Das neue Gmail: (M)eine Meinung

Das neue Gmail – oder auch Google Mail – ist da. Kann jeder ausprobieren, lässt sich einfach über das Menü oben rechts ausprobieren. Über Einstellungen (das Zahnrad in der oberen rechten Ecke des Posteingangs) gibt es die Option „Probiere das neue Gmail“. Wer später wieder umsteigen möchte, kann an gleicher Stelle „Zurück zum klassischen Gmail“ wählen. Als Nutzer der ersten Stunde konnte ich mir das natürlich nicht nehmen lassen, einen Blick hineinzuwerfen.

Wie viele unserer Leser bin ich seit Erscheinen von Google Inbox auf den alternativen Client gewechselt, da dieser ein für mich besseres Abarbeiten und Organisieren von E-Mails bot / bietet. Doch Gmail steht bei Google im Fokus, nicht Google Inbox. Bei Inbox weiss man nicht, was da noch großartig passiert und viele Funktionen sind bereits in das neue Gmail eingeflossen.

Ich bekomme meistens über 5.000 Mails im Monat, bin also auf gute Organisation angewiesen – will aber nicht durch jede E-Mail in Sachen Benachrichtigung genervt werden, möchte aber auch nichts verpassen. Von daher ist mein Setup vielleicht nicht für jeden etwas, dennoch hoffe ich, dass ihr mir da ein wenig folgen könnt.

Wie es vor Google Inbox war: Ich nutzte Filter und übersprang bei Nachrichten über die Kommenarfunktion, soziale Netzwerke und ähnlichem den Posteingang. So hatte ich alle Mails ungelesen, aber eben vorsortiert, was bei einer großen Menge Mails wichtig ist. Grundsätzlich könnte ich sagen, schaut einfach mal in meinen Beitrag von 2014, der gut beschreibt, wie ich mit Gmail arbeitete – bis ich eben zu Google Inbox wechselte.

Google Inbox startete 2014 und wurde gleich mein Standard. Das hat einfache Gründe gehabt. Ich konnte per Wischgeste E-Mails zurückstellen, archivieren oder löschen. Im neuen Gmail muss die Konfiguration der unterschiedlichen Wischgesten erst einmal implementiert werden. Da gibt es nur eine Geste, die entweder löscht oder archiviert. Dabei sind ja mindestens zwei Gesten in der Übersicht machbar, nämlich nach links und rechts.

Dann waren da die Filter: Schneller als in Gmail kann man bei bestimmten Absendern sagen: Diesen in den Ordner filtern – immer. Bei Gmail sind das mehrere Klicks.

Das größte Plus bei Google Inbox: Bundles. So bekomme ich alle Mails anhand ihres Filter-Labels / -Ordners in die Inbox, aber extrem übersichtlich – und ich kann festlegen, wie ich benachrichtigt werde. Bei Gmail geht das nur halb so gut, hier muss man den Posteingang auf die Trennung „Wichtige zuerst“ einstellen (schlechter: Label-Benachrichtigungen). Schaut bei mir behelfsweise so aus derzeit in Gmail:

Das sorgt dafür, dass der Posteingang quasi zweigeteilt ist – in „Wichtig“ und „alles andere“. Der Vorteil ist, dass ich in den mobilen Apps festlegen kann, dass ich nur bei wichtigen Mails benachrichtigt werden will. Bei allen anderen rappelt das Telefon nicht mit Benachrichtigungen. Mail von Freunden und so? Wichtig – also Benachrichtigung. Kommentare und Netzwerke? Nicht wichtig – keine Benachrichtigung.

Nachteil? Das Ganze ist nicht so gut gelöst wie die Bundles von Google Inbox. Bei Gmail gibt es bei den ausklappbaren Kategorien nur Wichtig und alles andere – bei Inbox kann man mehrere Bundles anlegen und hat so einen sehr übersichtlichen Posteingang. Ich kann so viele Mails in Sachen Headline lesen und alle abhaken, bei Gmail ist das nicht möglich.

Ich muss mich auch ein wenig auf den Google-Algorithmus verlassen, der lernen soll, was ich wichtig finde und was nicht. Wie ich das eingestellt habe in den Einstellungen des Posteinganges von Gmail, seht ihr im folgenden Screenshot, das ist das Setup, welches Google Inbox nah kommt.

Aber was mache ich denn, wenn Google eine wichtige Mail als unwichtig markiert hat oder umgekehrt? Dann muss ich das Gmail mitteilen, indem ich die Mail dann als wichtig oder unwichtig markiere. Das geht über das folgende Symbol im Browser:

Funktioniert auch über die Android-App von Gmail, da im Menü der E-Mail:

Ratet, wo man die Markierung nicht einstellen kann! Richtig, im iOS-Client von Gmail. Muss man nicht raffen, oder? Bei Millionen Nutzern dürfte es ja eigentlich kein Problem für Google sein, mal auf allen Plattformen für ein identisches Nutzererlebnis zu sorgen, oder? Das war übrigens auch der Grund, warum ich seit einiger Zeit Outlook auf dem iPhone X nutze.

Google hat Inbox bisher nicht auf das Display des iPhone X angepasst, was viele Nutzer ärgert. Des Weiteren fühlt sich die App bisweilen echt unrund an. Und Outlook erlaubte mir die Web-Nutzung von Google Inbox, ging mir aber auch nicht mit Millionen Benachrichtigungen auf die Nerven, weil man auch bei Outlook zwei Posteingänge hat, einen relevanten und einen für sonstige Mails. Des Weiteren hat Outlook konfigurierbare Wischgesten, sodass der Umstieg da nicht allzu schwer fiel. Lest euch dazu gerne meinen Beitrag durch.

Das neue Gmail hat einige Neuerungen im Gepäck, diese aber so verpackt, dass es Bestandsnutzern schnell in Fleisch und Blut übergehen wird. Zurückstellen von Nachrichten? Na endlich! Wie das geht, beschrieb ich ja schon in diesem Beitrag.

Automatische Antworten sind auch eine Funktion, die in Google Inbox getestet wurden. Google schlägt automatische Antworten auf Basis der eingegangenen Mail an, das funktioniert eigentlich ganz gut, ist bisher allerdings nur in der englischen Sprache möglich. Demzufolge: In Gmail sehe ich davon noch nichts.

Viele Funktionen sind bei mir auch noch nicht aufgetaucht, beispielsweise automatische Erinnerungen, die dafür sorgen sollen, dass man wichtige Mails nicht unbeantwortet lässt. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein guter Beantworter, sodass Gmail keine Chance hatte, mir welche vorzuschlagen:

Auch das Abbestellen von vielen Newslettern über die Vorschau fand man damals in Inbox und auch dieses ist in Gmail zu finden. Wurde mir auch schon vorgeschlagen, durchaus nützlich, wenn es denn funktioniert. Und was auch kommen soll, das ist die Möglichkeit, sich nur über wichtige Mails benachrichtigen zu lassen.

Ist natürlich etwas komisch, denn genau jenes beschrieb ich ja oben und es ist auch machbar – allerdings will Gmail dazu noch separat auffordern. In den Einstellungen kann man es aber bei Nichtgefallen deaktivieren.

Zu den anderen Funktionen wie selbstlöschenden Mails und so sag ich mal nichts, da ist noch nicht bekannt, ob diese auch in der Gratis-Version von Gmail auftauchen, oder ob dies Nutzern der G-Suite vorbehalten bleibt. Denkspiel: Aufspaltung von Funktionen, um mehr Nutzer in den Bezahlbereich zu drängen.

Was ebenfalls neu ist, das ist die Sidebar von Gmail, die Verknüpfungen zum neuen Google Tasks bietet, dazu zu Google Notizen und zum Google Kalender. Ebenso können Gmail-Addons hinzugefügt werden, da muss man aber schauen, inwiefern das nützlich für den privaten Endanwender ist.

Über das neue Google Tasks habe ich mich schon detailliert ausgelassen. Hinter dem Beitrag stehe ich immer noch, da hat sich nichts geändert. Ansonsten ist es nett, die Funktionen direkt im Posteingang zu haben, ohne dass man einen separaten Tab öffnen muss. Ansonsten ist Tasks weiterhin ein Tool ohne großen Mehrwert, niemand hätte so eine Minimal-App überhaupt erwähnt, wäre sie nicht von Google.

Was etwas stört in der Mailansicht: Ich habe mich ein paar Mal erwischt, dass ich Mails archivierte oder löschte – obwohl ich diese lesen wollte. Was war passiert? Ich klickte in die Ansicht mit den Mail – allerdings schlägt Google beim Hover über die Mails Aktionen vor – beispielsweise löschen, archivieren, zurückstellen oder als ungelesen markieren. Merke: Immer weiter vorne klicken, um eine Mail zu öffnen:

Was bleibt am Ende? Also für mich und normale Anwender? Eigentlich kann ich ja nur aus meiner Warte sprechen. Ich denke mal, dass der normale Anwender, der vorher auch super mit Gmail klar kam, auch mit der neuen Version umgehen kann. Hey, er bekommt neue und nützliche Funktionen.

Was ich sage? Tja. In meinem Workflow wäre Gmail eigentlich wieder ein Rückschritt. Bundles sind echt besser als die derzeitige Lösung von Gmail. Gerade bei vielen E-Mails. Dafür ist die Suche in Inbox aber echter Mist, die in Gmail besser. Filter? Leichter in Inbox erstellt. Die mobile App? Tja, die Möglichkeiten sind meines Erachtens in Inbox besser, allerdings gibt Gmail in Sachen Performance und „Fluffyness“ ein besseres Bild ab. Gerade auf dem iPhone X.

Das große Aber!

Ich meine: Wer zwingt uns denn, alles übergreifend zu nutzen? Richtig, keiner. Natürlich kann man Gmail als Dienst nutzen, aber unter iOS, Android oder am Desktop kann man doch anderes nutzen, wenn man damit klarkommt. Momentan ist es eben so, dass ich Inbox am Desktop mehr mag – aber mobil nervt es halt auf dem iPhone. Also nehme ich Outlook, wie oben beschrieben. Unter Android ist Inbox gesetzt, keine Frage. Aber es gibt eben viele Clients, die Mails verwalten können. Und so muss jeder seinen eigenen Flow finden.

Dass Google es nicht hinbekommt, ein auf allen Plattformen gleiches Nutzererlebnis zu gestalten, ist eigentlich beschämend. Ich meine, mal platt gesagt: Am Konzept der E-Mail soll sich nichts ändern. Die ist ja nicht tot, wie von irgendwelchen Startup-Hipstern und Internet-Laberköppen immer beschrien. Aber es müssen halt Werkzeuge für die Verwaltung dieser Mails verbessert werden. Inbox war ein guter Weg.

Man muss den Nutzern eben nicht nur das Loch in der Wand zeigen (Mails), sondern eben den Bilderrahmen und das Bild, welches man am Nagel für das Loch aufhängt.

Und eure Meinung interessiert uns natürlich auch – nutzt die Kommentarfunktion gerne!

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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56 Kommentare

  1. Für den „Rückwechsel“ von Inbox zu Gmail fehlen mir essentielle Funktionen, die ich längst in meinen persönlichen Workflow integriert habe – z. B. Erinnerungen. Oder auch die Möglichkeit, Webseiten in Inbox zu speichern.

    Schade, Chance vertan. Aber die Produktentwickler bei Google waren mir schon immer ein Rätsel…

  2. Ronny508 says:

    Habe gerade festgestellt, dass das neue Gmail noch einen entscheidenden Nachteil hat.

    Ich habe über mein persönliches Gmail-Konto Zugriff auf diverse delegierte Konten, bisher auch immer auf deren Kontakte.
    Im neuen Gmail habe ich zwar weiterhin Zugriff auf die delegierten Konten, komme von dort jedoch nicht mehr in die Kontakte, weil jegliche Auswahlmöglichkeit dazu fehlt …

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