„Like a Dragon: Gaiden“ im Test

In dieser Woche is das neue Spiel „Like a Dragon: Gaiden“ erschienen. Der vollständige Titel lautet eigentlich „Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name“. So verrät man da auch schon Fans der Reihe, worum es geht: Denn der ehemalige Franchise-Protagonist Kazuma Kiryu kehrt zurück. Ich bin seit „Yakuza 3“ enormer Fan der Marke und habe mir somit natürlich auch den neuesten Ableger für euch angeschaut.

Eigentlich begann „Like a Dragon: Gaiden“ als DLC, wurde dann aber zu einem kompletten Spiel ausgebaut. Das hat allerdings Konsequenzen: Mit rund 15 Stunden Spielzeit für die Hauptquest ist der Titel kürzer, als sonst von der Reihe gewohnt – in „Yakuza 7: Like a Dragon“ konnte man etwa gute 40 Stunden – nur für die Hauptgeschichte. Doch aus der knackigeren Länge ergibt sich auch ein Vorteil. So ist die Hauptgeschichte geraffter erzählt und mit weniger irren Twists bestückt, als etwa bei „Yakuza 6: Song of Life“.

Solltet ihr bisher keinen Kontakt zu „Like a Dragon“ (ehemals „Yakuza“) gehabt haben: Grundsätzlich nutzen die Titel ein Semi-Open-World-Setting in Japan, in diesem Fall Stadtteile Osakas und Yokohamas. Ihr könnt dabei sowohl die dramatische Hauptgeschichte verfolgen, die euch mit storylastigen Sequenzen bombardiert und in actionreiche Echtzeit-Prügeleien wirft, oder auf eigene Faust die Umgebung erkunden. Letzteres wird schnell zum Highlight. Denn ihr dürft euch Mini-Spielen wie Billard, Blackjack, Arena-Faustkämpfen und vielem mehr widmen.

Dazu gesellen sich auch hier abgedrehte Nebenmissionen, welche mit viel japanischem Humor die Ernsthaftigkeit der Hauptgeschichte ausgleichen. Allerdings ist zu beachten, dass es zum Launch in „Like a Dragon: Gaiden“ nur japanische Sprachausgabe gibt. Eine englischsprachige Vertonung will man später per Update nachreichen. Englische und auch deutsche Untertitel gibt es allerdings. Ich selbst bevorzuge jedoch tatsächlich die japanischen Sprecher und lese gerne mit, denn die ausdrucksstarke und über Jahre lieb gewonnene Stimme von Kazuma Kiryu, gesprochen von Takaya Kuroda, möchte ich nicht missen.

Wichtig: Solltet ihr (wie ich) bereits Fans von „Yakuza“ / „Like a Dragon“ sein, dann bietet euch „Like a Dragon: Gaiden“ tollen Nachschlag, wie man ihn sich wünscht: Die Hauptgeschichte ist wie immer spanennd, auch wenn man das Ende ja gewissermaßen kennt – Kazuma wird wie Ichiban nach Hawaii reisen und in „Like a Dragon: Infinite Wealth“ eine tragende Rolle spielen. Aber die Story um seine erneuten, unfreiwilligen Verwicklungen in die organisierte Kriminalität, bei der es ihm in erster Linie um den Schutz seiner Freunde und Vertrauten geht, unterhält bestens.

Zumal Kazuma mit seiner stoischen Art der perfekte Gegenpol zur ab und an verrückten Welt von „Like a Dragon: Gaiden“ ist. Untergetaucht und unter falschem Namen, versucht der ehemalige Gangster dabei nicht aufzufallen, doch da er bekannt ist wie ein bunter Hund, erkennt ihn im Grunde jedermann wieder. Das führt durchaus zu amüsanten Situationen. Zumal ihr Kazuma mit unterschiedlicher Kleidung ausstatten könnt und die möglichen Ergebnisse zeigen, dass sich das Spiel selbst nicht allzu ernst nimmt.

Allerdings gibt es auch Kritikpunkte: Die Spielzeit zähle ich, wie erwähnt, nicht dazu. Zumal ihr immer noch sehr viel Zeit mit Nebenaufgaben und Aktivitäten verbringen könnt. Für 49,99 Euro bekommt ihr hier jedenfalls viel Spiel geboten. Eher ist es so, dass „Like a Dragon: Gaiden“ für viele Déjà-vus sorgt. So kommen einem etwa die Nebenaktivitäten alle sehr bekannt vor, wenn man die Vorgänger gespielt hat. Und auch wenn es immer noch Spaß macht in der Arena Kämpfe auszufechten, beim Billard zu taktieren oder in den Cabaret-Clubs Frauen zu becircen, kommt im Grunde kein neuer Gameplay-Dreh hinein.

Wobei: Die Mechaniken der Cabaret-Clubs haben sich nicht geändert: Ihr plaudert mit einer Begleiterin und versucht ihre Interessen herauszufinden und ihr nach dem Mund zu reden. Allerdings findet das Ganze nun in Form von Videosequenzen mit echten Schauspielerinnen statt. Solche Elemente testete man ja auch schon für „Yakuza 6: The Song of Life“ in Form des Videochat-Minispiels. Hieran werden sich sicherlich die Geister scheiden: Ich fand die Aktivität immer noch kurzweilig, bin aber sicher, dass ich fragende Blicke meiner Partnerin geerntet hätte, wäre sie bei diesem Abschnitt zufällig ins Zimmer gekommen.

Kazuma kann außerhalb solcher Zerstreuungen weiterhin auf verschiedene Kampfstile zugreifen. Neu ist dabei der Agenten-Stil, der dann das einzige echte Element ist, dass doch frischen Wind mitbringt. So kann Kazuma dadurch auf allerlei Gadgets zurückgreifen, um etwa Drohnen gegen die Feinde zu senden oder mit anderer Technik die Feinde zu überraschen. Dies macht sehr viel Spaß. Zu sagen ist dabei, dass es im Übrigen an den Konsolen keine unterschiedlichen Grafikmodi gibt. Getestet habe ich das Game an der Xbox Series X. HDR wird immerhin unterstützt, kann aber auch im Spielmenü deaktiviert werden.

Technisch waren die Spiele der Reihe „Like a Dragon“ noch nie komplette Überflieger, punkten aber mit sehr sauberen Charakteranimationen und detaillierter Gestik und Mimik sowie einer lebendig gestalteten Spielwelt mit vielen Details – schaut euch etwa nur mal die Supermarktregale an. Genau das ist auch wieder bei „Like a Dragon: Gaiden“ der Fall. Auch die Soundkulisse spielt wieder auf hohem Niveau. Und ja, ihr könnt auch wieder dem Karaoke nachgehen.

Mein Fazit? „Like a Dragon: Gaiden“ ist nicht unbedingt der beste Neueinstieg, da der Titel direkt an die Geschichte von „Yakuza 6: Song of Life“ anknüpft und zu „Like a Dragon: Infinite Wealth“ überleitet. Wer aber Fan der Reihe ist, sollte sich den Titel unbedingt anschauen, der wie gewohnt mit alten Stärken überaus unterhaltsam die Zeit vertreibt – ohne moralischen Zeigefinger, wie er auch in Games bedauerlicherweise immer häufiger zu finden ist. Der Preis ist für den gebotenen Umfang schon zum Launch sehr fair, sodass ihr in jedem Fall bei der Plattform eurer Fall zuschlagen könnt. Verfügbar ist „Like a Dragon: Gaiden“ für die PlayStation 4 und 5, Xbox One, Xbox Series X|S und Windows-PCs.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Das Spiel ist übrigens auf PC und Xbox via Game Pass verfügbar.

  2. Klingt nach: meh

    • André Westphal says:

      Nah, das Spiel ist toll, aber es ist nichts für „Like A Dragon“-Neueinsteiger aus meiner Sicht.

  3. läuft das Spiel auf der Ps5 mit 60Fps? Und dabei ruckelfrei. Ich frage, weil Like a Dragon Ishin doch manchmal arge Schwierigkeiten hatte die 60fps zu halten.

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