Straßensheriff: die App für eine clevere Stadt (oder Denunzianten)

Beim Crowdfunding-Portal Startnext wird gerade die Finanzierung einer App versucht, die eigentlich keine schlechte Absicht hat, so wie es heißt. Man schreibt sich den Schutz von Kindern, Behinderten und generell der Verkehrsteilnehmer auf die Fahne. Angriffsziel der App sind die Schwachköpfe, die einfach nicht kapieren, dass sie nichts auf Rad- und Gehwegen oder Behindertenparkplätzen zu parken haben.

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Was die App aber anbietet, ist ein zweischneidiges Schwert. Sie ermöglicht den Dialog mit dem Autofahrer, ist aber auch das Mittel der Wahl, wenn dieser versagt: Ein Klick, ein Foto, und GPS-Daten fügen sich zu einer Anzeige zusammen und werden mit den eigenen Absenderdaten an Amt oder Polizei übermittelt. Ihr seht, die App ist so oder so nutzbar: man kann dem Autofahrer eine Nachricht zukommen lassen, wenn dieser vielleicht falsch parkt, oder das Licht anlässt, man kann ihn aber auch wacker mal denunzieren. Ich weiss gerade nicht, welche Menschen ich weniger leiden kann. Die, die auf Radwegen oder unberechtigterweise auf Behindertenparkplätzen parken, oder den Menschenschlag, der den Falschparker anzeigt, obwohl er vielleicht nicht einmal betroffen ist.

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Solche Menschen sind sicherlich auch die, die ihren Nachbarn mal ganz gerne anscheissen, vielleicht aber selber Leichen im Keller liegen haben. Schwieriges Thema – wenn jemand selbst betroffen ist, dann ist der Griff zum Beweismittel sicherlich förderlich, aber wenn Unbeteiligte zum Denunzianten werden, dann finde ich dies auch nicht so klasse.

Wie heißt es so schön? Aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Ich glaube ja immer an das Gute im Menschen und kann mir daher nicht vorstellen, dass eine solche App eine     erhöhte Anzahl von Anzeigen zur Folge haben wird, denn bereits heute ist mit dem Smartphone ja ratz fatz das Ordnungsamt oder ähnliches angerufen, oder ein Foto geschossen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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55 Kommentare

  1. Ich habe einmal eine Frau angesprochen, die den Behindertenparkplatz vorm Lidl zum Brötchenholen gegenüber mit nem dicken Mercedes SUV zugeparkt hat:

    Ich: der Behindertenparkplatz gilt eigentlich nur bei körperlicher Behinderung, und nicht bei geistiger..
    Sie: verstörtes Lachen, ist dann schnell weggefahren..

    😉

  2. Die Idee ist übrigens nicht wie oben gelesen mal wieder typisch deutsch, das gibts in Kanada schon länger. Und ja es ist nötig, die Polizei macht doch in den meisten Ländern nichts, weil das Ordnungsamt zuständig ist, und jene sind immer unterbesetzt. Vielleicht gehts ja so endlich mal voran mit freien Fußwegen für freie Bürger ;o

  3. PS: Habe auch mal direkt ’nen 10er dafür gespendet 😀

  4. wenn jemand sowas meldet weil er wirklich behindert wird oder gefährdet dann ist das ok. aber wenn man des aus dem grund macht damit der andere einfach eins auf den dach bekommt oder bestraft wird dann ist das feige und armseelig.

  5. @Grundel
    Falsch parken ist keine „Straftat“.

    Es geht doch nicht darum, dass es in der Tat nicht richtig ist, vor Feuerwehrzufahrten oder unberechtigt auf Behindertenparkplätzen zu parken.
    Aber soziales Miteinander und die dafür notwendige Kommunikation durch so eine Stasi2.0-App zu ersetzen kann ja nun wirklich nicht der richtige Weg sein.
    Wir brauchen nicht noch mehr Knöllchen-Horst-Blockwarte, die Gerichte, Behörden und Polizei blockieren.
    Wenn ich alleine hier schon sehe, wieviele „Rächer der Enterbten“ geifernd aus ihren Löchern kriechen, stellen sich mir die Nackenhaare hoch.

    Ich parke nicht auf Behindertenplätzen, aber der erste, der mit seinem Smartphone um mein Auto läuft, weil ich vor dem Bäcker mit einem Vorderrad die Linie der Bushaltestelle berühre oder weil meine Parkscheibe seit 3 Minuten überfällig ist, kann sich danach sein Handy zwischen den Mandeln rausoperieren lassen……

  6. Interessanter Ansatz denjenigen über seinen Fehler aufmerksam zu machen, aber direkt als Anzeige? Ach was freue ich mich da schon auf die Sorte von Rentner, die in ihrem Leben nichts anderes anfangen zu weiß, als den Dorfsheriff zu spielen…

  7. Es sollte eine App geben, mit der man Autofahrer per SMS anmorsen/informieren kann.

    Sie müsste zur Rückmeldung führen, ob:
    1. Kennzeichen erfasst ist
    2. Benachrichtigung angekommen ist
    3. Benachrichtigung gelesen wurde
    4. Teilnehmer soundsooft früher auf Benachrichtigungen reagiert hat – eine anonyme Reaktion des Fahrers muss also möglich sein.

    Basis eine Datenbank, in die Autofahrer anonym zu ihrem Kennzeichen ihre HandyNr + Mailadresse eingeben können.

    Eine Suche nach diesen Daten über das Kennzeichen müsste ausgeschlossen sein (ist das möglich? vermutlich ja).

    Bei wirklichen Störungen und bei Hartleibigkeit des Fahrers, der aber anonym bleiben muss, kann man mit eigener Namensnennung das Ordnungsamt informieren.

  8. Das wird vielen gefallen! Gerade im Zivildienst habe ich festgestellt, dass je unbedeutender der eigene Arbeitsplatz war desto eher musste man andere an der Arbeit und auch privat anschwärzen (besonders in Sachen Auto).

    Dafür gibt es schon allseits beliebte Politessen – nicht, dass deren Arbeitsplätze bedroht sind!

    Absoluter Schwachsinn meiner Meinung nach, passt in eine Kategorie mit der „Bild-Gaffer-App“.

  9. Die größte Schand im Land ist der Denunziant.

  10. Mal das ganze drumherum weg gelassen, ist es ja nunmal so, dass man sein Auto öfter falsch abstellt, wenn man sieht, dass es ohne Konsequenzen bleibt.
    Sehen neue Verkehrsteilnehmer, dass alle falsch parken, (weil diese ja keine negativen Erfahrungen gemacht haben,) werden sich diese auch anpassen.
    Was die Vergleiche der „Denunzianten“ mit bestimmten Epochen der Geschichte angeht, so könnte man auch noch einwerfen, dass es auch schon Zeiten gab, in denen sich der Großteil der Bevölkerung nicht gegen Unrecht gewehrt hat.
    Am Ende kann man alles in den Dreck ziehen, sowohl Denunzianten als auch Weggucker/Mitläufer 😉

  11. Da wird sich der „Knöllchen Horst“ aus dem Harz ja freuen 😉 Wird ihm enorm die Arbeit erleichtern . . .

  12. Diese App ist der Hammer. Mal sehen, wann sie mich das erste mal beim zweite Reihe parken anscheissen, wenn ich dem Nachbarn seinen 60 kg Schrank in den dritten Stock zustelle……. Eine App die die Welt nicht braucht.

  13. Boah, das Video löst bei mir den Würgreflex aus.
    Das hat was von einem FDP, DVU oder AVD Wahlwerbespot.
    Das ist alles so ekelig.

  14. Gute Idee,

    wer falsch parkt gehört angezeigt, er behindert jeden, nicht nur Rollifahrer auch Mütter mit Kindern, Radfahrer usw. eben alle und solche Leute gehören raus aus dem Auto und sollten besser zu Fuß gehen, den Bus, das Fahrrad oder die Bahn nehmen.

    Gruß

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