ownCloud: Wir basteln uns die eigene Wolke – die ersten Gedanken, die ersten Schritte
ownCloud war schon länger in meinen Fokus geraten, gab es doch trotz aller Cloud-Angebote von Microsoft, Google, Dropbox etc. immer mal wieder die Bedenken, die Daten nicht zwingend im eigenen Hause oder zumindest in deutschen Landen liegen zu haben. Anfang der letzten Woche hat nun Microsoft dem ganzen Thema noch einmal einen richtigen Schub verpaßt, als man erst herumeierte, dann verkündete, den freien Speicherplatz in OneDrive auf 5 GB zu reduzieren und anschliessend wieder ein wenig zurückruderte – Pech nur, dass der Vertrauensvorschuss der Nutzer an dieser Stelle grösstenteils schon verspielt war. Persönlich finde ich das schade, habe die Situation aber einmal als Anlaß genommen, das Thema ownCloud noch einmal für mich anzuschieben und zu schauen, was die unlängst erschienene Version 8.2 mittlerweile so kann.
In der Vergangenheit scheiterte mein Projekt der eigenen Wolke letztendlich daran, dass einige der Dinge, die ich auf dem Smartphone brauche – nämlich den Instant Photo Upload und eine verlässliche, stabile App – sowohl unter iOS als auch Android katastrophal gelöst und daher kein Ersatz für OneDrive oder Google Fotos waren. Um es vorwegzunehmen: Das hat sich mittlerweile geändert, die Apps auf beiden Plattformen haben sich sehr zu ihrem Vorteil verändert und auch bei den Desktop-Versionen unter OS X und Windows 10 merkt man, dass ownCloud gereift ist. Direkt behaupten, die Lösung ist besser als A oder B, möchte ich an dieser Stelle nicht: Google Fotos finde ich optisch und in Sachen Geschwindigkeit hervorragend gelöst, die OneDrive-Integration in Windows und der Xbox sagt mir auch sehr zu, aber darum geht es hier ja nicht.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=m1V71pCAsws]Wir reden hier über eine Lösung, die sich Nutzer entweder auf einem shared Host oder ihr Synology- / QNAP- / was-auch-immer-NAS, im Extremfall auf ihren dedizierten Server installieren werden und – je nach Bandbreite – auch etwas länger auf das Fertigstellen von Uploads warten werden als es bei den namhaften Anbietern dauert. Kernaspekt ist aber auch – und das ist mir wichtig gewesen – die Möglichkeit, eigene Dokumente (vielleicht familienintern) auf einem Server abzulegen, der in diesem unserem Lande oder – noch besser – gar zuhause steht und eine Alternative mit überschaubaren Aufwand auf die Beine zu stellen, die nicht den Launen der grösseren Anbieter unterworfen ist.
Welche neuen Features zeichnen die aktuelle Version also aus? Schlüsselfunktionen sind da unter anderem:
- Das neue Design im Webinterface mit Sidebar sieht moderner aus: Man hat auch optisch nun endlich das Gefühl, eine ausgereifte Software zu nutzen
- Synchronisation: Auch hier hat man – wie oben bereits angerissen – Hand angelegt und wirklich etwas getan, sowohl in Sachen Optik als auch Stabilität und Komfort
- Sharing: Teilen von Dokumenten & Co. via Links, passwortgeschützt und bei Bedarf mit automatischen Verfallsdatum versehen
- Anbindung externer Systeme wie Dropbox, Amazon S3, Google Docs oder externer FTP-Server in die ownCloud ist nun möglich
- Teamwork: Bis zu fünf User können über den Webbrowser an einem Word- oder OpenOffice arbeiten
- Erweiterung durch Module problemlos möglich
Das sind nur einige der Möglichkeiten, die ownCloud mittlerweile bietet und im Rahmen des Microsoftschen PR-Desasters rund um OneDrive sind viele Leser auch schon mit ownCloud und speziellen Fragen rund um das (in der Community Edition kostenlose) Produkt um die Ecke gekommen: Oft merkte man schon, dass man abdriftete und sich schon über Hoster, ownCloud-Fehlermeldungen oder SSL-Zertifikate unterhielt. Grund für mich an dieser Stelle, einen Einblick in die Installation von ownCloud zu werfen und Euch auf diese Reise einmal mitzunehmen. Bevor es also bald mit dem nächsten Teil und der ownCloud-Installation losgeht, schaut doch einmal in das Video und zieht Euch schon einmal rein, was Euch mit ownCloud 8.2 erwartet.
Übrigens – natürlich kann die Wolke in den eigenen vier digitalen Wänden auch mit anderer Software betrieben werden, ich fokussiere mich aber aufgrund der Historie und des Werdegangs von ownCloud einfach einmal auf diese Lösung, weil man am Ende nur eins will: Eine verlässliche und gewachsene Software, die recht schnell out-of-the-box einsatzfähig ist. Kreuzigt mich also bitte nicht, wenn ihr bessere Alternativen kennt und nutzt gerne die Kommentarfunktion, um dieses Wissen auch mit den anderen Lesern dieses Blogs zu teilen.
Was benötigen wir nun für die grundlegende Installation? Natürlich entsprechenden Webspace – je nachdem was Ihr plant, in Eurer Cloud abzulegen – und die webserverseitige Unterstützung von PHP samt einer Datenbank, auf der ownCloud aufsatteln kann: Unterstützt werden aktuell SQLite, MySQL und PostgreSQL. In unserem Falle liegt eine PHP 5.5.26-Umgebung mit einem MySQL-Server auf, der aktuell die Version 5.6.24 besitzt. Eine entsprechende Datenbank muss natürlich eingerichtet sein. Habt Ihr diese Grundlagen zusammen, besorgt Euch im Download-Bereich die aktuelle ownCloud-Version (aktuell 8.2.0), und ladet sie auf Euren Rechner herunter. Nun entpackt Ihr das Archiv und schiebt es 1:1 via FTP auf Euren Webserver. Ist das abgeschlossen, geht es über den Browser weiter – navigiert also zur URL, die Ihr für Eure ownCloud-Installation vorgesehen habt und Ihr solltet nun eine Konfigurationsseite, in der Ihr unter anderem den Namen und das Kennwort des Administratorkontos eingeben könnt, sehen.
Was Ihr hier wählt, bleibt natürlich Euch überlassen, von den gängigen „Administrator“- bzw. „admin“-Usern sollte man aus Sicherheitsgründen natürlich absehen. Auch das Kennwort sollte entsprechend gewählt werden, denn selbst in Ein-User-Umgebungen macht es Sinn, nicht nur den Administrator zu nutzen, sondern auch einen separaten Benutzer mit entsprechend eingeschränkten Rechten anzulegen.
Klickt Ihr unter dem Benutzerfeld auf „Speicher & Datenbank“, könnt bzw. müsst Ihr nun Eure Datenbanklösung samt der hoffentlich bereits vorhanden Logindaten für diese samt dem Datenbanknamen eingeben. Am absoluten Pfad für das Datenverzeichnis von ownCloud (standardmässig immer der „data“-Ordner innerhalb Eurer Installation) muss nicht zwingend etwas geändert werden – wer das anpassen möchte, darf das freilich tun. Ist nun alles ausgefüllt, schickt die eingegebenen Formulardaten auf die Reise, den Rest der Arbeit macht die Installationsroutine für Euch.
Es folgt nun, was folgen muss – die Fehlerausgabe. Stimmen die Zugangsdaten zur Datenbank nicht, merken wir das recht schnell. Kann die Konfigurationsdatei nicht geschrieben werden (was übrigens so ziemlich der gängigste Fehler ist), teilt uns das der Installer ebenfalls recht schnell mit:
Der Fehler ist recht schnell zu erklären – Ihr habt zwar alle Daten via FTP brav auf Euren Webserver geschoben, allerdings gibt es keine Möglichkeit für diesen, in das Konfigurationsverzeichnis zu schreiben. In shared Host-Umgebungen müssen wir also dem Benutzer, unter dem der Webserver läuft, die vollständigen Rechte auf den Ordner zuweisen – bei meinem Hoster heisst das beispielsweise „PHP-User“, auf Linux-Systemen gängiger Apache-Benutzer (sofern Ihr Apache benutzt) ist Mr. „www-data“. Habt Ihr direkten Shellzugriff auf das System, tut es ein „chown -R www-data.www-data [owncloud-Verzeichnis]/data“ und die Berechtigungen sollten hier gesetzt sein – bei shared Servern schaut einfach mal nach, was Euer Provider da für Möglichkeiten mitbringt. Also noch einmal die Zugangsdaten plus Administratorbenutzer eintragen und erneut einen Versuch starten: Nun sollte die Konfigurationsdatei sauber in das entsprechende Verzeichnis geschrieben werden.
Es folgen nun zwei ähnliche Fehlermeldungen für das „data“- und „apps“-Verzeichnis – verfahrt bitte wieder ebenso wie beim Konfigurationsordner, auch hier muss natürlich der Webserverbenutzer auf die jeweiligen Ordner schreiben können:
Habt Ihr auch diese Klippe erfolgreich umschifft, solltet Ihr ohne jegliche Fehlermeldung den normalen Anmeldebildschirm vor Euch sehen – damit wäre der erste technische Schritt auf dem Weg zu Eurer ownCloud schon einmal erfolgreich bewältigt. Wer mag, kann schon einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich als Administrator anmelden respektive sich schon einmal mit den mobilen Clients beschäftigen, da wir unsere Wolke ja auch von unterwegs nutzen wollen. Wir machen an dieser Stelle eine Pause und sind bald mit dem zweiten Teil zurück, der sich dann um die Konfiguration innerhalb der eigenen Wolke dreht.
[appbox googleplay com.owncloud.android] [appbox appstore id543672169]
Habe Owncloud bei all-inkl.com laufen, und es läuft Problemlos 🙂
Ich nutze owncloud auch seit längerer Zeit auf meinem privaten Webspace und seafile läuft auf einem Pi im Homebereich. Von der Schnelligkeit und Leistung bevorzuge ich seafile, aber leider habe ich noch keinerlei Anleitung gefunden wie man es auf einem normalen Webspace installiert.
Seafile wurde hier noch nicht ausführlich vorgestellt, oder? Wäre doch mal ein interessanter Beitrag wert 😉
@Wiesel – Seafile ist mal so im Hinterkopf geparkt bei mir 😉 !
Ich suche aktuell eine Möglichkeit, auf einem eigenen/angemieteten Server in einem deutschen Rechenzentrum OwnCloud (oder eine andere Anwendung) laufen zu lassen und das gleiche nochmal auf einem lokalen NAS oder Pi. Und beide sollen sich im Hintergrund synchronisieren.
Ich möchte damit einerseits privat schnell auf Filme, Fotos und Musik zugreifen können, von Unterwegs aber nicht von meinem 2000er DSL ausgebremst zu werden. Außerdem sind die Daten dann auch bei Brand/Einbruch redundant gesichert.
Ich stelle mir das dann so vor, dass ich neue Daten lokal auf mein NAS schiebe, irgendwann den PC ausmachen kann, und im Hintergrund wird über Nacht alles auf den Server geschoben.
Hat da jemand Erfahrungen? Oder Tipps? Danke
Der Artikel samt Kommentaren ist ja schon ein Jahr alt, aber womöglich kommen hier weiterhin eine Menge mit ähnlichen Bedürfnissen an. Lustiger Weise habe ich genau den Bedarf wie Basti, der letzten Kommentator über mir – nur noch eine Nummer komplexer.
Ich möchte an zwei Standorten – bei meinen Eltern und bei mir – alle Daten lokal haben und eine dritte Instanz auf (m)einem Webserver für den mobilen Zugriff, weil beide DSL-Anschlüsse zu schmalen Upload haben.
Meine Daten liegen bei meinen Eltern als Backup, deren bei mir (jeweils auf einem NAS mit der zu findenden Software) und alles nochmal auf dem Server beim Hoster.
Hat jemand mit SparkleShare Erfahrung?
@Basti / @Christian: Bei ownCloud gab es in den Foren mal Hinweise auf solch ein Konstrukt, aber das war meines Wissens nach noch in der Feature-Wunschliste. Ich habe es mit meinem Synology-NAS unter der Nextcloud Box jetzt so gelöst, dass ich diverse Freigaben auf der Synology mit der Cloud-Station auf die bei meinen Eltern stehende Nextcloud-Box synchronisiere.
Alternativ könntet Ihr Euch auch ownCloud/Nextcloud direkt auf den Webserver des NAS installieren und den data-Bereich der Instanz dann auch wiederum mit einem Remote-Standort synchronisieren, entweder über die Funktion des NAS (hier halt CloudStation) oder über rsync. Was dann aber nicht konform geht, sind Benutzer und Konsorten, die auf System A angelegt sind.
Schön wäre, wenn das von Haus aus durch die Lösungen abgedeckt werden könnte, ist mir aber nicht bekannt – vielleicht hat ja noch einer der anderen Leser eine Idee dazu.