„Scott Pilgrim vs. The World: The Game – Complete Edition“ im Test
Kommt mir vor wie gestern, ist aber schon über zehn Jahre her: 2010 erschien der Kinofilm „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ („Scott Pilgrim vs. The World“). Der Streifen ist immer noch einer meiner Lieblingsfilme und ich hoffe, dass da noch irgendwann eine 4K-Version erscheint. Passend zum Einstand des Films veröffentlichte Ubisoft damals das Spielchen „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“. Dieser Titel steht aber eigentlich der Comicvorlage näher als dem Film. Nachdem das Spiel lange Zeit komplett „verschollen“ gewesen ist, ist es nun wieder als „Complete Edition“ mit allen DLCs und zusätzlichen Modi für die PS4, Xbox One, Windows-PCs, Amazon Luna, Google Stadia und Nintendo Switch verfügbar. Ich habe in die Version für die Xbox One hereingeschaut.
Gezockt habe ich das Spiel an der Xbox Series X – via Abwärtskompatibilität. Ich kann mich dabei noch recht lebhaft an die PS3-Version erinnern, die ich eben damals ebenfalls bereits spielte. Später verschwand „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ jedoch aus den digitalen Stores – eine physische Version des Titels gab es nie. Somit gingen nun einige Jahre ins Land, in denen das Spiel schlichtweg nicht mehr zu bekommen gewesen ist. Teil des Problems waren wohl die Musikrechte. So stammt der Soundtrack von der Chiptune-Band Anamanaguchi. Sehr hörenswerte Musik, die ihr im Übrigen auch bei beispielsweise Spotify findet.
Doch zurück zum Spiel an sich: „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ ist ein klassisches Beat ‚em up im Retro-Stil. Dabei zollt man nicht nur mit dem Gameplay an sich, sondern auch mit einigen Anspielungen und Gags Klassikern wie z. B. „Double Dragon“ oder „Final Fight“ Tribut. Es sind allerdings auch RPG-Elemente mit von der Partie. Hier sei erwähnt, dass das Spiel jene kaum erklärt, sie für den Spielfortschritt aber immens wichtig sind. So könnt ihr bei Händlern Items kaufen, um eure Stats aufzupolieren. Das mag am Anfang optional wirken, ist aber entscheidend, um längerfristig gegen die Gegnerhorden zu bestehen. Das Spiel ist insgesamt sehr gut mit“River City Girls“, das ich mir ja ebenfalls fürs Blog anschaute, vergleichbar.
So grandios übrigens der Soundtrack von Anamanaguchi ist, so sehr hat man es bei der Abmischung übertrieben: Die restlichen Effekte sind auf der Standardeinstellung kaum hörbar, sodass ich da direkt etwas nachregeln musste. Auch muss ich zugeben, dass es nach heutigem Stand der Dinge deutlich bessere Prügelspiele mit Retro-Flair gibt. Abseits des bereits erwähnten „River City Girls“ wären auch „Battletoads“ (hier mein Bericht) oder „Streets of Rage 4“ zu nennen. So ist die Steuerung bei „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ recht schwammig und die Schläge lassen den befriedigenden Wumms vermissen, welchen die anderen Titel liefern.
Der Schwierigkeitsgrad ist dabei wirklich sehr knackig – selbst auf der niedrigsten Einstellung. Spielt ihr im Multiplayer (lokal oder online) könnt ihr euch zwar gegenseitig wiederbeleben, das dauert aber so lange, dass ihr bis zur Reanimierung eines Kumpels mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst das Zeitliche segnet. Es gibt dabei auch einige Zusatzmodi, die vorher nur als DLCs zu haben gewesen sind – etwa das Vermöbeln von Zombie-Horden oder einen Boss-Rush-Modus. Es ist super, dass Ubisoft hier ein Komplettpaket schnürt. Gleichzeitig fesselt aber keiner diese Bonus-Modi wirklich länger als ein paar Minuten, die man wegen der Neugierde hereinschaut.
Insgesamt muss ich dabei sagen, wenn ich die Nostalgiebrille absetze, dass „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ heute als Spiel vor allem noch Fans der Comics bzw. des Films zu empfehlen ist. Wer in erster Linie nach einem launigen Retro-Prügelspiel sucht, hat zu viele andere und bessere Optionen. Aber das ist es eben, dieses Spiel war 2010 eher ungewöhnlich in der Machart und ein sehr schräges Experiment. Da kann man diesem Titel also durchaus einen gewissen Pionierstatus zuschreiben. Das machte das Spiel vor zehn Jahren zu etwas Besonderem, wo es heute angesichts verbesserter Nachfolger im Geiste betreten zu Boden blicken muss.
Ach, ob es auch eine Story gibt? Ja, die ist aber sehr rudimentär und für diejenigen, welche die Comicvorlage oder den Film gar nicht kennen, rein aus dem Spiel heraus kaum verständlich. Protagonist Scott Pilgrim ist verliebt in Ramona Flowers, muss aber erst ihre sieben Exfreunde besiegen, bevor eine Romanze überhaupt zur Debatte steht. Im Spiel helfen ihm dabei andere Charaktere wie sein Mitbewohner Wallace Wells. Ihr könnt dabei also nicht nur Scott, sondern auch andere Figuren aus den Comics verkörpern – wie gesagt sind ehemalige DLC-Charaktere wie Knives Chau direkt mit von der Partie.
Wer den Titel, so wie ich, damals bereits gespielt hat und / oder die Ecken und Kanten verzeihen kann, erhält hier ein kurzweiliges Beat ‚em up, mit dem man im Lockdown einige witzige Stunden totschlagen kann. 14,99 Euro kostet das Spiel in den digitalen Stores. „Scott Pilgrim vs. The World: The Game – Complete Edition“ bietet übrigens kein wirkliches, technisches Upgrade: Das Spiel läuft in 1080p, sieht also auf 4K-TVs ein wenig verwaschen aber immer noch ok aus. Ich denke, für Fans ist das Game ein netter Nostalgietrip – alle anderen schauen vielleicht eher nach „River City Girls“ oder warten auf eine Preissenkung.
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Hab das Spiel für den Preis einfach mal mitgenommen, da ich Spiele wie Double Dragon vor einiger Zeit sehr gerne gespielt habe. Bin bisher asbolut nicht enttäuscht, eher verwundert wie hart der Schwierigkeitsgrad ist. Und wie schon erwähnt wird die Story im Spiel überhaupt nicht deutlich. Ich werd mit den Film bei Zeit auch mal anschauen.
Der Schwierigkeitsgrad ist in der Tat knackig, teilweise muss man schon Grinden, um sich in den Shops die Items leisten zu können, um die eigenen Stats erstmal aufzubessern. Von „Double Dragon“ hat man sich hier das eher „langsame“ Kampfsystem geborgt, finde ich. Ich mag das Game auch immer noch, man merkt ihm eben nur etwas das Alter an – damals, als es komplett neu war, war es schon was „Frisches“ von dem sich viele Games danach haben inspirieren lassen.
Den Film und auch die Comics, insbesondere als colorierte Versionen, kann ich sehr empfehlen! Die Comics sind voller Videospiele-Referenzen und nutzen eine ähnliche „Logik“ wie Games.