Tim Cook äußert sich zu „Greenwashing“

Apple-Chef Tim Cook hat in einem aktuellen Interview den Vorwurf des Greenwashings gegen sein Unternehmen vehement zurückgewiesen und als »verwerflich« bezeichnet. Für das Interview traf er sich mit Journalisten der französischen Nachrichtenplattform „Brut.“ in einem bisher von Apple geheim gehaltenen Rechenzentrum in Thisted, Dänemark. Ziel war es, Transparenz über Apples Umweltinitiativen zu schaffen. Besonders interessant sind die Fragen, die „Brut.“ stellt, z. B. ob es notwendig sei, jedes Jahr ein neues iPhone zu haben. Die Antwort ist ein Verweis auf Apples Reparaturprogramm und die Recyclingmöglichkeiten des Konzerns.

„Ich denke, es ist eine großartige Sache, jedes Jahr ein iPhone für die Leute zu haben, die es haben wollen, und was wir tun, ist, dass wir den Leuten erlauben, ihr iPhone einzutauschen … und dann verkaufen wir das Telefon weiter, wenn es noch funktioniert. Und wenn es nicht mehr funktioniert, haben wir die Möglichkeit, es zu recyceln und die Materialien für ein neues iPhone zu verwenden“.

– Tim Cook CEO von Apple

Er geht auch darauf ein, was Apple bei seinem Engagement für die Umwelt noch verbessern kann. Es sollen mehr Materialien aus den Geräten recycelt werden, die neue Apple Watch Series 9 wird von Tim Cook mit 30 % recyceltem Material erwähnt. Außerdem sind einige SKUs der Apple Watch bereits CO2-neutral durch „Carbon-Offseting“. Zudem soll die Stromversorgung mit regenerativem Strom aus Solar- und Windparks ausgebaut werden.

Auf die Frage, ob CO2-Neutralität nicht Greenwashing sei, antwortet er: „Greenwashing ist verwerflich. Und wenn Sie darüber nachdenken, was wir tun, dann tun wir die Arbeit und dann sagen wir, was wir tun. Und Sie stehen heute in einem Teil der Arbeit (er steht im Video in einem Solarpark), also gibt es einen echten Beweis dafür. Die Tatsache, dass die Uhr zu 30 Prozent aus recyceltem Material besteht, ist ein Beweis dafür“. Er geht auch darauf ein, dass durch die Reduzierung des Plastikanteils, kleinere Verpackungen und den Umstieg auf Schiffstransporte statt Flugzeuge bereits einige Schritte in Richtung CO2-Neutralität unternommen wurden.

Dass Apple ambitionierte Klimaziele hat, ist den meisten, denke ich, bereits aus den Präsentationen bekannt. Bis 2030 will Apple jedes Produkt CO2-neutral herstellen. Laut NewClimate’s CCRM 2023 geht Apple am weitesten bei der Reduktion von CO2-Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette. Entgegen dem Wortlaut scheint sich die Reduktion aber auf 63 % des CO2 zu beziehen. Der Rest soll durch das oben erwähnte „Carbon Offsetting“, also den Kauf von CO2-Zertifikaten, erreicht werden. Was meint ihr dazu?

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Als ehrenamtlicher First-Level-Support und quasi Apple-Jünger, der gerne seine Lebenszeit in Tech-Blogs verbrennt, stehe ich auch gerne für hitzige Diskussionen zur Verfügung.

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23 Kommentare

  1. Ich fands ehrlich gesagt lächerlich, das sich Apple für die Einsparung von x Millionen Liter Wasser feiern lässt aber auf der anderen Seite dann Titan als Werkstoff für neue iPhone nutzt, ein Material was alles andere als energieschonend zu bearbeiten ist.

  2. CO2 Zertifikat sind meist Quatsch. Da werden u.a. kleine Mangroven Pflanzen gekauft die in 20 Jahren vielleicht Mal den Betrag X an CO2 aufnehmen (falls sie dann noch existieren)

    Es sollte in der EU einfach eine deutlich höhere Recycling Quote geben. Zusätzlich der Einsatz von Plastik weiter reduziert/verboten werden. Mache Produkte sehen dann vielleicht nicht mehr so schön aus.

    Beispiel Hemd:
    große Plastikverpackung
    zusätzlich Plastikstreifen im Rücken, Kragen und Knopfleiste
    zahlreiche Metall und Plastik Nadeln/Klammern

    Damit sieht das Hemd im Regal zwar schöner verpackt aus, ist aber eine riesige Menge Plastikmüll.

  3. Carbon offsetting ist ja wohl der größte Quatsch überhaupt.
    Aber das find ich nicht einmal die lustigste Aussage. Es ist so unglaublich heuchlerisch auf den Reperaturservice zu verweisen, wenn man weiß wie viel Apple getan hat um eine Reparatur zu erschweren. Selbst stand heute verwendet Apple Lobbyisten um eine höhere Reparierbarkeit zu verhindern.

    • Bitte stelle für die Aussagen Belege bereit. Ich möchte das gerne nachlesen (ehrlich gemeint).

      • metacortexx says:

        Ich denke da braucht man nicht viele Belege. Das fängt bei nicht normgerechten Schrauben an, geht über personalisierte Komponenten, die nicht einfach getauscht werden können ohne spezielle Software zur Verdongelung der Komponente mit dem iPhone usw. Einfach mal die Videos von Louis Rossmann dazu auf YT ansehen, der bringt hier mehr als genug Beispiele dafür.

        • Dem kann ich nur beipflichten. Louis Rossman ist da eine Institution. Da gibt’s genug Beispiele zu quasi allen Apple Produkten. Durch das finden von Seriennummer von einzelnen Bauteilen an das Phone wird die Reparatur massiv erschwert bzw Funktionen im Nachhinein gesperrt.

  4. Grundsätzlich find ich das Engagement von Apple gut. Aber die Bereiche der Fertigung unter äußerst fragwürdigen Bedingungen/Bezahlung lässt man gern komplett außen vor. Da würde ich mir in Zukunft noch Verbesserungen wünschen.

  5. Wie wäre es mit ner Qualitätsoffensive? Dafür würde ich bezahlen. Was man so über Apples neues „Leder“ hört, oder über die Haltbarkeit der Iphoneglasrückwand klingt nicht gut.

    • Mike Leitner says:

      Das mit der Rückwand ist halt ein einziges Handy bei einem Test. Deswegen fand ich das auch nicht gut das jerryrigeverything nicht Riech mich eines versucht hat und es so allgemein gehalten hat.

  6. Neulich hat eine größere Organisation mal die Nachhaltigkeit der großen angeschaut. Apple, Samsung, Amazon, Google und einige mehr. War ein sehr interessanter Bericht, sehr ausführlich.
    Die haben sich angeschaut ob Greenwashing praktiziert wird. Die haben die eigenen Ziele der Unternehmen angeschaut und inwieweit die wirklich auch umgesetzt werden und was bringen. Das ist schon eine sehr gutmütige Herangehensweise, da nur die von den Unternehmen selbst gesteckten Aussagen untersucht wurden.
    Und es kam raus, dass Apple insgesamt mit einem anderen unternehmen wirklich die meisten und ambitioniertesten Ziele hatte. Und dass Apple diese auch fast komplett erfüllt. Google und Samsung hatten viel kleinere Ziele und setzen diese kaum um.

    Aber bei Apple muss man schon zwischen Marketing und Realität unterscheiden. Kein Ladegerät dabei? Klar, geht mehr auf die Palette, geringere Frachtkosten. Aber wenigstens basiert ihr Geschäftsmodell nicht auf Daten sammeln und Werbung.

  7. Carbon-Offsetting finde ich Quatsch und dass Apple das auch tut, daran habe ich keinen Zweifel. Aber es schadet nicht, es tun alle, ich bewerte das für mich „neutral“.

    Was viel interessanter ist, sind die Dinge, die man sieht – da habe ich nun eine Apple-Watch ausgepackt, die quasi vollständig in Pappe verpackt war (das Vorgängermodell hatte ich 5 Jahre und geht nun in den Zweitmarkt, bevor der Vorwurf kommt). Das Dach des HQ ist praktisch vollständig mit Solar-Modulen bedeckt. Natürlich sind das nur Kleinigkeiten, aber für mich ein Indiz, dass die Firma zumindest weiter ist als 90% der übrigen Unternehmen. Solar-Module sind in deutschen Industriegebieten allenfalls mal bei Mittelständlern zu finden, bei Konzernen sind sie eine Rarität. Rechnet sich erst nach 5-10 Jahren, viel zu langfristig…

  8. Gut jetzt Apple HQ in puncto Solartechnik mit beliebigen Konzernen zu vergleichen, macht auch nicht viel Sinn. Die echte Produktion läuft anderswo, nicht im Apple HQ. Was in China oder Indien umwelttechnisch läuft in puncto Produktion ist eine ganz andere Sache auch im Kontext iBlubber.

    Und hier mal was über den Umweltanteil bei Smartphones etc.: https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-wahren-kosten-der-seltenen-erden-100.html

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