Verband unabhängiger Musikunternehmen beklagt sich in offenem Brief über Apple Music-Verträge

Apple Music wird derzeit heiß diskutiert. Nicht nur bei den Nutzern, sondern auch bei den Künstlern und Musikvermarktern. Drei Monate lang bietet Apple seinen Kunden das Streaming kostenlos an, in dieser Zeit erhalten Künstler und Labels keine Vergütung von Apple für die gestreamten Titel. Als Ausgleich gibt es später einen leicht höheren Anteil (im Durchschnitt 73 Prozent) an Ausschüttung als bei der Konkurrenz, außerdem geht Apple davon aus, dass wesentlich mehr zahlende Kunden gewonnen werden können als bei anderen Streamingdiensten.

Apple Music

Nun meldet sich der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. zu Wort, in einem offenen Brief an Apple. Man sieht durch die kostenlosen Probemonate die Existenz der Künstler in Gefahr und fühlt sich benachteiligt. Apple wälzt durch diese Taktik das finanzielle Risiko des globalen Starts auf unabhängige Musikunternehmen ab, so die Aussage des Verbandes.

Zum besseren Verständnis, hier der offene Brief im Wortlaut:
[color-box color=“gray“ rounded=“1″]Dear Tim Cook, dear Eddy Cue,

I am writing to you today regarding the terms of your new streaming service Apple music. We, the German Association of Independent Music Companies, represent 1,300 German music companies – labels, publishers, distributors, aggregators, self-marketing artists etc. Our members produce 35 % of the recorded music used in Germany. They embrace innovative ideas to connect with music fans and the long-term relationships to their artists are at the core of their businesses.

We always believed that Apple aims at reaching fair deals with all players and not just with the three remaining major labels. The terms of the contracts sent to independent labels unfortunately tell a different story. You want to make Apple Music THE platform for music lovers worldwide by bringing them “more music than ever with access to millions of songs”. In our opinion – and as other cases like Myspace have proven in the past – you won´t succeed if you don´t take the independent music companies on board.

Your plan not to compensate independent labels during the three-month trial period leads to the assumption that you don´t respect the music of independent artists or the work their partners do. It is obvious that this will reduce the overall income for independent artists and labels significantly at a time when many depend on every cent for survival.

Your company is not a start-up, your company is the “first U.S. company to cross the $700 billion valuation mark” and the biggest digital music retailer, so we´d assume you´re definitively able to pay the independents and their artists. Your company wants to use the content independent artists and their partners created, which took hard work, money and time. My guess is that without this music Apple Music won´t be that interesting, actually it might be quite boring with just mainstream acts on board.

Independents shouldn´t be the ones paying for your customer acquisition and the risk of the launch of your service. Instead, you should pay all partners as you did in the past. Apple used to be a highly valued partner of independent music companies and we´d like to see this relationship continue.

This means it should go without saying that you pay for the music you´re using in your new service, starting the first day of its launch and not after a period of three months. Show the respect for the work of the artists and their partners you used to show in the past!

Apple Music can definitively become a great place for music but you should try to reach that aim WITH the independent artists and labels. To get the independents on board, offering a fair deal, fair compensation and a seat at the table is the basis.

Therefore, we´d really appreciate an explanation for Apple´s behaviour towards independent music companies and hope that Apple will rethink its contract terms. We´re ready to talk, so are many independents worldwide.

Sincerely yours,

Jörg Heidemann

Secretary General
VUT – The German Association of Independent Music Companies[/color-box]

Es ist sicher etwas dran, wenn man behauptet, dass in den drei Probemonaten Einnahmen wegfallen werden. Ob diese bei einem neu erscheinenden Streamingdienst allerdings so hoch sind, das ein Wegfall dieser gleich existenzgefährdend ist? Langfristig bietet Apple zumindest theoretisch die besseren Verdienstmöglichkeiten. Sicher sollte es allen Beteiligten, auch den Musikfans, am Herzen liegen, dass Künstler fair bezahlt werden, egal wie groß oder klein sie sind.

Ob dieser offene Brief an Apple etwas bewirken wird? Ich kann es mir nicht vorstellen. Eine Alternative haben die Künstler ja nicht. Apple Music wird am 30. Juni an den Start gehen, ob mit oder ohne unabhängige Künstler. Nicht dabei sein bedeutet dann letztendlich nur, dass man auch nach drei Monaten kein Geld mit Apple Music verdient. 😉

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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39 Kommentare

  1. @andiausffm
    Genau so ist es. Die 3 Monate sind als Werbung für die Künstler zu sehen, wovon nachher alle Beteiligten profitieren. Daher kann ich die Aufregung darum auch nicht wirklich nachvollziehen.

  2. @Janina
    Reicht doch. Nach meinem Tod hatte ich eh nicht vor, weiter Musik zu hören. Wobei ich natürlich das Nutzungsrecht testamentarisch an meinen Nachkommen abtreten könnte. 😉

  3. Man kann es als Investition sehen, man kann es als Bevormundung sehen. Fakt ist: Apple ist das reichste und rentabilste Unternehmen dieses Planeten. Sie steigen in einen für sie neuen Markt ein. Der Erfolg ist garantiert. Das Risiko ist für Apple überschaubar. Sicherlich weit entfernt von existenzbedrohend. Dieser Einstieg von Apple beeinflusst aber nicht nur ihr Portmonaie, sondern auch das von tausenden anderen Wirtschaftsunternehmern. Diesen geht es durch den Einstieg aber kurzfristig schlechter, manchen vermutl. sogar prolematisch. Man kann ein kapitalistisches A…loch sein und seine Marktmacht bis ins kleinste Detail ausnutzen. Man kann es aber auch lassen und trotzdem durch die Marktstellung gewinnen. Was man da, wo ich herkomme, aber nicht macht, ist, sich für seine Egozentrik auch noch selbst zu feiern (At Apple we love music!).

  4. Nein, das ist sicher alles nicht wahr.

    Der Apfel-Konzern ist doch immer so uneigennützig und gut, verzichtet lieber auf die eigene Marge, zum Wohl der anderen. NICHT!

  5. Der letzte Satz zeigt mal wieder, wie wenig Sascha begreift. Künstler, die nicht bei Spotify sind, verzichten also einfach nur auf Einnahmen und sind damit total dumm? Na dann…

  6. Das ist der Grund, warum ich das arrogante Fallobst so verachte.

    Man sitzt auf einem riesigen Geldberg und geizt trotzdem, alls bräuchte man jeden Cent zum Überleben.

    Einen kleinen Teil der exorbitanten Marge abgeben und die Geräte in China fairer und auf etwas höherem Standard produzieren als die Konkurrenz (die notgedrungen knapp kalkuliern muss)? – Denkste, wir müssen unsere Marge maximieren, die Deppensteuer gehört uns allein.

    Ein kleinen Teil des angehäuften Geldberges dafür verwenden, dass Musikern ihre Leistung auch während der Einführungsphase abgegolten wird (könnte man sich im Unterschied zur Konkurrenz locker leisten)? – Denkste, wir wollen nur abkassieren, die Musiker sollen froh sein, dass wir ihre Werke überhaupt anbieten.

    So viel Arroganz, Abgehobenheit, Verlogenheit und Ausbeutung gehört bestraft!

  7. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Kostenlos Musik hören. Geht ja garnicht. Bezahlung ab der ersten Sekunde. Alles andere ist gesellschaftsschädliches Verhalten. Da kann man nur bestellen, 3 Monate warten, dann ab dem 4. Monate bezahlen und erst dann anfangen mit Musik hören.

  8. Apples Arroganz kotzt mich an. Das asoziale Verhalten dieser steinreichen Firma zeigt sich ja auch z.B. beim Nicht-Zahlen von Steuern und den Arbeitsbedingungen bei der Billigproduktion in China.

    Diese Geschäftspolitik sollte nicht noch weiter unterstützt sondern boykottiert werden.

  9. Vielleicht gibt es ja ein opt-out für die drei freien Monate, so dass man als verantwortungsbewusster und sozialer Mensch von Anfang an zahlen kann.

  10. Es gibt ein wirkungsvolles Opt-Out: Erst gar nicht anmelden. Schließlich gibt es genug andere Anbieter. Apple ist ja nur der letzte Nachzügler, der Streaming jahrelang verschlafen und bekämpft hat.

  11. So hat übrigens Steve Jobs früher gegen Musik-Abos gehetzt:

    http://www.youtube.com/watch?v=Avt7GEpHYtI

  12. @Theo: Hast Du schon mal Deine persönlichen Aussagen von 2003 überprüft? Oder bist Du im Jahr 2003 stehen geblieben? Ein bisschen solltest Du schon bei der Wahrheit bleiben. Ersten, zahlen Apple, Amazon, Google und diverse andere Firmen Steuern, allerdings wird ein großer Teil auf der Verkauf von geistigem Eigentum bezahlt zu einem verringertem Steuersatz. Zweitens, haben unsere Politiker diese Möglichkeiten geschaffen dass weltweit operierende Unternehmen Steuern da zahlen können, wo es am billigsten für sie ist. Oder zahlst Du freiwillig mehr Steuern?
    Apple war nicht das erste Unternehmen mit Streaming und wird auch nicht das letzte Unternehmen auf dem Geschäftsfeld sein. So ist der lauf der Technik, dass der ein oder andere den Trend verschläft. Aber wenn Du glaubst das Spotify alles nur macht, weil ihnen die Musiker am Herzen liegen, na dann gute Nacht! 😉

  13. @theo

    viele andere firmen sind schlimmer in sachen steuervermeidung, wahrscheinlich die firmen, die du bevorzugst. es ist halt nur der anti-apple-hype, der apple im fokus stehen lässt… die anderen firmen interessiert halt niemand so stark. jedes globale (aktien)unternehmen ist angehalten, all diese möglchkeiten zu nutzen. sollte das ein ceo oder cfo nicht tun und somit milliarden verschenken, dann können sie sich einen neuen job suchen.
    und das thema arbeitsbedingungen sollte langsam ausgelutscht sein, denn auch der letzte sollte gemerkt haben, dass die techbranche noch gleichen standards produziert und andere branchen einen weit weit schlechteren standard haben (zb textil). auch hier steht halt apple nur im fokus, weil es klicks, leser oder zuschauer bringt… marke xy interessiert halt nicht.
    apple wird jedoch vorgeworfen eine besondere verantwortung zu haben und es besser machen zu müssen als andere, weil sie eben so erfolgreich sind. das kann man so sehen, was aber noch keine grund für das nervige bashing ist, sobald der name apple irgendwo auftaucht.

    dass apple die ersten 3 monate nicht zahlt, ist nicht schön, aber andere zahlen halt immer wenig… nicht nur in den ersten 3 monaten, zb spotify durch die ganzen nicht-zahler. nicht umsonst sind dort viele künstler nicht am start. wenigstens versucht apple nicht durch ein dauerhaftes gratis-angebot den streaming markt kaputt zu machen, bei dem die künstler erst recht kein geld bekommen würden. sobald die 3 monate überstanden sind, zahlt apple sogar mehr als viele andere dienste… erst recht mehr als spotify für seine dauerhaften gratis-nutzer zahlt.

    und natürlich hat apple das streaming nicht verschlafen. und auch das schlechtreden von musik-abos ist verständlich, denn apple ist der größte musik-verkäufer und geht jetzt gezwungenermaßen in den streaming-markt. freiwillig bzw frühzeitig haben die das halt nicht gemacht, weil sich mit streaming weit weniger geld verdienen lässt.

  14. eisenheim says:

    @Orbis: labbere kein Scheiss! Ich finde bei iTunes immer wieder sehr unbekannte Bands. Bei iTunes kann jeder Musiker seine Musik hochladen. Und Adele ist auch vorhanden. Also bitte, bitch please!

  15. @eisenheim: Lern lesen und schreiben!
    Es geht um den Streaming-Dienst Apple Music und nicht um iTunes. Und da fehlen nicht nur Mainstream-Musiker wie Adele, sondern auch die Independent-Labels.

  16. Themen wie Arbeitsbedingungen und faire Löhne sollten nie ausgelutscht sein, das muss man so lange anprangern bis sich etwas verbessert. Diesen Deal finde ich allerdings total okay. Es zwingt sie absolut niemand bei Appple präsent zu sein. Das sind drei Monate und dafür bekommt man später 70 Prozent, was ja anscheinend über dem Schnitt liegt. Es hält sie niemand davon ab, erst später einzusteigen und dann eventuell eine niedrigere Beteiligung zu kriegen oder es ganz zu lassen. Ohne BWLer zu sein, sollte es doch wohl auf der Hand liegen, dass man den höheren Satz abgreift. Es sind nur fucking drei Monate. Beides geht halt nicht.

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