Apple kümmert sich als einziger der vielen Auftragsgeber um bessere Arbeitsbedingungen

Ketzterische Überschrift? OK, ist auch nicht von mir, sondern der Satz stammt von Stefan aka iStups, als ich mich heute morgen via Twitter aufregte, dass die Radiosender unserer Republik mal wieder unken, dass Apple ein böser Menschenschinder ist, der seine Arbeiter bei Foxconn ausbeutet. Folgende Fakten (ja, Fakten!): neben Apple lassen zum Beispiel Microsoft, HP, Sony, Acer, Cisco, Dell, Intel, Motorola, Nokia, Toshiba und viele, viele andere bei Foxconn fertigen.

Ich bin weit davon entfernt, Partei für eine Firma (!!!) zu ergreifen, doch finde ich, dass man, auch wenn es nicht medienwirksam ist, mal die ganzen Hersteller und Arbeitsbedingungen nennen sollte. 60 Stunden muss man bei Foxconn schaffen. In der Woche. Die armen Leute arbeiten da von morgens bis abends – und doch ist es eine andere Welt. Aus unserer, europäischer Sicht absolut nicht nachvollziehbar – doch in China (leider) normal.

Die Leute, die bei Foxconn arbeiten hatten es vorher (leider) noch schlechter. Warum lassen alle da produzieren? Weil es billiger ist. Leider exportieren die Firmen (alle!) nur ihre Arbeitsplätze, aber nicht das Lebensgefühl und die Ethik, für die sie stehen. Nun komme ich leider in den Bereich des Spekulativen, da weder ich, noch Kenner der taiwanesischen Techszene die ganze Wahrheit kennen. Bei Foxconn gibt es logischerweise keine Fertigungsstraße für alles zusammen, sondern Acer lässt da fertigen, Sony hier und Apple dort.

Von daher wäre es ein leichtes für mich zu behaupten, dass es alle so (schlimm) machen. Kann ich aber nicht. Ihr und auch ich können hier nur Schrödingers Katze spielen. Apple lässt seine Arbeitsstätten kontrollieren. Wie erwähnt: ich weiss nicht, ob nur in Apples Fertigungsfabriken etwas schief läuft. Glauben tue ich es nicht. Aber ich kann verstehen, dass Apple im Mittelpunkt der Kritik steht, feiert man doch riesige Gewinne und transportiert ein Saubermann-Image, dass im krassen Gegensatz zu Berichten bei Foxconn steht.

Doch im konkreten Fall nervten mich die Medien mal wieder. Wäre wirklich schön, wenn man mal komplett durch Foxconn streunert und denen dann auf die Finger klopft, weil sie gegen geltende Gesetze verstoßen. Foxconn ist es. Nicht die Firmen! Die könnten Foxconn aber mal bei den Eiern packen und Inspekteure durch schicken. Und wir – wir könnten Firmen boykottieren, die nachweislich nichts an der Misere tun. Foxconn ist übrigens nicht nur der größte private Arbeitgeber (1,2 Millionen Menschen), sondern auch der größte Exporteur in Groß-China (China, Taiwan, Macao, und Hong Kong). Und ihr dürft mir glauben – nicht nur dort besteht das Problem, sondern bei vielen, vielen Firmen in Asien.

Damit es uns besser geht, muss es anderen schlechter gehen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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44 Kommentare

  1. Man muss mal die Kirche im Dorf lassen.

    Mein Vater kannte auch noch die 60-Stunden-Woche (und teilweise deutlich mehr) und das ist hier gerade mal eine Generation her.

    Das soll jetzt nicht die schlechteren Arbeitsbedingungen in anderen Ländern rechtfertigen, China mag gegenüber dem Westen technologisch aufgeholt (und ihn teilweise sogar überholt) haben, aber sozial, menschenrechtlich und arbeitsrechtlich ist die Entwicklung in China eben noch nicht auf unserem Niveau.

    Da sich diese Bedingungen in China zwar langsam (aber sicher) verbessern und sich bei uns genau so sicher (aber schneller) verschlechtern, wird man sich in ein paar Jahren irgendwo halbwegs in der Mitte treffen und dann auf dem gleichen Level befinden.

    Das wird unsere Gutmenschen aber nicht daran hindern, in anderen Ländern Bedingungen anzuprangern, die bei uns vielleicht auch nicht (mehr) viel besser sind.

  2. Andi Arbeit says:

    Samsung:

    Südkoreas reichster Mischkonzern setzt in seinen Fabriken teils verbotene, hochgiftige Stoffe ein, ohne die Arbeiter zu informieren und zu schützen. Mindestens 140 Arbeiter sind deshalb an Krebs erkrankt, mindestens 50 junge Arbeiter daran gestorben.Samsung streitet trotz klarer Beweislage seine Verantwortung ab und diskreditiert die Erkrankten und Verstorbenen samt ihrer Angehöriger öffentlich. Samsung hat eine über 50-jährige Geschichte gezeichnet von Umweltverschmutzung, Gewerkschaftsunterdrückung, Bestechung und Steuerflucht. Samsungs Macht in Südkorea ist so gross, dass viele Bürger von der «Samsung-Republik» reden.

    http://www.publiceye.ch/de/vote/samsung/

  3. Ehrlich gesagt ist mir das relativ egal. Ich kaufe das, was mir gefällt und günstig ist. Für das andere sind Gutmenschen und politiker zuständig.

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