Apple iPhone 12 Mini ausprobiert – Klein, aber oho!
Apple hat in diesem Jahr nicht nur ein normales und zwei Pro-Modelle vorgestellt, sondern kommt dieses Mal mit gleich insgesamt vier iPhones um die Ecke. Auch ein Mini ist dabei. Man bedient damit alle diejenigen Nutzer, die auf „kleine und kompakte“ Smartphones stehen.
In den vergangenen Jahren wurden Smartphones immer größer. Wer kompakter wollte, musste teilweise mit sehr schwacher Hardware oder irgendwelchen anderen Schwächen vorlieb nehmen. Sony produzierte mit der Z-Compact-Serie lange Zeit gute und kleine Smartphones. Nun kommt ausgerechnet Apple daher, die nach dem iPhone 5S ebenfalls den Weg in die größeren Gefilde einschlugen. Ich habe mal einen Blick auf das kleine Gerät geworfen.
Apple packt genau wie bei den größeren iPhones – Caschy schilderte bereits seine Erfahrungen mit dem iPhone 12 und 12 Pro – nur ein USB-C-Kabel und das Smartphone selbst in die Box. Warum, wieso und weshalb das nicht ganz zum Umweltgedanken passt, erwähnte er ebenfalls. Deshalb möchte ich das hier nicht schon wieder breittreten.
Das iPhone 12 Mini wirkt nach dem Auspacken unwirklich klein und ist mit 131,5 x 64,2 x 7,4 mm nur einen Hauch größer als das iPhone 5s oder iPhone SE (1st gen). Mit 135 Gramm ist es relativ leicht und liegt durch die Größe wirklich gut in der Hand. Das Design mit den kantigen Seiten sorgt für zusätzlich Griffigkeit. An den Platzierungen der Buttons und den Elementen im Rahmen hat sich nichts weiter getan. Rechts sitzt der Power-Button und links der Schalter zum Stummschalten, die Lautstärke-Tasten und der SIM-Einschub.
An der Unterseite haben der Lightning-Anschluss und der Lautsprecher ihren Platz gefunden. Der umlaufende Rahmen ist beim Mini übrigens nicht aus Edelstahl, wie bei der Pro-Serie, sondern aus Aluminium gefertigt worden. Das bringt Vorteile für das Gewicht, sieht aber – je nach persönlichem Geschmack – nicht ganz so edel aus.
Da der Rahmen aber mattiert ist, fallen hier keine Fingerabdrücke auf. Bei dem Edelstahlrahmen des Pro sieht man dann doch relativ fix Fingerabdrücke und Schmutz. Was mir beim Pro ebenfalls etwas besser gefällt, ist das Milchglas am Rücken. Beim Mini ist der Rücken klar und der Blick auf die Farbe wird nicht getrübt. Auch hier gilt natürlich: Es ist das schön, was persönlich am besten gefällt.
Im Gegensatz zu dem 4-Zoll-Display beim 5S bekommt man durch das randlose Design ein 5,4 Zoll (ca. 14 cm) großes Super Retina XDR Display mit einer Auflösung von 2340 x 1080 Pixeln unter. Das macht eine Pixeldichte von 476 ppi – wirklich scharf also. Der Bildschirm ist der gleiche, der auch im iPhone 12 genutzt wird und bietet HDR, einen P3-Farbbereich und eine maximale Helligkeit von 625 nits.
Genau wie beim iPhone 12 kann man nichts Schlechtes über das Panel sagen. Die Farben sind knackig aber nicht übersättigt. Es ist für mich persönlich ausreichend hell und bietet eine tolle Blickwinkel-Stabilität. Der eine oder andere vermisst sicher 90 Hz oder mehr, was mir persönlich nicht ganz so wichtig ist. Dennoch muss man sich die Frage stellen, warum Apple kein Pro-Motion verbaut. Wollte man nicht oder konnte man nicht, da nicht genug Produktionskapazität zur Verfügung stand? Werden wir wohl nicht beantworten können, im nächsten Jahr sollte Apple hier aufholen.
An der Oberseite des Panels sitzen die 12 Megapixel-Kamera und das Face-ID-System. Erstmals könnt ihr mit der Frontkamera den Night Mode nutzen, das ging bisher noch nicht.
Frontkamera:
Blende: ƒ/2.2
Min./Max. Belichtung: 1/48Ks / 1s
Min. ISO / Max. ISO: 23 / 2208
Brennweite: 24mm
Bildgröße: 4032 x 3024
Autofokus-Systeme: Keine
Blitz: Ja
Schaut man sich die Rückseite an, finden sich genau wie beim normalen iPhone 12 nicht drei, sondern zwei 12-Megapixel-Kameras. Eine Weitwinkel-Kamera mit einer Blende von f/1.6 und eine Ultraweitwinkel-Kamera mit einer Blende von f/2.4. Die Tele-Linse ist meiner Meinung nach nicht unbedingt nötigt. Wie sagt Caschy so schön? Der beste Zoom sind eh die eigenen Beine. So eine Ultraweitwinkel-Kamera ist vom Look her sowieso interessanter und man bekommt – wenn es benötigt – auch mehr aufs Bild.
Rückkamera:
Blende: ƒ/1.6
Min./Max. Belichtung: 1/71Ks / 1s
Min. ISO / Max. ISO: 33 / 5808
Brennweite: 26mm
Bildgröße: 4032 x 3024
Autofokus-Systeme: Kontrast, Phase
Blitz: Yes
—-
Rückseitige Ultra-Weitwinkelkamera:
Blende: ƒ/2.4
Min./Max. Belichtung: 1/45Ks / 1s
Min. ISO / Max. ISO: 24 / 2304
Brennweite: 13mm
Bildgröße: 4032 x 3024
Autofokus-Systeme: Keine
Blitz: Yes
Im Inneren des iPhone 12 Mini verrichtet der neue A14-Chip seine Arbeit. Das ist Apples erster Chip, der im 5-nm-Verfahren gefertigt wird. Mit dem SoC ist das 12 Mini wahrscheinlich locker für die nächsten vier oder fünf Jahre gerüstet und wird das Gros der Anwendungen locker wegputzen. Aktuell gibt es zumindest nichts, was den Chip ins Schwitzen bringen könnte.
Genau wie beim normalen iPhone 12 stehen auch dem Mini 4 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Auch das wird gut ausreichen. Auf so einem kleinen Gerät wird man ohnehin wenig Zeit mit umfangreichen Videoschnitt-Projekten verbringen, die RAM-Fresser wären. Aktuell macht das Verhalten des Systems auf dem iPhone 12 Mini jedenfalls eine Menge Spaß. Hier noch etwas für die Freunde der nackten Zahlen:
Das kleine Design und das große Display haben in Kombination mit der 5G-Antenne, die auch im iPhone 12 Mini wohnt, einen Nachteil: Es bleibt nicht mehr so viel Platz für den Akku übrig. Der ist kleiner als der vom iPhone 12 und kommt mit einer Kapazität von 2227 mAh daher. In meinem Test bin ich nicht ganz durch den Tag gekommen, nach nicht ganz vier Stunden Bildschirmzeit ist meist Ende – musste also schon vorm Zubettgehen an den Lader.
Wer den Energiesparmodus klug einsetzt oder gar nicht so viel am Smartphone hängt, schafft es sicher auch komplett durch den Tag. Am Ende steht und fällt die Laufzeit natürlich mit der Benutzung des Gerätes. Wer nur surft, textet und Social Media benutzt, wird länger damit auskommen als derjenige, der viel fotografiert, spielt oder häufig Videos aufzeichnet.
Ich erwähnte gerade das Thema 5G. Liegt bei mir hier theoretisch an – zumindest sagt das die Telekom-Karte. Ab und an hat das iPhone auch 5G angezeigt. Speedtests ergaben jedoch, dass ich damit oft nicht auf annähernd so gute Ergebnisse gekommen bin, wie mit LTE. Damit habe ich hier fast durchgehen 160 – 250 MBit anliegen. 5G war meist bei 80 – 100 MBit. Woran das liegt? Die 5G-Netz der Telekom ankert hier im Frequenzbereich von LTE und ist damit eigentlich kein „echtes 5G“. Das propagierte 5G ist entweder mmWave – was hierzulande gar nicht verfügbar ist und wofür das EU-Modell auch keine Antenne mitbringt – oder nutzt ein echtes 5G-Band etc. Damit kann man in Großstädten dann doch locker schnellere Datenverbindungen als 250 MBit erreichen. Geht bei mir aber nicht, weil der Ausbau hier einfach nicht vorhanden ist.
Wenn ihr sowieso in einem Bereich wohnt, wo 5G noch nicht vorhanden ist oder aktuell eh keinen Wert darauf legt, dann schaltet 5G hart in den Einstellungen aus. Warum? Der Auto-Modus des iPhone sucht nach 5G-Empfang und wechselt dann bei Bedarf dahin. Das verbraucht zusätzlichen Strom. Ihr könnt mit dem Ausschalten also die Akkulaufzeit verlängern. 5G ist aktuell mehr Hype als echter Mehrwert.
Kommen wir zur Kamera des iPhone 12 Mini. Theoretisch könnte ich nun einfach auf den Test von Caschy verweisen, der das Modul des 12 auseinandergenommen hat. Genau mit dem gleichen ist auch das Mini unterwegs. Die Hauptkamera des Smartphones ist wie schon erwähnt mit einer etwas offeneren Blende (f/1.6) als das iPhone 11 unterwegs. Das sorgt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis für eine etwas bessere Leistung bei schlechterem Licht, weil durch die größere Blende mehr Licht einfallen kann.
Dazu kommt, dass Smart HDR 3 nun etwas besser ist, als bisher und Deep Fusion auf allen Modulen funktioniert – die Technologie sorgt für mehr Details bei wenig Licht. Im Vergleich zum Vorjahres-iPhone sind die Änderungen nicht so massiv. Die Fotos sind ein wenig schärfer und die Verbesserungen im Smart HDR werden durch einen nicht ganz so deutlichen HDR-Effekt sichtbar. Die Bilder sehen einfach natürlicher aus, was mir sehr gut gefällt. Auch hier ist natürlich der persönliche Geschmack ein großes Thema. Der eine mag richtig krasses HDR wie bei Huawei-Geräten, der andere bevorzugt den natürlichen Look. (Hier gehts zum Lightroom-Album)
Generell sind die Fotos, die das iPhone 12 Mini produziert, sehr ansehnlich, natürlich und kommen mit einem hohen Detailgrad und einer ordentlichen Schärfe daher. Oft sind heutige Fotos von Smartphones etwas überzeichnet und übersättigt. Das ist beim iPhone 12 Mini nicht der Fall. Wo das iPhone im Vergleich zur Konkurrenz hinterherhinkt, ist der digitale Zoom. Der könnte nach wie vor mehr Arbeit vertragen, produziert nicht so gute Ergebnisse. Hier wäre für den Fall der Fälle die Tele-Linse gar nicht so schlecht. Fehlt aber beim Mini.
Was mir mittlerweile beim iPhone richtig gut gefällt, ist der Porträtmodus. Der mag von Zeit zu Zeit nicht so gut ausschneiden wie das Pixel, aber dafür ist der Verlauf nach hinten natürlicher. Pixel-Porträts sehen oft so aus, als ob die Person freigestellt und auf den verschwommenen Hintergrund gesetzt wurde. Der Übergang des Bokeh ist beim iPhone natürlicher. Das Mini besitzt keinen LiDAR-Sensor, kann also bei Nacht oder wenig Licht keine ordentlichen Porträts produzieren.
Die Ultraweitwinkel-Kamera finde ich nach wie vor klasse. Der eine oder andere bevorzugt vielleicht eine automatische Perspektiv-Korrektur, die hier nicht dabei ist, aber ich mag den Look, der weiten Linse sehr. Diese hat zum Rand hin aber – wie viele Ultraweitwinkel-Kameras – ein leichtes Problem mit der Schärfe. Auch sonst ist die Qualität nicht auf dem Niveau der Hauptkamera.
Wenn ich die verschiedenen Kameras betrachte, die aktuell im Smartphone-Markt vorn liegen, dann ist die Hauptkamera des iPhone 12 DIE Kamera für den Alltag. Das Pixel produziert etwas kontrastreichere Bilder, liegt da sicherlich auf einem Level. Wenn es um den Zoom geht, dann kann das Note 20 Ultra ordentlich punkten. Das Mate 40 Pro habe ich noch nicht in der Hand gehabt, André war aber auch begeistert. Der König in der Nacht ist meiner Meinung nach wie vor das Pixel. Der iPhone-Look ist zwar natürlicher, die Bilder zeigen aber weniger Details.
In puncto Video kann man dem iPhone nichts vormachen, auch wenn hier 8K kein Thema ist. Wer das unbedingt braucht – wahrscheinlich niemand – greift eher zum Note 20 Ultra.
iPhone 12 Mini – Ein Fazit
Endlich gibt es wieder einen Hersteller, der Top-Hardware in ein sehr kompaktes Format presst. Das iPhone 12 Mini bietet alles, was man die nächsten Jahre braucht und wird alle diejenigen glücklich machen, die von den riesigen Smartphones da draußen genervt sind. Handlichkeit ist wieder da und der Daumen kann ohne große Fingerakrobatik wieder das Control Center nach unten ziehen. Es ist irgendwie absurd klein, wenn man die großen Geräte gewohnt ist, aber es macht auch sehr viel Spaß.
Das Mini ist für mich der Einhand-König und wird wohl viele Abnehmer finden. Eine riesige Ohrfeige hat Apple jedoch verdient. Der Einstieg mit 64 GB zu 778,85 Euro ist meiner Meinung nach unverschämt. Es hätten ruhig 128 GB sein dürfen, die so aber für 827,55 Euro zu haben sind. Solltet ihr das Mini wollen: Zieht besser nicht die 64-GB-Variante in Erwägung. Wer 256 GB möchte, legt 944,55 Euro auf den Ladentisch.
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iPhone 12 Normal Edition
Mini ist die falsche Bezeichnung, schenke ich aber Apple. Was mich stört ist der sehr hohe Preis und das Glas auf der Rückseite. Endlich hat überhaupt wieder einer Herseller einer normales Smartphone im Angebot, dass ist ja mal erfreulich. Ich hoffe Xiaomi und Sony haben nicht nur ein einsehen, sondern sehen sich jetzt unter Druck gesetzt.
Bleibt zu hoffen, dass die Konkurrenz hier mitzieht und ebenfalls Mini-Varianten anbietet. Vor 2023 ist zwar kein neues Gerät nötig, doch für ein Kompakteres würde ich, sofern die Spezifikationen in Ordnung sind, mein Aktuelles tatsächlich weit vorher wieder verkaufen.