Volkswagen entlässt fast den gesamten Vorstand der Software-Tochter Cariad

Volkswagen (VW) bzw. dessen Geschäftsführer Oliver Blume hat fast den gesamten Vorstand des Tochterunternehmens Cariad entlassen. Cariad ist für die Software-Entwicklung im Namen des Mutterkonzerns VW zuständig. Offenbar regte sich da große Unzufriedenheit, weswegen man nach einem deutlichen Neuanfang strebt. Als neue Spitze soll laut dem Handelsblatt Peter Bosch fungieren. Letzterer ist aktuell noch Vorstand der britischen Marke Bentley.

Man will aber nicht nur das Personal an der Spitze tauschen, sondern auch die internen Arbeitsabläufe neu strukturieren. Dazu gehört wohl, dass in das Führungsgremium direkt zwei Techniker berufen werden. Der einzige mit einem sicheren Posten: Personalvorstand Rainer Zugehör. Schon 2022 gab es da bei Volkswagen Ärger um die Software: Denn genau deswegen musste der VW-Chef Herberst Diess seinen Platz für den ehemaligen Porsche-Leiter Oliver Blume räumen.

Intern soll es wohl beim Autobauer große Sorgen um kostenintensive Verzögerungen bei der Software-Entwicklung geben – obwohl die Technologien dringend benötigt werden. Durch Probleme bei Cariad kam es schon zu Verschiebungen bei Modellen wie den E-Fahrzeugen Porsche e-Macan und dem Audi Q6 e-tron. Cariad wurde dabei auch ein Sparkurs verordnet, da die Ausgaben ausuferten.

Rückschläge gab es zuvor genug: Denn die unter Diess noch gewünschte und angestoßene Einheitssoftware 2.0, die ab 2026 für ein neues Flaggschiff namens Trinity autonomes Fahren nach Level 4 erlauben sollte, musste z. B. um satte zwei Jahre nach hinten verlagert werden.

Der nächste Schritt: Der Aufsichtsrat von Cariad soll sich wohl noch zu diesem Wochenbeginn mit der Neuaufstellung des Vorstands auseinandersetzen. Am Dienstag dürfte man die ganze Angelegenheit wohl zum zentralen Thema einer VW-Aufsichtsratssitzung machen. Mittwoch ist dann wiederum die Hauptversammlung der Aktionäre in Berlin angesetzt. Hier könnten die Querelen um Cariad bzw. die personellen Umbesetzungen ebenfalls angesprochen werden.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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16 Kommentare

  1. meinemeinung says:

    Da müssten noch mehr bei VW die Posten räumen für die Qualität und besonders die verwendete Software im ganzen Auto.
    Ich habe beruflich damit zu tun und kann es verstehen. VW wird eher bald der Rang abgekauft werden, was natürlich selbstverschuldet ist. Vor 3 Jahren habe ich schon eine rosige Zukunft von asiatischen Hersteller angepriesen. Selbst in den 90er waren diese in der Technik (nicht Verarbeitung oder Blechstärke) bedeutend besser. Die haben schon 16-Ventiler für die Masse gebaut, wo Ford noch mit Stößelstangeh und VW/Opel mit mehr immer nur den Hubraum verbessert haben anstatt die Verbrennung und Füllung zu optimieren.

    Teileweise kommen neue Audis aus Ingolstadt direkt von der Bahn in die nächste Werkstatt, wo nicht mehr elektronisch funktioniert. Das gleiche natürlich auch aus der Autostadt. Die Modelle und Software sind teilweise so neu, dass die VW-Tester Probleme haben in den Steuergeräten zu kommen und Teilwiese direkt Inder Niederlassung geschleppt werden.

    Auch gibt es Probleme, die auch unterschiedliche Fachwerkstätten nicht beheben können und das Fahrzeug in Wolfsburg noch einmal auseinander genommen werden.

    VW sollte erst einmal eine richtige Führung bekommen, ansonsten sind sie bald weg vom Fenster. Was sagt der WM dazu? Die Arbeitnehmer sind ja nicht arbeitslos, sie programmieren nur eben nicht mehr. Mal sehen, wenn Niedersachsen weniger von VW einnimmt, was denn passiert.

    • Hochmut kommt vor dem Fall. Unzählige technische Unzulänglichkeiten (TSI-Steuerkettendesaster, DSG-Probleme,…) gipfelten schließlich im Diesel-Skandal. Der Umgang damit und die öffentliche Kommunikation dazu seitens VW haben mehr als deutlich gemacht wie egal dem Konzern alles außer Profit ist. Ich fahre meinen VW noch bis er ganz auseinanderfällt und werde dann definitiv bei Honda, Toyota oder Hyundai kaufen.

      • elknipso says:

        Von Hyundai und deren Qualitätssicherung kann ich aus eigener Erfahrung nur dringend abraten.

    • Peter Pantone says:

      Interessante Schilderung! Danke dafür! Aus meiner Sicht ist das Problem aber nicht der Hersteller, sondern die Erwartungshaltung der Kunden.

      Deutsche Fahrzeuge haben im Ausland keinen sonderlich guten Ruf. Das war einmal. Und wer sich bei YouTube mal die Kanäle von MotorenZimmer, Scotty Killmer oder dem Car Wizard anschaut, der bekommt das auch erklärt.

      Der Punkt ist, daß die Deutschen meinen, aus ihren kleinen Kisten das technisch Mögliche rausholen zu müssen. Das geht gründlich in die Hose, weil so ein kleines Motörchen auch mit Turbo-Dingens halt überfordert ist. Ich sage: ein Kleinwagen muß keine 180 fahren. Nicht mal 160. So ein Up! oder Polo oder Fiesta kann seine 65 PS haben und gut is‘. Damit muß man nicht auf der Autobahn den Dicken mimen.

      Aber genau so isses halt in der Praxis, und VW & Co. bedienen diesen Kundenwunsch. Was zur Folge hat, daß die Kisten schnell den Geist aufgeben.

      • Tim (der Andere) says:

        Ich suche immer noch einen Mix aus Smart und Toyota iQ für die Stadt mit entsprechend geringem Verbrauch. Die neuen Smarts waren zu hoch im Verbrauch.

      • Es geht hier um die technische Ausstattung der Steuerungsmodule sowie Entertainment-Systeme die in den Modellen des Vw-Konzerns nunmal nicht mit der Konkurrenz mithalten können. Verschachtelte Menüführung, Blackouts und Resets während des Betriebs sowie mangelhafte Umsetzung. Das kann die Konkurrenz von Kia/Hyundai beispielsweise wesentlich besser und günstiger. Wer einmal den ID.3 fahren musste, weiß wovon ich schreibe. Hinzu kommt, das VWs Preispolitik sowie Garantiezeit weit hinter den Marktmitbewerber bleibt. Hyundai/Kia bieten zw. 5-7 Jahre Garantie bei besserem Preismodell und Ausstattung. Der VW-Konzern bleibt weiterhin bei 2 Jahren und Austattungsvarianten mit Paketpreismodellen ..die nunmal am Markt/Kunden vorbeigehen.

      • elknipso says:

        Du gehst hier einem gefährlichen Denkfehler auf den Leim.
        Ein Auto braucht eine gewisse Grundleistung um kein rollendes Hindernis zu sein und im Zweifel auch mal gefahrlos zügig überholen zu können.

        Ein 65 PS Kleinwagen kann lebensgefährlich sein, weil Du damit nicht einmal gefahrlos auf der Landstraße überholen kannst.

        • Ollinase says:

          Das sind Erklärungen, die die Automobilindustrie seit 50 Jahren liefert um das schneller, höher, weiter Und Du fällst darauf rein!
          Denn die Mär vom „rollenden Hindernis“ impliziert, das das schnelle Fahren ein Recht ist das ich anderen nehme, wenn ich langsam fahre.
          Noch nie war es durch die aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzungen (sei es durch Baustellen oder Immissions-/Lärmschutz) weniger möglich, die 100 und mehr PS überhaupt zu nutzen.
          Oder willst Du mir tatsächlich sagen, das ein Golf I mit 55 bzw. 75PS nicht sicher in Straßenverkehr bewegt werden kann?
          Wenn die Lücke nicht ausreicht, dann überholt man halt nicht. Hat rein wirtschaftlich eh noch nie Sinn gemacht.
          Ein Kleinwagen ist nicht lebensgefährlich, der Fahrer ist es, wenn er an Stellen überholt, wo es nicht passt weil er meint, die 5 Min. mehr für die Wegstrecke nicht zu haben.

      • Bin ich komplett bei dir!

        Ich fahre eine Arteon Hybrid. Die Software ist eine Vollkatastrophe. Der TravelAssist ist komplett verbugt und das Entertainment-System gute 5-7 hinter der Zeit geblieben. Das Lenkrad ist jetzt schon mehrfach repariert und getauscht worden, weil man davon ausgeht, dass das im direkten Zusammenhang mit dem TravalAssist-Bug steht.
        VW hat sehr viel aufzuholen bevor man so einen großen Wurf wie Level 4 angehen sollte.

    • elknipso says:

      Die deutschen Autohersteller haben sich zu lange in ihrer Arroganz gesonnt und bekommen nun die verdiente Quittung.

      Das passiert halt wenn man konsequent die Wünsche der Kunden ignoriert. Wobei man schon bemerkenswert dumm sein muss wenn man innerhalb von 10 Jahren nicht erkannt hat, dass die gebotene Software im Auto auf dem Weg ist, das Entscheidungskriterium schlechthin für die Kunden zu werden.

  2. Gummibando says:

    Leider hat VW versucht, die Aufgabe mit beinahe blauäugiger Naivität und typisch deutscher Wir-müssen-jetzt-aber-sofort-auf-einen-Schlag-von-Null-auf-Hundert Mentalität anzugehen.
    Man kann nur hoffen, dass die zugrundeliegende Idee – die nach wie vor vollkommen richtig ist – jetzt nicht im Klein-Klein absäuft. Insbesondere, da man ja jetzt, nach nur wenigen Jahren 🙂 der immensen Anlauf- und Skalierungsprobleme immerhin auf dem richtigen Weg ist.

  3. Aus eigener Erfahrung aus der Konzern-IT kann ich mich nur wundern, dass überhaupt ein Schuldiger ausgemacht werden konnte.

    Da drucksen und ducken sich normalerweise immer alle aus jeder Verantwortung.

  4. Dazu kenn ich eine kleine Story, ein Freund hat einen neuen Bully, so ein Reisebus mit Hochdach und allem drum und dran. Er kommt ein paar Tage nachdem er den Bus hat vorbei und will ihn mal zeigen. Alles elektrisch ist schon beeindruckend. Blöd war nur das er das Dach, welches elektrisch hoch und runter fährt zeigen wollte und er vor dem Carport steht, das Dach fährt ein Stück hoch und das wars, nix geht mehr weder runter noch hoch und das Auto läßt sich nicht mehr starten, nix mehr, das geilste war, er steht vor dem Carport, an einem Sonntag. Am Montag durfte ich mit dem Zweitwagen auf Arbeit fahren. Die Werkstatt hat das Ding im Laufe des Tages geholt. Sage und schreibe 3 Wochen war der Bully in der Werkstatt. Der ganze elektronische Schnick Schnack, na ich weiss nicht.

    • Kommt mir sehr bekannt vor, ich habe auch einen Freund, der sich einen VW Multivan gekauft hat und nur Probleme mit der Elektronik hat. Zündung an, alle Warnlampen leuchten, Motorhaube auf und zu – alle Warnlampen aus. Neuwagen, innerhalb weniger Monate mehrfach in der Werkstatt gewesen, niemand kann’s dauerhaft beheben.

      • Yo, das passiert eben, wenn immer mehr Technik eingebaut wird und die dann kein Techniker in den Werkstätten mehr versteht. Das ist auch ein Grund, warum Reparaturen immer teurer werden. Da wird halt nix mehr repariert, sondern nur noch Teile ausgetauscht. Schöne neue Welt. Zeigt aber, dass eine funktionierende Software halt immer wichtiger wird. Und da hat der VW Konzern halt geschlafen. MB hat es besser hinbekommen.

    • elknipso says:

      Das passiert halt weil die Autohersteller ihre Zulieferer bis zum letzten Cent drücken und nur noch alle Komponenten wild zusammen kaufen wo sie gerade am billigsten sind.

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