt. Das dämmt Fehlbetätigungen erheblich ein, wie sie bei mir beim Vorgängermodell häufig aufgetreten sind. Allerdings sitzt der Button immer noch innen / zum Körper hin. Ich würde ihn auf der anderen Seite bevorzugen, was die Bedienung weiter verbessern könnte.
Fitbit nennt eine Akkulaufzeit von mindestens 6 Tagen, was ich bestätigen kann. Tatsächlich kann man deutlich länger hinkommen, aber das hängt sehr davon ab, was ihr mit der Smartwatch treibt: GPS sorgt natürlich merklich am Akku und wer auch die Stressüberwachung, das automatische Schlaf-Tracking, die Erkennung von Workouts, etc. nutzt, muss mit einer kürzeren Laufzeit leben als jemand, der sich auf das Mindestmaß beschränkt. Dabei speichert die Sense 2 Tagesgesamtwerte der letzten 30 Tage und Herzfrequenzwerte im Trainingsmodus jede Sekunde, ansonsten alle fünf Sekunden.
Das Armband der Fitbit Sense 2 besteht aus Silikon. Ich konnte die Smartwatch gut tragen, bei festem Sitz juckte mein Handgelenk allerdings nach einer Weile. Da bin ich vielleicht auch besonders empfindlich, da ich generell kein Uhrenträger bin. Fitbit hat im Übrigen die Menüs der Sense 2 komplett umgestaltet, was mir persönlich ganz gut gefällt, bei einigen Besitzern des Vorgängermodells aber auch schon für Frust gesorgt hat.
Praxistest
Die Überschrift verrät euch schon, dass die Fitbit Sense 2 gegenüber dem Vorgängermodell teilweise ein Upgrade, teilweise ein Downgrade ist. Denn das neue Modell kann nicht mehr Spotify oder überhaupt die Musikwiedergabe eures verbundenen Smartphones steuern. Das ist schon sehr irritierend, denn das beherrschen selbst günstige Tracker wie das Xiaomi Smart Band 7. Hier kann man aktuell nur auf ein Update hoffen. Stand jetzt ist aber, dass die Funktion komplett fehlt.
Mit der Benachrichtigungsfunktion hatte ich in Kombination mit einem Xiaomi 12 Pro Ärger. Obwohl ich der Fitbit-App die notwendigen Rechte erteilt hatte und dies mehrfach prüfte, konnten Benachrichtigungen schlichtweg nicht angezeigt werden. Auch mehrere Neustarts des Smartphones sowie die komplette Deinstallation und Neueinrichtung der App änderten daran leider nichts. Stets verwies mich die Fitbit-App nur darauf, der Benachrichtigungsdienst sei nicht aktiviert und ich solle mein Smartphone neu starten – dies blieb jedoch wirkungslos.
Allerdings machte ich die Probe aufs Exempel an einem anderen Android-Smartphone – da lief es dann. Ob das Problem spezifisch an meinem Phone liegt, weiß ich nicht zu sagen. Die Synchronisation der Sense 2 mit der App funktionierte ansonsten einwandfrei.
Die Bluetooth-Anruf-Funktion konnte ich in der App bedauerlicherweise nicht erfolgreich einrichten: Es ist dafür eine Kopplung mit „Rhea Calls“ notwendig, was stets fehlschlug – ungünstigerweise auch an meinem Zweitgerät. Die Kopplungsanfrage wurde zwar stets korrekt an Phone / Sense 2 angezeigt und konnte beantwortet werden, die Verbindung kam dann aber nie zustande. Insgesamt entsteht da der Eindruck, dass die Fitbit Sense 2 noch sehr buggy ist – schade! Dies verwundert auch, da beispielsweise die Fitnessdaten und das Wetter flott und einwandfrei synchronisiert werden konnten.
Mein größter Kritikpunkt am Vorgängermodell war die desaströse Standorterkennung: Keine Herstellung der Verbindung oder Abbrüche im Minutentakt machten die Funktion für mich beim Vorgängermodell im Grunde unbenutzbar. Hier kann ich Entwarnung geben: Ich hatte bei mehreren Rad- und Jogging-Workouts nur einmal einen (kurzen) Verbindungsabbruch. Das hat Fitbit also sauber in den Griff bekommen.
Zur App: Olli hat sich dazu ja schon in seinem Test der Versa 4 geäußert: Ja, die Fitbit-App ist immer noch überladen, die Funktionen verstreut. Die EKG-Funktion konnte ich im Übrigen an der Sense 2 bisher nicht nutzen – sie wird als „nicht verfügbar“ gebrandmarkt. Die Stresserkennung (kontinuierliche EDA-Erfassung bzw. cEDA) hingegen läuft toll und bemerkt Stimmungsänderungen, wenn ich mich selbst reflektiere, zuverlässig. Auch der optische Pulsmesser erscheint akkurat – was man auch über die gezählten Schritte sagen kann. Die Erkennung der Workouts lief zuverlässig: Nach 500 m Laufen oder Gehen etwa, erkennt die Sense 2 diese Aktivität.
Fitbit Premium? Olli kritisierte das Abonnement bereits, ich teile da seine Meinung. Lasst die Finger davon, vielleicht lernt Fitbit dann, dass man die Nutzer nicht nach dem Produktkauf so extrem zur Kasse bitten sollte – das handhaben Garmin oder Polar kundenfreundlicher. Einzig die erweiterte Schlafanalyse fand ich bei Premium ganz interessant, der Rest ist zumindest verzichtbar. Aber mal ehrlich: Achtsamkeitsübungen, Angaben zur Tagesform, ein Gesundheitsbericht: All das sollte man als Standard erwarten dürfen und nicht gegen einen monatlichen Aufpreis.
Genau so verwundert, dass Fitbit laut Datenblatt zwar Wi-Fi in die Sense 2 integriert, dies aber deaktiviert hat. Das verlängert den Update-Prozess erheblich, der nun auf Bluetooth-Übertragung setzen muss, und ist ein weiteres Downgrade gegenüber dem Vorgängermodell. Es fehlen eben auch die Third-Party-Apps von Spotify und Deezer, wie ich bereits erwähnte. Insgesamt bekommt man also das Gefühl, dass Fitbit mit der Sense 2 für jeden Schritt nach vorne auch einen zurück gemacht hat.
Fazit
Die Fitbit Sense 2 ist ein kurioses Produkt: Gegenüber dem Vorgängermodell hat man einige Downgrades durchgeführt. Die Musikwiedergabe lässt sich nicht mehr steuern, der Google Assistant fehlt und Wi-Fi wurde ebenfalls gestrichen. Außerdem gibt es keinen Zugriff mehr auf Drittanbieter-Apps und damit auf Spotify- und Deezer-Steuerung. Dafür wurde der nervige Touch-Button entfernt und gegen eine „richtige“ Taste ersetzt. Zusätzlich funktioniert die Standorterkennung endlich zuverlässig.
Ich selbst hatte jedoch im Testzeitraum Probleme mit den Benachrichtigungen sowie der Bluetooth-Anruf-Funktion. Ob dies an meiner spezifischen Hardware-Kombination gelegen hat oder ein verbreiteteres Problem ist, lässt sich schwer sagen. Genauso ungewiss bleibt vorerst, wann das Google Wallet und Google Maps für die Sense 2 starten. Auch, dass Fitbit den Käufern einer fast 300 Euro teuren Smartwatch immer noch das teure Premium-Abo unterjubeln möchte, sehe ich kritisch.
Was bleibt? Die Fitbit Sense 2 ist ein schön gestaltetes Wearable, dessen Benutzung aber für mich viel Für und Wider mitgebracht hat – aber in anderen Punkten als beim Vorgängermodell. Beispielsweise finde ich die neue cEDA-Funktion cool und sie funktioniert auch gut, aber ohne Möglichkeit, die Musikwiedergabe zu steuern, wirkt die Sense 2 derzeit veraltet. Ich wünsche dem Unternehmen, dass man die aktuellen Missstände mit Updates richten kann. Derzeit fiele es mir noch schwer, die Sense 2 aufgrund der im Test genannten Mängel weiterzuempfehlen.
- 6+ Tage Akkulaufzeit & Schnellladefunktion. Bis 50 m Tiefe wasserabweisendes Gehäuse
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Wenn ich schon lese bei aktuellen und neuen Produkten, dass sich schon nicht mal Anruf und Benachrichtigungsfeaturea direkt ohne Probleme nutzen lassen, verstehe ich direkt jeden, der sich lieber eine Garmin oder Ape Watch holt.
Naja, Garmin oder Apple sind dann aber auch eine ganz andere Preisklasse
Die aktuell günstigste Apple Watch SE kostet ebenfalls 299,- EUR…
Garmin hat einfach nur mehr Watches im Angebot mit teils sehr futuristischen und damit auch teuren Funktionen wie Solar laden und extremer Wasserdichtigkeiten /Taschenlampe. Da es solche funktionen bei Fitbit nicht gibt, kann man die Uhren auch nicht vergleichen.
Mal abgesehen von der Fragwürdigen genauigkeit von EKG/EDA messung bietet die Garmin Venu2 zum selben Kaufpreis wesentlich mehr funktionen und alles rund um Schlafanalyse Gratis anstatt bei Fitbit mit monatlichen Zusatzkosten.
Wenn Fitbit alle Analysefunktionen wie erweiterte Schlafanalyse / Schnarch Geräuscherkennung aus dem Abo rausnehmen und Gratis anbieten würde wie jeder andere Hersteller, wäre ich sofort dabei. So bleibe ich bei Garmin und bin auch sehr zufrieden 🙂
Ich bezahle doch nicht für meine eigenen Daten nochmal zusätzlich monatlich. Alle Hersteller – und Fitbit nach der übernahme durch Google besonders – nutzen meine Daten für interne Zwecke und evtl auch mit Drittanbietern um Geld zu generieren. Dann soll nochmal mtl. zahlen ? Hell No xD .
Für die workouts / Videos können sie gerne Geld verlangen wie Apple auch, das ist ein Mehrwert.
Auch ich hatte Probleme mit den Benachrichtigungen am iPhone mit der Sense 1. Es lief eine Weile und dann auf einmal nicht. Eine extra Kreditkarte, um Fitbit Pay zu nutzen, war auch doof. Zudem die sehr überschaubare Anzahl an Fitbit Apps. Google täte gut daran, die Fitbit Linie parallel zur Pixel Watch anzubieten, aber ebenfalls auf WearOS zu migrieren. Aktuell kann man wohl weiterhin für alle Fitbits sage: Hardware hui, Software pfui.
Hatte die Versa 4 bestellt, um meine Sense 1 abzulösen, weil mir der „Touch“ Button auf die Nerven ging.
Nach 2 Stunden Test wieder einpackt und retourniert.
Ich hab sogar den Fitbit-Support gefragt ob das deren Ernst ist, so ein Produkt auf den Markt zu bringen.
Antwort: „Jedes Modell ist so konzipiert, dass es den Bedürfnissen der Kunden entspricht.“
Meine Fitbit Sense wird somit zum wahren Pebble-Nachfolger:
Brauchbare Smartwatch mit akzeptabler Laufzeit, die von Fitbit eingestampft wurde… R.I.P.