Stehplatz, weil Sitzen für den Allerwertesten ist

Ob ich Rückenschmerzen habe, wurde ich heute nach einem Foto-Post bei Facebook / Instagram gefragt. Als Dortmunder und jemand, der seine frühe Jugend auf der Südtribüne verbracht hat, weiss man: Sitzen ist ja eigentlich für den Arsch. Ich ging in meinem Leben bis 2008 Berufen nach, die kein reines Sitzen kannten. 2001 bis 2004 saß ich meistens, hatte aber viele stehende Unterbrechungen, während ich 2004 bis 2008 die meiste Zeit des Tages stand oder herumlief.

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Witzigerweise fallen in diese Jahre auch die größten Erfolge in Sachen Gewichtsreduktion, ein Mix aus gesunder Ernährung und etwas mehr Bewegung war das Geheimnis. 50 Kilo nahm ich damals ab, ohne regelmäßigen Sport, einfach so. Dann das Einschneidende in meinem Leben: 2008 wurde das Jahr, in dem ich vollständig an den Schreibtisch wechselte. Oftmals 12 Stunden am Stück, lediglich sitzend.

Zig Schreibtische und Stühle habe ich in den letzten Jahren „durchgespielt“, für den Rücken war und ist tatsächlich der einfache und harte Rattanstuhl die beste Lösung. Ich leide an keinen Rückenschmerzen, die habe ich nur, wenn ich mal schräg auf der Couch lag. Seit knapp 5 Jahren habe ich eine Withings-Waage, die mein Gewicht protokolliert. Definitiv eine der interessanteren Anschaffungen im Tech-Bereich, was hält heute schon 5 Jahre durch?

Die Waage zeigt mir nicht nur meinen Gewichtsverlauf, sondern kann auch twittern oder logisch mit IFTTT arbeiten, aber das beschrieb ich das eine oder andere Mal schon. Die Waage zeigt aber auch, dass ich seit 2010 so gute 25 Kilo zugenommen habe. Da muss man nichts beschönigen, das Ganze kommt sicherlich daher, dass ich nur noch am Schreibtisch sitze, keine Bewegung habe und einfach wieder falsch esse. Selbst Schuld.

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Viel Arbeit, viel Gewicht, keine Bewegung – ein guter Cocktail, um einfach mal mit 40 umzufallen. Es muss sich etwas ändern, das wurde mir dann auch mal wieder klar – nur wie anfangen? Bewusster Essen – wie früher, das ist Plan 1. Sport machte ich schon damals nicht, saß aber nicht nur auf dem (fetten) Arsch. Einen Stehplatz hätte ich gerne wieder – wie früher.

Platz für einen weiteren Schreibtisch habe ich allerdings nicht, ich habe zwei Schreibtische in meinem Arbeitszimmer – und da immer wieder mal Fragen kommen: mein Haupt-Schreibtisch ist vom Dänischen Bettenlager, Typ Goliath, der zweite Schreibtisch ebenfalls, hier ist mir der Name nicht mehr bekannt. Zwei Schreibtische – einer, an dem hauptsächlich gearbeitet wird, der andere als Ablage von Gedöns. Wo nun aber den Steh-Platz aufbauen?

Meine Kommode im Arbeitszimmer war dazu in der Höhe zu klein – hier hätte ich dauernd auf mein Notebook nach unten schauen müssen – nur wenig ergonomisch. Der Zufall wollte es, dass ich meinen alten iMac nach Anschaffung des iMac 5K mit einem Leser gegen ein MacBook und ein Thunderbolt-Display tauschen konnte. Eben jenes Display ergibt mit dem MacBook, externer Tastatur und Maus einen perfekten Arbeitsplatz, der sich für das Stehen anbietet – zumindest für jemanden, der lediglich 175 Zentimeter misst. Dank Las Vegas-Jetlag war die Nacht heute nur kurz, aber so konnte ich wenigstens früh anfangen.

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Die Drucker wurden auf den zweiten Schreibtisch verbannt, das 27 Zoll-Thunderbolt-Display fand seinen Platz auf der Kommode, wo nun auch das Mikrofon zum Podcasten Platz findet – ein, zwei Topfpflanzen hin, fertig ist der Arbeitsplatz, den man ein paar Stunden in der Woche beackern kann – dauerhaftes Stehen soll es nicht werden, denn dies ist genau so ungut, wie das dauerhafte Sitzen.

Mal schauen wie es läuft und ich hoffe, ich ziehe es genau so konsequent durch, wie das Verbannen von Papier aus meinem Büro. Dieses existiert nur noch kurzzeitig als Eingang, bevor es digitalisiert wird und dann in die Tonne kommt. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Ob bei Papier, im Büro – oder bei einem selbst.

Meinen Fortschritt – sofern dieser eine Meldung wert ist, findet ihr auf meinem kleinen Side-Blog, das ich für den privaten Kram ins Leben gerufen habe. Schreibtisch- und Arbeitsweisen-Beiträge bleiben natürlich weiterhin fester Bestandteil dieses Blogs – und jederzeit sind andere Leser und natürlich auch ich auf eure Meinung zum Thema gespannt.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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61 Kommentare

  1. Gratuliere zu dem Schritt..
    Ich habe damals auch auf Stehtisch umgestellt und würde auf keinen Fall wieder zurück wollen. Kleiner Tip. Mir taten am Anfang unglaublich die Füsse weh. Habe mir dann so eine kleine Matte gekauft: http://www.kybun.ch/produkte-verkauf/kybun-produkte/kybounder.html
    Ein bisschen teuer aber jeden Cent wert!

  2. Warum keinen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch?
    Schaut vielleicht nicht so gut aus, sind allerdings praktisch und teils schon für deutlich unter 1000€ erhältlich.

  3. Hi Carsten,auf den ersten Blick frage ich mich,ob sich das gut anfühlt.
    Ich sehe als Problem,das der Korpus der Kommode geschlossen ist und deine Füße somit nicht unten drunter kommen.
    Stelle ich mir anstrengend vor,da du dich sicher leicht vorbeugen musst?
    Die Arbeitsfläche kommt mir auch etwas niedrig vor.
    Bin aber gespannt auf deine Erfahrungen,überlege nämlich auch,auf Stehplatz umzusteigen!

    Gruß Michael

  4. @Caschy: Deinen Goliath-Schreibtisch finde ich echt toll. Massiver Schreibtisch ohne viel Schnick-Schnack. Aber einen Rattanstuhl als Schreibtischstuhl? Puhhhh, das muss knochenhart sein. Bin vielleicht auch ein zu großer Fan von fetten Chefsesseln, wo man sich richtig reinfallen lassen kann.

  5. @Michael: Könnten sie, aber wenn ich so stehen würde, würde ich nach hinten umkippen. Hatten damals im Laden auch keinen offenen, habe es getestet – stehe echt gut so. Nein, ich muss mich nicht nach vorne beugen und die Fläche ist auch nicht zu klein, täuscht vielleicht auf dem Bild, aber ich schrieb ja was zu meiner Größe.

    @Dennis: Ich hab alles probiert, der Stuhl ist das Beste für mich. Seitdem ich das Ding nutze, habe ich keine Probleme mehr.

  6. Made my Day! 😉

    Danke Cashy. ‚Sitzen is fürn Arsch’… 25000 auf Süd können nicht täuschen.

    BTT: habe seit zwei Monaten auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch im Büro und würde ihn nur sehr ungern wieder abgeben. Erwische mich aber noch allzu oft, dass ich sitze.

    Gruß LarsDo

  7. Muss Michael recht geben. Sehe da auch Probleme mit den Füßen. Ich würde da definitiv ein passendes Brett drauf machen welches vorne etwas über steht. Kommt dir auch in der Höhe noch etwas entgegen. Sobald du dich nämlich nach vorne überbeugen musst, wenn auch nur ein wenig, bekommst du ganz schnell Probleme mit dem Rücken.
    Ansonsten… guter Schritt für deinen Körper 😉

  8. Grandioser Vorreiter! Solche bewussten und reflexiven Schritte eines zufrieden(er)en Lebens kann ich nur unterstützen! Danke für Die Teilnahme und die Ermutigung hierzu. Erlebe das auch immer wieder und überall, dass kaum auf Stehpulte zurückgegriffen wird – auch in öffentlichen Einrichtung – obwohl besseres Wissen vorhanden ist. Es dauert wohl einfach immer recht lange, bis solche Informationen zur allgemeinen und angewandten Praxis werden.

  9. Caschy, ich bin kein Orthopäde aber ich schließe mich den anderen Comments an. Ich hoffe für Dich, dass Du Dir damit nicht erst Rückenprobleme einfängst. Deine Kommode sieht zumindest ergonomisch nicht ganz optimal aus. Einige meiner Kollegen stellten im Office auf höhenverstellbare Schreibtische zum Arbeiten im Stehen um und sind sehr zufrieden (ein Tag so, ein Tag so). Die Optik wäre mir relativ egal, so lange es meiner Gesundheit dienlich ist. Für zukünftige Schreibtisch-Postings könntest Du ja Deinen Photoshop bemühen … 😉

  10. Ich habe chronisch Rückenschmerzen seit über 25 Jahren, logo das es immer schlimmer wird. Ich kann auch nicht den ganzen Tag sitzen, stehen aber erst recht nicht. Da tut der Rücken noch mehr weh. Ein Mix aus beiden ist die richtige Lösung. Gut vor 20 Jahren hätte ich Dir 100% zugestimmt. Früher bin ich LKW im Nah und Fernverkehr gefahren, also fast nur sitzend dadurch ist auch der Rücken schlimmer geworden. Und das Gewicht das ändert sich kaum etwas seit 30 Jahren. Das richtige und gesündeste ist immer noch ein Sitz-und Steharbeitsplatz.

  11. @bernie0007: Ich habe es vorher schon angetestet, ich kann gut anders stehen, sowohl Höhe als auch Abstand passen. Monitor hat etwa die identische Höhe im Augenbereich wie sitzend und der Abstand passt im Stehen, ich kann sowohl vorlagernd auf einem Bein oder auch gerade stehen, ich muss also nichts machen, was irgendwie unnormal wäre 🙂

  12. Ich bin echt gespannt, was dein Dauertest ergibt. Ich nutze auch einen Stehtisch und hätte die gleichen Bedenken wie Michael bezüglich der umfunktionierten Kommode. Kann mir vorstellen, dass du es gar nicht merkst, dass du dich immer leicht nach vorne beugen musst. Vermutlich wechselst du aber zwischen Sitzen und Stehen – was am Ende eh das Beste ist.

  13. @Tom: Richtig, ich wechsle – schrieb ich ja auch 🙂

  14. Die Idee mit der Kommode finde ich gut. Das lässt sich gut für kleines Geld für das Home-Office realisieren,

    Das gute an der Vorigen Situation war das es sehr aufgeräumt und geräumig aussah. jetzt dagegen wirkt es etwas zugestellt und beengt.

    @Cashy: hast du für die Fotos extra aufgeräumt oder sieht das immer so ordentlich aus?

  15. @Josef: so sieht es immer aus. Übrigens: diese Bilder zeigen kein Vorher / Nachher – es ist der komplette Ist-Zustand auf den drei Bildern.

  16. Ein Artikel zu Deiner Digitalisierungsstrategie wäre auch sehr interessant.

  17. @Maria: hab ja schon ein bisschen was verlinkt, was fehlt dir?

  18. @Cashy: kk, dann habe ich das falsch verstanden. wenn ich nochmal nachlese bemerke ich das jetzt auch.

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