„Serial Cleaners“ angespielt: Überraschend gutes Stealth-Game

Das Spiel „Serial Cleaners“ flog komplett unter meinem Radar. So wusste ich nicht einmal, dass es sich hier um ein Sequel handelt, denn auch der erste Part namens „Serial Cleaner“ aus dem Jahr 2017 rauschte an mir vorbei. Der Vertrieb 505 Games stellte mir allerdings einen Key zur Verfügung und so schaute ich anfangs etwas lustlos an der PlayStation 5 einmal in den Titel herein. Zum Glück, denn ich wurde sehr positiv überrascht.

„Serial Cleaners“ ist aber nicht nur für die PS5 erhältlich, sondern auch für die PS4, Nintendo Switch, Xbox One, Microsoft Windows, iOS sowie Xbox Series X|S. Die polnischen Entwickler von Draw Distance beschrieben „Serial Cleaners“ zwar als Stealth-Action-Game, hier sollte man aber eindeutig das Schleichen und nicht die Action betonen. Den Vorgänger müsst ihr übrigens nicht gespielt haben, denn die Fortsetzung steht im Grunde für sich. Dabei ist die Grundidee simpel: Ihr verdingt euch als Tatortreiniger. Allerdings arbeitet ihr nicht für die Behörden, sondern erledigt im wahrsten Sinne des Wortes für Kriminelle die Drecksarbeit.

Ihr putzt aber nicht in der Gegenwart, sondern in den 1990er-Jahren den Verbrechern hinterher. Wer diese Zeit miterlebt hat, erkennt daher auch im Spiel immer mal wieder charmante Anspielungen auf die Popkultur der Zeit wieder. Die Grafik erinnert an Titel wie „Disco Elysium“, wird also aus der schrägen Vogelperspektive gezeigt. Überraschenderweise wird die Geschichte des Spiels sehr gut erzählt.

So treffen die vier Protagonisten vor dem Start des Jahrs 2000 zusammen und erzählen einander davon, wie sie in ihren doch eher eigenwilligen Beruf für das organisierte Verbrechen ehemals eingestiegen sind. Dadurch kommt jeder der Charaktere zu Wort und ihr werdet in seine Persönlichkeit und Herangehensweise herangeführt. Da wäre etwa die Hackerin Vip3R, die Gerätschaften manipulieren kann, um etwa für Ablenkung zu sorgen. Das Gegenteil ist Psycho, der mit seiner Kettensäge Leichen zerkleinert, während die Künstlerin Lati, besonders agil ist. Bob, der Protagonist des ersten Spiels, ist sozusagen der Allrounder.

Wie ihr anhand der Thematik erahnen könnt, sollte man schon ein bisschen Vorliebe für das Morbide mitbringen. Es handelt sich hier aber nicht um ein Gore-Fest, auch wenn es recht viel Blut zu sehen gibt. Jedoch spielt schwarzer Humor eine zentrale Rolle, sonderlich düster ist „Serial Cleaners“ also nicht. Ihr habt dabei im Übrigen anfangs die Wahl, welche Charaktere ihr zuerst begleiten möchtet. Innerhalb der Levels könnt ihr aber nicht frei wählen, die Figuren sind jeweils vorgegeben. Überrascht hat mich, dass ihr die Story sogar beeinflussen könnt: Ab und an gibt es Dialoge und Entscheidungen, welch sich auf die weitere Handlung auswirken. Daher gibt es auch mehrere Enden.

Dieser Wiederspielwert tut „Serial Cleaners“ auch gut, denn ansonsten ist man in ca. fünf bis sechs Stunden auch durch mit der Nummer. Dies liegt auch am eher niedrigen Schwierigkeitsgrad. Beispielsweise versetzen tolpatschige Aktionen Polizei und andere Beobachter zwar in Aufruhr, schnell haben sie aber wieder aus dem Gedächtnis gestrichen, dass da eigentlich eine seltsame Gestalt umher stromerte. Natürlich senkt dies den Frust, macht es aber oft zu leicht, sich per Trial-and-Error durch die Areale zu manövrieren.

Das Gameplay erinnert mich in einem Aspekt an die „Hitman“-Reihe: So habt ihr auch hier in den Levels zwar feste Ziele, könnt aber frei entscheiden, welche ihr zuerst angeht und den besten Weg für euch austüfteln. Es fehlen aber abseits der Story-Wandlungen echte Anreize, die Levels mehrfach zu meistern. So ist es nicht so, dass ihr etwa neue Startpositionen, deponierte Gegenstände oder dergleichen freischalten könntet.

Die Grafik ist dabei zwar kein Technikwunder, macht in ihrem cartoonartigen Diorama-Stil aber Freude. Dadurch wirkt dann auch die überzeichnete Gewalt eher Comic-haft statt drastisch. Zumal die Umgebungen durchaus viele kleine Details aufweisen. Auch wenn diese nur kosmetischer Natur sind, merkt man, dass sich das kleine Team von Draw Distance da viel Arbeit gemacht hat. Das gilt auch für den Soundtrack, der sogar für jeden Charakter ein eigenes Genre nutzt. Bei Vip3r ballern etwa in der Regel Electro-Beats, während Bob von Musik begleitet wird, die auch zu einem Crime-Triller aus dem Bereich Film noir passen würde.

Insgesamt ist „Serial Cleaners“ also für mich eine kleine aber feine Überraschung gewesen. Zumal hier auch der Preis zum Gebotenen passt: 24,99 Euro kostet das Game für die PS4 / PS5. Wer PlayStation Plus abonniert hat, kommt auf einen gesenkten Preis von 22,49 Euro. Insofern kann ich diesen Titel mit seinem makaberen Humor, der interessanten Story und dem soliden Stealth-Gameplay für Zwischendurch auf jeden Fall empfehlen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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3 Kommentare

  1. Will ja nicht meckern, aber ein Hinweiß das es das Spiel auch für PC/XBox und demnächst für die Switch gibt wäre nett gewesen. So ließt es sich als wäre es ein PS Exclusiv…

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