Android Automotive: Das Bundeskartellamt ist kritisch

Das Bundeskartellamt ist heute an Google herangetreten, um dem US-Unternehmen seine vorläufige rechtliche Einschätzung zu Googles Praktiken im Zusammenhang mit Google Automotive zu übermitteln. Nach dem jetzigen Verfahrensstand beabsichtigt das Bundeskartellamt unter Anwendung der neuen Vorschriften für Digitalkonzerne, Google verschiedene wettbewerbsgefährdende Verhaltensweisen zu untersagen.

Die Google Automotive Services sind Bundle aus Produkten, das Google Fahrzeugherstellern zur Lizenzierung anbietet. Es umfasst den Kartendienst Google Maps, eine Version des App-Stores Google Play und den Sprachassistenten Google Assistant. Als Betriebssystem wird eine von Google entwickelte Variante von Android, das Android Automotive Operating System (AAOS) verwendet. Die Kombination der drei Dienste mit AAOS, die GAS Infotainment Plattform, stellt ein im Wesentlichen vollständiges Infotainmentsystem für Fahrzeuge dar.

Nach vorläufiger Einschätzung des Bundeskartellamtes erfüllt Googles Verhalten die Voraussetzungen mehrerer Tatbestände des neu geschaffenen § 19a GWB, auf dessen Grundlage das Bundeskartellamt die Adressaten der Vorschriften dazu verpflichten kann, die jeweiligen Praktiken zu beenden, sofern sie nicht sachlich gerechtfertigt sind.

Das Bundle könnte, so das Bundeskartellamt, eine erhebliche Gefahr für den Wettbewerb darstellen, weil Google damit seine Machtposition auf diesem »machtlosen« Markt ausweiten könnte. Weiterhin könnte die mit einigen Fahrzeugherstellern vereinbarte Beteiligung an Werbeeinnahmen aus der Nutzung des Google Assistant unter der Bedingung, dass ausschließlich der Google Assistant als Sprachassistent in der GAS Infotainment Plattform installiert wird, problematisch sein.

Google hat jetzt Gelegenheit, zu den Vorwürfen in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht Stellung zu nehmen.

Doch das war noch nicht alles: Parallel geht das Bundeskartellamt weiterhin der Frage nach, inwieweit Googles Bedingungen zur Nutzung der Google Maps Plattform Untersagungstatbestände des § 19a Abs. 2 GWB erfüllen und zieht nach vorläufiger Auffassung eine Aufhebung der Einschränkungen von Google in Betracht, Kartendienste der Google Maps Plattform mit Kartendiensten Dritter zu kombinieren. Die Einschränkungen könnten den Wettbewerb bei Anwendungen im Bereich von Kartendiensten, wie sie z. B. von Logistikunternehmen, Fahr- und Lieferdiensten verwendet werden, behindern. Sie könnten sich auch negativ auf den Wettbewerb bei Diensten für Infotainmentsysteme in Fahrzeugen auswirken, weil Anbietern von Kartendiensten dadurch die Entwicklung leistungsfähiger Alternativen zu Google Maps erschwert wird. Das Bundeskartellamt hat die Verfahrensbeteiligten dazu angehört und wertet derzeit die Stellungnahmen aus.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

11 Kommentare

  1. Anscheinend haben da einige Mitarbeitende beim Bundeskartellamt Langeweile und nehmen Google ins Visier. Die sollten sich mal lieber um die wirklich wichtigen Dinge kümmern, z.B. die Energiepreise und, mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz, auf die in diesem Sektor tätigen Unternehmen, die eine marktbeherrschende Stellung aufbauen.

    • Ahem, nein.
      Das Thema ist relevant für das Kartellamt, denn zusammen mit Apple wird dies den Automotive-Markt für Neufahrzeuge maßgeblich beeinflussen.
      Und besser jetzt als wenn es irgendwann zu spät ist, weil die bisherigen Automobilzulieferer und App-Entwickler nicht mehr existieren (bzw. die jeweiligen Sparten aufgegeben wurden).

      • Wäre mir neu, dass irgendein Autohersteller dazu gezwungen wird eines der beiden Systeme einzusetzen?!

        • Oettinger77 says:

          Sehr weitsichtig. Es wurde schließlich auch niemand gezwungen den IE einzusetzen oder?

          • Finde deins ein wenig weit hergeholt. Das kann man nicht vergleichen. Ein OS bzw. Infotainment System haben alle Hersteller bereits. Auch vor AAO. Somit wäre nach deinem Beispiel dies der IE und Android Automative Netscape (oder was auch immer)
            Beim IE war das anders. IE kam 1995 auf dem Markt und das war ein harter Krieg mit den anderen Browsern der damaligen Zeit. Den hat Microsoft gewonnen. Hätte aber auch Netscape sein können. Oder irgendein anderer. Da war niemand vorher Marktbeherrschend. Es gab den Markt damals quasi vorher nicht.

            So wie ich die Doku lese sind Google Apps und Assistant vorinstalliert. Aber weder vom Hersteller bzw. Endverbraucher verpflichten zu verwenden.
            So wäre ein Port von Alexa technisch möglich. Amazon hat die halt nur noch nicht erstellt. Bzw. hat die für eigene Devices herausgebracht. Hersteller entfernen bereits Google Apps und nehmen deren eigenen (Renault).
            Hier liegt eher die Verantwortung der App Entwickler mal die Apps für Cars verfügbar zu machen. Das hat ja bereits super für Smartwatch und Tablet funktioniert…

            Wo wird hier die Marktführerschaft (die Google in dem Markt nicht hat) ausgenutzt?

  2. Verstehe ich nicht ganz. Das System wird zwar von einigen eingesetzt, davon spielen aber nur Volvo und Ford in der EU eine Role. Ford hat das aber noch nicht ausgerollt, soweit ich weiß. Renault und Nissan werden zwar gelistet, habs aber da noch nie gesehen. Der Rest sind US Marken.

    Es wird also bemängelt, dass in einem Markt wo bisher alle in Silos gearbeitet haben (vorzugsweise Deutsche Hersteller mit einer miesen User Experience) und die Kunden keinerlei Wahl hatten, dass nun ein Anbieter kommt und eine Markenübergreifende Experience ermöglicht?
    Incl. einen relativ offenen App Store. Wo die Verantwortung bei den App Entwicklern liegt diese kompatibel zu machen? Wo man vorher darauf warten musste das ein Konzern wie VW sich herabgelassen hat, dies zu portieren? Wir haben selbst mal bei VW für ne App angefragt… pro Jahr unverschämt teuer. VW will da richtig viel Geld für haben.
    Technisch sind andere Maps und Assistent Systeme möglich.

    Hab gerade mal in den App Store geschaut… da werden bereits alternative Navigation Systeme für Android Automotive OS gelistet.

    Tracking, klar das wird Google machen. Das macht aber jeder Autohersteller bereits mit deren System. Bei Beispiel VW bleibend, die listen eine Firma in Braunschweig als Kontakt dafür. Mein aktueller Volvo (kein Android) steht es in den Terms mit drin, dass Daten mit dritten geteilt werden. Der Händler hatte auch darauf hingewiesen, falls ich bestimmte Funktionen wie Fahrtenbuch aktiviere.

    Ist das ne Lobby Aktion? Hat VW Angst die Datenhoheit zu verlieren?

    Ist ne Ernst gemeinte Frage. Verstehe die Aktion nicht, was man sich davon verspricht.

    • Der Kernpunkt ist, dass Alphabet (genau wie Apple, Meta und Amazon) einer erweiterten Missbrauchsaufsicht durch das Bundeskartellamt unterliegt, weil es als „Unternehmen mit überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb“ eingestuft ist. Die stehen also als Gesamtunternehmen quasi unter verschärfter Beobachtung, wo man sich schon den Eintritt in neue Geschäftsfelder genau ansieht.

      • Ah ok. Ja das macht schon Sinn. Trotzdem, Android Automotive OS wurde 2017 angekündigt. Alle relevanten Marken sind 2018 auf das System gewechselt bzw. es gab die ersten EU Modelle. Im weiteren Sinne Android Auto 2015.
        Ich sehe hier keinen Markteintritt. Und wir reden hier von einem OS nicht von den Google Diensten.

        Was ich sagen möchte ist, das Produkt ist nicht neu, bei weitem nicht. Es gibt Wettbewerb, Android Automotive OS ist nur eins von einigen (ich weiß sind nicht viele). Die Hersteller werden nicht gezwungen Google Dienste zu verwenden (VW und Stelantis nutzen die nicht laut Suche). Und der Markt würde sich eher für den Endverbraucher harmonisieren, anstatt je nach Hersteller in einem Ökosystem gefangen zu sein.

        Ist etwas weit hergeholt, aber das erinnert mich an Iron Man 2. Wo Tony Stark dem Senat vorführt, wie weit die „anderen“ sind.

  3. Christian says:

    Wo ist das Problem?
    Das OS aller Fahrzeuge ist ein geschlossenen System.
    VW hat jetzt sein eigenes OS, Tesla sowieso.

    Und DAS ist nicht so wichtig wie jetzt diese Ankündigung?

    Bisher waren echte Hardware Navis verbaut, da konnte man auch nicht einfach von einem anderen Hersteller was nehmen.

    Und es hat auch niemand interessiert!

    Die sollten sowas mal kapieren!

  4. Warum will man das aufbrechen?
    android sowie automobile oder android auto sind top.
    Warum mischen die sich in etwas ein, was die nicht s angeht?

  5. Black Mac says:

    Wir suchen gerade unsere nächste Familienkutsche. Jedes Fahrzeug, das kein kabelloses CarPlay bietet, ist automatisch raus. Was der Hersteller nebenbei noch verbaut, ist hingegen egal.

    Ich wüsste nicht, wer sich da zwischen Google und Apple schieben könnte. Die Autohersteller haben es einfach nicht drauf, ein eigenes funktionelles System aufzubauen, das den heutigen Ansprüchen genügt.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.