Digitalpakt für Schulen nimmt laut Bildungsministerium Fahrt auf

Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung erreiche der Digitalpunkt immer mehr Schulen. Demnach wurden seit Beginn der Laufzeit 2019 Bundesmittel von fast zwei Milliarden Euro für den Ausbau der digitalen Infrastruktur an Schulen abgerechnet. Es seien Projekte im Umfang von 4,1 Milliarden Euro bewilligt worden. Rund 26.000 Schulen profitieren laut dem Ministerium deutschlandweit davon.

Was hier als Erfolg gefeiert wird, wird allerdings in der Praxis von Eltern anders wahrgenommen, wie jüngste Umfragen zeigen. So herrscht da immer noch weitgehend Unzufriedenheit mit der Digitalisierung in Schulen. Im Bundesbildungsministerium nutzt man die Chance dennoch, um sich selbst zu loben. 80 % der Gelder seien verplant und 20 % abgerechnet. Mich wundert es nicht, dass man da am prominentesten auf die einfachste Schiene verweist: zusätzliche Laptops und Tablets.

Doch das sind natürlich die simpelsten Dinge. Dass man nur dies als Erfolg vermelden muss, erinnert daran, wie weit die Schulen noch von einer erfolgreichen Digitalisierung entfernt sind, Was notwendig ist, wären moderne IT-Infrastrukturen und auch entsprechend fortgebildete Lehrkräfte. Doch das alles ist deutlich kosten- und zeitaufwändiger, als ein paar Notebooks und Tablets anzuschaffen.

Immerhin: Das Bildungsministerium verweist auch auf Infrastrukturvorhaben wie beispielsweise Lernplattformen, Datenbanken und onlinebasierte Verfahren zur Diagnostik und Leistungsfeststellung der Länder sowie länderübergreifende Vorhaben, die gefördert werden. Im Bereich der länderübergreifenden Projekte, für die fünf Prozent der Mittel aus dem Digitalpakt Schule vorbehalten sind, konnten in den vergangenen Jahren zumindest Ansätze angeschoben werden.

7,15 Milliarden Euro stecken insgesamt im Topf, aber die Laufzeit des DigitalPakts Schule endet 2024. Aus allen Teilen des DigitalPakts Schule sind bis Dezember 2022 insgesamt 1,976 Milliarden Euro Bundesmittel von den zur Verfügung stehenden 6,5 Milliarden Euro abgeflossen. Die Mittelbindung liegt mit 4,128 Milliarden Euro doppelt so hoch. Im Rahmen des Basis-DigitalPakts flossen 985 Millionen Euro von den zur Verfügung stehenden fünf Milliarden Euro ab. Die Mittelbindung für bereits bewilligte und abgeschlossene Projekte lag bei 3,963 Milliarden Euro.

Im Sofortausstattungsprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Schülerinnen und Schüler sowie im Zusatzprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Lehrkräfte waren bereits zum 15. August (Stichtag 30. Juni 2022) die Mittel nahezu vollständig ausgegeben. Im Zusatzprogramm für Administratoren flossen bisher rund 52 Millionen von den zur Verfügung stehenden 500 Millionen Euro ab. Hier sind bereits 33 Prozent des Gesamtvolumens in bewilligten und abgeschlossenen Vorhaben gebunden.

Klar, sollte man auch im Kopf behalten, dass es generell an Geld im Bildungssystem fehlt und Sparmaßnahmen vergangener Jahrzehnte, etwa die Einführung von Gesamtschulen mit dem Ziel der Kostensenkung, das Unterrichtsniveau eher haben sinken lassen. Zumal es an Lehrpersonal fehlt und auch in der Schulpädagogik Bedarf angesagt ist. Strukturell gibt es da also viele Aufgaben, bei denen von politischer Seite dringender Handlungsbedarf besteht.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

10 Kommentare

  1. Stefan Scherer says:

    Wir schaffen es ja noch nicht mal Lehrer und Lehrerinnen mit E-Mail-Adressen auszustatten. Fangen wir doch damit mal an… es gibt IT Anbieter, die es vormachen. Stattdessen regt man sich über Microsoft Office auf, dass es nicht DSGVO-konform wäre. Schade …

  2. Das ist Käse. Zumindest für das Land Hessen. Da hat jeder eine E-Mail Adresse. PS: von jemandem der tatsächlich den DigitalPakt begleitet und zumindest für einen Landkreis sprechen kann. Zumindest bei uns ist im Ausstattungsbereich in den letzten zwei Jahren mehr passiert als in den letzten 20. Bezogen auf die IT. Das geht alles weit über iPads hinaus. Aber man muss ja eben auch weiter drauf rumreiten dass immer alles schlecht ist. Mensch Deutschland. Hauptsache meckern.

    • Rein Interesse halber, ich Stoße hier immer wieder mal auf Lehrer (auch im Alter 40-50) wo dieses Internet und dieses PC einfach noch nicht angekommen sind. Ist das ein Phänomen meiner Bubble oder „allgemein“ ? Wenn das ausdrucken einer PDF oder benutzen von Email eine nicht überwindbares Hindernis darstellt frage ich mich öfters mal ob die überhaupt in der Lage sind den Beruf des Lehrers wahrzunehmen oder ob sie nur Stuhlwärmer sind.

      • Ich nehme aus der Elternschaft in derselben Demographie vergleichbare Probleme wahr. Allerdings ist das Verhältnis zu den Lehrkräften, denen hier von Ihnen mangelnde Sachkunde unterstellt wird, überproportional höher.
        Hier scheitern viele selbsternannte digitale Helden an der einfachen korrekten Eingabe von Zugangsdaten (Nutzername/Passwort), obwohl es sich um geführte Systeme handelt, der ganze Prozess über zig eMails moderiert und mit verschiedensten Tutorials flankiert wird.
        Allerdings ist das wiederum nur meine Bubble …

      • Ist deine Bubble. In meiner Bubble (Kollegium mit 70 Lehrkräften einer Grund-, Haupt- und Realschule) hat jeder ein Gerät seiner Wahl und von der Herkunft seiner Wahl (selbst gekauft oder vom Schulträger gestellt) und arbeitet mittels Lern- und Kommunikationsplattform (schulmanager-online.de; ich werde nicht bezahlt) völlig ohne Probleme.
        Die Einführung hat gedauert. Zunächst wurden nur wenige Module eingeführt und erstmal vieles parallel analog erledigt. Schnell hat sich gezeigt, dass digital besser ist und der Ruf nach weiterer Digitalisierung wurde laut. Corona war diesbezüglich natürlich hilfreich.
        Momentan sind wir auf der Suche nach einem DMS- und Ablagesystem für Protokolle und Prozesse. Zum Papier will hier keiner mehr zurück.
        Einiges habe ich in dem Prozess gelernt: die Tools müssen sehr einfach und intuitiv zu bedienen sein, man darf nicht zu schnell vorgehen um den Großteil nicht zu überfordern (einige wenige werden immer zurück bleiben), Digitalisierung kann auch an Eltern scheitern (wie wenig Grundwissen in der er Breite der Bevölkerung vorhanden ist, ist in einem IT-Forum überhaupt nicht vorstellbar; es gibt Eltern, die brauchen bei neuen Handy neue Zugänge, für alle und alles, da existiert auch das Medium Mail nur in Form eines Google-Kontos fürs Handy und bei neuem Handy -> Siege oben) und das Ganze muss so einen deutlichen Mehrwert bieten, dass die Mehrheit der Gruppe mehr will. Irgendwann ist der Kipppunkt erreicht und die Frage ist nicht mehr ob man digitalisiert sondern wie und was. Vermutlich kann man das alles in irgendwelchen Change-Management Ratgebern nachlesen, beim Selbermachen lernt man aber mehr.

        Soviel zu meiner Bubble.

        • @Hallodri: Da sind wir scheinbar in einer vergleichbaren Situation. Wir haben hier auch etwa 65 Kolleg:innen und ca 970 Schüler:innen.
          Es gibt seit über einem Jahr Dienstgeräte, seit über 10 Jahren einen Portalserver (inklusive eMail-Adresse für alle), mehrere Koffer mit Tablets, einen Computerraum, digitale Tafeln in über 40 Klassen- und Fachräumen, Wifi6, digitales Klassenbuch (inkl. Vertretungsplan und Pushnachrichten), digitale Lernplattformen (z. B. Bildungscloud), Taskcards zum kollaborativen Arbeiten, Plattformen für Elternsprechtagsterminvereinbarung und Kurswahlen online und jetzt Tabletschule (1:1 Ausstattung für alle Schüler:innen, elternfinanziert) mit digitalen Schulbüchern (eigentlich hybrid in Print und digital).
          Auch hier möchte keine Lehrkräfte die Uhr zurückdrehen. Wir sind da sehr stark aufgestellt, weil das Kollegium mitträgt und mit denkt und die Schulleitung das Thema ganz oben auf der Agenda hat.

          Allerdings erlebe (ich mache auch den First-Level-Support und die Administration in vielen Bereichen alleine) ich hier seitens der Elternschaft eine sehr deutliche Spaltung hinsichtlich der Digitalisierung was Kompetenz und Einstellung zu dem Thema betrifft: einem kleinen Teil kann es nicht schnell genug gehen, es wird unterstützt und es gibt positives Feedback. UND: einen großen Teil, den man weder persönlich noch per Mail etc. erreicht. Wir haben kürzlich digitale Elternbriefe eingeführt und erreichen scheinbar nur etwas mehr als ein Drittel der Elternschaft.

          Auch wir suchen tatsächlich ein gutes DMS, liebäugeln zurzeit mit Bookstack oder Wiki.js, obwohl diese ja kein DMS im eigentlichen Sinne wären.

  3. Ich vermag nicht zu erkennen, weshalb die Einrichtung von Gesamtschulen kausal für die vermeintlich wahrgenommene Verschlechterung des Unterrichtsniveaus von Autoren herangezogen wird. Es ist empirisch nicht belegbar, dass hier eine Korrelation vorliegt.

    Spannender wäre es hier sicherlich die These zu überprüfen, ob es generell an der übertriebenen Umsetzung der Kompetenzorientierung und der vollständigen Abkehr von der Zielorientierung liegen könnte. Flankiert wird dies m. M. n. durch die Abschaffung der verbindlichen Schullaufbahnempfehlungen für den Übergang an die Schulen der Sekundarstufe I. Dann erweitern wir diese Gemengelage konsequent um die Abschaffung der Förderschulen und der einhergehenden Umsetzung von Inklusion als Sparmodell. Wenn man nun noch den Lehrermangel und die Mehrfachbelastung von Lehrkräften (v. a. durch gestiegenen administrativen Aufwand) einfaktoriert, nähert man sich den wahren Gründen für einen möglichen Abfall des schulischen Niveaus.
    Dann spielt es auch keine Rolle ob Regelschulen oder alternative Schulformen betrachtet werden.

    Viele machen sich es sich echt leicht sich über ‚Schule‘ zu äußern. Schließlich ist man irgendwann doch selbst auch auf eine gegangen und hat selbst (oder kennt eventuell) Kinder, die auf eine Schule gehen, weshalb man auch eine Meinung zum aktuellen Stand im Schulsystem hat?!

    Was die Digitalisierung betrifft, so kann man feststellen, dass der Stand an Deutschlands Schulen aktuell sehr heterogen ist. Eine Seite ist sicherlich die Didaktik, aber die meisten Lehrkräfte kennen sich hier bereits besser aus als man es ihnen unterstellt. Die andere Seite sind immer noch die Ausstattung der Schülerschaft und die unterliegende Infrastruktur. Es sind aber nicht unbedingt nur die Lehrkräfte, die die Digitalisierung aufhalten. Erfahrungsgemäß sind es häufig auch Eltern, die mit anmaßendem Halbwissen z. B. mit dem Datenschutz, digitaler Verrohung und ihrer eignen mangelnden Sachkunde argumentieren und vielerorts Entwicklungen blockieren. Schulträger statten die Schulen großzügig mit Infrastruktur über den Digitalpakt aus, betreuen diese aber bestenfalls mittelmäßig oder geben Serverpasswörter und Zugangsdaten zur Infrastruktur nicht raus, wenn sich sachkundige Lehrkräfte oder Schulassistenten darum kümmern müssen. So ist man dann schlimmstenfalls ausgestattet, kompetent aber nicht handlungsfähig. Dieses Szenario tritt an Schulen derzeit häufiger auf als es in der Öffentlichkeit bekannt wird.

    • Schön auch unsere Variante des letzten Punkts, dass der externe Dienstleister seine Dokumentationen und Zugangsdaten nicht offenlegt oder erst gar keine angefertigt wurden. So sichert man sich dann auch den Folgeauftrag. Wobei man das natürlich auch vorher im Auftrag hätte spezifizieren müssen.

  4. Herr Westphal, als Reaktion auf Ihren Seitenhieb gegen Gesamtschule (deren Ausbreitung würde zum Verfall des Unterrichtsniveaus beigetragen haben) möchte ich mit dem Deutsche Schulpreis argumentieren. Hier spielt die Unterrichtsqualität eine große Rolle.
    Schaut man sich einmal die 97 Preisträgerschulen an und begrenzt den Blick auf die Schulen der Sekundarstufe I, dann lässt sich folgendes festhalten: 12 Gemeinschaftsschulen, 29 Gesamtschulen, 14 Gymnasien und 2 Realschulen.
    Das Zweiergespann aus Realschule und Gymnasium unterliegt hier offenkundig der Gesamtschule/der Gemeinschaftsschule.

    • der andere Punkt ist auch der, dass durch die Mindestgröße der Klassen (hier 16) die Gemeinschaftsschule oder Gesamtschule oder Werkrealschule mit gymnasialer Oberstufe (ist ja unterm Strich dasselbe) eben 16 Schüler ausreichen um drei Abschlüsse an einem Schulort anbieten zu können. Bei getrennter Führung benötige ich die dreifache Anzahl an Schülern oder die Wege zur Schule werden deutlich länger um genug zusammen zu bekommen.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.