„Apps auf Rezept“: Laut Krankenkassen teuer und wohl oft nutzlos

Quelle: Präsentation GKV-Spitzenverband

Der GKV-Spitzenverband hat in seinem neuesten Bericht die Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch „Apps auf Rezept“ genannt, analysiert. Im Zeitraum Oktober 2020 bis September 2023 wurden 113 Millionen Euro für 374.000 DiGA ausgegeben. Damit wurde im direkten Vergleich mit dem vorherigen Bericht das Doppelte für DiGa ausgegeben. Stefanie Stoff-Ahnis vom GKV-Spitzenverband kritisiert insbesondere die hohen Preise der DiGA im ersten Jahr nach Zulassung und fordert die Zulassungsbedingungen an anderen Dienstleistungen der Versicherungen anzupassen.

„Die Bilanz zu den DiGA ist von Ernüchterung geprägt. Auch im dritten Jahr nach ihrer Einführung lösen die Gesundheits-Apps nicht ihr Versprechen ein, die gesundheitliche Versorgung grundlegend zu verbessern … Es kann zudem nicht sein, dass ein Unternehmen für eine DiGA im ersten Jahr der Einführung 2.000 € und damit das Zehnfache des Durchschnitts der verhandelten Preise ab dem zweiten Jahr aufruft. Und das, obwohl nicht einmal nachgewiesen ist, dass die Anwendung den Patientinnen und Patienten überhaupt etwas nutzt. Das Geld der Beitragszahlenden soll in eine bessere Versorgung fließen und keine Wirtschaftsförderung finanzieren.“

Der Verband kritisiert besonders, dass der Durchschnittspreis einer DiGA im ersten Jahr über 593 € liegt, was weit über den ab dem 2. Jahr geltenden Preisen von etwa 221 € liegt. Er fordert daher, nur DiGA mit nachgewiesenem medizinischen Nutzen aufzunehmen, adäquate Preise sicherzustellen und DiGA effektiv in die medizinische Versorgung zu integrieren.

Zudem soll die tatsächliche Nutzung der DiGA für die Preisgestaltung berücksichtigt werden. Den bisherigen Stand der DiGa hält der Verband für unzureichend. Den kompletten Bericht findet ihr in einem Fokus des Verbandes.

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11 Kommentare

  1. Kennt jemand hier eine vernünftige/hilfreiche DiGa?

    Ich nutze zum Beispiel beurer MyCardio Pro. Das ist aber keine DiGa.

    • Wie in meinem anderen Kommentar erwähnt, gerade im psychotherapeuten Bereich können die Apps sehr viel Sinn machen. Natürlich nicht für jede Person, da sind die persönlichen Präferenzen natürlich sehr entscheidend. Aber gerade auf Grund der Mangel an Psychotherapieplätzen können DiGAs hier eine echte Alternative sein und helfen.

  2. Jaja, die Krankenkassen und DiGAs ist immer wieder abenteuerlich.
    Sie machen es Patienten auch gerne besonders schwer, überhaupt Zugang zu DiGAs zu erhalten. Da dauert das Erstellen des Aktivierungscode, der zwingend erforderlich ist, gerne mal zwei Wochen, oder die Krankenkasse versucht dem Patienten ein anderes Produkt zu geben, mit dessen Hersteller sie zusammenarbeitet, statt den vom Arzt per Rezept (!) verschriebene Zugang zu geben – hierfür haben sie im Übrigen bereits auf den Deckel bekommen, da sie dazu selbstverständlich nicht berechtigt sind.

    Lustig ist auch der Punkt mit den Kosten. Ja, es stimmt, DiGA Hersteller setzen den Preis am Anfang hoch an, möglicherweise zu hoch. Allerdings müssen sie, sobald der endgültige Preis verhandelt wurde, die Differenz zurückzahlen. Im Übrigen kommt es bei diesen Preisverhandlungen auch in so ziemlich allen Fällen zu einem Schiedsverfahren, da die Krankenkassen hier auch nicht im Geringsten auf die DiGA Hersteller eingehen. Ein Umstand der bereits einige DiGAs in die Insolvenz geführt hat.

    Hier mal ein Bericht von der anderen Seite, für alle die es interessiert: https://digitalversorgt.de/wp-content/uploads/2024/01/DiGA-Report-2023-SVDGV.pdf
    Zitat: „Für 100% der bisher gelisteten DiGA haben die Hersteller randomisierte-kontrollierte klinische Studien (RCT) zum Nachweis des positiven Versorgungseffekts durchgeführt“.

    Aber insbesondere im psychotherapeutischen Bereich, wo es einige endügltig zugelassene DiGAs gibt, haben wir ja keine Probleme in Deutschland, laut den Krankenkassen gibt es ja genügend Therapieplätze – ups. Achja, aber DiGAs sind sooo teuer! Also im Vergleich zu einer klassischen Psychotherapie sind sie spottbillig.

    Da ist man in Deutschland endlich mal in einem digitalen Bereich Vorreiter für andere Länder, die sogar versuchen unser DiGA System nachzubilden, und dann wird es wieder und wieder mit fragwürdigen Informationen von den Krankenkassen schlecht geredet, anstatt diese Vorreiterstelle auszubauen und zu fördern.

    • Wenn es diese Studien gibt die eine Wirksamkeit nachweisen ist doch alles gut.
      Und trotzdem sollte man ein Auge drauf haben wie Gelder im Gesundheitswesen verwendet werden.
      Ich frage mich eh woher die hohen Preise kommen?

    • Es mag ja sein, dass es ein oder zwei DIGA gibt, die einen nachgewiesenen Mehrwert bieten. Eine Meditationsapp für vierstellige Beträge anzubieten gehört aber sicherlich nicht dazu.

      Wir können nur hoffen, dass der Markt endlich vernünftig reguliert wird. Derzeit haben die agierenden Unternehmen praktisch freie Hand, die Krankenkassen zu schröpfen. Sie müssen nur ein paar Dumme (Ärzte) finden, die sich einlullen lassen.

      • Interessehalber – welche DiGA ist denn eine Meditationsapp die einen vierstelligen Betrag kostet? Du findest alle auf https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis auch mit Preis, ich sehe jedoch keine die auf deine Beschreibung passt.

        „Ein oder zwei“ mit Mehrwert ist auch einfach nicht korrekt, wie du der Liste entnehmen kannst.

        • Und wie hoch ist der Mehrwert? Ich lese überall nur „einen höheren Mehrwert“ aber wieviel höher? 1%? 10%? 100%?

  3. Nein…echt? Ne oder? Also wirklich. Anwendungen die über die Mitglieder/Bevölkerung finanziert werden und einem „höheren Zweck“ dienen sollen, sind unverhältnismäßig teuer, weil es keine Steuerung über den Markt gibt? Höre ich ja zum ersten mal.

  4. Prima wäre ja, wenn die GKV als Spitzenverband der Krankenkassen bei den Gehältern der Krankenkassen Vorstände (und ihrer eigenen) auch so „umsichtig“ wären. Dazu gab es in der Vergangenheit gerade bezüglich Krankenkassenvorständen auch schon einige Berichte.

    Aber zum Thema: Ob alle Apps etwas bringen kann ich nicht beurteilen. Allerdings, gerade bei psychischen Erkrankungen, wo man je nach Stadt usw. , mehrere Monate auf einen Therapieplatz warten muss, könnten Apps eine gute Alternative und / oder Ergänzung sein. Ich schäme mich nicht zu schreiben, dass ich selbst mal in therapeutischer Behandlung war als ich sie brauchte. Allerdings gab es da noch nicht mal das Psychotherapeuten Gesetz. Ich habe seinerzeit alles aus eigener (Brief)tasche bezahlt.

    Muss 2021 oder 2022 gewesen sein als die Barmer Ersatzkasse, auch von irgendeinem Kostenoptimierer, mitgeteilt bekam, dass doch Insulinpumpen viel zu teuer seien. Man kann sicherlich alles nach Kostenpunkten durchleuchten ob dies immer sinnvoll ist bezweifle ich.. Der (wahre) Nutzen erschließt sich manchmal möglicherweise erst später. Durch z. B. Folgeschäden bei Diabetes. Egal ob Typ 1 oder 2.

    Ob nun ein Typ 2 zwingend einen Sensor braucht sollte eher der behandelnde Arzt entscheiden. Nicht ein Verband.
    Auch z. B. nicht ein Spitzenverband der Krankenkassen, der aus meiner Sicht nur ein politischer Arm der Krankenkassen ist.

  5. Sollen sie den Quatsch lieber weglassen und den Leuten Fitness-Studios verordnen oder fördern. Wie Wissenschaftlicher so schön sagen: „Könnte man Sport in eine Tablette presse, wäre es die wertvollste Tablette aller Zeiten“.

    Fördern könnte man Sport noch mehr, indem mal vielleicht ein mehrschichtiges Krankenkassensystem implementiert, wo gesunde Tätigkeiten und ein gesunder Körper niedrigere Beiträge ermöglichen oder ähnliches. Aber nein, wir sind ein Land, in dem auch die Zuckersteuer umstritten ist, trotz aller glasklarer Vorteile. Blurgh

  6. Balthazar Backspace says:

    Wenn die Apps „oft“ nutzlos sind wirken sie damit noch deutlich besser, als von Krankenkassen übernommenen homöopathischen Präparate.
    Also der GKV-Spitzenverband fordert nur DiGA mit nachgewiesenem medizinischen Nutzen aufzunehmen und auf der anderen Seite fördert er Produkte die nachgewiesen keinen medizinischen Nutzen aufweisen.

    Was definitiv kritisierbar ist, dass Apps um 1000% teuer werden, wenn sie aufgenommen wurden. Das ist halt typisch Mensch.

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