Reform des Jugendschutzgesetzes verabschiedet: „FIFA“ und Co. bald ab 18 Jahren?

Bild: Bill Oxford / Unsplash

Hier bin ich etwas spät dran mit meiner Berichterstattung, will das Thema aber, auch aus persönlichem Interesse, nicht unterschlagen: Der Bundestag hat eine Reform des Jugendschutzgesetzes verabschiedet. Die Konsequenzen könnten weitreichend sein. Denn Kinder und Jugendliche sollen besser geschützt werden. Erweiterte Schutzmaßnahmen sollen auch Computer- und Videospiele betreffen. So könnten Titel mit Lootboxen und ähnlichen Elementen bald eine Altersfreigabe ab 18 Jahren erhalten. Betroffen wären dann auch Spiele wie z. B. „FIFA 21“.

Wie der Spiegel aufgegriffen hat, sollen „glücksspielähnliche Mechanismen“ deutlich strenger reguliert werden. Ehrlich gesagt, begrüße ich das sehr. Betroffen wären da sicherlich auch Titel wie „Coin Master“, die sich gezielt mit ihrem Design und dem Marketing an Kinder richten, um ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen. Dass sich Mikrotransaktionen und Lootboxen negativ auf das Game Design auswirken und Kinder und Jugendliche negativ beeinflussen können, habe ich in meiner zweiteiligen Artikelserie „Game Over“ (hier und hier) ebenfalls kritisiert.

Aktuell ist aber noch offen, wie sich die neuen Beschlüsse in der Praxis auswirken werden. Die Anwältin Julia Maris nimmt an, dass Spiele und andere Apps mit Lootboxen oder ähnlichen Systemen in Zukunft automatisch eine USK-Freigabe „Ab 18 Jahren“ erhalten werden, selbst wenn sie sonst für Kinder harmlos wären. Ein Titel wie das eingangs erwähnte „FIFA 21“ wäre denn also nur noch für Erwachsene freigegeben.

Zusätzlich will man sich an den USA orientieren: Dort prangen auf den Rückseiten der Spieleverpackungen kleine Symbole und Erklärungen, die auf kontroverse Inhalte in Spielen hinweisen – etwa Gewalt, Drogen oder Nacktheit. So etwas ist auch für Deutschland geplant. Auch wenn das Gesetz aber nun vom Bundestag verabschiedet worden ist, muss es noch durch den Bundesrat bestätigt werden. Dann könnte es noch in diesem Frühjahr in Kraft treten. Neben dem Schutz vor Kostenfallen geht es auch darum, Kinder und Jugendliche vor Belästigung zu schützen – etwa in In-Game-Chats oder auch sozialen Netzwerken.

Ziel ist es, das sogenannte Cybergrooming zu verhindern. Dabei kontaktieren Erwachsene Minderjährige – oftmals unter falschen Angaben. Häufig versuchen sie sich dann auch im realen Leben mit den Kindern und Jugendlichen zu treffen, um sie zu missbrauchen.

Doch es gibt auch Kritik an der Reform bzw. an einzelnen Punkten. Etwa bemängelt die Bitkom-Geschäftsführerin Susanne Dehmel, dass es „unklare Definitionen und Rechtsbegriffe“ gebe, woraus sich widersprechende Pflichten und Aufsichtsstrukturen entstünden. Denn eigentlich sind die Landesmedienanstalten dafür verantwortlich, den Jugendschutz im Internet zu kontrollieren. Allerdings ist nun vorgesehen die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zur Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz aufzuwerten. Da könnte es ein Chaos dabei geben, wer nun wofür zuständig ist.

Zudem wird bemängelt, dass es an eindeutigen Abgrenzungen zu bereits geltenden Vorschriften gebe – etwa zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, der EU-Datenschutzgrundverordnung, dem Beschwerderecht des NetzDG und dem Telemediengesetz. Auch da soll es also wohl Überschneidungen und Unsicherheiten geben. Wie zu erwarten gewesen ist, sind auch die Spielepublisher kritisch und bemängeln viele Unklarheiten.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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14 Kommentare

  1. Interessant dazu ist die Sendung vom Böhmermann zu Coin Master.
    https://www.youtube.com/watch?v=hTeTjx4k9jQ
    tldw: Glücksspiel gegen Geld ist für Minderjährige verboten, „Simulation“ von Glückssspiel gegen Geld ist es nicht, obwohl es im Prinzip keinen Unterschied macht. Da kann gerne per Gesetz nachgebessert werden.

    • Relevanter Unterschied zw. Glücksspiel und simuliertem Glücksspiel: bei zweiterem kann man echtes Geld investieren, aber kein echtes Geld gewinnen. 🙂

      • Vermutlich ist der Gesetzgeber davon ausgegangen, dass das Suchtpotential bei Gewinnaussicht auf reales Geld größer ist. So einfach scheint es ja nicht zu sein.

    • Ich kann mich daran erinnern, dass die Berliner Kasperlefiguren getönt haben, etwas gegen Glücksspiel unternehmen zu wollen…….
      Jeden Tag Werbung eines abgehalferten Technotyps sprechen da eine andere Sprache. Und die Zahl der sogen. Internetwettbüros, die eine Zeitlang genau so inflationär aus dem Boden geschossen sind wie jetzt die „Barbershops“ (bei uns bspw. 6 auf 1km) ist auch eher mehr statt weniger geworden.
      Wie wäre es mal damit, die Eltern in die Pflicht zu nehmen, ihre Kids vernünftig zu erziehen……
      Stattdessen bejubelt man solche Schnellschüsse und bejammert, dass man bei Streamingdiensten VOD zukaufen kann und die tollen Kids so dafür sorgen, dass Papi Überstunden machen muss und so eine Ausrede hat, warum andere seine Versäumnisse ausbügeln sollen.

      • Man kann ja von unseren Regierungsvertretern halten was man will…

        In diesem Fall, finde ich, sind das nötige Anpassungen und keinesfalls Schnellschüsse.

        Die Eltern in die Pflicht nehmen?
        Da erwartest du eindeutig zu viel.

        Kinder bekommen kann nahezu jeder.
        Dabei ist es völlig egal, ob man auch in der Lage ist diese dann auch vernünftig zu erziehen.

        Vielen Eltern ist leider nicht bewusst womit ihre Kinder Zeit verbringen.
        Ob es nun schlichtes Desinteresse ist oder sie unfähig/unwissend sind lasse ich mal dahingestellt.
        Und das ist oft unabhängig vom Bildungsstand.

        Meiner Meinung nach sollten generell Systeme in Spielen bei denen man für Vorteile echtes Geld bezahlen muss verboten werden.

  2. Ich würde das auch begrüßen. Ich bin zwar alt genug um damit umgehen zu können und habe in so einem Mist noch nie investiert.

    Aber gibt begnügend jüngere die es gar nicht mehr anders kennen und damit aufwachsen.

    FIFA ist seit ein paar Jahren total uninteressant geworden, da sich nur noch auf FUT konzentriert wird. Der Karrieremodus wird nicht mehr verbessert.

    • Siehe dazu auch dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=DsfiCK2W3Rc

      Dort spielt einer die aktuell beliebten Mobile-Games und liest sich die Bewertungen durch. Eine der Bewertungen lautet sinngemäß „Klar kann man Geld ausgeben um schneller voranzukommen aber in welchem Spiel ist das nicht so?“. Da blutet einem das Gamerherz.

      • „Klar kann man Geld ausgeben um schneller voranzukommen aber in welchem Spiel ist das nicht so?“

        Was iat denn da schief gelaufen? Man sieht so Kandidaten häufig bei ebay, wenn die ihre Konsole samt Games verkaufen. Fifa ist immer dabei. Dann noch sowas wie Battlefield. Noch nie ein Persona 5 oder life is strange mit einer Konsole zum Verkauf gesehen.

  3. Wo ist das Problem die Lootboxen aus Spielen zu entfernen?
    Richtig, es gibt kein Problem.
    Endlich könnte der Seuche Lootboxen ein Tuegel vorgeschoben werden.

  4. Würde ich unterstützen, das ganze Thema Lootboxen empfinde ich bei FIFA als sehr nervig.

  5. Das kann nur der erste klitze kleine Schritt sein. Das wahre Problem sind Eltern die sich einfach Null darum scheren was ihre Kinder im Netz treiben. Da hilft auch keine Altersempfehlung ab 40. Es MUSS Verbote und Sanktionen hageln. Auf was anderes hören die Blutsauger eh nicht.

  6. Sowas ab 18 zu machen ist die einzig richtige Entscheidung. Da gibt es gar keine Diskussion.
    Echtes Glücksspiel ist teils sogar verboten und in Spielen ist es einfach so erlaubt, selbst in ab 6 oder ab 12 Spielen.

  7. Ehrlich gesagt finde ich diese seit Jahren stattfindende Entwicklung sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene negativ. Früher kaufte man sich ein Spiel, zahlte also Geld für eine Leistung. Heute wird man nach dem Kauf ständig durch weitere Kommerzialisierung genervt, sei es durch Loot, in-game Shops oder DLC, die gerade mal als minor Update durchgehen würden. Das erhöht doch nicht die Zufriedenheit mit der Kaufentscheidung, im Gegenteil. Man stelle sich vor, man kauft ein Auto, mit dem man im Sommer nach Italien fahren will. Das Auto kann aber maximal 40 KM/h fahren. Damit kommt man grundsätzlich irgendwann in Italien an. Aber wenn man es schneller haben will, hat man durch den Kauf von Lootboxen die Chance auf eine höhere Geschwindigkeit. Wenn man Pech hat, werden aber auch nur zusätzliche Radiosender freigeschalten oder die Sitzheizung kann ab sofort länger als fünf Minuten genutzt werden. Also ich würde so ein Auto wohl nicht mehr kaufen.

  8. Finde ich richtig, das Resultat wird halt sein das EA einknicken wird und ne gute Begründung hat um die Spiele dann in der Standart Version wie Sony für 79 Euro zu verkaufen statt für 59 Euro ^^
    Denke aber das Konsolen Spiele eher das kleine Üble ist, das mit Lootboxen gerade bei Apps mehr geht.

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