„Dead Island 2“ im Test: Zombie-Sequel übertrifft den Erstling deutlich

„Dead Island 2“ hat mich von Anfang an sehr interessiert, da ich die beiden ersten Spiele mit einem Kumpel im Koop-Modus durchgezockt habe und dabei viel Spaß hatte. So gefallen mir persönlich Zombie-Filme, -Serien und Spiele stets am besten, wenn sie sich nicht allzu ernst nehmen. Nach fast zehnjähriger Entwicklungsdauer mit mehreren Neustarts hatten aber sicherlich viele Fans alle Hoffnung für „Dead Island 2“ fahren lassen. Mittlerweile ist der Titel jedoch für PC und Konsolen erhältlich. Ich habe einen Blick riskiert.

Der Entwickler der ersten beiden Teile, Techland, hat sich ja mittlerweile seinem neuen Franchise „Dying Light“ zugewandt. Jenes versucht es mit einer ernsteren Atmosphäre. „Dead Island 2“ wurde stattdessen von den britischen Dambuster Studios entwickelt. Zuvor ist es aber durch mehrere Hände gegangen: Am Anfang hatte das deutsche Studio Yager Development den Zuschlag erhalten, zwischenzeitlich tüftelte dann Sumo Digital am Titel.

Viele Köche verderben den Brei, heißt es normalerweise. Und meistens merkt man es einem Spiel schnell an, wenn eine so lange und turbulente Entwicklungsphase vorausgegangen ist. Überraschenderweise ist das bei „Dead Island 2“ jedoch nicht der Fall. Tatsächlich sieht es sogar so aus, dass der Titel an der Xbox Series X zum Launch erstaunlich rund läuft. Das ist doppelt eine Sensation, da der Erstling in legendär verbuggtem Zustand auf den Markt gekommen ist.

Der Publisher Plaion hat hier offenbar ein gutes Händchen gehabt, denn „Dead Island 2“ fühlt sich sehr rund an. Dabei bemerken Serienveteranen aber sofort die Wurzeln. So fühlen sich die Hiebe immer noch ein wenig hölzern an, was aber irgendwo auch das typische Feeling der ersten beiden Spiele ausgemacht hat. Es ist schwer zu beschreiben, aber gerade bei schweren Angriffen auf die Zombies holt man quasi zunächst aus der Ferne weit aus und latscht dann zum Aufprall der Waffe vor die Gegner. Das fühlt sich einerseits nie sehr präzise an, macht aber andererseits besondere Laune, wenn man so z. B. eine ganze Meute locker „wegwischt“.

Doch kurz zur rudimentären Story von „Dead Island 2“: Die Zombies haben Los Angeles infiziert. Nach einem Flugzeugabsturz tobt der Spieler als einer von sechs auswählbaren Charakteren durch die urbane Landschaft, um zu entkommen. Dabei stößt man auf allerlei weitere Haupt- und Nebencharaktere, die in der Regel sehr überzogen dargestellt werden. Das erinnert etwa an die „GTA“-Spiele. So ist auch hier Satire im Spiel und ihr erlebt realitätsfremde Influencer, arrogante Hollywood-Manager und mehr. Ein Wiedersehen erlebt man zudem mit etwa dem Rapper Sam B, der zwar in der Fortsetzung nicht spielbar ist, aber dennoch eine Rolle in der Geschichte einnimmt.

Übrigens muss ich vorwegschicken: Genau wie bisherige Spiele der Marke ist auch „Dead Island 2“ kein Open-World-Spiel. Vielmehr bewegt ihr euch durch voneinander abgetrennte Areale. Die sind zu Anfang ziemlich überschaubar, werden aber nach einigen Spielstunden, wenn ihr größere Bereiche von LA erkunden könnt, durchaus bemerkenswert. Zumal ihr viel Freiheit habt. Selbst in den ersten Villen, in denen ihr nach dem Absturz auf Erkundungstour geht, könnt ihr optionale Türen öffnen und allerlei Loot aufstöbern.

Wie im Erstling seid ihr nämlich darauf angewiesen stets neue Waffen zusammenzuraffen, da sich eure Prügel rasch abnutzen. Und ja, auch hier gibt es ein System, mit dem ihr mit der Zeit, mit den passenden Plänen aberwitzige Konstruktionen zusammenstellt. Je nach gewähltem Charakter ist der eine übrigens besser mit groben „Keulen“, während der andere mit Stichwaffen den besseren Dreh findet. Klar, dass ihr im Spielverlauf immer interessantere Waffen aufstöbert. Habt ihr da ein Exemplar zu eurem Favoriten auserkoren, könnt ihr es auch an Werkbänken reparieren.

Zusätzlich verbessert ihr euch durch das Sammeln von Erfahrungspunkten und das Freischalten von Skill-Karten. Die könnt ihr nicht nur durch das Aufleveln freischalten, sondern auch in der Spielwelt finden oder durch das Töten spezieller Gegner erhalten. Damit sie euch weiterhelfen, müsst ihr sie ausrüsten – und ihr könnt stets nur eine begrenze Anzahl parallel nutzen. Da sind dann illustre passive und aktive Boni dabei – etwa die Möglichkeit von einem Dropkick getroffene Zombies parallel in Flammen aufgehen zu sehen.

Auch wenn im Übrigen der Nahkampf dominiert, könnt ihr später auch mit Schusswaffen ans Werk gehen. Ironischerweise sind die wie in den Vorgängern aber den Nahkampfwaffen deutlich unterlegen und selten sinnvoll einzusetzen. Rasch stoßt ihr dabei im Übrigen auf verschiedene Zombietypen, von denen ihr viele aus „Dead Island“ und „Dead Island: Riptide“ kennt. Auch die Gegner sind dabei im Übrigen mit Levels versehen. Sind euch die Gegner hoffnungslos überlegen, werden sie mit einem Totenkopf markiert. Das ist ein sicheres Zeichen, entsprechenden Feinden lieber aus dem Weg zu gehen.

Es gibt auch bestimmte Zombies, die z. B. gegen Elektrizität oder andere Schäden immun sind. Spaß macht das Beharken der Untoten im Übrigen besonders durch das Schadenssystem. Das ist sehr detailliert: Legt ihr es darauf an, könnt ihr eure Gegner etwa erst durch Vermöbeln der Beine immobilisieren, um einen Vorteil zu erhalten. Ein Ausdauer-System verhindert aber, dass ihr stets wie wild alles umknüppelt. Vielmehr gilt es, draufzuhauen, Ausdauer ab und an zu regenerieren und im rechten Moment starke oder schwache Attacken zu nutzen. Der sich ergebende Rhythmus macht Laune und wird immer wieder durch neue Gegnertypen und Waffen erweitert.

Ich fand auch gut gelöst, wie die Geschichte euch durch die Welt selbst erzählt wird und man z. B. entdeckt, wie ein alternder Rockstar sich verbarrikadierte, bevor er doch selbst zum Zombie mutierte – und vom Spieler plattgemacht wird, damit man danach seinen Panikraum nach Loot durchforsten kann. Es gibt hier immer wieder kleine Nebengeschichten zu entdecken. Sidequests gehören da auch dazu, aber auch die Hauptgeschichte dauert schon mehr als 20 Stunden. Schneller gehen kann es jedoch im Koop, denn da sinkt der Schwierigkeitsgrad merklich – der Fun-Factor steigt jedoch.

Wermutstropfen der USK-Version von „Dead Island 2“ – die ist geschnitten. Zumindest wurde nur eine Sache geändert: Ihr könnt die herumliegenden Körper bereits besiegter Zombies nicht mehr attackieren.  Grafisch gefällt mir das Spiel dabei sehr gut: An der Xbox Series X spielt ihr mit 60 fps bei 1800p, auch wenn die Framerate allerdings gerne mehr schwankt. Ray-Tracing gibt es nicht. Zwar sind die Animationen der Zombies gerne mal hölzern, die Spielwelt aber vollgepackt mit Details und auch die Soundkulisse ist mit allem drum und dran so, wie man sie sich von einem Zombiespiel erwartet. Ich hätte mir nur etwas humorvollere Musik gewünscht – wie etwa in „Dead Rising 4“.

Müsste ich meine Eindrücke jetzt herunterbrechen: „Dead Island 2“ ist ein launiges Zombie-Game, das zwar keine Genre-Meilensteine aufstellt, aber sehr gute und kurzweilige Unterhaltung ermöglicht. Das ist so ziemlich genau das, was ich mir erhofft hatte. Insbesondere wenn ihr mit Freunden losziehen könnt, werdet ihr hier viel Spaß haben. Das gilt noch mehr, wenn ihr die ersten Spiele mögt.

„Dead Island 2“ erfindet das Rad nicht neu, das ist aber auch nicht der Anspruch. Vielmehr liefert man euch Haudrauf-Unterhaltung ohne viel Schnickschnack, die mir gerade deswegen gut gefallen hat.

Angebot
Dead Island 2 PULP Edition (PlayStation 5)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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8 Kommentare

  1. Eher cooles Spiel. Aber die Hauptstories hat man schnell durch. Bij jetzt bei 22/24, aber zum Glück sind noch eine Nebenmissionen und Suchmeldungen offen

  2. Gibt’s übrigens über den Epic Store Türkei für knapp 20€.

  3. Ich hab mir das Spiel gestern auf Twitch angeschaut. Die Grafik ist der Hammer. zB manche Möbel oder Gras – das sieht alles so verdammt gut aus!

  4. Weltraummann says:

    Hätte es mir auch gerne gekauft. Mochte die ersten beiden Teile sehr. Leider wird das nur im Epic Store verkauft. Tja. Kein Steam, kein Kauf.
    Epic habe ich nicht und schaffe ich mir auch nicht an.

  5. Das Spiel klingt interessant, werde ich mir kaufen sobald es in einigen Monaten dann im 15-20 Euro Preisbereich angekommen ist.

  6. schade das es nicht bei Steam ist also wird es nicht gekauft. PUNKT. Ich defragmentiere doch nicht meine Spielesammlung.

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