Google und die Plattenfirmen wollen sich bezüglich Deepfakes einigen

Google verhandelt derzeit mit den beiden Plattenformen Universal Music und Warner Music über die Lizenzierung ihrer Musik. Es geht konkreter darum, ein Tool anzubieten, das es Nutzern der Google-Plattformen ermöglicht, bekannte Melodien und Stimmen von Sängern und Sängerinnen per KI weiterzuverarbeiten. Denn genau das passiert ohnehin schon, wenn man sich etwa bei YouTube umschaut.

Johnny Cash singt den Wegwerf-Pop-Song „Barbie Girl“ oder Frank Sinatra gibt Coolios „Gangsta’s Paradise“ zum Besten – KI machts möglich. Was aus Sicht des Hörers witzige Experimente sein mögen, finden oftmals weder die Plattenfirmen noch die Künstler selbst allzu amüsant. Erstere wollen ihr Stück vom Kuchen abhaben und die Hand aufhalten, letztere sehen ihre Integrität und ihre Individualität als gefährdet an. Schließlich ist oft die einzigartige Stimme ein wichtiges Kapital eines Künstlers.

Nur Freddy Mercury klingt eben wie Freddy Mercury – David Bowie, Michael Stipe, Thom Yorke – alles einzigartige Stimmen, die kein Mensch kopieren kann – aber KI? Das ist eben die Befürchtung. Einige Künstler, etwa Grimes, begrüßen sogar die Weiterverwendung ihrer Stimme per KI, da sie sich dadurch gewissermaßen als unsterblich ansehen – und es in Ordnung finden, solange sie Einnahmen abbekommen. Andere wie Drake oder Ice Cube haben sich grundlegend ablehnend geäußert.

Wie man es dreht und wendet: Plattenfirmen wollen ihre Felle nicht davonschwimmen sehen und streben deswegen frühzeitig nach einer Einigung mit Google. Besagtes Tool, das nun die KI-Bearbeitung von Melodien und Stimmen aus bekannten Musikstücken ermöglichen könnte, wäre da ein erster Schritt. Künstler sollen sich dann bewusst für oder gegen ein Opt-in entscheiden können. Wirken sie mit, erhalten sie eben auch Einnahmen.

Und darum geht es eben vor allem: um das liebe Geld. Plattenfirmen und Labels wollen ihre Werte nicht frei hergeben, was verständlich ist. Man darf gespannt sein: Die Verhandlungen zwischen Google und Universal Music bzw. Warner Music sollen noch in einem frühen Stadium sein.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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23 Kommentare

  1. Wie lächerlich. Wenn da nicht Frank Sinatra singt, dann sollte Frank Sinatra da auch kein Recht dran haben. … Und RandomMegacorp auch nicht.

    • André Westphal says:

      Seltsame Logik: Wenn also jemand deine Unterschrift nachahmt, solltest du auch außen vor bleiben – am Ende hat ja jemand anderes in deinem Namen unterschrieben, also ist alles ok? Genau das passiert hier.

      • Nein, das passiert da eben genau ganz und gar nicht.

        Wenn jemand eine machinelle Sinatra-Stimme Barbygirl singen lässt ist das so, wie wenn jemand deine Handschrift nachahmt um den Text von Barbygirl zu schreiben.

        Da kannst und sollst du einfach mal überhaupt nichts gegen unternehmen dürfen. 😀

        • André Westphal says:

          Nein, das ist hier nicht der Fall. Um es akkurater zu vergleichen: Jemand kleistert dein per KI-Deepfake imitiertes Gesicht auf Werbeplakate und deine Visage bewirbt nun die AfD, Inkontinenzprodukte und Darmspiegelungen – nach deiner Logik völlig ok, denn es wurde ja nur „nachgeahmt“.

          Ich bezweifle aber, dass du in dem oben genannten Szenario dieselbe Argumentation fahren würdest.

          • Soweit ich weiß macht sich niemand Sinatras Identität zu eigen, wenn er einen Generator barbygirl singen lässt. Genau so wie niemand van Gogh schädigt, wenn er einen van Gogh Filter über sein Bild legt.

            Außerdem, also nur um das zu verstehen: Wenn wir ein konsensgebendes Sprachdouble nehmen, die Stimme dieses Sprachdoubles einer KI füttern und dann daraus einen Frank Sinatra Song-Generator machen wäre es fein? Das wäre dann doch auch die gleiche Stimme, gleiches Ergebnis – bloß ein anderer Weg dahin.

            • Also @jannik, wenn ich mit all deinen Daten eine Maschine füttere, die dich somit nachahmen kann ist das automatisch OK, da ich ja nicht deine Identität gestohlen habe?

              • Ja, ganz genau. Wenn du mich nicht bestiehlst, bestiehlst du mich nicht.

                Wenn sich Kinder in der Grundschule nachahmen ist das nicht nett, aber eben auch kein Identitätsdiebstahl.

                • Jannik, es scheint man kann nichts von dir stehlen. Als ob du keine Identität hast. Oder dich sogar darüber freust, bestohlen zu werden?
                  Kannst du akzeptieren, dass es andere als Diebstahl ansehen? Ein Diebstahl von sich und eine Manipulation von sich. Ich verstehe, dass du es nicht so siehst. Aber verstehst du auch, dass es anderen anders geht?

                  • Wenn jemand deine Stimme nachahmt, ist das nicht das gleiche, wie wenn er dich bestiehlt.

                    Du fragst, ob ich das akzeptieren kann, dass das andere als Diebstahl ansehen. Das kann ich dir beantworten: Nein, diese Idee ist auch dann Unsinn, wenn andere ganz stark darüber fühlen.

                    Ich verstehe sehr gut, warum gigantische IP Konglomerat glauben, sie hätten das Recht an alles und jedem was nach Frank Sinatra klingt. Da gehts um Geld und die würden alles behaupten, um mehr Geld zu bekommen. 😀

              • Es gibt auch Menschen die anderen verblüffend ähnlich sehen und sogar als Double ihr Geld verdienen.
                Insofern gebe ich Rocket hier recht und muss auch André widersprechen.

                Man muss klar zwischen Doubles/Fake und Fällen von Identitätsdiebstahl unterscheiden.
                Ersteres mag für Belustigung oder auch Ärgerlich für einen Prominenten bedeuten, aber der bedeutende Punkt ist der Identitätsdiebstahl der zum Ziel hat einen anderen Menschen bewusst zu schädigen. Sei es nun finanziell um sein Konto leerzuräumen oder seinen Ruf aktiv zu beschädigen.

                Zum Glück ist das in unsrem Rechtssystem schon geregelt.

                Der Fall Google und Musikkonzerne liegt für mich aber etwas anders. Hier scheint es mir nicht primär darum zu gehen die Identität eines Künstlers zu schützen, Doubles gibt es halt schon ewig, sondern um einen Machtrutsch zu verhindern.
                Momentan agieren die Konzerne als Gatekeeper zwischen Künstler und Konsumenten, mit entsprechendem Wegzoll.
                Durch die Möglichkeiten moderner AI wird deren Geschäftsmodell angegriffen indem nun der Konsument die Möglichkeit bekommt mit einfachsten Mitteln sich selbst Musik mit ihren Lieblingskünstlern zu erstellen.
                Das die AI Musik nicht vom echten Künstler ist, wissen die Leute schon und es ist ihnen auch egal. Nur zum Punkt Identitätsdiebstahl.

                Für einen Künstler ist das schlecht nur noch ein Soundsample zu sein. Für die Konzerne ist es eine weitere Katastrophe, da sie hier endgültig ihren Status als Gatekeeper einbüssen können, wenn die Macht zur Erstellung und Verbreitung von Content vom Konsumenten ausgeht

                Ist AI Musik Diebstahl? Nein, keiner behauptet das ein Stück vom echten Künstler kommt.
                Schädigt AI Musik den Künstler? Teilweise. Man braucht das Original, denn Neues erzeugen kann AI noch nicht. Nur altes remixen.
                Schädigt AI Musik die Musikindustrie? Ja, denn sie verliert ihre Macht zu bestimmen wer wo und was als Konsument geliefert bekommt. Im Zweifelsfall hat der Konsument keinen Bock mehr und mixt sich die Stücke selbst.

                • Würde ich überall mitgehen, außer bei der „neues erzeugen kann AI noch nicht“.

                  Um mich hier prominenter geflügelter Worte zu bedienen: Alle kreative Tätigkeit ist derivativ. „Neues“ ist daher graduell, nicht kategorisch. .. und hier kann auf jeden Fall das anwenden eines neuen Werkzeugs auf einen bestehenden Stoff den Ausschlag bedeuten.

                  • Möglich. Allerdings sind kreative Neuerungen, die Erfindung neuer Stile etc. immer von Künstlern ausgegangen.
                    Eine AI die nur aus dem Vorhandenen schöpfen kann, kann auch keine anderen Wege finden. Die Kreation einer AI ist immer von „Gestern“.

                • @keri: in vielen Punkten stimme ich dir zu. Trotzdem ist das Internet bzw. frei zugängliche Daten kein Selbstbedienungsladen!

                  Ich kann ja auch nicht über die Frau vom Nachbarn drübersteigen und nachher sagen, dass ich eh nur ihren Mann imitiert habe!

  2. Frank Sinatra, Elvis, Freddy Mercury – alle schon tot, hatten also gar nicht die Chance irgendworan mitzuwirken. Wenn man die als Vorlage benutzt, sollte auch keine Plattenfirma oder irgendwer was abbekommen, solange *neuer* Content produziert wird.

    • André Westphal says:

      Das ist doch Unfug – diese Künstler haben ihre Werke zu Lebzeiten erstellt und die Rechte daran liegen dann jeweils bei unterschiedlichen Parteien – Hinterbliebenen, Plattenfirmen, etc. Würdest du es z. B. gut finden, wenn Bilder deiner verstorbenen Angehörigen oder deren Stimmen jetzt z. B. Werbung für die AfD machen, Russland besingen oder einfach nur Songs trällern, von denen du weißt, deine Verwandten hätten sie gehasst?

      Es ist schon gut und richtig, dass auch in solchen Bezügen nicht alles erlaubt ist, was möglich ist. Und es is ja kein „neuer“ Content, der erstellt wird, sondern es wird ein Algorithmus mit vorhandenem Content trainiert und nicht aus dem Nichts etwas gezaubert. Hier ist auch keinerlei echte Kreativität notwendig.

      • MeinNametutnichtszurSache says:

        Also bis du für eine Ausdehnung des Verwertungsrechts gegen unendlich? Weil mit deinem „Argument“ kann man auch in 69 Jahren um die Ecke kommen.

      • Mit dem Ableben eines Künstlers sollten auch sämtliche Rechte entfallen und Allgemeingut werden.
        Diese Rechte werden von einer Gesellschaft an Personen vergeben um deren kreative Leistung für die Gesellschaft für einen bestimmten Zeitraum zu sichern.
        Diese Rechte sind nie als Gelddruckmaschine für Konzerne oder Hinterbliebene gedacht gewesen und nur dank umfangreicher Lobbyarbeit soweit ausgeartet.

        „Würdest du es z. B. gut finden, wenn Bilder deiner verstorbenen Angehörigen oder deren Stimmen jetzt z. B. Werbung für die AfD machen“
        Auch wenn das werben für die AfD geschmacklos wäre, kommt es darauf an. Will man so einen Künstler als Person damit diskreditieren, wäre das rechtlich Relevant.
        Ist es ein schlechter Scherz, muss man das aushalten.

        „oder einfach nur Songs trällern, von denen du weißt, deine Verwandten hätten sie gehasst?“
        Auch das gehört zu den Dingen die man aushalten muss. Niemand hat ein ein Recht auf eine Watteverpackung.

        Um das mal klarer zu formulieren, Künstler sind auch nur Menschen wie Du und ich. Es sind keine Götter die über allem stehen.
        Prominenz hat heutzutage schon sehr viele Sonderrechte die keinem anderen zustehen. Insofern ist es nur billig das diese auch etwas auszuhalten hat.

    • Wow, was für eine Einstellung. Alle gehen, wenn’s um ihre persönlichen Daten geht, auf die Barrikaden, aber eine Stimme inkl. aller Werke zu stehlen ist ok?

      • Niemand stiehlt eine Stimme haha. Sinatra hatte seine Stimme bis zum letzten Atemzug. 😀

        • Man könnte es auch als Leichenfledderei bezeichnen 😉

          • Ja und erschreckend, dass es anscheinend viele Individuen gibt, die das richtig gut finden, ja es regelrecht genießen. Als ob der Andere und seine Ansprüche und Verletzlichkeiten nicht akzeptiert werden.
            Denn was ist den wenn das jemand nicht will, Jannik? Ist des dann trotzdem in Ordnung, weil du es anders siehst? Kannst Du nicht die Integrität eines Anderen achten, der sich mit seiner Stimme verbindet, identifiziert? Ist es also ok, diesen Anderen, dieses Andere nicht zu achten?
            Es ist ja völlig ok, dass du es super findest, dass deine Stimme etc. verwendet wird.
            Aber die Achtung vor den anderen Menschen, die das nicht wollen. Was ist damit?

            • > Als ob der Andere und seine Ansprüche und Verletzlichkeiten nicht akzeptiert werden.

              Ja, ich glaube darum geht es. Die angebliche Verletzlichkeit von Universal Music und Warner Music wird hier von vielen einfach nicht akzeptiert. Fast so, als wäre sie ein absurdes Konstrukt, um mehr Geld zu schäffeln. 😀

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