Wenn der mobile Hype anfängt zu nerven

Ich liebe Technik. Ich liebe Gadgets. Ich bin echt für Weiterentwicklung und und und. Mich nervt aber einiges. Dieses zwingende Gehype. Ob Tablet oder Smartphone: fetter Dual Core-Prozessor nebst leistungsstarker Grafik ist Pflicht, man will ja schließlich alles machen. Oder etwa doch nicht? Eigentlich ist mir die Diskussion schon seit dem Anfang aller Computer-Tage bekannt, doch irgendwie wird es mir immer bewusster, seitdem ich tagtäglich beruflich im Internet zu tun habe: Menschen kaufen nicht mehr nach Bedarf, sondern sie kaufen das, was sie wahrscheinlich nicht brauchen. Man ist nur hipp, wenn man das Mega-Smartphone hat, auf dem auch die neusten Games laufen. Muss natürlich Android sein, klaro. Obwohl die meisten Otto-Normal-Anwender sicherlich mit einer Single-Core-CPU im Smartphone gut bedient wären, werden diese Geräte in den Medien mittlerweile leicht süffisant belächelt – und so dem potentiell Interessierten suggeriert, dass man mit solch einem Gerät nicht weit kommt – was natürlich totaler Humbug ist.

Was ich damit sagen will: es gibt zu viele unreflektierte Informationen über Hardware und genau so viele Menschen, die einfach kaufen, ohne sich über ihre eigenen Bedürfnisse im Klaren zu sein. Ich nenne mich da mal als Beispiel: natürlich finde ich Smartphones mit ordentlicher Power sexy, Tablets bekanntlich auch. Aber man muss sich auch mal selbst eingestehen, was man vielleicht braucht und was nicht. Ich selber nutze das Smartphone nicht zum Spielen, sondern zum Konsumieren von Mails und eben zum telefonieren.

Selbst Fotos mache ich kaum mit meinem Smartphone – zumindest keine, die ich irgendwie mal längerfristig archivieren will. Dafür habe ich ein Gerät, welches extra für die Fotografie gebaut wurde – die Kamera. Natürlich verstehe ich Menschen, die Angst haben, dass ihr Gerät vielleicht nicht Zukunftssicher ist – doch mal unter uns geneigten Tech-Interessierten: wie oft kaufen wir uns ein Smartphone? Tatsächlich nur alle zwei Jahre, wenn wir ein Gerät aus einer Vertragsverlängerung bekommen – oder verkürzen sich die Neukauf-Zyklen? Das Ganze ist ja nicht nur eine Sache der Ausstattung – sondern auch die des Preises.

Natürlich kann niemand von uns vorhersehen, was in 1-2 Jahren technisch aktuell ist. Aber man kann seine eigenen Ansprüche auf diesen Zeitraum berechnen. Gerade bei Tablets und Smartphones kann ich für mich sagen: ich bin kein Spieler, brauche also nicht zwingend eine Dual-Core-CPU. Mein iPad-Leben lief mit einer CPU gut, das mein HTC Desire hat nur einen Core und erledigt alle meine Aufgaben im Android-Bereich. Meine Wünsche sind einfach nur: vernünftige Akku-Laufzeit, flach und leicht – ein Grund, warum ich persönlich gerade auf ein LG Optimus Black (Single-Core-CPU) schiele – obwohl ein LG Optimus Speed (Dual-Core) auf meinem Schreibtisch liegt.

Deswegen: kauft nicht Geräte, die Dinge können, die andere Leute benötigen. Kauft Hardware, die zu euch passt. Ich könnte wetten: auf lange Sicht spart ihr echtes Geld dabei. Ein Telefon mit Single-Core ist in einem Jahr genau so alt, wie eines mit 2 Cores 😉

Und falls ihr euch jetzt fragt, warum ich einen solchen „Laber-Beitrag“ in mein Blog schreibe: ich hatte in der Vergangenheit viel mit Leuten zu tun, die mich um Rat fragten, was sie denn kaufen sollen. Als ich dann erfragt hatte was die Leute wirklich brauchten (also Analyse) und gute (und gut gemeinte) Ratschläge gab, da kamen diese Menschen an und meinten: aber Gerät XYZ hat dies und das. Und eben jenes Dies und Das waren Dinge, die betreffende Personen auf keinen Fall brauchen. Aber manche lassen sich ja auch nicht helfen…. vielleicht versteht mich der eine oder andere (freiwillige) IT-Supporter, PC-Doktor oder Helfer im Freundeskreis ja 🙂

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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99 Kommentare

  1. Ich glaube gerade bei Technikspielzeug ist es mir total egal, was meine Mitmenschen benutzen, oder was sie von mir denken könnten, wenn ich mit iPhone und iPad zugange bin. Da bin ich totaler Egoist. Hauptsache, mein Zeug gefällt mir und ich habe davon etwas. Ich wünsche den anderen nur, dass sie die Beratung erfahren haben, die sie zum Kauf brauchten und nicht irgendetwas total sinnloses sich haben aufschwatzen lassen.

  2. Pickelhart says:

    Treffen sich zwei Planeten, einer davon wird Erde genannt. Sagt der eine Planet zur Erde: „Um Himmels willen, wie schaust du denn aus. Geht es dir nicht gut?“.
    Darauf die Erde: „Ja, ja, es wird leider immer schlimmer. Gestern war ich beim Arzt. Er hat gesagt, das es ziemlich ernst ausschaut. Ich habe mir etwas wirklich Arges eingefangen, das nennt sich Mensch.“
    Antwortet der erste Planet: „Ach, mach dir nichts draus. Du wirst sehen, das geht auch vorüber.“

    Das Problem ist nicht, dass Menschen über Bedarf kaufen, das Problem liegt viel tiefer, nämlich in unserem System/unserer Gesellschaft an sich.

    In der Konsumgesellschaft definiert sich die Mehrheit der Menschen über den Konsum, Shopping wird eine anerkannte Freizeitbeschäftigung. Menschen erwerben Geräte, weil sie sie eben kostenlos zu Mobilfunkverträgen dazubekommen. Dabei produzieren sie Unmengen an Elektromüll. Kaum jemand hält inne und macht sich Gedanken.

    Die Tatsache, dass er das Gerät (so gut wie) kostenlos haben kann, reicht aus, über die Konsequenzen denkt kaum jemand nach. Und kommen diese lästigen Gedanken doch, werden sie sogleich zur Seite geschoben mit Rechtfertigungen wie „Wenn ich es mir nicht zulege, der Nachbar tut es trotzdem, dann bringt das der Umwelt ja eh wieder nichts“.

    Der Mensch treibt Raubbau an der Natur, zerstört zunehmend seine Lebensgrundlage, verschwendet wichtige unwiederbringliche Ressourcen für allerlei Fun-Spielzeug.

    Das Problem ist seine kurze Sichtweise: Erst wenn ihm die Atomkraftwerke um die Ohren fliegen, macht er sich Gedanken. Erst wenn die ersten größeren Küstenstädte aufgrund des steigenden Meeresspiegels (Klimaerwärmung läßt grüßen) in den Fluten versinken, macht er sich vielleicht weitere Gedanken. Man kann nur hoffen, dass es dann nicht zu spät ist…

  3. „Hirnschmelze“, „Schnacker“, „arme Wurst“…

    Ach, Caschy, ich liebe deine feingeistigen Antworten. Die verdeutlichen so gut die von mir an dir so geschätzten Eigenschaften wie Intelligenz, Niveau und Kritikfähigkeit.

    Ach, und „Blogger“ traut man sich jetzt schon als Job anzugeben?

  4. Ja sorry – wenn einer wie du hier unwahren Shice postest, dann musst du dir so etwas anhören. Du kennst mich nicht, tust aber so, als würdest du es. Damit bist du, wie man hier im Norden sagt, ein Schnacker.

  5. Oft ist es ja auch so, dass es die Featurekombination die man sich wünscht nur in den am besten ausgestatteten Modellen findet. Und dann kauft man halt das beste/teuerste, weil einem keine andere Möglichkeit bleibt. Und das ist nicht nur im Bereich Unterhaltungselektronik so. Wir haben z.B. vor einiger Zeit eine neue Geschirrspülmaschine angeschafft, sparsam sollte sie sein, Großraum und eine Besteckschublade haben. Und vor allem leise. In Kombination gab’s diese Eigenschaften nur beim teuersten oder zweitteuersten Modell jeglichen Herstellers. Jetzt haben wir einen Geschirrspüler mit was weiß ich wie vielen Programmen – von denen wir nur eines nutzen, weil es die anderen Wunschfeatures sonst nicht gab.

  6. Cahsy? Danke!

    Dieser Beitrag war längst überfällig. Wobei mich noch nicht mal dieses Ich-renne-jedem-Hype-nach Gehabe nervt, vielmehr, dass jeder gleich sofort jedes Apple Produkt kauft. Das fing schon mit Ipod classic „damals“ an und ist beim IPAD2 noch immer so. Mich hat keines der Produkte angesprochen, rein technisch schon nicht.

    Ich nenne auch ein Desire mein eigen. Was mich wirklich stört sind nicht die 10000 Features, sondern dass Produktzyklen SO kurz sind heutzutage, dass man 2 Monate nach Launch schon ein veraltetes Produkt hat und auch einen eben solchen Support erwarten darf. Vor allem Software Bugs, weil Software oft unausgereift ist.

    Grüße nach Bremerhaven!

    PS: Danke für deinen Ratschlag damals bezüglich Desire, der war und ist Gold wert :o)

  7. habe ein nokia x3-02 – bin total zufrieden.
    zocke Sketchers, worms, prince of persi etc.. drauf…macht richtig spass 🙂
    über den prozessor des kleinen wollen wa mal nicht reden 🙂

  8. coriandreas says:

    Tja, ich warte auch noch auf wirklich nutzbare Hardware, bspw. mit Farb/Video-eBook-Display „Pixel Qi“ (Dual Mode) mit locker 1 Woche Akkulaufzeit. Fehlt nur noch die genauso smarte CPU/RAM/SDD-Kombi dazu. Wurde nicht mal über ein Touch-Gehäuse beim iPhone spekuliert? Auch von der Studie Mozilla Seabird war ich sofort begeistert, auch wenn ich zukünftig eher Cyber-/e-Glass/HUD mit CyberGlove/Tastatur (Aprilscherz von Nvidia!) bevorzuge. Diese Übergangstechnologien gehen mir so am A… vorbei, aber man fühlt sich einfach abgehängt und kann nicht mitreden:-( Hoffe der Zustand ändert sich zumindestens ab 2012;-)

  9. Grinse mir hier einen…
    Hab gestern mein BlackBerry Torch (9800) bekommen.
    Nachfolger von meinem Curve (8900).
    „Was mache ich damit“ habe ich mich grad gefragt, als ich Deinen Beitrag gelesen habe…“Habe ich überhaupt die Funktionen eines BB die letzten Jahre genutzt/ausgereizt…“
    Klare Antwort: NEIN, habe ich nicht.
    Brauche das Teil weder beruflich, noch habe ich Zugang zu nem EnterpriseServer (heißt so glaub ich, oder?).
    Apps? Ja, habe davon gehört, dass es sowas gibt…

    Der Mailsynchonisation ist einfach super.
    Klar, andere Handy können das auch, vollkommen klar.
    Aber will man das haben, was jeder hat? Android? iPhone?
    Also ich nicht. Außerdem bin ich zufrieden mit BBs. Voll überdimensioniert für mich.
    Aber ich hab ein Gerät, was nicht jeder im Bekanntenkreis hat.

    Gehöre also voll in die Kategorie der „Hauptsache-HABEN-Menschen“.
    Interessanter Denkanstoß der Artikel, auf jeden Fall.
    Nix, was man nicht zuvor schon gewusst hat (irgendwo…), aber schön, das mal wieder vor Augen geführt bekommen zu haben.

    Nein, mein BB gebe ich trotzdem nicht ab 😀

  10. Ich hab ein C902 und bin stolz drauf! Schönes robustes Handy und schon 4 Jahre alt, dennoch hab ich mir jetz ein neues geleistet 🙁
    Aber der Eintrag ist wie die Kommentare richtig. Es muss nicht immer das Neuste sein, es muss funktionieren 🙂

  11. Wenn ihr euch aber auch mal die Sicht eines Verkäufers anseht, sieht das ganze Leider auch wieder ganz anders aus. Egal ob du heute was von Apple oder Samsung oder LG oder … verkaufst, du verdienst an dem Teil nichts mehr großartig wenn es „nur“ die kleine Variante ist.
    Ich selber komme aus der PC Branche und als bestes Beispiel kann ich DELL nennen. Die wollten vor einigen Monaten über den Fachhandel DELL in den Markt pressen. Als Provision sollte man 10 € bekommen. Pro System. Davon kann beim besten Willen niemand mehr leben.
    Gleiches gilt für die Smartphones. Wir kaufen die nur leicht unter dem Internet Preis ein und müssen dann auch noch massive Kosten decken. Da hast du als Fachhändler nur eine Chance zu überleben, nämlich wenn du dem Kunden dinge verkaufst die er eigentlich nicht braucht um mehr Provision raus zu kitzeln.
    Überlegt jetzt nochmal warum euch das „größere“ Modell verkauft wird…

  12. Deswegen nutze ich immer noch das LG GS290 und beim Notebook siehts kaum anders aus: HP 8460p.

  13. Ich schließ mich da den „Altnutzern“ an – bin weiterhin mit meinem Desire S unterwegs. Wenn es allerdings um „Otto-Normal-Anwender“ geht ist mein rat meist trotzdem „kauf‘ neu“, alles andere artet nur in endlose Diskussionen aus. Zwar sind deren alte Geräte absolut ausreichend, aber meist mangelt es an wichtigen (und nicht zu komplizierten) Sicherheitsaktualisierungen. Hinzu kommt, dass die meisten hier 2-3 Generationen Handys im Schrank aufbewahren weil „ich brauch ja die Daten“. Die sind natürlich versteckt zwischen den 2 Millionen Apps, die man sich samt den passenden Taskmanagern und Tuning-Utilities installiert hat – da nach einem Backup oder dem letzten Factory-Reset zu fragen ist zwecklos. :/

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