Unity: Und da ist der Rückzieher

Unity hat vor über einer Woche eine neue Gebührenpolitik angekündigt, die auf sehr starke Ablehnung gestoßen ist. Das Hauptproblem war, dass eine so große Änderung rückwirkend und innerhalb weniger Monate eingeführt wurde. Als Reaktion auf die heftige Kritik entschuldigte sich Marc Whitten, Teamleiter Unity Create, in einem Blog. Hier sind die Änderungen:

  • Der Unity Personal Plan bleibt kostenlos und Spiele mit einem Umsatz von weniger als 200.000 US-Dollar werden nicht mit Gebühren belegt, vorher waren es 100.000 US-Dollar.
  • Für die anderen Pläne, Unity Pro und Enterprise, gelten die neuen Gebühren erst ab der nächsten LTS-Version, die 2024 erscheinen wird.
  • Die Umsatzbeteiligung wird auf 2,5 % oder eine Gebühr, die auf der Grundlage der neuen monatlichen Installationen berechnet wird, gesenkt, je nachdem, welcher Betrag niedriger ist.
  • Die Daten werden von den Entwicklern/Studios selbst übermittelt und nicht automatisch von Unity erfasst.
  • Das Logo „Made with Unity“ muss nicht mehr verwendet werden.

Es ist schon seltsam, dass dieser Rückzug so dramatisch ausfällt, hatte man bei Unity wirklich erwartet, dass eine solche Änderung kein Problem sein würde? Die jetzigen Änderungen sind so weit alle gut und sinnvoll, vielleicht ist das Modell auch ein besseres, wenn es richtig umgesetzt wird. Aber das Vertrauen ist verloren. Die vorherigen Änderungen waren zu dramatisch, zu kurz und schlecht kommuniziert, dieses Vertrauen kann Unity nicht so einfach zurückgewinnen, besonders da die Kunden primär im professionellen Umfeld unterwegs sind, in dem Beständigkeit und Planbarkeit essenziell sind. Aber es wird zumindest dafür sorgen, dass Unity weniger Entwickler verliert.

Die bisherige Regelung verlangte von Entwicklern, ab einer bestimmten Installationsanzahl ihres Spiels Gebühren zu entrichten. Das löste einen regelrechten Sturm in den sozialen Netzwerken aus und sorgte für erhebliche Unruhe unter Indie-Entwicklern. Insbesondere kleinere Entwicklerteams, die oft unter Budgetbeschränkungen leiden, fühlten sich finanziell in die Enge getrieben und kündigten an, die Entwicklung von Unity-Spielen einzustellen. Die Kontroverse wurde nicht besser, als schon einen Tag später Berichte aufkamen, dass John Riccitiello, der CEO von Unity und ehemals bei EA, unmittelbar vor der Regelungsankündigung einen signifikanten Aktienanteil des Unternehmens veräußert hatte. Spekulationen über Insiderhandel waren da vorprogrammiert. Der jetzige Rückzug geht Gerüchten zufolge von Nintendo und miHoYo aus, die die Änderungen ablehnten.

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Als ehrenamtlicher First-Level-Support und quasi Apple-Jünger, der gerne seine Lebenszeit in Tech-Blogs verbrennt, stehe ich auch gerne für hitzige Diskussionen zur Verfügung.

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12 Kommentare

  1. Glaube nicht, dass diese Kehrtwende den „Verlust von Entwicklern“ wirklich nennenswert abschwächen wird. Eventuell von bestehenden, aber nicht von zukünftigen. Wenn ich ein Spiele Entwickler wäre, der jetzt gerade ein neues Spiel plant, würde ich garantiert nicht auf Unity setzen.

    Und diese Aktion ist eh nur Typ „We’re sorry cause we got caught“, wirklich Leid tun tut denen das garantiert nicht.

    • > Wenn ich ein Spiele Entwickler wäre, der jetzt gerade ein neues Spiel plant, würde ich garantiert nicht auf Unity setzen.

      Unity ist halt am einfachsten einzusetzen und viele kennen es schon in- und auswendig und haben eine große Codebase.
      Jetzt auf UE oder gar OpenSource zu wechseln wird zusätzliche Ressourcen benötigen.

  2. Wie kommt es eigentlich, dass man einen EA-Manager aufgenommen hat, der schon vorher durch sein absurd inkompetentes Verhalten aufgefallen ist? Wieso konnte der sich dann auch noch mit derartig praxisfernen (und in vielen Ländern illegalen) Änderungen durchsetzen?

    Scheinbar reicht für die Position als Manager unermessliche Gier und absolute Ignoranz bereits als Praxiserfahrung aus. Die Mitarbeiter von Unity haben ihn gewarnt und wahrscheinlich wären viele besser für seinen Job geeignet.

    So oder so: Unity ist tot! Einen derartigen Vertrauensbruch kann man nicht mehr zurücknehmen. Neue Projekte mit Unity zu beginnen ist quasi keine Option mehr für Entwickler. Es ist nicht möglich nachträglich die Engine einfach so zu wechseln. Es kommt einer Neuentwicklung gleich, mal davon abgesehen dass man sich erst langwierig in eine Engine einarbeiten muss. Kein erfahrener Entwickler geht solche Risiken ein.

    • Und was machen die, die sich intensiv in Unity eingearbeitet haben und ihre eigenen Zusätze dafür geschrieben haben, um exakt die Spiele zu entwickeln, die sie entwickeln? Zusätze und Systeme, die bei einer neuen Engine auch erst wieder entwickelt werden müssten?

      Wenn dein Vermieter sagt, ab morgen will er für jedes Haustür öffnen 20 Cent, du bekomsmt Panik, dann stellt sich raus, dass darf er gar nicht und setzt er deshalb doch nicht so durch, erhöht aber die Miete um 100 Euro… ziehst du dann aus? Obwohl du den Garten schön gemacht oder die schick eingerichtet hast? Selbst wenn du willst, müsstest du eine Wohnung finden, Besichtigungen mit weiteren 50 leuten mitmachen (jedenfalls bei uns), den Umzug bezahlen und dich an eine neue Gegend gewöhnen… tust du das, nur weil du deinem Vermieter nicht mehr traust und 100 Euro mehr zahlen sollt?

      • Würdest du dann anderen Empfehlen ein Haus bei dem Vermieter zu mieten?

        Darum gehts doch und nicht ob schon etablierte Entwickler weitermachen ode nicht.
        Mal davon abgesehen das ja genau das einige angekündigt haben.

      • Genau das ist doch der Grund warum Unity nun ein großes Risiko geworden ist und neue Projekte auf anderer Technik aufgestellt werde müssen. Ja, es ist viel Aufwand damit verknüpft. Das ist das Berufsrisiko das IT’ler immer betrifft, ganz besonders Entwickler. Es kann immer passieren, dass man nach jahrelanger Spezialisierung trotzdem umsteigen muss. Besonders Webentwickler können davon ein Lied singen.

        Der Unterschied ist aber, dass bei einem neuen Projekt dieser enorme Aufwand kalkulierbar und planbar ist. Mitarbeiter können gezielt umgeschult werden. Es können zudem längere Test- und Prototypphasen eingeplant werden. Sollte Unity dagegen mitten in einem laufenden Projekt wieder umschwenken, wäre das eine Katastrophe. Besonders wenn es wieder um rückwirkende Änderungen geht oder noch nicht veröffentlichte Titel betrifft.

        Unity hat sich durch diesen Manager als untragbares Risiko herausgestellt.

      • Ich würde nicht sofort ausziehen, mich aber wohl mal umgucken und wenn sich was ändert, man zieht mit dem Weibchen zusammen oder so, diesen Vermieter zukünftig meiden.

        Heute sind es 100€, morgen sind es weiter 100€, übermorgen 300€ mehr wegen ner neuen Tür und in drei Tagen versucht er es nochmal mit der Türöffnungsgebühr, nennt sie nur anders.

        Und genau so werden es Unityentwickler machen. Bestehende Pro0jekte wird man so lassen aber man wird langsam hingehen, und seine Anpassungen usw in andere Engines portieren und bei neuen Projekten umsteigen. Evtl wenn alles steht ggf sogar bestehende Projekte umschwenken, wenn es sich finanziel lohnt.

  3. Klassische Enshittification

  4. naja vor allem kleine Entwickler hat diese Ankündigung zu sehr in Stress gesetzt ich glaube weiter in unity entwickeln werden die nur wenn sie es wirklich müssen.

  5. Ich bin gerade mein nächstes Spiel am konzeptionell am erstellen und habe von Unity auf Godot gewechselt. Mein Vertrauen ist komplett geschwunden und kommt auch nicht mehr zurück. Ich habe sogar über Unreal nachgedacht und habe es lediglich nicht genommen, da ich hauptsächlich 2D nutze. So stecke ich lieber monatlich etwas in Godot rein.

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