„Cyberpunk 2077: Phantom Liberty“ angespielt

„Cyberpunk 2077“ ist 2020 erschienen. An den Konsolen startete man in desaströsem Zustand, das muss man klar so sagen. Doch es fehlten generell in dem RPG von CD Projekt RED auch viele zuvor versprochene Funktionen. Doch über die Jahre hat man sich durchaus vom Saulus zum Paulus gewandelt und Inhalte nachgeliefert sowie den Zustand des Rollenspiels extrem verbessert. Mit der Erweiterung „Phantom Liberty“ liegt zudem nun ein umfangreiches Add-on vor, das die Story erheblich erweitert. Ich habe es für euch angespielt.

Auch das Update 2.0 ist im gleichen Atemzug erschienen und hat das Gameplay teilweise dramatisch umgekrempelt. Einige Aspekte gefallen mir persönlich sehr gut, andere so gar nicht. Ich sehe es also nicht zwangsweise als Verbesserung – „Cyberpunk 2077“ spielt sich einfach nun ganz anders. Beispielsweise hat CD Projekt RED bedauerlicherweise Level-Scaling eingeführt. Das hat einerseits den Vorteil, dass das Spiel immer eine Herausforderung bleibt und auch für Veteranen seine Spannung erhält. Andererseits fühlt sich das Gameplay dadurch von Anfang bis Ende deutlich monotoner an, da die Gegner euch weder extrem unter- noch überlegen sein können.

Damit entfällt die klassische RPG-Situation, in der ihr anfangs als Noob ordentlich von Feinden verdroschen werdet, später aber als mächtiger Charakter euren anfänglichen Angstgegnern locker zeigt, was eine Harke ist. Mir missfällt es, dass dieser Fortschritt stark verwässert wird. Andere Überarbeitungen, etwa des Wanted- oder Loot-Systems begrüße ich. Diese Verbesserungen erhaltet ihr im Übrigen auch ohne „Phantom Liberty“ zu kaufen.

Dabei könnt ihr den DLC nach den ersten Missionen des Hauptspiels starten, denn er setzt die Hauptgeschichte nicht etwa fort, sondern ordnet sich zeitlich parallel ein. So erhaltet ihr einen Anruf der Netrunnerin Songbird: Die befindet sich in der Air Force One, gemeinsam mit der Präsidentin, im Sturzflug auf einen bisher gesperrten Stadtteil von Night City: Dogtown. In letzteren traut sich nicht einmal die Polizei, sodass dort der militante Kurt Hansen mit seiner Barghest-Gruppe alles kontrolliert.

Dogtown ist dabei ein arg heruntergekommener Stadtteil, der aber nicht komplett gesetzlos ist. So sanktioniert euch hier eben nicht die Polizei fürs über die Stränge schlagen, sondern die Söldner von Hansen. Hilfe findet ihr im Agenten Solomon Reed, der vom Schauspieler Idris Elba („Luther“) verkörpert wird. Aber auch Keanu Reeves als Johnny Silverhand ist wieder mit von der Partie und so gar nicht mit der eher trockenen, pragmatischen Art von Reed einverstanden, was auch zu amüsanten Momenten führt.

Wie schon bei den DLCs zu „The Witcher 3: Wild Hunt“, das für mich auch heute noch der Meilenstein von CD Projekt RED bleibt, glänzt auch „Phantom Liberty“ für „Cyberpunk 2077“ dabei durch eben das Zusammenspiel alter und neuer Charaktere und die interessante Story. Je nachdem, wie viel ihr noch nebenbei in Dogtown schultert, werdet ihr zum Durchspielen 12 bis 18 Stunden benötigen. Das ist für ein Add-on zum Preis von etwa 30 Euro sehr ordentlich.

Dabei lohnen sich auch die Nebenmissionen, denn sie sind wie schon beim Hauptspiel qualitativ genauso gut geschrieben wie die Haupt-Story und im Gameplay abwechslungsreich. Wie gesagt, müsst ihr euch aber auf viele Veränderungen einstellen, die das Update 2.0 mit sich gebracht hat. Kleidung etwa ist in erster Linie nur noch kosmetisch und stattdessen benötigt ihr passende Cyberware, um widerstandsfähiger zu werden.

Knallt ihr euch jedoch zu viel Hardware unter die Haut, bekommt ihr vielleicht eine Cyber-Psychose. Dann haut ihr zwar um so stärker drauf, vertragt aber kaum noch Schaden – sollte man eher vermeiden. Angeschaut habe ich mir „Cyberpunk 2077: Phantom Liberty“ an der Xbox Series X im Qualitätsmodus. Hier ist man weit von der PC-Version entfernt, die mittlerweile ja sogar Pathtracing einbeziehen und damit selbst eine GeForce RTX 4090 in die Knie zwingen kann. Dennoch bleibt das RPG ein attraktives Spiel und das gilt auch für die rauen Schauwerte von Dogtown.

Auch der Soundtrack, mit neuen Radiostationen, macht nach wie vor Laune und fokussiert sich nach wie vor auf elektronische Klänge. Das passt zur Sci-Fi-Umgebung. Spoilern will ich die Story im Übrigen nicht, möchte aber betonen, dass sie Laune macht und sogar einen Kniff im Ärmel hat: Ihr könnt über das Durchspielen von „Phantom Liberty“ nämlich ein neues Ende für die Hauptgeschichte des Basisspiels erhalten.

Ihr lest es schon heraus: „Cyberpunk 2077“ erhält durch „Phantom Liberty“ ein exzellentes Add-on. Für mich steht das Spiel zwar dennoch im Gesamtbild weiter stark hinter „The Witcher 3: Wild Hunt“ oder fulminanter Konkurrenz wie „Baldur’s Gate 3“ zurück, aber ein weiterer Ausflug nach Night City lohnt sich absolut.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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14 Kommentare

  1. Ich werde grundsätzlich nicht mit DLCs warm -egal welches Spiel.

    Cyberpunk habe ich vor mehr als zwei Jahren am PC durchgespielt und fand das Spiel sogar recht gut (kein Meisterwerk, aber eben auch nicht schlecht). Trotzdem habe ich so gar kein Verlangen das Spiel jetzt noch mal an zuwerfen. Die Witcher DLCs fand ich auch genial, habe ich aber nur gespielt, weil ich damals direkt die GOTY Version gespielt habe, wo es die DLCs schon gab.

    Bei einem Story-Spiel was ich schon vor Monaten/Jahren abgeschlossen habe, würde ich aber wahrscheinlich nie zu einem DLC greifen.

    • Sehe ich genauso. Optimal war damals Doom und Doom II. Nicht einfach paar neue Levels rausbringen. Einfach ein neues Spiel im selben Universum draus machen.

  2. PetrosiliusZwackelmann says:

    Habe vor kurzem nochmal (auf der PS5) Witcher 3 gespielt und nachdem der letzte Patch raus kam auch wieder in Cyberpunk reingeschaut. Dabei ist mir echt aufgefallen, dass die Cyberpunk-Welt so unglaublich flach aussieht, wie eine Kulisse. Und die NPCs laufen gefühlt komplett ziellos hin und her. Für mich hängt das „Weltgefühl“ einfach stark hinter Witcher 3 her.

  3. Bin jetzt 40 Stunden in meinem 2.0 Playthrough und habe noch nicht mit dem DLC angefangen. Aber es ist, von der Handlung abgesehen, fast ein komplett neues Spiel. Die Handlung und die Charaktere waren schon immer mit das Beste, was ich in 38 Jahren Computerspielen erlebt habe, jetzt passt aber das Gameplay auch. Besonders extrem ist der Kontrast zu Starfield, was ich angefangen, aber dann aus purer Langeweile nicht zu Ende gespielt habe – was mir sehr selten passiert. Cyberpunk 2077 ist für mich nach der Mass Effect Trilogie und The Last of Us 1+2 auf jeden Fall in den Top 3 der besten Spiele aller Zeiten.

    • André Westphal says:

      Was Story und Charaktere angeht, sehe ich „Witcher 3“, „Persona 5″ oder Baldurs Gate 3“ persönlich deutlich vor „Cyberpunk 2077“. Aber ein gutes Spiel ist es definitiv und der DLC lohnt auf jeden Fall.

  4. Mich hat CD Project mit dem Witcher verloren. Wie lange hab ich damals drauf gewartet? Glaub 9 Jahre oder so hat der erste Teil vor sich hingedümpelt, bis er dann kam. Da war er dann überraschend anders in seiner Erzählweise. Aber auch voller Bugs. Als mit The Witcher 2 dann aber WIEDER eine Enhanced Edition kam, war ich schon unterweltigt. Seitdem hat sich ja nichts geändert. Auch bei Cyberpunk ist man anscheinend davon ausgegangen, dass alles gut wird, wenn man drei Jahre später wieder eine Enhanced Edition rausbringt, die alte Probleme richtet und das Spiel „Spielbar“ macht. Da bin ich dann raus, wenn ein Entwickler seine Kunden so verarscht. Angeschaut habe ich es mir bei Freunden, begeistert war ich nicht. Mich kriegen sie aufgrund ihrer „Politik“ daher nicht mehr und habe auch nicht das Gefühl da sonderlich was zu verpassen. Sollen sich andere für dumm verkaufen lassen und so tun als wären ausgerechnet CD Project die Guten am Markt.

    • Kann das gut nachvollziehen. Mich ärgern die 70€ zum Release auch immer noch, aber dennoch habe ich nun endlich nach fast 3 Jahren so viel Spaß mit dem Spiel derzeit. Seit dem patch 2.0 läuft das richtig rund.
      Gerade mit der Vorerfahrung mit den Witcher teilen (wobei Teil 3 von Beginn an recht gut war) musst du dich aber doch nicht groß ärgern.
      Warum nicht jetzt ins Spiel einsteigen und es sich kaufen für 25€? Den Preis ist es allemal wert in der jetzigen Form und du musst dich nicht ärgern die kaputte Version zum Start zum vollpreis unterstützt zu haben.

      • Warum ärgern?
        Einfach nicht kaufen zum Release, sondern etwas warten. Der Preis wird niedriger und das Spiel nicht schlechter, sondern besser (weil bugfreier, technisch optimiert, ggfs. DLC).

        Ich verstehe Menschen, die gerne den Hype spielen möchten und denen es das wert ist (auch wenn ich das nie machen würde). Ich verstehe auch Menschen, die abwarten und kaufen, wenn es ausgereift ist, dafür halt auf den Hype verzichten (das mache ich, Witcher 3 direkt als GOTY gekauft).
        Was ich nicht verstehe, sind Menschen die zum Start kaufen, obwohl jeder weiß das es dann teuer und buggy ist, sich dann aber darüber ärgern 😉

        • Genau das ist doch meine Konsequenz aus der Witcher-Zeit. Ich kauf von CD Project nichts mehr, weil ich deren Art und Weise nicht unterstütze. Bin alt genug, dass es mir inzwischen egal ist, wenn ich was „verpasse“. Als Jugendlicher war das anders, daher verstehe ich, dass gerade Spiele, egal welcher Art und mit welchen Problemen, dann doch immer ihren Absatz finden.

  5. Hier sind alle so negativ. Ich hab Cyberpunk als es raus kam auf stadia gespielt, fand ich super cool. Hab das Geld zurück bekommen und es dann irgendwann zum halben Preis bei gog gekauft. ..nur um es in der Spiele-Galerie zu haben.

    Wenn ich noch mal Zeit und Lust habe es zu spielen kann ich mir gut vorstellen, diese Erweiterung nachzukaufen.

  6. Also für mich ist es DAS Spiel seit The Witcher 3. Bin spoilerfrei mit 2.0 + Phantom Liberty eingestiegen und hab bereits 70h auf der Uhr, ohne das Add-on nur angerührt zu haben. Hat klare Schwächen, aber Story, Inszenierung, Atmosphäre, Synchronstimmen, Animationsdetails, Spielwelt, Charaktere…das alles bleibt mir wohl für eine halbe Ewigkeit in Erinnerung. Akt 1 war ein solches Meisterwerk für mich – da war alles dabei. Spannung, Freude, Trauer, Rache – ich fand den Teil wahnsinnig gut. Und die Nebenmissionen haben ebenfalls ein sehr ordentliches bis großartiges Niveau. Vor allem aber wegen der sehr glaubhaften Umgebung. Ich war an Orten des Spiels, an denen ich wirklich dachte: So könnte es das auch real irgendwo geben. Aber wie gesagt: Es gibt gerade im Gameplay deutliche Schwächen. Schnellreiseterminals statt Stadtbahn oder Taxi, manche Builds einfach viel zu übermächtig, Fahrzeugkampf in Sachen Steuerung viel zu überladen und auch das Polizeisystem ist trotz Aktualisierung noch immer viel zu lasch und hat im Grunde keinerlei Einfluss.

    Aber davon abgesehen, für mich ein Meisterwerk. Verstehe aber jeden, der das anders sieht.

  7. Ich halte CP weiterhin für ein Meisterwerk. Hab es aber wirklich erst 1 Jahr nach Release auf PC angefangen. Da waren so gut wie alle Bugs weg. Die Atmosphäre, die Dialoge, die Charaktere, der Soundtrack. Also mich hat’s voll gepackt. Seit Jahren mal wieder ein Spiel das mich voll in seine Welt gesogen hat…. Freue mich auf den DLC. Warte aber auch hier noch ein paar Patches ab. Mit der Strategie bin ich eigentlich immer gut gefahren. Erstes sind die Preise dann OK, und man bekommt ein ungestörtes Spielerlebnis.

  8. Ich habe noch niemals einen Menschen ans Kreuz genagelt. Das bleibt in Erinnerung. 🙂
    Ansonsten habe ich außer mal im Urlaub keine Zeit, stundenlang am PC zu sitzen. ich empfehle VR-Games mit Quest 2 oder jetzt Quest 3. Da kommt man richtig ins schwitzen.

  9. eins muß man CDProject lassen, sie kümmern sich so lange um ihr (oft unfertig auf den Markt gekommenes) Spiel, bis es fertig und einfach großartig ist.

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