Selbstmord: Günter Freiherr von Gravenreuth ist tot
Rechtsanwalt Gravenreuth sollte in der Szene eigentlich jeder kennen, oder? Gerade kam die Info, dass sich der Münchner Anwalt, bekannt geworden durch Abmahnungen im IT-Bereich, selbst erschossen hat. Erst wollte ich den Gerüchten bei Twitter, Gulli & Co nicht glauben, doch ich selber kenne Menschen aus „der Szene“, die mir eben definitiv bestätigten, dass er sich erschossen hat (nein, ich darf keine Namen nennen). Kein Fake. Definitiv Selbstmord. Ob es an der vor kurzem stattgefundenen Verurteilung gelegen hat? Übrigens: Freudige Kommentare werde ich löschen. Abmahnungen hin oder her – es handelt sich immer noch um ein Leben…
Update: Michl schreibt folgendes in den Kommentaren: “Finanzprobleme, die nicht ausgestandene Strafsache, der Verdacht auf Krebs – letztlich aber schwere Beziehungsprobleme und der Entzug seines sozialen Umfeldes, sind laut seinen letzten Worten die Hintergründe”
Ich würde den Zwinker-Smilie aus dem Beitrag entfernen. Bei einer Todesmeldung sind Smilies jeglicher Art irgendwie fehl am Platz…
Recht hast du.
Nein, Selbstmord ist definitv keine „befriedigende“ Lösung, nicht einmal für den „public enemy“ der Online-Szene. Vielmehr ärgert es mich, stellvetretend für seine „Abmahn-Opfer“, jetzt nicht mehr so etwas wie Genugtuung für ergangene Urteile zu erlangen, die u.U. ebenfalls Exitenzen gekostet haben. Außerdem werden für jeden „rollenden Kopf“ 7 Köpfe nachwachsen.
Mein Beileid den Angehörigen. Sofern noch vorhanden.
Ich kann es kaum glauben: Er gehörte trotz allem doch schon seit fast 30 Jahren zur Branche dazu. So kann es also Enden.
Heiko
Jetzt kann er dem Teufel seine Briefchen schreiben. Aber ich schätze, der fackelt nicht lange.
Ich kannte ihn persönlich von einigen RADWAR-Partys und anderen C64-Partys und Meetings. Vieles was er (vorallem nach der 64er/Amiga-Zeit) getan hat, war sicher mehr als bedenklich. Er selber als Person war aber weder „bedrohlich“, „der Anwalt des Schreckens“ noch ein wirklicher „Unsympath“, wie derzeit häufig zu lesen ist. Das sind Interpretationen aus seinen Handlungen, die ich sicher auch nicht beschwichtigen will. Der Mensch den ich kennengelernt habe war ein anderer.
R.I.P Günni – Ich hätte mich lieber aufgrund eines anderen Anlasses an die gute alte Zeit erinnert.
Wer ihn nicht kannte, findet hier zwei Links zu einer Gesprächrunde in der Sendung „Highscore“. Alte Szenemitglieder werden im Publikum viele bekannte Gesichter der C64-Szene sehen und natürlich Markus Wiederstein in der Runde.
http://www.youtube.com/watch?v=UCxz-V-WYTI
http://www.youtube.com/watch?v=G6nTR148JfE
@Guido – thx for the linx
In früherer Zeit war der Freitod ein Eingeständnis des Scheiterns. Vielleicht auch die Erkenntnis, wesentliche Dinge des Lebens wirklich ganz falsch angepackt zu haben. Es zeugte von Ehre, diese finale Handlung durchzuführen.
Aber wir können nur über die Gründe spekulieren.
@Jürgen Hugo
Ich finde nicht dass Verbrecher ein starkes Wort ist. Er wurde schließlich verurteilt. Wenn man sich die ganzen Presseberichte mal durchliest ….
Naja – eine Zierde seines Berufsstandes war der sicher nicht. Ich finde, hier ist der Gesetzgeber gefordert. Er ist/war ja mit seiner „Masche“ nicht alleine.
Urheberrecht hin oder her – für den „Normalmenschen“ ist eben ein Unterschied, ob einer wertvolles geistiges Eigentum (Patente, komplizierte Software etc.) stiehlt, kopiert oder sonstwas – oder ob der Caschy ein Foto von einer Wurst, das ein anderer gemacht hat benutzt.
Diese „Abmahn“wälte wollen ja nicht dem Recht zur Genüge helfen, sondern für sich „Kohle abzocken“. Indem sie überlegenes Wissen über Gesetze (und deren evtl. Schwachpunkte) ausnutzen. Und da wird ja mit ungleichen Karten gespielt.
Das ist doch so ähnlich, als ob ich ein Computerspiel, das ich kenne, gegen einen Analphabeten spiele, der das noch nie gemacht hat. Ich kenne das Spiel, ich kann die Regeln (und die Cheats…) nachlesen – DER kann das alles nicht. Ich bin also gnadenlos im Vorteil – wer wird da wohl gewinnen…
Die bei der „taz“ konnten aber lesen…
Tja, die waren Gründe werden wir nie erfahren, sind in dem Fall sicher auch nicht so wichtig. Mein Mitgefühl seinen Angehörigen.
Er war sicher nicht unumstritten, doch wie es bei allen großen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist: Nach ihrem Ableben wird darüber nur noch wenig geredet, noch weniger allerdings über das was sie gutes getan haben …
Stefan
http://www.hasengrill.net
Was der alles „gutes“ getan hat – das kann man aber sicher auf einen ganz kleinen Zettel schreiben…
@ Caschy
OT – aber: Alles Gute und Glückwunsch zum „wieder ein Jahr älter“.
Bei der Gelegenheit auch danke für dieses Blog, in dem ich seit rund einem Jahr gern und mehr oder weniger regelmäßig mitlese.
Das ist doch der, der Links zu anderen Servern in Frage gestellt hat und damit Geld machen wollte.
Ich finds einfach nur feige sich vor seiner Strafe zu drücken.
Immer nur den einfachen Weg gehen und seine Macht missbrauchen.
So kanns gehen, und bei Saddam Hussein hat auch keiner gesagt: Das ist doch auch ein Mensch!
Im Jahr 2005 haben in der EU ca. 58.000 Menschen Suizid begangen, davon 10.260 in Deutschland.
Ich sehe keinen Grund, warum ich dem Suizid von GvG einen höheren Stellenwert beimessen sollte als den anderen.
@Grainger: Jeder Selbstmord ist tragisch. Aber solche von Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, verursachen naturgemäß mehr Aufmerksamkeit.
Und GvG „kennt“ man doch schon fast 30 Jahre lang…
Heiko
Für die Familienangehörigen tut es mir natürlich auch leid. Aber als Ehemals Betroffener seiner Betrügerischen Machenschaften hält sich meine Persönliche Trauer sehr in Grenzen.
Ein Mensch bleibt ein Mensch
Das muss man sich erstmal vorstellen dass einen Menschen seine eigenen Wertvorstellungen oder eben das Platzen derer in den Selbstmord treibt. DAS bedeutet Mut – oder etwa totale Verzweiflung???