Villagers – vom Reviewer zum Beta-Tester und wieder zurück

villagersAls ich einen Review Key für das am 25.03. bei Steam erschienene Aufbau-Spiel Villagers bekam, freute ich mich auf ein paar unterhaltsame Stunden. Immerhin steckt hinter dem Spiel der Entwickler Bumblebee, welcher schon mit GhostControl Inc. ein durchwegs überzeugendes Spiel ablieferte. Doch bei Villagers ist zum Start irgendetwas ziemlich schief gelaufen, weswegen ich mich gezwungen sah, das Review mehrmals zu verschieben. Bevor ich mit dem eigentlichen Spielbericht beginne, ein paar Worte zu dem Release-Desaster (ja, so kann es wirklich genannt werden) von Villagers. Ich fing mit der Kampagne an und merkte bereits nach 1-2 Stunden, dass Villagers voller Bugs steckt.

Es war so schlimm, das ich kaum mit der Kampagne vorankam und kurz davor war, es von der Festplatte zu kicken. Wer sich die entsprechenden Bewertungen bei Steam anschaut, hat schnell einen guten Eindruck, was die ersten 14 Tage nach dem Release so abging. Die Entwickler standen ordentlich unter Druck und besonders als kleines Indie-Label kann so ein schlechter Start böse Folgen haben. Bumblebee hat allerdings in dem Zeitraum diverse Patches und Hotfixes sowie zusätzliche Karten veröffentlicht und erst mit Version 1.030 war Villagers wirklich problemlos spielbar.
Villagers

Villagers – überleben im Mittelalter

Villagers (PC, Mac und Linux) ist eine Mischung aus Siedler, Banished und eine Portion Sims. Wer Banished kennt, weiß sofort, worum es geht. Ihr übernehmt die Verantwortung für ein paar heimatlose Siedler im Mittelalter und müsst dazu ein Dorf errichten sowie deren Bewohner versorgen. Damit ist es jedoch alleine nicht getan. Räuber, Dürren, Krankheiten und chronischer Geldmangel wollen ebenso gemeistert werden. Einen funktionierenden Lebens- und Warenkreislauf zu errichten und permanent am laufen zu halten, ist besonders im freien Spielmodus, eine echte Herausforderung. Obwohl die Aufgaben in Villagers schnell etwas aufwändiger werden können, ist die Navigation bzw. Menüführung glücklicherweise sehr gelungen und binnen weniger Minuten verinnerlicht. Zudem ist alles in Deutsch, sodass sich auch Anfänger schnell zurechtfinden werden.

Gut gemachte Kampagne als Tutorial

Ich empfehle mit der Kampagne zu beginnen, da diese quasi auch das Tutorial von Villagers darstellt und mit einer eigenen Geschichte versehen ist. Hier erlernt der Spieler die Grundzüge aber auch Feinheiten vom Spiel zu handhaben und diese entspricht in weiten Teilen der Realität. So müssen sich eure Bewohner beispielsweise auch mal ausruhen und schlafen. Bewohner, die auf Dauer kein eigenes Dach über dem Kopf haben und deswegen Nachts draußen schlafen müssen, sprich keine Behausung vorfinden, sind unglücklich und können eher krank werden oder gar verhungern. Außerdem findet keine Vermehrung bei den Obdachlosen statt und mehr Bewohner (Arbeitskräfte) sind ein wichtiger Faktor im Spiel.

Ressourcen, Landschaft

Je nachdem welche Spielkarte gewählt wird, finden sich entsprechende Ressourcen wie Erz, Holz, Fische, Stein und dergleichen mehr. Hier gilt es im Vorfeld langfristig zu planen, um nicht einen überlebenswichtigen Kreislauf zu gefährden. Den Wald komplett abzuholzen ist daher keine gute Idee denn das Wiederaufforsten durch den Förster dauert und zudem schwindet der Jagdbestand rascher. Ebenso mangelt es dann an Kräutern, mit denen lebenswichtige Arznei hergestellt wird. Ein gesunder Wald bietet dementsprechend viele Vorteile, die es dauerhaft zu bewahren gilt.
Dorf
Fische und Wild sind meist zu Beginn des Spiels eure wichtigsten Nahrungsmittel. Es empfiehlt sich daher flugs einen Stall und Tiere (Hühner, Schweine, Kühe, Ziegen oder Schafe) zu kaufen, was jedoch recht kostspielig wird. Da die Tiere sich ebenfalls auf natürlichem Wege vermehren und mehr Nahrung produzieren, ist es ratsam, je ein Paar von zwei Tierarten zu kaufen. Der Platz im Stall ist übrigens begrenzt und irgendwann rennen die Viecher draußen frei herum. Bei Bedarf können einzelne Tiere geschlachtet werden und das Fleisch stellt eine willkommene Nahrungsquelle dar.

Mehr Aufwand benötigt der Anbau von Getreide, Obst oder Gemüse. Neben Bauernhaus und Farmer wird viel Wasser verbraucht. Ein paar Regenfänger oder Brunnen direkt neben dem Acker sind daher Pflicht. Andernfalls fällt die Ernte mager aus und bei einer Dürre wird es direkt problematisch. Neben dem Wetter spielt auch die Jahreszeit eine gewichtige Rolle in Villagers. Vor dem Wintereinbruch sollten eure Lager gut gefüllt sein, Wald- und Wildbestand habe ich meistens ab dem Zeitpunkt auch eine Pause gegönnt. Zahlte sich später häufig aus, der Wild- und Waldbestand erholte sich bis zum Frühling.
knatterei
Überproduktion kann unter Umständen ein echtes Problem werden denn dann sind die internen Lager der Produktionsstätten voll und die jeweiligen Arbeiter bleiben untätig. Ein kleines Symbol über der Werkstätte zeigt dies an. In dem Fall einfach die jeweiligen Arbeiter von der Werkstätte eine Weile abziehen und falls notwendig, als Lagerarbeiter einsetzen. Abhilfe schafft, die Stadthalle zu vergrößern oder direkt 1-2 Lager zu bauen. Lager sind zudem wichtig, um reisende Händler anzulocken und um benötigte oder überschüssige Waren zu verkaufen. Bei einigen Spielkarten im freien Spiel-Modus, ist Handel zwingend erforderlich da benötigte Ressourcen nicht vorhanden sind.

In welchem Zustand eure Bewohner im Einzelnen sind, kann mittels Mausklick auf den jeweiligen Bewohner in Erfahrung gebracht werden. Ein paar Statistiken zur Entwicklung eures Dorfes sind ebenso abrufbar. Dazu lediglich die Stadthalle anklicken. Letztere kann auch zur Arbeitsverwaltung der Siedler genutzt werden. Ist eigentlich fast alles selbsterklärend, Villagers punktet hier abermals. Grafisch gibt es ein paar schöne Highlights in Villagers zu entdecken. Da wäre beispielsweise der Priester, der ein Haus segnet, oder beim Liebesakt erscheinen Herzchen über dem Haus und das Baby wird, ganz klischeehaft, via Storch angeflogen und in einem kleinen Fallschirm über das Haus abgeworfen. Die Soundkulisse untermalt das Ganze passend und die Musik geht ebenfalls in Ordnung.
anbau

Fazit

Nach den Anfangsschwierigkeiten hat Villagers noch den Dreh bekommen, das Spiel macht auf jeden Fall seit Version 1.030 endlich Spaß. Bei bisher knapp 23 Stunden Spielzeit habe ich die Kampagne sowie eine freie Karte durchgespielt. Da es noch ein paar weitere Spielkarten gibt, dürfte die eigentliche Spielzeit um einiges höher liegen (locker 40-60 Stunden zusätzlich). Villagers besitzt nicht ganz die Spieltiefe und Komplexität wie Banished, ist aber wesentlich Zugänglicher und auch für eine schnelle Partie „Zwischendurch“ geeignet. 19,99€ sind meiner Meinung nach, ein angemessener Preis für das Spiel. Villagers kann via Steam oder Amazon bezogen werden.
[appbox steam 412460]

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PC- und Windows-Fanboy. Liebt rundenbasierte Strategiespiele, Audio-Apps und Software. Auch auf Twitter zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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6 Kommentare

  1. Sebastian says:

    Ich liebe Villagers!
    Zwar hatte ich vor der Version 1.30 ebenfalls diverse Probleme, ich konnte mich jedoch direkt an die Entwickler wenden die diese Bugs spätestens bei der nächsten Beta (meist am gleichen Tag/Nacht) eliminiert haben.
    Es ist einfach ein wunderbares und sympathisches Spiel für Zwischendurch, lange konnte mich kein Spiel mehr bis morgens um vier an den Rechner fesseln.
    Auch die Beschränkung der Größe der Spielfläche finde ich wunderbar. So muss man sich früh zurückhalten zu verschwenderisch mit der Fläche zu agieren – und aufgrund des Mangels von Ressourcen je nach Karte neben dem Nahrungsmittelanbau auch immer in irgendetwas spezialisieren, Überschuss erwirtschaften und mit diesem handeln. Auch die relativ geringe Anzahl an simulierten Einwohnern gefällt mir. So kann man sich tatsächlich um jede einzelne Person kümmern – ihr ganzes etwa 42-jähriges Leben lang. Das Spiel kann man sehr dynamisch spielen, in manchen Notsituation ist dies durchaus erforderlich. In „guten Zeiten“ wiederum kann man seinem Dorf beim Gedeihen zusehen und sich gemütlich auf den Handel konzentrieren.
    Hat mir tatsächlich mehr Spaß gemacht als andere Aufbau-Spiele wie die letzten Sim Cities oder Cities Skyline.

  2. Irgendwie hinterlässt der Kommentar von Sebastian Zweifel an dessen Echtheit, wird hier ein Spiel künstlich be-/aufgewertet? Bezahlte Kommentare und Reviews sind leider zu häufig geworden…
    Unabhängig davon danke dir Andreas, dein Artikel hat mich auf das Spiel neugierig gemacht und ich werde es mir mal anschauen. Toll wäre es, wenn man es auch über GOG beziehbar wäre.

  3. Black_Eagle says:

    Das Review von Andreas hatte mir etwas Lust auf das Spiel gemacht. Aber sogar hier gibt es solche Fake-Kommentare (Sebastian). Wirklich schlimm.
    Allerdings sind die meist recht einfach zu erkennen. Wenn ich so etwas lese, dann denke ich mir das irgendwas nicht stimmen kann. Gute Spiele hätten so etwas nicht nötig.
    Darum werde ich es mir lieber doch nicht kaufen. (Sollte auch niemand anderes IMHO – wer so etwas nötig hat sollte Pleite gehen)

  4. Sebastian says:

    Bezahlter Kommentar? Von mir? Wtf?
    Ihr könnt mich gerne auf Steam adden, und anhand der Spielzeiten meine Aussage überprüfen. Mein Name dort: thernbee
    Oder ihr bezahlt mich für meinen Kommentar damit euer Vorwurf wahr wird!

  5. Sebastian says:

    Am Ende meines letzten Kommentars fehlt ein Smiley. Das Forum mag anscheinend kein Unicode. 😉

  6. Was macht das Spiel besser als „Banished“? Sieht für mich wie nen Clone aus.

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