Bitkom: Drei Viertel der Internetnutzer waren bereits von Cyber-Kriminalität betroffen

Laut einer Bitkom-Umfrage waren ca. drei Viertel der deutschen Internetnutzer bereits in der ein oder anderen Form Opfer von Cyberkriminalität. Darunter fasst man neben Phishing- und Schadsoftware-Aktionen auch Betrug beim Online-Shopping oder z. B. Beleidigungen. Lediglich 22 Prozent der Befragten geben an, keine solchen Erfahrungen gemacht zu haben. 3 Prozent wollten dazu keine Angaben machen.

Befragt hatte der Branchenverband per Telefon 1.014 Personen ab einem Alter von 16 Jahren aus Deutschland, die aktiv das Internet nutzen. Vergleicht man mit den Vorjahren, dann ist die Anzahl derjenigen gestiegen, die mittlerweile mit Cyberkriminalität konfrontiert gewesen sind. 2019 etwa gaben etwa noch 40 % der Befragten an, nicht damit zu tun gehabt zu haben. Wichtig: Allerdings sind solche Umfragen sehr störungsanfällig. Beispielsweise kann es schlichtweg sein, dass mittlerweile mehr Menschen Cyberkriminalität ein Begriff ist und sie etwa auch vorher im Netz beleidigt worden sind, dies aber erst jetzt mit dem Thema in Verbindung bringen.

Die Bitkom rät nun natürlich generell zu den üblichen Vorsichtsmaßnahmen, wie etwa sparsamer Weitergabe von Daten und Obacht bei Lockangeboten in unbekannten Online-Shops, die so wirken, als seien sie zu schön, um wahr zu sein – meistens sind sie das dann nämlich auch. Fast die Hälfte der Internutzer berichtet dabei in der Umfrage, dass von ihnen schon persönliche Daten ungefragt weitergeben worden seien (46 Prozent). Viele wurden zudem Opfer von Betrug, sowohl beim Online-Einkauf (29 Prozent) als auch bei Geldgeschäften wie Online-Banking oder dem Missbrauch der eigenen Kontodaten (13 Prozent).

Bei rund einem Viertel (27 Prozent) wurde der Computer mit Schadprogrammen wie Viren infiziert. 17 Prozent bemerkten solche Vorfälle auf dem Smartphone. Von Ransomware-Attacken betroffen waren 2 Prozent auf dem Smartphone und 1 Prozent auf dem Computer. Bei 9 Prozent wurden Zugangsdaten zu Online-Diensten ausspioniert. 3 Prozent mussten erleben, wie sich andere Personen online unter ihrem Namen für sie ausgegeben haben, so die Bitkom. Auch in der direkten Interaktion mit anderen Onlinern gab es strafbare Handlungen. So wurden 23 Prozent im Internet massiv beleidigt oder angegriffen. 9 Prozent sind sexuell belästigt worden. Kaum verwunderlich: Mit 13 Prozent sind hier Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer (6 Prozent).

Ein Drittel der Betroffenen (32 Prozent) hat auf die Vorfälle überhaupt nicht reagiert. Rund die Hälfte (56 Prozent) hat das Gespräch mit Freunden und Bekannten gesucht und 6 Prozent haben andere auf die Vorfälle aufmerksam gemacht, etwa mit Beiträgen in sozialen Netzwerken. Ebenfalls knapp die Hälfte (47 Prozent) hat sich an das Unternehmen gewandt, das in Zusammenhang mit der kriminellen Aktivität stand, etwa die Social-Media-Plattform, die Bank oder der E-Mail-Anbieter. 18 Prozent haben ihren Account bei dem betreffenden Unternehmen gelöscht oder gekündigt. Rund ein Fünftel (18 Prozent) hat Strafanzeige bei der Polizei gestellt. 9 Prozent haben sich an andere Behörden wie etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) gewandt und immerhin 1 Prozent hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Praktisch niemand (0,1 Prozent) gibt an, auf Forderungen der Kriminellen eingegangen zu sein.

97 % der Befragten wünschen sich dabei, dass die Polizei online mehr eingreift bzw. gegen Kriminelle im Internet vorgeht.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Beleidigungen sind natürlich schwerstkriminell und weit schlimmer als Betrug oder Identitätsdiebstahl. (facepalm) Neuerdings sind wir eine Gesellschaft von Mimosen, die jedes Wort auf die Goldwaage legt und eine Empörungskultur pflegt. Da verbreiten wirre Köpfe die wildesten Ideologien und sind furchtbar beleidigt wenn sie Kritik ernten. Generation Malte und Sören ist eben sehr verletzlich. So bekämpft man dann gefühlten Hass und Hetze, kümmert sich aber eher wenig um Kriminelle die User im großen Stil abziehen.

    • Alleine Beleidigung überhaupt hier aufzuführen und als „Cyberkriminalität“ zu führen, halte ich für eine Beleidigung. Alles Schneeflocken heute.

  2. „97 % der Befragten wünschen sich dabei, dass die Polizei online mehr eingreift bzw. gegen Kriminelle im Internet vorgeht.“

    Das zeigt die Ambivalenz in der Bevölkerung. Einerseits will man keine Zugriffe des Staates auf die (Datenbanken der) Anbieter. Andererseits will man die volle Härte des Gesetzes, wenn man betroffen ist. Im luftleeren Raum kann die Exekutive aber auch nicht auf Zuruf Erfolge generieren.

    Zufällig habe ich gestern die Black Mirror Folge „Shut Up and Dance“ gesehen. Eine Folge, bei der die Computer verschiedener Menschen ohne ihr Wissen durch eine Schadsoftware ausspioniert und sie bei kompromittierenden Taten gefilmt werden. Die Macher der Schadsoftware erpressen dann diese Menschen und lassen sie in der Folge quasi „tanzen“. Sehr deprimierend und äußerst verstörend, da der psychische Druck sehr gut dargestellt wird, dem die Menschen durch die Erpressung ausgesetzt sind.

    • „Das zeigt die Ambivalenz in der Bevölkerung. Einerseits will man keine Zugriffe des Staates auf die (Datenbanken der) Anbieter. Andererseits will man die volle Härte des Gesetzes, wenn man betroffen ist. Im luftleeren Raum kann die Exekutive aber auch nicht auf Zuruf Erfolge generieren.“

      Mooooment, es gibt noch einige Stufen zwischen Vollüberwachung und wahlfreien Zugriffen auf Alles und gar nichts!
      Ich hatte einmal folgendes Erlebnis: Bei eBay Kleinanzeigen war jemand vorgeblich an meinem Artikel interessiert und wollte ihn per Überweisung bezahlen – hat also meine IBAN erhalten. Dann passierte nichts mehr.
      Aber ein paar Tage später erfolgte ein unberechtigter Lastschrifteinzug durch Amazon auf meine IBAN.
      Ich habe also Amazon informiert, das da jemand meine Bankdaten unberechtigt verwendet hat und nach Accountdaten gefragt – also WER sich mit welchen Daten da registriert und meine Zahlungsdaten verwendet hat, da ich Anzeige bei der Polizei erstatten möchte. Ebenso habe ich bei eBay Kleinanzeigen angefragt, ob diese Daten zu diesem Account (Mailadresse z.B.) herausgeben könnten, damit ich Anzeige erstatten könne.
      Sowohl Amazon als auch eBay Kleinanzeigen haben die Herausgabe an mich abgelehnt – was ich noch verstehen kann – und auf behördliche Anfrage nach einer Anzeige verwiesen.

      Also habe ich die Polizei kontaktiert und einen ellenlangen (und sehr blöd formulierten) „Cybercrime“-Bogen ausgefüllt, alles genau geschildert, wie der Account bei eBay Kleinanzeigen hieß, das falsche SEPA-Mandat bei amazon usw.
      Sie hätten also die Anbieter anweisen können, alles herauszugeben was sie haben und das wäre ja mindestens mal eine Mailadresse gewesen (auf deren Basis man weiter hätte forschen können) und bei Amazon auch eine Versandadresse für die missbräuchliche Bestellung. Einfacher geht es ja kaum.

      Was hat die Polizei gemacht? Nichts.
      Mir wurde der Eingang der Anzeige bestätigt und danach ist gar nichts mehr passiert. Nicht mal eine Information darüber, das die „Ermittlungen“ eingestellt wurden. Auch auf Nachfrage meinerseits keinerlei Reaktion mehr.

      Und meiner Meinung nach liegt genau da der Hund begraben.
      Irgendwelche Lobbygruppen der Sicherheitsbehörden rufen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit nach mehr Daten, Zugriffmöglichkeiten und Befugnissen, aber in der Realität haben die Behörden weder Personal noch Motivation, auch den einfachsten Dingen überhaupt nachzugehen.
      Und da das sicher nicht nur mir so geht, muss ich auch sagen: Die sollen erst mal zeigen, das sie mit den vorhandenen Mitteln überhaupt vorgehen, bevor sie noch weitere Befugnisse bekommen.

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