„Yu-Gi-Oh! Duel Links“: Der 1990er-Manga schlägt als Mobile Game zurück
Pokémon, Digimon Yu-Gi-Oh! – jeder, der in den späten 1990er- bzw. frühen 2000er-Jahren das Nachmittagsprogramm bei RTL II verfolgt hat, kam mindestens mit diesen drei Anime-Serien in Berührung. Während Digimon zwar immer noch fortgesetzt wird, aber zumindest in Deutschland sehr an Beliebtheit verloren hat, stehen die Pokémon nicht nur durch „Pokémon Go“ weiterhin hoch im Kurs. Den Hype um Yu-Gi-Oh! habe ich nie so aus nächster Nähe mitbekommen, da ich lieber als Sammelkartenspiel Magic: The Gathering gezockt habe und weder mit dem Anime noch der Manga-Vorlage sonderlich warm wurde. Jetzt ist im Januar allerdings das Mobile Game „Yu-Gi-Oh! Duel Links“ erschienen. Die App erfreut sich bereits enormer Beliebtheit, so dass ich einmal reingeschaut habe.
Mit Trading-Card-Games an sich, habe ich durch Magic: The Gathering durchaus Erfahrung. Auch „Gwent: A Witcher Card Game“ gefällt mir beispielsweise bereits in der Beta gut. Klar, Blizzards „Hearthstone“ hat mich freilich auch eine Weile gefesselt. Spezifisches Vorwissen zum Universum von Yu-Gi-Oh fehlt mir aber. Als ich das Spiel also starte und innerhalb kürzester Zeit mit Namen wie Yugi Muto, Joey Wheeler und Téa Gardner bombardiert werde, erkenne ich zwar amüsante, total überzeichnete Charaktereigenschaften, muss aber auf den Nostalgiefaktor verzichten, der euch eventuell erfreut. So orientieren sich Charaktere und Setting der Serie offenbar am stärksten an der ersten Anime-Serie und nicht an Nachfolgern wie der aktuellsten Variante, „Yu-Gi-Oh! ARC-V“.
Nach Start der App könnt ihr zunächst die Sprache einstellen, das Spiel läuft auch komplett auf Deutsch. Allerdings werden dann erstmal weitere Daten auf den Speicher eures Smartphones bzw. Tablets geschaufelt, bevor es losgehen kann. In der Zwischenzeit flutschen allerlei Charakterprofile und Kartenbeschreibungen ins Bild, die mich bezüglich der Spielregeln mit einigen Fragezeichen zurücklassen, aber immerhin schonmal die Hauptfiguren grob vorstellen. Anschließend folgt ein sehr kurzes Einstiegsspiel, das aber nur die allergröbste Basis von Yu-Gi-Oh! erklärt. Empfand ich als etwas ungünstig: Zwar müsst ihr im Spiel, um aufzusteigen, ohnehin noch an einer Duellschule weitere Tutorials absolvieren, aber vorher kann man bereits gegen andere Gegner antreten und fragt sich,was denn z. B. das „Setzen“ sein soll. Grundlegend ähnelt „Yu-Gi-Oh! Duel Links“ nämlich anderen TCGs: Man muss die gegnerischen Lebenspunkte auf Null ballern. Dafür spielt man Kreaturen aus und greift mit jenen an oder knallt Zaubersprüche auf den virtuellen Tisch, welche die Lebenspunkte des Gegners direkt attackieren. Jedoch kommen natürlich einige Kniffe dazu, die für mich neu waren und komplette TCG-Neulinge irritieren könnten.
Etwa braucht ihr für gewöhnliche Kreaturen keine bestimmten Ressourcen, bei Magic gibt es dafür das Mana, sondern könnt sie einfach so in eurer Runde ausspielen – jedoch nur eine pro Zug. Zudem könnt ihr parallel nur drei Kreaturen auf dem Feld haben. Das heißt, man muss also abwägen,welche Kreaturen man spielt, denn sind erstmal drei eigene aktiv, muss der Gegner entweder welche plattmachen oder ihr spielt ein besonders mächtiges Monster mit der Tributbeschwörung. Dann müsst ihr zur Beschwörung des Viechs bereits herumstapfende Kreaturen opfern. Es gibt auch noch weitere Sonderformen wie die Ritualbeschwörung. Zumindest zu Anfang werden ihr aber in „Yu-Gi-Oh! Duel Links“ vorwiegend mit der Normalbeschwörung und der Tributbeschwörung zu tun haben.
Das „Setzen“ der Kreaturen, zu dem sich das erste Tutorial ausschweigt, meint, dass ihr die Kreatur für den Gegner verdeckt spielt. Die Karte ist dann nicht in der Angriffs-, sondern der Verteidigungsposition. Ergebnis: Sie teilt beim Blockieren von Angriffen Schaden aus und verhindert, dass attackierende Monster eure Lebenspunkte abknapsen. Zudem gibt es natürlich erstmal einen Überraschungseffekt, denn euer Gegenspieler weiß vor seinem ersten Angriff nicht, was sich hinter der gesetzten / verdeckten Karte verbirgt. Es gibt hier neben Kreaturen auch Fallen, die ihr ebenfalls setzen könnt. Auch hier kann es dann für den Gegner böse Überraschungen beim Angriff geben – oder für euch, wenn der Gegner etwas gesetzt hat.
Klingt alles erstmal komplizierter, als es ist. Im Grunde ist „Yu-Gi-Oh! Duel Links“ für Einsteiger in die Welt der Trading-Card-Games deutlich simpler als ein Magic: The Gathering. Letzteres bietet aber eben auch mehr Tiefe und viel mehr Gameplay-Mechaniken. So hatte ich beim Zocken des Mobile Games recht schnell das Gefühl, dass die Matches sehr ähnlich ablaufen. Es gibt eben auch wesentlich weniger Kartentypen als bei Magic. Dafür ist die kleine Welt, in der man sich zwischen Duellen umsieht, ganz nett gemacht. Klar, in einem Shop will man euch In-App-Käufe unterjubeln. Aber auch mit den verdienbaren Edelsteinen kommt man relativ weit.
Als etwas unattraktiver gestaltet empfand ich das hausbackene Deck-Menü. Hier könnt ihr nach den ersten Matches das vorgefertigte Deck des jeweiligen Charakters anpassen oder auch komplett neue Decks anlegen. Während kleine Kreaturen bei Magic: The Gathering meistens auch ihren Sinn haben, kann man bei Yu-Gi-Oh! aber schon viel erreichen, indem man einfach eine Horde Brecher zusammensteckt. Ist zwar einsteigerfreundlich, aber Magic-Veteranen werden aufgrund der geringeren Komplexität vermutlich nicht lange bei Yu-Gi-Oh! verweilen.
Falls euch die Kämpfe gegen verschiedene K.-I.-Gegner mit der Zeit zu öde werden, könnt ihr natürlich auch im Online-Multiplayer ran. Aufgrund des hohen Spielerandrangs, bereits über 5 Mio. Anwender haben allein die Android-Version heruntergeladen, kommt es hier aber aktuell gerne noch zu Ausfällen oder Verbindungsproblemen. Läuft das Spiel, bringt es aber Spaß sich gegen menschliche Mitspieler durchzusetzen, welche deutlich abwechslungsreichere Strategien an den Tag legen als die Computer-Duellanten. Ihr sammelt natürlich nach jedem Sieg Erfahrungspunkte, müsst vor dem Aufstieg aber auch bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das kann sein, dass ihr einen legendären Duellanten niederstrecken müsst, mit einem bestimmten Deck zockt oder in der Duellschule die Schulbank drückt.
Erwähnenswert ist noch, dass „Yu-Gi-Oh!: Duel Links“ kräftig am Akku saugt. Ihr könnt allerdings im Spiel selbst festlegen, wie viel Performance sich das Game genehmigen darf. Auf der höchsten Stufe rennt zwar alles, mein Honor 6+ wurde aber extrem warm. Außerdem konnte ich dann das Absinken der Akkuladung in Prozent quasi im Sekundentakt verfolgen. Es ist also empfehlenswerter hier eher auf der Mitte, die auch die Standardeinstellung ist, zu verbleiben.
Mein Fazit? Mir hat das Austesten von „Yu-Gi-Oh!: Duel Links“ Spaß gemacht, aber mit meinem Lieblings Magic: The Gathering ist das Game nicht vergleichbar – dafür fehlt mir die Flexibilität und Komplexität. Wer aber noch nie ein Trading-Card-Game gezockt hat, findet hier einen leichten Einstieg, um mal in das Genre hineinzuschnuppern. Fans des Animes oder Mangas freuen sich sicherlich auch über das Wiedersehen mit den alten Charakteren und die durchaus hochwertige Aufmachung. Etwa haben die Entwickler bei Konami mächtigen Monstern für den Angriff besonders aufwendige 3D-Animationen spendiert. Lediglich die Soundkulisse mit viel Dudelmusik und wenig Sprachausgabe hätte mehr Liebe zum Detail vertragen können. Ansonsten: Schaut euch das Game mal an, kostet nix und macht für Zwischendurch durchaus Laune.
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Das Spiel an sich ist eigentlich ganz gut gelungen, auch schön die „alten“ wieder Charaktere erleben zu dürfen. Daumen hoch von mir !
Ich mag das Spiel sehr aber mit nur drei Felder für Monster und Fallen / Zauber ist es nichts wert.