Mitglied des CCC kritisiert Messenger whistle.im

PRISM, NSA, Tempora und Co. Hochkonjunktur für angeblich sichere Dienste „Made in Germany“. Leider oft getreu dem Motto „Gut gedacht, schlecht gemacht“. So auch im Falle des angeblich sicheren Messengers whistle.im, den wir an dieser Stelle bereits vorstellten. Ein Mitglied des Chaos Computer Club hat sich den Messenger, dessen Kryptographiemodul Open Source ist, einmal angeschaut und rät derzeit vom Einsatz ab. So haben sich die Macher von whistle.im wohl einige Fehltritte in der Realisierung des Messengers erlaubt.

whistle

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Ich zitiere in Auszügen.

  • Der Dienstanbieter betreibt einen Keyserver, auf dem die RSA-Keys aller Kommunikationsteilnehmer abgelegt sind. Dies bedeutet, dass der Anbieter die Schlüssel an die Nutzer austeilt. Dort kann natürlich ein gefälschter Key ausgeliefert werden und somit die Kommunikation mitgelesen werden.
  • Die privaten Schlüssel der Kommunikationsteilnehmer liegen (wenn auch verschlüsselt) auf dem Server des Dienstanbieters. Erhält dieser Kenntnis vom Passwort, so kann nachträglich jede Kommunikation entschlüsselt werden.
  • Es handelt sich um einen zentralen Dienst. Daher ist der Dienstanbieter auch in er Lage herauszufinden, wer, wann mit wem für wie lange kommuniziert.

Die genutzte SSL-Verschlüsselung wird in Sachen SSL-Zertifikat weiter nicht geprüft, sodass selbst signierte Zertifikate akzeptiert werden. Weiterhin ein Kritikpunkt: Nicht nur der Public-, sondern auch der Private-Key liegen auf dem Server des Dienstanbieters. Obwohl die Website vermittelt, dass der Anbieter keinen Zugriff auf die Kommunikation hat, werden die Schlüssel auf dem Server abgelegt. Diese sind zwar verschlüsselt, mit Kenntnis des Benutzerpasswortes kann aber Anbieterseitig die komplette Kommunikation nachvollzogen werden. Ebenfalls werden Nachrichten auf dem Server zwischengepuffert, sodass der Betreiber nachträglich Nachrichten lesen könnte, sofern er das Passwort zum Entschlüsseln der privaten Keys in die Hände bekommt.

Das Fazit des Sicherheitsexperten?

Alles in allem ein vollkommen undurchdachtes Konzept. Die aktuellen Analysen kratzen bisher nur an der Oberfläche und decken eklatante Sicherheinsmängel und ein grundlegendes Missverständnis kryptographischer Algorithmen auf. Statt sich mit existierenden Lösungen zu beschäftigen und diese zu verbessern, wird hier durch den Versuch ein neueres, bunteres Verfahren zu entwickeln eine cryptographische Bauchlandung vollzogen.

Brauchbare Alternativen gibt es, wie zum Beispiel OTR in diversen Messengern oder GnuPG über XMPP, ihnen fehlt allerdings die benutzerfreundliche Integration.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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31 Kommentare

  1. Ich kann hier wirklich „Threema“ empfehlen!

  2. Aus welchem Grund liegen die privaten Schlüssel eigentlich auf dem Server? Was haben die Anbieter damit vor?

  3. Diese ganzen Insellösungen (Threema, hemlis, whistle) wollen einen „idiotensicheren“ IM wo aber letztendlich die Flexibilität auf der Strecke bleibt. Ich möchte einem IM abhängig sein. Beispielsweise nutze ich auf meinem Smartphone Gibberbot oder yaxim und auf dem Desktop pidgin (Linux) und Miranda (Win). Auch möchte ich (web.de) mit anderen kommunizieren können (z.B. jabber).
    Die Basis (offenes xmpp) sollte stets die Grundlage sein! On top kann ein IM gerne eine „idiotensichere“ Authentifizierung enthalten sofern es für mich möglich ist mein web.de Konto ans Netz zu bringen.
    Habe keine Lust zig verschiedene IM auf meinem Smartphone zu installieren weil jeder meiner Kontakte eine andere Lösung hat.

  4. ….NICHT von einem IM abhängig sein.
    Typo – sry!

  5. Lieber ein ‚idioten“sichere“s‘ Mailprogramm wie ein IM.

  6. Würde es besser finden wenn dieser „Sicherheitsheitsexperte“ lieber mit den Machern diskutieren würde damit die Software / App besser wird anstatt in die Welt zu posaunen wie unsagbar schlecht whistle.im (angeblich) ist.

  7. da die anbieter eh zugriff auf die SIM haben und somit auf das gerät ist es soweiso sinnlos… auf so einem gerät irgend was für sicer zu erachten

  8. @tbo
    Finde das schon richtig es anzuprangern. Der Sicherheitsexperte ist hier nicht in der Bringschuld. Vermutlich wußte er überhaupt nichts von dem Projekt. Vielmehr hätten sich die Macher besser informieren sollen.
    Übrigens basteln ein paar Schweden an einem ähnlichen Projekt (www.heml.is). Hier hatte ein xda-Sicherheitsspezialist im Vorfeld einiges kritisiert und angeboten sich mit ihm in Kontakt zu setzen. Ob dies nun allerdings geschehen ist weiß ich nicht..

  9. @tbo:
    Nach dem Lesen der Quelle kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass den Machern der App nicht zu helfen ist. Grundlegende Fehler im Konzept kann man nicht mal eben reparieren…
    Ich möchte auch keine „sichere“ Messenger-App von Leuten verwenden die jetzt nur auf den Zug aufspringen weil es gerade „In“ ist, ohne Grundlegende Kryptographie-Kenntnisse zu haben…

  10. Wie schaut es denn eigentlich im Moment aus?

    So wie ich das mitbekommen habe ist Threema doch am weitesten verbreitet und scheint das „Rennen“ um die sicheren Messenger zu gewinnen, oder?

    Wie schaut es denn bei Threema mit der Sicherheit aus? Wie ist der allgemeine Konsenz zu dessen Sicherheit?

  11. Threema hätte denke ich vielleicht eine Chance wenn es eine (eingeschränkte) kostenlose Variante geben würde. Also wenn z.B. mit der kostenlosen keine Bilder versendet werden können. Oder wenn man nur mit maximal 5 Personen chatten kann. Zum testen würde das reichen.
    Das Problem ist das eine kritische Masse erreicht werden muss, und das ist bei Bezahl-Apps nicht so leicht….

  12. Threema ist für Android-Nutzer günstiger als WhatsApp. Hier wird einmal gezahlt und das war es dann. Sucht im Internet mal nach „Monoxyd“ und „Threema“. Es gibt dort einen Podcast zu dieser App mit dem Entwickler. Sehr informativ.

  13. Wie siehts denn mit Hoccer XO aus, hat jemand schon Erfahrung damit?

  14. Ich nutze auch gerne Threema. Es ist schön zu sehen, dass der Messenger so langsam Anklang findet.
    Ich bin gespannt ob sich der CCC auch mal Threema vornimmt, denn auch diese App muss noch die Sicherheit bis ins Detail beweisen.

    Der Podcast mit dem Kasper (Initiator der App) war zu mindestens sehr ermutigend.

  15. Gibberbot+Dateitransfer
    Das wär’s!
    Die Gibberbot Jungs sind auch absolute Sicherheitsfanatiker. Sicherlich kein Schmuh, was die machen.
    Wundere mich sowieso weshalb es noch keinen jabber client mit Filetransfer gibt – mal von den ganzen Sicherheitsaspekten abgesehen.

  16. Also die Aussage, dass es sich um eine Kampagne handelt, finde ich bei einem Mitglied des CCC, welches „sichere“ Software auf seine Sicherheitstauglichkeit überprüftet für überzogen und falsch. Ich finde es auch gut, dass die Meinung öffentlich gemacht wird, damit der Hype gestoppt / verhindert werden kann. Was passiert, wenn dein Freundeskreis erstmal zu whistle hinmigriert ist von whatsapp? Noch eine Migration auf einen anderen Dienst wird es nicht so schnell geben.

    Mich würde auch interessieren, ob es näheres zu Threema gibt, außer den Äußerungen der Entwickler. Hier sollte man auch beachten, dass Threema bereits vor Snowdens Äußerungen vorhanden war und jetzt nicht auf Krypto-Zug aufspringen muss im Gegensatz zu den derzeit aufkeimenden Pseudo-Krypto-Diensten…

  17. Die Entwickler von whistle.im sind ja auch zwei Studenten, ich denke da fehlt schon die Erfahrung und ich bezweifle, dass sie eine Spezialisierung auf dem Gebiet Kryptographie haben 😉 Als Student macht man viele grundlegende Fehler, gerade schon beim anfänglichem Design.
    Aber private Schlüssel auf Server auslagern ist nie eine wirklich gute Idee, auch wenn es wohl gemacht wird um mehrere Geräte mit seinem Benutzernamen nutzen zu können ohne sich über den „Transport“ des Schlüssels Gedanken machen zu müssen.
    Ich selber nutze auch Threema, mit kaum Kontakten, wie es sich für ein Programm eben gehört, welches nicht WhatsApp heißt 😉 . Ob das jetzt sicherer ist kann man nicht sagen, da es eben closed source ist. Zumindest bleibt der private Schlüssel dort auf dem Gerät, ansonsten muss man sicher aber auf die Aussagen der Hersteller verlassen und diese glauben.

  18. „Aber private Schlüssel auf Server auslagern ist nie eine wirklich gute Idee, auch wenn es wohl gemacht wird um mehrere Geräte mit seinem Benutzernamen nutzen zu können ohne sich über den “Transport” des Schlüssels Gedanken machen zu müssen.“

    Was natürlich das ganze VÖLLIG ad absurdum führt.
    Wenn es EINE EINZIGE Sache gibt um die man sich bei Verschlüsselung auf jeden Fall sorgen sollte, dann ist das der ‚Transport‘ des Private Keys. Sonst kann man es gleich sein lassen…

  19. Wenn es wirklich nur um das Unterstützden von mehreren Geräten geht, ist das Speichern der (verschlüsselten) private Keys auf dem Server echt übers Ziel hinausgeschossen! Ein einfacher QR-Code zum Abfotografieren hätte ja gereicht, Kameras haben die Geräte doch eh alle…

  20. Gibberbot auf Android, ChatSecure auf iOS, Pidgin mit OTR-Plugin auf Win (kann wirklich jeder Horst installieren) und die Sache ist gegessen. Jahrelang bewährtes OTR auf allen Platformen. Ich persönlich würde keiner „Lösung“ vertrauen, die private Schlüssel über das Internet versendet bzw auf Servern vorhält (ob verschlüsselt oder nicht).

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