Kulturpass soll im Juni starten: Amazon, Spotify und Co. sind außen vor

Foto von Ugur Akdemir auf Unsplash

Kulturstaatsministerin Claudia Roth möchte den geplanten Kulturpass im Juni 2023 starten. Das kündigte sie im Kulturausschuss an. Mit dem Kulturpass im Wert von 200 Euro sollen alle Jugendlichen in Deutschland, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, über eine digitale Plattform Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen aller Art, Museen, Theater, Konzerte und Kinos, Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente erwerben können. Aber: Außen vor sind große Online-Versandhändler wie Amazon oder Streamingdienste und Musikplattformen wie Spotify.

Der Kulturpass soll auf der einen Seite ein gewisser Ausgleich für die Jugendlichen sein, die wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre lang keinen Zugang zu Kulturveranstaltungen hatten, und andererseits ein Impuls für die angeschlagene Kulturwirtschaft. Bei der Konzeption des Kulturpasses habe man sich auch an den positiven Erfahrungen in Frankreich orientiert, wo es bereits seit 2021 einen Kulturpass gebe, so Roth. Auch in Spanien und Italien gebe es vergleichbare Angebote.

In diesem Jahr feiern rund 750.000 Jugendliche ihren 18. Geburtstag. Wegen des Starttermins im Sommer soll der Kulturpass auch rückwirkend ausgehändigt werden. Der Bundestag hat im Rahmen der Haushaltsberatungen 100 Millionen Euro für die Finanzierung zur Verfügung gestellt.

Koalitionsfraktionen sowie die Linke begrüßten das Paket. Die AfD findet das Ganze weniger gut. Sie bezeichnete den Kulturpass als eine Verschwendung von Steuergeldern, die nach dem Gießkannenprinzip ausgegeben würden. Davon profitierten eben nicht „nur die Blumen“, sondern auch das „Unkraut“, so Martin Renner (AfD). So hätten Frankreichs Jugendliche zwar 86 Prozent des Geldes für Bücher ausgegeben, über die Hälfte davon jedoch für Manga-Comics. Die FDP-Parlamentarierin Anikó Glogowski-Merten erwiderte, die Einlassungen Renners zeigten einmal mehr, dass seine Fraktion Angst vor der Kultur habe.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

17 Kommentare

  1. Schon wieder so eine seltsame Aktion nur für Menschen in ihrem 18. Lebensjahr. So schön diese Aktion auch sein mag, riecht das für mich mehr nach Steuerverschwendung als nach wirklich etwas sinnvollem. Das lässt leider so viel jüngere und auch etwas ältere Menschen außen vor.

    • > wirklich etwas sinnvollem

      Na das ist für den der das Geld verteilt und den der es bekommt natürlich schon sehr sinnvoll. Ältere Menschen (das sind übrigens statistisch die mit den höchsten Margen aus dem Kulturbetrieb) werden hier auch nicht außen vor gelassen. Das sind ja die, die das Geld bekommen. 😀

    • Ganz meine Rede, Heinrich, warum nicht für alle Menschen und besonders Familien und Senioren unterhalb einer bestimmten, nicht allzu niedrig anzusetzenden Einkommensgrenze kostenlose Angebote in öffentlichen Büchereien, Volkshochschulen, staatlich bezuschußten museen, theatern, Konzertsälen ? Nicht einfach über alle ausgiessen sondern auf die beschränken für die viele kulturelle Angebote zu teuer sind. Gleich noch auf öffentliche Schwimmmbäder ausdehnen. Familien ab dem zweiten Kind und Alleinerziehende sollten diese angebote unabhängig vom Einkommen kostenlos nutzen dürfen und alle Senioren. Das wäre sozial und nicht einfach nur Symbolpolitik

  2. Ein paar Gedanken meinerseits dazu:
    1. WOW wie kann man irgendjemand überhaupt als „Unkraut“ bezeichnen. Die AfD beweist wieder ihr wahres Gesicht in Reinform. Echt widerlich!
    2. Mit welcher Begründung werden digitale Plattformen ausgesperrt? Ist also ein Buch, welches ich auf einen Kindle lese weniger Wert als in Papierform? Gleiches für digital erworbene Musik… Damit beweisen wir wieder die Angst vor dem Digitalen.
    3. Warum macht man dies nicht einmalig für Personen 18-23 Jahre? Die haben ebenfalls alle unter Corona gelitten, sind in dieser Zeit zum Teil 18 Jahre geworden und konnten ebenfalls keine Kulturangebote wahrnehmen.

    • Bei aller Skepsis: es wurde niemand als Unkraut bezeichnet. Der Mann hat einfach nur keine Ahnung von Comics. Warum man jeden Freizeitapaß finanzieren sollte, erschließt sich mit auch nicht. Brot und Spiele eben.

    • > Warum macht man dies nicht einmalig für Personen 18-23 Jahre?

      Waaas? 17 und 24 Jährige haben auch unter Corona gelitten!!

      Das ist alles nur Show. Die Argument sind nicht echt oder so. 😀

    • Hallo Jonas, du machst den Begriff des „Leids“ also am Verzicht auf Konzerte, discos, Straßenfeste oder sonstige Freizeitveranstaltungen fest? Ja Jugendliche haben gelitten – durch schlechtere Bildung, denn Online-Unterricht kann kein Lernen in Präsenz ersetzen, weder an Schulen noch Unis. Durch Defizite bei sozialer Interaktion gerade im Kleinkindalter – Schließung von KiTa. Durch Fehlen von gemeinsamem Spiel und Sport . Das sind Defizite und echtes Leid, das sich psyhchisch und u. a. auch in der späteren Erwerbsbiografie fortsetzt. Aber keine Stadien-Besuche, keine Clubs oder Gruppenbesäufnisse? Ist das leid – verglichen mit dem Leid all derer die schweer an Covid erkrankten, gar starben oder mit Long-covid zu kämpfen haben? Darunter sind auch Jugendliche aber zum Großteil sind das die älteren und ältesten menschen vor allem in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Wie wäre es hier mit mehr Geld für besserre Personalschlüssel, bessere Unterbringung, werthaltigere Ernährung mit vollwertkost, besserre Bezahlung und geringere Arbeitszeiten für das personal? Das sind die Menschen die die Werte aufgebaut haben von denen die Jugendlichen zehren. Eigentlich waren sie es, auch durch die langanhaltenden Besuchssperren, die am meisten gelitten haben. Und bei denen ist – außer dem Fortbestand des Pflegenotstandes – noch gar nichts angekommen von mehr Förderung.

  3. Ernsthaft, wirklich nur für diejenigen, die in diesem Jahr 18 werden? Haben 16, 17-jährige keinen Bedarf an Kultur und die vergangenen 3 Jahre nichts verpasst? Das man jetzt Streaming-Anbieter und Online Shops, vor allem quasi Monopole außen vor lässt, geschenkt!
    Gießkannenprinzip trifft es ganz gut, isso!

  4. dbdjdkbfbxkd says:

    ich freue mich: 20 Jahre alt auch unter Corona gelitten während der Schulzeit keine Klassenfahrten oder Ausflüge in der Oberstufe… aber für mich gibt es keine 200€ werden nicht dran sterben aber ärgerlich ist es schon…

  5. Klingt für mich danach die Erstwähler auf seine Seite zu holen
    Aktuell wird Geld an viel zu viel falschen Stellen ausgegeben

  6. Subventionen für die ins Hintertreffen geratenen deutschen Kulturschaffenden im Deckmantel von Bildung und Umverteilung. Toll.

  7. Anstatt sich für die 18jährigen zu freuen, wieder nur einmal Gemecker. Ich kann noch etwas Öl ins Feuer gießen:

    Die EU-Kommision verschenkt bzw. verlost seit einigen Jahren an die 18-jährigen Interrail-Ticket an 18jährige. Einfach so um im Urlaub zum Spaß durch Europa zu fahren. Von unseren Steuergeldern.

  8. Mit dem gleichen Geld hätte man auch die Jahrgänge 2002-2005 mit je 50 Euro fördern können, die alle in einigen ihrer spannendsten Jahre des Erwachsenwerdens eingeschränkt waren.

  9. Ich gönne den jungen Leuten die Zuwendungen, zweifele gleichzeitig daran, dass sie überhaupt abgerufen werden. Das Interesse zumindest an westlicher Geschichte und Kultur (eine Voraussetzung für die Verinnerlichung aufklärerischer Werte) ist quasi nicht existent.
    Dieses Erbe haben allerdings bereits frühere Generationen hinter sich gelassen.

  10. Grundsätzlich ist der Kulturpass eine gute Idee, wobei ich skeptisch bin, ob wirklich die Hälfte (so laut Buchhandels-Dachverband) für Bücher ausgegeben wird. Ich vermute eher Kino, CDs und ein Rockkonzert, und dann sind die 200 Euro auch schon weg. Aber warten wir mal ab. Darf man dafür in einer Buchhandlung kaufen, was man will? Was ist z.B. mit einem Gesellschaftsspiel? Wer entscheidet, was geht?

    Die Umsetzung ist leider nicht so einfach. So müssen die Jugendlichen App und ePersonalausweis verwenden, und alle Anbieter müssen sich mit einem Elster(!)-Formular registrieren und dürfen anschließend mit dem Finanzamt jedes Buch, jede Kinokarte einzeln abrechnen. Die Bürokratie lässt grüßen. Ich habe spontan aber auch keine Idee, wie man ansonsten vermeiden kann, dass das Geld für Anderes ausgegeben wird, wenn man es den Jugendlichen einfach in die Hand drückt.

    Bei erfolgreicher Evaluierung soll das Ganze dann auch auf jüngere Jahrgänge ausgeweitet werden. Das ist ein guter Ansatz. Denn es ist ja nicht so, dass 18-jährige auf einmal Kultur entdecken, man muss schon in jungen Jahren herangeführt werden.

    An Martin Renner: Übrigens: Mangas sind auch Bücher! Sie werden nämlich gelesen, auch wenn sie Bilder haben. Aber die haben andere Bücher ja auch.
    An Jonas: Der Ansatz ist ja grundsätzlich ein doppelter: Junge Leute unterstützen und Kultur und Kulturbetriebe fördern. Ich kann bei meinem Buchhändler ja ruhig digitale eBooks kaufen. Aber dann bitte für einen Reader, der das allgemeine Format unterstützt, das überall gekauft werden kann, und nicht für den Knebel-Kindle, mit dem ich nur bei Amazon einkaufen kann. Online-Anbieter brauchen keine Unterstützung, der unabhängige Buchhandel jedoch sehr wohl!

    • Du hast es wahrscheinlich nicht mitbekommen, aber der Kindle unterstützt nun epub: https://stadt-bremerhaven.de/amazon-kindle-mit-epub-unterstuetzung/

      Aber wahrscheinlich will Frau Roth einfach die Probleme der Vergangenheit wie z.B. beim Subventionieren von e-Autos vermeiden. Denn man will ja einerseits die Jugendlichen unterstützen, andererseits aber auch die deutschen Kulturschaffenden. Und da muss man eben vermeiden, dass das Geld ins Ausland abfließt.

      Über Sinn und Unsinn kann man sicher trefflich streiten. Und auch über die ewige Diskussion, wer nun mehr durch Corona gelitten hat. Für mich steht fest: wenn eine knappe Million Jugendliche Spaß mit Büchern, Konzerten und Theater haben und wir alle dafür 100 Millionen Euro ausgeben, ist das eine gute Sache. Da haben wir schon weitaus mehr Geld für weitaus blödere Sachen ausgegeben.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.