Testbericht Nvidia Shield TV: Da rappelts in der Kiste
Nach Erscheinen wurde Nvidias Shield Android TV nahezu allerorts abgefeiert. Caschy selbst hat etwa der Kiste zahlreiche Tutorials gewidmet und die Potentiale der rechteckigen Box aufgedeckt: Apps via Sideload auf die Shield TV ziehen, Kodi installieren oder Amazon Prime Instant Video nutzen – all das geht neben den Standard-Funktionen mit etwas Pfiffigkeit. Doch nun kommt die Überraschung: Ich selbst stand Nvidias Shield TV, die sich als Schaltzentrale des Wohnzimmers empfiehlt, vor dem Test deutlich skeptischer gegenüber. Teilweise hat sich das nach Wochen des Ausprobierens geändert. Doch zumindest kleinere Vorbehalte bleiben. Nein, nein, versteht mich nicht falsch: Die Nvidia Shield TV ist ein tolles Gerät! Aber im Gegensatz zu manch euphorischem Review würde ich die leistungsfähige Box vor allem einem ganz bestimmten Kreis empfehlen: den Freaks.
Ich bin auch ein Freak, wie ihr etwa aus meinem kleinen Rant zur Ultra HD Blu-ray wisst. In meinem Wohnzimmer steht ein Panasonic-Plasma mit 65 Zoll, ich sammele Blu-rays, spiele mit digitalen Lego-Figuren, lese gerne englischsprachige Batman-Comics („The Dark Knight Returns“) und vergöttere Anime wie „Space Dandy“. Auch was Technik betrifft, stöbere ich täglich quer durch The Verge, Android Police, DigiTimes und wie sie alle heißen. Gern zocke ich an meiner Playstation 4 oder an meinem Mittelklasse-Gaming-PC. Trotzdem ist die Nvidia Shield TV nicht meine ganz große Liebe geworden. Wir haben eine feste Beziehung entwickelt, das ist wahr. Doch auf manch feuriges Date folgte wiederum eine Begegnung in der die Fetzen flogen. Doch erstmal der Reihe nach.
Nvidia Shield TV: Technische Daten, Design und Haptik
Es soll noch Techies geben, welche die Specs des Nvidia Shield Android TV nicht kennen. Oder vielleicht möchte der ein oder andere von euch nochmal nachlesen? Das bietet die Box:
SoC Nvidia Tegra X1 (Octa-Core mit 1,9 GHz Takt und 64-bit)
GPU Maxwell mit 1000 MHz und 256 Shadern
RAM 3 GByte
Speicherplatz 16 GByte
Schnittstellen Bluetooth 4.1, Wi-Fi 802.11 ac, zweimal USB 3.0, Micro-USB, Gigabit-Ethernet, microSD (bis zu 128 GByte), HDMI 2.0, Infrarot
Video-Unterstützung 4K Ultra-HD mit bis zu 60 fps (VP9, H265, H264)
Audio-Unterstützung 7.1- und 5.1-Surround sowie High-Resolution-Audio-Wiedergabe mit bis zu 24-bit /192 kHz und Upsampling über USB zu 24-bit /1 92 kHz
Besondere Funktionen Nvidia GeForce Now (ehemals GRID), Nvidia GameStream, exklusive Shield-Games („Half-Life 2“, „Metal Gear: Revengeance“, etc.)
Maße 130 x 210 x 25 mm
Gewicht 654 Gramm
Lieferumfang Nvidia Shield Android TV, Shield Controller, Anleitung, Netzteil, drei Stecker-Aufsätze, USB-Kabel (zur Aufladung des Controllers), HDMI-Kabel
Preis 199 Euro (16 GB) / 299 Euro (mit 500 Gbyte-HDD)
Schnörkellos festhalten muss ich: Die Specs sind für eine TV-Box schlichtweg der Hammer. Der SoC Nvidia Tegra X1 ist extrem leistungsfähig und zaubert eine Grafik auf den Bildschirm, die zeigt, wie sehr die Abstände zwischen traditionellen Spielekonsolen und anderen Gadgets bereits schrumpfen. Ich hätte 2004 beim begeisterten Spielen von „Half Life 2“ mit 720p an meinem Big-Tower-Gaming-PC wohl auch nicht vermutet, dass ich den Titel nur etwas mehr als zehn Jahre später auf einer Set-Top-Box in 1080p rocken könnte. Auch das Design der Shield-Konsole gefällt mir. Nun, die grüne LED erinnert mich immer unfreiwillig an Microsofts Xbox, doch dafür, dass Nvidia eine ähnliche Farbe für seine Marke nutzt, kann niemand etwas.
Vielleicht denke ich so oft an Microsofts Xbox-Konsolen, weil mich auch der Shield Controller stark an deren Pads erinnert. Das ist durchaus als Kompliment gemeint. Allerdings ist der Shield Controller etwas klobiger. Für kleinere Hände eignen sich Sonys DualShock 4 deutlich besser. Was man bevorzugt, ist hier aber Geschmackssache. Ein paar Macken in der Verarbeitung muss ich dem Shield Controller leider nachsagen: Drücke ich das digitale Steuerkreuz etwas kräftiger nach oben, ergibt sich jedes mal beim Loslassen ein hörbares Quietschen. Klingt als müsste man da mal ölen. Stört beim Zocken nicht, nervt mich persönlich aber etwas beim Navigieren durchs System. Aber das ist auch die einzige Macke, dir mir am Shield-Controller auffällt. Die Buttons reagieren gut, die Analogsticks fühlen sich haptisch fertig an und man hat stets genau den richtigen Grip. Ich hatte schon etliche günstige und teure Controller in der Hand – mein Favorit ist aktuell der DualShock 4, gefolgt vom DualShock 3 und dann dem Controller der Xbox One. Der Shield Controller steht dem der Microsoft-Konsole aber kaum in etwas nach und wird bei Zockern wenig Wünsche offen lassen. Fein: An den Controller kann man auch direkt ein Headset anschließen.
Anmerkung: Zum Wahnsinn getrieben hat mich hingegen der Touch-Ausschalter direkt am Shield TV, welchen man ca. 5 Sekunden lang gedrückt halten muss, um die Box vollständig zu deaktivieren. Ich bin jemand der Geräte gerne komplett ausknipst, wenn er sie eine Zeit lang nicht nutzen wird. Im Shield-Menü selbst kann man das Gerät nur in den Schlafmodus versetzen und es gibt keine Option zum vollständigen Herunterfahren. Am Gerät funktioniert das Ausschalten wiederum nur ca. jedes dritte Mal. Die anderen beiden Male startet man stattdessen versehentlich die Synchronisierung für Controller und Fernbedienung. Im Alltag hat das bei mir dazu geführt, dass ich ein ums andere Mal genervt den Stecker gezogen habe. Jedoch ist das ein Problem, dass nur wenige Anwender haben werden: Im Grunde ist Nvidias Shield TV darauf ausgelegt nie komplett ausgeschaltet zu werden. Der Stromverbrauch im Standbybetrieb ist vernachlässigbar. Hier gibt also mehr meine eigene Macke den Ausschlag gerne alle elektronischen Geräte komplett zu deaktivieren.
Seit dem Update auf Android 6.0 alias Shield Experience 3.0 ist es auch möglich den Shield TV über das System komplett herunterzufahren. Dieser Kritikpunkt hat sich also mittlerweile relativiert. Den Test habe ich noch größtenteils mit Version 5.1 durchgeführt, da erst gegen Ende des Testzeitraums die neue Firmware erschienen ist.
Plot-Twist: Die Shield Remote
Huch, was haben wir denn da? Nvidia ist in Spendierlaune und hat auch die Shield Remote mitgeschickt. Sie ist normalerweise separat erhältlich und kostet ca. 50 Euro. Der Preis wirkt ziemlich hoch gegriffen und dürfte bei vielen von euch ein Zähneknirschen auslösen. Trotzdem lege ich die Fernbedienung Shield-Käufern nahe: Zunächst einmal ist die Remote optisch und haptisch wirklich klasse. Mir gefällt das sehr elegante und minimalistische Design extrem gut. Als Materialien kommen sowohl Aluminium als auch Plastik im Klavierlack-Look zum Einsatz. Über den großen Mikrofon-Button aktiviert man die Sprachsteuerung. Schade finde ich, dass je nach App die Bedienung jedoch etwas inkonsequent ist. So bringt die Shield Remote leider kein traditionelles Tasten-Layout mit Play, Pause und Stop mit sich. Je nachdem in welcher Anwendung man gerade Videos wiedergibt, muss man mit den Buttons also etwas anders hantieren. Das ist zwar am Controller genau so, doch hier versäumt man es mehr Komfort durch die Fernbedienung zu generieren. Die Lautstärke lässt sich wiederum sehr bequem über die Remote einstellen.
Dass sich der Kauf lohnt, liegt meiner Ansicht nach daran, dass die Fernbedienung im Multimedia-Einsatz unauffälliger agiert als der protzige Controller. Hatte ich Kumpels zu Besuch, fanden jene den Shield Controller zwar spannend und wollten gleich mal eine Runde zocken, die Multimedia-Bedienung via Joypad wurde aber als „Ach, nutzt du jetzt auch wieder ne PS2 als DVD-Player?“ verlacht. Deswegen solltet ihr als Shield-TV-Besitzer den Kauf der Remote wirklich erwägen.
Android TV und die Apps
Ab Werk war auf meiner Testversion Android TV 5.1 installiert. Ein Update hat Nvidias Shield TV aber mittlerweile auf die Shield Experience 3.0 und damit Android TV 6.0 (Marshmallow) aktualisiert. An der Performance hat sich nichts geändert. Das war aber auch kaum zu erwarten, denn schon vor dem Update lief alles butterweich. Allerdings hat das Update einige Fehler bei der Bilddarstellung behoben: Wer in Foren stöbert, stellt fest, dass einige Nutzer zuvor über ein verwaschenes Bild geklagt haben. Ursache dürften fehlerhafte Einstellungen im Bezug auf die YUV-4:2:0-Videowiedergabe gewesen sein. Außerdem kann man nun den vollen RGB-Bereich aktivieren. Jenes sollte man übrigens nur so handhaben, wenn der jeweilige TV das auch unterstützt. Ansonsten entsteht „Black Crush“, sprich in dunklen Bildbereichen saufen massiv Details ab.
Die Navigation mit dem Controller geht rund von der Hand – außer man wechselt in den ES File Explorer. Dort kann man nur von einem Albtraum sprechen: Ohne Maus krüppelt man sich bereits dabei einen ab den richtigen Navigationsbereich auszuwählen. In meinem Fall kamen seltsame Bugs dazu: Als ich etwa Screenshots für dieses Review in mein Dropbox-Konto hochladen wollte, konnte ich jeweils nur eine Datei zur Zeit markieren. Freilich kann Nvidia für derlei Mängel in den Anwendungen nichts. Auf einige schlecht optimierte Apps muss man sich allerdings einstellen. Nach dem Update auf die Shield Experience 3.0 erhalte ich zudem nach jedem Systemstart die Fehlermeldung, dass die Arte-App abgestürzt sei. Starte ich die App, funktioniert aber alles perfekt.
Out-of-the-box ist bereits der Zugang zu Google Play möglich und auch Plex und Netflix sind vorinstalliert. Insgesamt ist das App-Angebot im Play Store aber eingeschränkt. Wer hier auf eine ähnliche Bandbreite an Anwendungen wie unter dem regulären Android hofft, wird enttäuscht sein. Dafür kommen Gamer zusätzlich über Nvidias Bereich für „Shield Games“ an Spiele wie „Half Life 2: Episode 1“, die es sonst nicht für Android-Geräte gibt. Die meisten Spiele sind allerdings kostenpflichtig. Wer nicht direkt Geld investieren möchte, darf beispielsweise mit „Beach Buggy Racing“ durch die Gegend sausen. Langweile lässt sich also leicht vermeiden.
Gewöhnen muss man sich an die Kacheloberfläche, bei der ich selbst auf meinem 65-Zoller bei 2,3 m Sitzabstand oft mit Adleraugen hinschauen musste, um zu erspähen, was ich gerade markiert habe. So könnte Nvidia die Bereiche, die gerade aktiv sind, deutlicher hervorheben. Die jeweilige Kachel vergrößert sich nur minimal. Handelt es sich um ein Fenster in ähnlicher Farbe wie das Hintergrundbild, kommt man schnell ins Rätselraten. Das ist allerdings nur eine kleine Macke. Insgesamt fühlt sich die Navigation „smooth“ an: Hier ruckelt nichts, es gibt keine Verzögerungen beim Starten von Apps und verlässt man eine App via Homebutton ist man extrem fix wieder im Menü – und auf Wunsch kehrt man genau so pfeilschnell in die App zurück. So soll es sein.
Video-Streaming – Paradedisziplin mit Lücken
Ja, Nvidias Shield Android TV kann auch Streaming. Vornweg: Allein dafür lohnt sich der Kauf der Box aber nur, wenn ihr „handfestere“ Sachen mit dem Ding vorhabt. Also in Richtung Mediaserver, KODI, Plex und Co. gehen möchtet. Vorteil gegenüber anderen Geräten ist in dem Bezug die massive Leistung von Nvidias Tegra X1. Klar, ein Multimedia-PC kann noch mehr, der kostet aber auch eine Stange Geld. Wer wiederum nur mal eben bei Netflix reinzappen will oder Bock auf Amazon Prime Instant Video hat, ist z. B. mit Amazons Fire TV auch gut bzw. sogar besser bedient.
Denn leider gibt es bei Nvidias Shield TV einen Wermutstropfen: Amazon rückt keine App für Android TV raus und so gucken Fans von Prime Instant Video in die Röhre. Ja, es ist möglich via Sideload eine abgewandelte Version der Smartphone-App auf die kleine Kiste zu hieven. Aber leider wird es dann ziemlich retro. Denn da die App eigentlich für Smartphones gedacht ist, kann sie nur in SD streamen. Sieht auf meinem Panasonic Viera 65VT50 indiskutabel aus. Ob es jemals eine offizielle App von Amazon geben wird? Das steht in den Sternen. Vermutlich hat Amazon wenig Interesse daran, da der Händler lieber seine eigenen Fire TV befeuert, als Konkurrenzprodukte voranzutreiben.
Netflix, YouTube und auch die Apps und Mediatheken von etwa ARD, ZDF, Arte und das Angebot von Pro7, Sat. 1 und Co. Funktionieren tadellos. Die Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich über die Apps sogar in HD in guter Qualität abrufen. Ich selbst stehe in diesem Bereich, wie sicherlich viele von euch, übrigens auf Convenience: Wenn ich schon streame und dafür gegenüber einer Blu-ray Qualitätseinbußen hinnehme, dann soll alles so einfach wie möglich sein. Ich kenne Leute, die haben Spaß daran stundenlang in KODI an ihrer Medienbibliothek zu schrauben, bis sie sozusagen selbst das LED-Display des Küchenradios mit Videos befeuern können. Dazu gehöre ich nicht. Schnell funktionieren muss alles, sofort da sein – loslegen.
Entsprechend habe ich ganz oldschool-mäßig dem Shield TV auch von einer microSD Speicherkarte Futter geliefert. Das hat schnörkellos geklappt und wurde sauber zu 1080p hochskaliert. Auf diese Weise habe ich tatsächlich ein paar Folgen „X-Men: Evolution“ an meinem Plasma genossen. Wer übrigens etwas mehr zu KODI und Co. am Shield TV lesen möchte, dem seien Caschys Artikel zu Installation und Backup dazu empfohlen. Für mich aktuell einerlei, für einige von euch sicherlich spannend: Nvidias Shield Android TV unterstützt auch Ultra HD bzw. 4K-Streaming. Bei einem Freund mit Netflix-Abo konnte ich das Feature antesten – Performance-Einbußen gibt es nicht und die Bildqualität reicht meiner Ansicht nach an sehr gute Blu-rays heran. Von den zukünftigen Ultra HD Blu-ray erwarte ich aufgrund verbesserter Kompression, HDR und Co. aber noch deutlich mehr.
Gaming die Erste – Lokales Streaming via PC
Juhu, lokal PC-Spiele via Stream an die Shield TV weiterleiten und dann am TV weiterzocken – das klingt gut. Dumm nur, dass man dafür offiziell zwangsweise eine Grafikkarte von Nvidia benötigt. Ich nutze aber eine AMD Radeon R9 285. Nun, es gibt Umwege, über die man trotzdem Games lokal streamen kann: beispielsweise die Anwendung Kinoconsole. Sie erkennt automatisch kompatible Spiele.
Kinoconsole muss sowohl am PC als auch auf der Shield TV installiert sein. Funktioniert übrigens auch mit anderen Geräten, wie etwa Smartphones und Tablets. Einschränkung: Die Spiele, die ihr streamen wollt, müssen XINPUT und Controller-Steuerung unterstützen. Hat bei mir im Test auch funktioniert, dürfte aber für einen eher eingeschränkten Anwenderkreis eine praxistaugliche Lösung sein. Irgendwie musste ich mir selbst die Frage stellen: Warum schließt du nicht einfach den PC direkt via HDMI an den TV an?
Bei einem Kumpel mit einer Nvidia GeForce GTX 970 habe ich mich daran gewagt Nvidia GameStream direkt anzutesten. Das Procedere ist einfacher als über Kinoconsole. Auch lief die Übertragung flüssiger und es kam zu weniger Lags. Freilich ist nicht auszuschließen, da ich mich in unterschiedlichen Netzwerken bewegt habe, dass es auch dadurch zu Unterschieden gekommen sein könnte. In beiden Fällen war die Verbindung jedoch kabelgebunden: Sowohl PC als auch Shield TV waren per Ethernet-Kabel ins Netzwerk eingeloggt. Dazu kann ich Zockern auch nur raten: Via Wi-Fi kommt es zu Lags, welche man in Action-Spielen gnadenlos bemerkt, gerade, wenn man sonst an einem potenten Rechenknecht spielt. Via Ethernet konnte mich die Erfahrung aber überzeugen. Auch hier drängt sich aber auf: Warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht? PC direkt via HDMI an den TV anschließen und ab geht’s. Dafür brauche ich die Shield TV nicht als Mittelsmann.
Ergebnis: Besitzern einer AMD-Grafikkarte kann ich zu Kinoconsole raten. Die Anwendung funktioniert sauber und erlaubt mit Radeon-Modellen Spiele an die Shield-TV-Box zu streamen. Besser ist dennoch, wenn eine Nvidia-GPU im Rechner werkelt. Nvidia stimmt die Erfahrung via GameStream besser ab und die Verzögerungen sind geringer.
Gaming die Zweite – Streaming via Internet
Mehr Sinn als lokales Game-Streaming ergibt Nvidias GeForce Now – ehemals GRID. Zur Nutzung in 1080p mit 60 fps empfiehlt Nvidia eine Internetverbindung mit mindestens 40 bzw 50 Mbit. Was ich selbst ergänzend nur rate: Versucht gar nicht erst via Wi-Fi zu streamen. Damit erzeugt ihr ein neues Bottleneck und habt keinen Spaß mehr am Gaming. Fürs Game-Streaming via Internet ist ein Ethernet-Kabel Pflicht. Nun, ich habe leider eine eher konservative Leitung mit 24 Mbit und kann dadurch nur in 720p mit 30 fps zocken. Das funktioniert immerhin wirklich gut. Verzögerungen habe ich beim Gameplay innerhalb mehrerer Stunden kaum wahrgenommen. Mein Anbieter ist übrigens TNG, der nur in Norddeutschland aktiv ist. Abermals musste ich der Vollständigkeit halber bei einem Kumpel Einkehr halten und seine 50-Mbit-Leitung von Vodafone in die Pflicht nehmen. Hier hat dann auch das Game-Streaming in 1080p mit 60 fps funktioniert.
Ich muss sagen, ich bin aufgrund der Qualität überrascht: Mein Verdacht war zuvor, dass man es eben doch permanent merkt, dass hier im Grunde ein Videostream vorliegt und die Hardware nicht selbst rechnet. Es fühlt sich aber nicht danach an: Speziell Konsolenspieler dürften staunen, welche Mehrwerte das Gaming am Shield TV haben kann. Pro-Gamer, die mit an 144-Hz-Monitoren mit 2560 x 1440 Bildpunkten zocken und in Multiplayer-Shootern jeden Lag wahrnehmen, bemerken mit Sicherheit an der Shield TV Eingabeverzögerungen – so minimal sie auch sein mögen. Ab und zu kommt es dann auch im Eifer des Gefechts mal dazu, dass ein Frame verschluckt wird. Es ist aber die Ausnahme! Wer also gerne in PC-Qualität zocken möchte und bereit ist nach den ersten drei Monaten die Gebühr von monatlich 9,99 Euro zu tragen, erhält hier ein solides Angebot. Einige Titel sind nach Aboabschluss kostenlos, neuere Blockbuster könnt ihr nur gegen Bares zocken. Dafür erhaltet ihr beim Kauf der jeweiligen Games immerhin auch einen Key für die reguläre PC-Variante des jeweiligen Spiels.
Sonstiges
Nvidias Shield TV ist quasi in Sekundenschnelle mit der Logitech Harmony vernetzt, da ein vorgefertigtes Profil direkt mitgeliefert wird. Außerdem erkennt das Shield-Gerät über die USB 3.0-Ports externe Festplatten oder Speichersticks. Mich erinnern des Weiteren die Sharing-Funktionen des Shield TV dezent an jene der PS4 oder Xbox One. Über längeres Drücken der Home-Taste lässt sich sofort eine Twitch-Übertragung oder anderweitige Videoaufzeichnung des aktuellen Gameplays beginnen. Kompliment an Nvidia: Praktischer geht es nicht. Auch Google Cast ist möglich, so dass am Smartphone quasi die Bedienung der Shield-TV-Box erfolgt. Ihr sucht am Smartphone ein YouTube-Video aus und schwupps läuft es via Shield TV am großen Fernseher. Google Cast funktioniert auch mit Netflix Google Play Filme & TV, Google Play Musik sowie Google+ Fotos und weiteren Apps. Ist bereits ab Werk alles für euch eingerichtet.
Letzte Anmerkung: Der Shield TV hat einen Lüfter…Wüsste man es nicht, würde man es aber nicht merken. Egal was ich mit der Box getrieben habe, gehört, habe ich ihn nämlich nie.
Fazit
Kann man Nvidias Shield Android TV empfehlen? Ich finde man darf eine Menge Lobeshymnen auf die schnurrende Box singen. Doch ob ihr dafür empfänglich sein solltet, hängt davon ab, was ihr mit dem Gerät vorhabt. Wollt ihr nur mal eben Netflix streamen, YouTube öffnen und ein Gelegenheitsspiel zocken, dann ist der Kauf von Nvidias Box damit vergleichbar, als ob ihr mit einem Ferrari durch die 30er-Zone juckelt. Richtig genial ist die Box dann, wenn ihr Gaming-Ambitionen und eine schnelle Internetverbindung habt. PS4 und Xbox One bieten euch zu wenig? Aber auf all das Gefrickel mit einem Gaming-PC habt ihr auch keine Lust? Trotzdem wollt ihr in 1080p mit 60 fps und höchsten Grafikeinstellungen zocken? Vorausgesetzt ihr habt eine extrem schnelle Leitung, probiert GeForce Now aus. Vor ein paar Jahren habe ich selbst noch über Anbieter wie OnLive lauthals gelacht. Doch vielleicht waren sie mit ihrer Idee vom Cloud-Gaming einfach nur zu früh dran. Shield TV zeigt wie es richtig geht, und hat mich schwer beeindruckt. Hier könnte tatsächlich für viele Gamer die Zukunft liegen.
Für lokales Streaming vom PC solltet ihr eine Nvidia-Grafikkarte vorweisen können. Selbst dann ergibt die Bastelei kaum Sinn: Damit die Daten vom PC zur Shield ausreichend schnell wandern, ist eine kabelgebundene Verbindung notwendig. Denkt einfacher und stöpselt den PC direkt an den TV an. Schade ist auch, dass es noch so wenige Apps für Android TV gibt. Wo sind Dropbox, Amazon oder Spotify? Hier besteht dringender Nachholbedarf. Nicht mit allem kann man sich via Sideload selbst behelfen. Die Hardware der Shield Android TV ist im Gegensatz zur Software für mich über jeden Zweifel erhaben: Die unauffällige Box integriert sich in jede Wohnumgebung, der Controller ist ein 1a-Zocker-Werkzeug und die Fernbedienung trifft ebenfalls genau meinen Geschmack.
Ihr seht, ich komme dennoch schwer zu einem konkreten Fazit: Kaufen oder nicht kaufen – so einfach ist es in diesem Fall nicht. Sagen wir es so: Für anspruchsvolle Gaming- und Multimedia-Fans ist Nvidias Shield TV aktuell die wohl mit Abstand beste TV-Box – es sei denn ihr wollt Amazon Prime Instant Video nutzen. Für die Ecken und Kanten vieler Apps kann Nvidias nichts und bietet hier eine Top-Hardware-Basis an, die auch für Ultra HD ausreichend Leistung hat. Doch vor allem die Gaming-Features sind es, welche die Box vom Einheitsbrei abheben und Nvidias Shield TV berechtigterweise meine Kaufempfehlung ernten lassen.
UPDATE:
Nach dem Update auf die Shield Experience 3.0 sorgt in meinem Fall nicht nur die Arte-App zum Systemstart für Fehlermeldungen, die 7TVApp versagt nach Aufspielen der neuen Firmware vollständig den Dienst. Auch eine Neuinstallation schuf leider keine Abhilfe. Wer 7TV regelmäßig verwendet, sollte dies bedenken.
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Schade nur das ich meine eigenen Apps nicht auf dem Homescreen anordnen kann u.immer umständlich über apps suchen muss. dafür hat sich mein billiger bt. Controller sofort koppeln lassen u.wird komplett unterstützt. .