Datenschutz plötzlich egal? Jeder Dritte würde Gesundheitsdaten an die Krankenkasse weitergeben

Schöne neue Gadget-Welt. Fitnesstracker boomen, Smartwatches kommen mit Fintess-Funktionen und selbst Smartphones können heute Aktivitätsdaten erfassen. Daten, an denen Krankenversicherer großes Interesse zeigen könnten. Dass so etwas für den Versicherten auch schnell nach hinten losgehen kann, sehen die Befragten einer Umfrage, die im Auftrag des Branchenverbandes BITKOM durchgeführt wurde. Datenschutz scheint in diesem Fall out zu sein, auch wenn sich einige der Befragten natürlich eine Gegenleistung erhoffen.

Gesundheit

Insgesamt können sich 37 Prozent der Befragten vorstellen, von Apps erfasste Daten an die Krankenkasse weiterzuleiten. Bei der Gruppe der über 65-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 47 Prozent. Dr. Bernhard Rohleder (Geschäftsführer BITKOM) sagt dazu, dass die gesammelten Daten verwendet werden können, um Patienten besser individuell zu informieren und medizinisch besser zu versorgen. Das sähen vor allem die Älteren als einen Vorteil einer solchen Datenweiterleitung.

Immerhin sind 60 Prozent der Befragten aktuell noch nicht bereit, solche sensiblen Daten an die Krankenkasse weiterzugeben. Hier stehen natürlich die Datenschutzbedenken im Vordergrund. Eine Gegenleistung von den Krankenkassen wünschen sich 19 Prozent der Befragten in Form eines Beitragrabatts, 10 Prozent möchten eine Prämie (Geld oder Gutschein). 7 Prozent erwarten gar keine Gegenleistung, bei den über 65-Jährigen sind es sogar 33 Prozent, die die Daten einfach so hergeben würden.

Meiner Meinung nach sind das sehr beunruhigende Zahlen. Ich bin sicher kein Datenschutz-Freak, aber an gewissen Stellen ist einfach ein Punkt erreicht, der zu weit geht. Bei mir sind das anscheinend Gesundheitsdaten. Und Ihr? Wäret Ihr bereit, Eure durch diverse Apps gesammelten Gesundheitsdaten an Eure Krankenkasse weiterzuleiten?

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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84 Kommentare

  1. ok – 3. und letzter Versuch, meinen urspr. Kommentar loszuwerden (scheint nicht zu klappen?):

    Bis dato arbeiten unsere Krankenkassen (zumindest die gesetzlichen KK) nach dem Solidaritätsprinzip: Das Risiko von Kosten für Krankheiten wird auf die Solidargemeinschaft in Form von (halbwegs) gleichen Beiträgen verteilt. Dieses Prinzip wird nun aufgehoben.

    Klar, egoistisch lässt sich antworten: Wenn ICH mich bewege, lebe ich gesünder, zahl somit weniger Beiträge, alles super! Aber was ist mit Leuten, die sich nicht bewegen können, weil eingeschränkt, behindert, oder sonst etwas? Was ist mit den älteren Leuten?

    Klar, hauptsache, erstmal an sich denken, an seinen Vorteil… Da dient dann das Datenschutzthema auch hervorragend dazu, es lächerlich zu machen getreu dem Motto, was habt ihr alle mit Datenschutz, etc….

    Aber ich bin da alles andere als optimistisch…. die Leute werden ihre Daten freiwillig den KK und anderen Institutionen zur Verfügung stellen – man könnte ja ein paar lausige Euro zurückbekommen….

    Ach ja: ich selbst bin Läufer, laufe 4-5x die Woche zw. 10 und 20 km und hätte da kein Problem, die Daten bereitzustellen und davon zu profitieren. Aber auf Kosten des Solidarprinzips? Nein.

  2. Auf keinen Fall! Niemand weiß was später mal daraus abgeleitet wird. Weg ist weg!

  3. @SmartTaur Und man selber kann entscheiden ob man solche apps benutzt oder nicht. Also das nächste mal vorher selber denken

  4. eure Kommentarfunktion hat ein Problem…. Veröffentlichung von Beiträgen geht nicht..

  5. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Gesundheitsdaten an behandelnde Ärzte gehen – sicher nicht an irgendeine Versicherung. Allerhöchstens kann ich mir auch die Weitergabe meiner Gesundheitsdaten im Rahmen von Forschungsprojekten vorstellen – allerdings anonymisiert und nur dann wenn ich dem ausdrücklich für diesen Zweck zustimme.
    Das Problem fängt aber eben leider schon bei Fitness Apps und Waagen die Daten in der Cloud syncen an. Ich versuche diese Dinge soweit wie möglich lokal zu halten – nur Strava ist dann doch so gut, dass die Ausfahrten mit dem Rennrad dorthin hochgeladen werden.

  6. @Sadasia
    „wenn dadurch die Leute die gesund leben weniger bezahlen wäre das eine tolle sache“

    Das ist aber nicht die Idee dahinter. Die Folge der Datensammlung bei den KK wird sein:
    Dein Opa ist an Lungenkrebs gestorben, die Oma hatte Alzheimer – macht 20% Aufschlag.

  7. Aha Lungenkrebs und alzheimer haben jetzt genau was mit fitness tracker zu tun? Ich wüsste nicht das Apps das herausfinden können

  8. @SmartTaur

    Das zeigt doch wie naiv du bist. Du kannst gar nichts entscheiden.
    Whatsapp zieht dein Adressbuch mit all seinen Einträgen ab und du kannst daran etwas ändern?

    Und um es gleich vorweg zu nehmen, komm mir jetzt bitte nicht mit rooten.
    99% der Smartphone Nutzer rooten ihr Handy nicht und wenn Sie es gemacht haben wissen sie nicht wie man das verhindern kann.

    Wer sagt das Zuckerberg deine Daten die er gesammelt hat nicht an die Krankenkassen oder sonst wen verkauft?

    Du hast dem doch zugestimmt das Zuckerberg mit deinen Daten machen kann was er will.
    Die Daten dürfen auch verändert werden.

    Erst denken? Da ist bei dir wohl der Fehler.

  9. phantomaniac says:

    Man sollte als erstes mal klären, wofür Datenschutz primär steht und zwar für „Datenminimierung“ der gespeicherten und EDV verarbeitbaren Daten auf das nötigste…

    Unter dem Aspekt dürften Krankenkassen diese Daten nicht einfordern, andererseits gibt man die Daten freiwillig preis (um sich ggf. günstiger Tarife zu erkaufen) und somit dürfen sie gespeichert und Verarbeitet werden.

    Das Argument: Wenn ich einen Vorteil daraus habe ist im übrigen sehr kurz gegriffen….

    Wenn Ausreichend Leute da mitmachen führt das dazu, das die Teilnehmer „billiger werden“, aber alle die „bewusst nicht teilnehmen“ wollen, oder aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können/dürfen, müssen mehr bezahlen.

    Unter dem Aspekt der „Solidargemeinschaft“ ein Absolutes no Go.

    Und man sollte sich auch vor Augen halten, was passiert, wenn man zwar jetzt den Tollen Supergünstigen Tarif hat, aber „älter“ oder ganz einfach „krank“ wird…. oder man Nachwuchs bekommt mit einer Krankheit.

    @Sadasia: das ist der erste Schritt. Jemand der Fitnessdaten weitergibt, ist auch offen andere Daten weiterzugeben für „kurzfristige“ Benefits…..

    Weiterhin wird wohl niemand prüfen, welche Daten die „Fitnesstracker“ weitergeben. Ggf. eigen diese sich in Kombination mit anderen Daten perfekt für Bewegungsmuster etc.
    Im Zeitalter der „unsicheren Daten“ mir schlichtweg ein Graus….

  10. Sascha Ostermaier says:

    @svenp: Falls Du mich meinst, ich nutze WhatsApp alle Jubeljahre mal und dann auch nur für völlig belanglose Dinge (iMessage FTW! Haha). Und in diesem Fall ist es mir egal, ja. Ich bin nicht der Datenschutz-Freak (steht auch so im Artikel), aber es gibt auch für mich Grenzen, die vermutlich woanders liegen als bei anderen.

  11. Ich würde es auch nicht machen, oder nur wenn ich regelmäßig Sport treiben würde und einen saftigen Benefit davon hätte. Aber wirklich was ableiten kann man daraus nicht. Vielleicht treibe ich viel Sport und ernähre mich äußerst ungesund und nehme Drogen? Oder andersrum? Ohne wirklich alle Daten ist es schwer was daraus abzuleiten. Und dann müssten die Teile noch um einiges genauer werden -> einmal Zähne putzen und schon sind 1000 Schritte auf dem Konto….
    Diejenigen die sich vor den Daten in der Cloud fürchten…ihr habt bestimmt auch keine Handy oder? Aus dem Bewegungsprofil kann man ohne Probleme ableiten ob ihr euch bewegt und wie viel.
    Ich glaube manchmal schadet und der übertriebene Datenschutz mehr als er uns nutzt…

  12. Ganz sicher bekommt meine KK keine genauen Daten von mir.und falls das mal zur Pflicht werden sollte, wird das Gerät gehacked und zaubert dann Werte die die KK glücklich machen.

    Zur Meinung dass es doch toll ist wenn man dann für ein gesundes und sportives Leben weniger zahlt und belohnt wird. Ihr glaubt doch nicht wirklich dass eine Versicherung freiwillig was verschenkt 🙂
    Es wird damit maximal euer Beitrag nicht höher, aber günstiger auf lange Sicht garantiert nicht.

    Abgesehen davon. Wo macht man denn da die Grenze. Muss man das 24/7 dran haben oder nur 12 Stunden und kanns beim Schlafen abnehmen. Oder beim Sex, oder beim Fremdgehen…
    Oder es wird bei Übermittelten GPS Daten gleich ermittelt, ob ein Unfall tatsächlich ein Arbeitsunfall war, oder ob man sich vielleicht noch zu Hause befunden hat etc.

  13. Das Ende der Solidargemeinschaft! An alle Nichtversteher:
    Solange man gesund und fit ist und sich an die evtl zukünftigen Regeln des Krankenversicherungstarifes hält, zahlt man wenig ein bzw. erhält Rabatte oder Gutscheine.
    Wer aus Krankheits- oder Altersgründen aber nicht mehr kann, zahlt drauf, wird nur noch in den Grundversorgungstarif aufgenommen oder fliegt raus.

    Sie rauchen – Strafe
    Sie fahren Ski – Strafe
    Sie haben sich zu wenig bewegt – Strafe
    Sie haben zu fett gegessen – Strafe
    Sie sind zu schnell gefahren -Strafe
    Sie regen sich zu oft auf, haben Stress -Strafe
    usw.

    Schon mal mit Ü50ern Privatversicherten gesprochen? Mit 30 war der Monatsbeitrag angenehm günstig. Doch Jahr für Jahr steigt der und viele können sich den nicht mehr leisten, leben dadurch am Existenzminimum.

    Aber egal. Es wird sicher für alle so kommen. „Ich habe ja nichts zu verbergen.“

  14. @Sascha
    Mit dem installieren von Whatsapp verschenkst du dein Adressbuch an Zuckerberg das ständig gesynct wird.
    Da ist es egal, wie oft und für was du Whatsapp nutzt.
    Somit weiss jeder mit wem du Kontakt hast oder hattest.
    Das könnte auch eine Krankenkasse interessieren wenn du mit jemanden Kontakt hast der eine ansteckende Krankheit hat.
    Oder evtl. eine Versicherung bei der du eine Lebensversicherung abschließen möchtest.

    Allein das Ausmaß begreift doch schon kaum einer.

    Da jeder bestätigt hat das mit den Daten alles gemacht werden kann, können diese Daten auch an Krankenkassen etc. verkauft werden.

  15. @Sadasia
    Sei doch nicht so kleinlich. Es geht doch ums Prinzip. Dann ist es halt erst mal “deine Eltern hatten beide niedrigen Blutdruck – macht 20% Aufschlag” oder “nach 5 Minuten Sport ist deine Herzfrequenz auf 130, du musst fett sein – 20% Aufschlag… ob dass dann genetisch veranlagt ist oder du ungesund lebst interessiert keinen… und in 5 Jahren, wenn die Fintnesstracker auch andere Sachen messen können kommt das oben genannte Beispiel hinzu.

  16. Ich bin generell Befürworter eines Modells, in dem Menschen, die ungesund leben (rauchen, Übergewicht, Alkoholismus) mehr zahlen oder eben ein gesunder Lebensstil durch Boni belohnt wird. Letzteres ist aktuell ja schon bei vielen Krankenkassen der Fall, basiert aktuell eben nur auf Papier, das man vom Arzt/Fitnessstudio/Sportverein ausfüllen lassen muss.

    Generell hätte ich wohl kein Problem damit, meine Gesundheitsdaten an die Krankenkasse weiterzugegeben. Viele veröffentlichen ja schon jetzt die Daten von runtastic oder Nike+ in den sozialen Netzwerken und meine Krankheiten kennt die Krankenkasse ja eh. Für problematisch halte ich dann eher den Umgang der Unternehmen. Meine Krankenkasse bekommt selbst simple IT-Dinge eher schlecht in den Griff, da traue ich ihnen nicht wirklich zu, meine (durchaus sensiblen Daten) vernünftig zu verwahren.

  17. Wow, also entweder sind hier einige Lobbyisten unterwegs oder einige haben den Knall nicht mehr gehört. Das einzige was die KK interessiert ist wie kann sie mehr Geld machen.
    Und über die bezahlten Studien in den letzten Jahren zu allen Möglichen Themen die Datenschutz und angebliche Meinung von „allen Deutschen“ wiederspiegelt seiten Bitkom un Co. brauchen wir uns hier bestimmt nicht zu äußern. (Fachkräftemangel mal als Beispiel um Lohndumping voranzutreiben bzw. um einfacher Länderexterne Kräfte einstellen zu können …)

    Es geht einfach nur ums Geld, immer geht es nur ums Geld, der Kunde oder Bürger ist nur eine Ware. Merkt euch das einfach mal.

  18. Das meine Eltern niedrigen Blutdruck haben hat aber immer noch nichts mit Fitness tracker zu tun. Die Herzfrequenz allein sagt nicht viel aus da ich dich in 5 Minuten so antreiben kann, das du denkst, dein Herz fliegt dir aus der Brust.
    Was man aber ablesen kann ist ob man überhaupt Sport macht uns ob man gesund lebt und wenn ich durch meine Lebensweise weniger bezahlen müsste, würde ich das machen, immer noch besser als sich irgendwelche smart Dinger ins Wohnzimmer zu stellen

    Und ob fitness tracker in 5 oder mehr Jahren herausfinden können, ob ich Alzheimer oder Lungenkrebs habe, halte ich für unwahrscheinlich obwohl es nicht schlecht wäre

  19. @Sadasia: Du verstehst es einfach nicht. Alleine schon diese Indizien können die Krankenkassen dazu bewegen die Tarife zu ändern. Und richtig schlimm wird es wenn viele Quellen verknüpft werden und da können die KK dann vielleicht doch schneller Infos über Alzheimer oder ähnliches generieren.

  20. michael_cgn says:

    Die totalitäre Welt eines 1984 von Orwell kommt am Ende nicht brachial daher, sie kommt als bequemes Gadget, als durchaus sinnvolle Funktion. Dieses paart sich dann mit dem Bauchgefühl der Benutzer, die das totalitäre System wachsen lässt.

    Ein besseres Beispiel als diese Tracker ist die große Zustimmung der Bevölkerung zur anlasslosen Totalüberwachung der Kommunikation und den „Sicherheitsmaßnahmen“ beim Fliegen: im Vergleich zum Aufwand ist der tatsächliche Schutz defakto Null. Aber es vermittelt den Meisten ein (falsches) Sicherheitsgefühl.

    Und wie der Journalist Greenwald, der die Leaks von Snowden veröffentlichte, richtig sagte, ist der größte Erfolg die „Selbstzensur“, die Schere im Kopf, die den größten Erfolg für die zukünftige, überwachte, totalitäre, pseudodemokratische Gesellschaft darstellen.

    Als 1933-1945 Millionen Jugendliche in der HJ in Nazideutschland fitgemacht wurden, brachte dies durchaus gesundheitliche Vorteile – trotzdem war das Ergebnis katastrophal. Man sollte halt immer das Gesamtbild im Auge haben.

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