Poly BackBeat Pro 5100 im Test: True-Wireless-Kopfhörer mit ausgezeichnetem Klang
Der Audio-Spezialist Plantronics ist euch durch mehrere Artikel hier im Blog bekannt: Letztes Jahr habe ich beispielsweise die Sport-Kopfhörer BackBeat Fit 3100 getestet. Sascha hörte sich damals etwa zeitgleich die Backbeat GO 810 mit ANC an. Wir kamen beide zu sehr guten Ergebnissen. Passend zur IFA 2019 hat Plantronics, mittlerweile nach der abgeschlossenen Übernahme von Polycom auch unter dem neuen Namen Poly unterwegs, einen Schwung neuer Kopfhörer rausgehauen. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um mir mal die BackBeat Pro 5100 genauer anzuhören.
Auch bei diesem Modell handelt es sich um True-Wireless-Kopfhörer. Wer schon eine Weile im Blog mitliest, der weiß, dass ich seit meinem Test der Jabra Elite Sport nicht mehr für Kopfhörer mit Kabeln zu haben bin – zumindest nicht am Smartphone. Ich habe mich schlichtweg zu sehr an den Komfort von True-Wireless-Modellen gewöhnt. Gerade beim Sport lernt man die Freiheit, komplett ohne Kabel auszukommen, extrem schnell zu schätzen. Und dann gibt es kein zurück mehr.
Die Poly BackBeat Pro 5100 sind allerdings keine Sport-Kopfhörer. Spoiler: Ich habe sie dennoch mal zum Laufen genutzt, aber der Hersteller bewirbt sie an sich als Allround-Kopfhörer mit besonders guter Telefon-Qualität und hohem Tragekomfort. Ob man Poly da zustimmen kann, will ich natürlich beim Ausprobieren selbst herausfinden.
Technische Daten der Poly BackBeat Pro 5100
- Bauweise: In-Ear, True Wireless
- Akkulaufzeit: bis zu 6,5 Stunden Musikhören; bis zu 4 Stunden Gesprächszeit
- Akkukapazität: 60 mAh (Kopfhörer); 440 mAh (Ladeschale)
- Ladedauer: bis zu 2 Stunden für die Kopfhörer; bis zu 3 Stunden für Kopfhörer und Ladeschale
- Schnittstelle: Bluetooth 5.0
- Reichweite: ca. 10 Meter
- Audio-Profike: A2DP 1.3.1, AVRCP 1.6
- Frequenzbereich: 20 bis 20.000 Hz
- Mikrofone: Vier Mikrofone für Noise-Canceling bei Anrufen
- Lautsprecher-Treiber-Größe: 5,8 mm
- Besonderheiten: Resistent gegen Schweiß und Wasser nach Schutzklasse IPX4, Bedientasten für direkten Zugriff auf digitale Assistenten, Vernetzung mit der offiziellen BackBeat App für Apple iOS und Android
- Gewicht: 5,8 g je Earbud; 38,6 g Ladeschale (ohne Earbuds)
- Preisempfehlung: 179,99 Euro
Wie immer in meinen Testberichten, so blicke ich nun als Erstes auf die Verarbeitung und Ausstattung, erzähle euch danach mehr zum Tragekomfort, bevor ich dann zum Klang übergehe. Anschließend gehe ich noch kurz auf etwaige Besonderheiten und die offizielle App ein. Zum Schluss gibt es natürlich ein Fazit zu den BackBeat Pro 5100.
Ausstattung und Verarbeitung
Die Poly BackBeat Pro 5100 kommen in einer schlichten Verpackung, in der sich Folgendes verbirgt: die beiden Earbuds, eine Ladeschale, insgesamt drei Paar Eartips (Small, Medium, und Large), ein Micro-USB-Kabel sowie der übliche Papierkram. Ja, richtig gelesen, leider müsst ihr die Ladeschale noch per Micro-USB aufladen – USB Typ-C ist leider hier noch kein Standard.
Für mich ein saftiger Minuspunkt: An der Ladeschale fehlt außen eine LED, die mir den Ladestand anzeigen könnte. Stattdessen gibt es jene an der Innenseite, was ziemlicher Blödsinn ist. Öffne ich also die Schale, kann ich dort in der Mitte eine kleine Taste drücken. Je häufiger sie anschließend blinkt, desto höher ist der Ladestand. Dieselbe Taste kann auch verwendet werden, um die Earbuds manuell an- oder auszuschalten. Schließt ihr die Schale, gehen sie allerdings auch von alleine aus.
Mich nervt, dass ich so bei geschlossener Schale nur raten kann, wie der Ladestand aussieht. Ansonsten gibt es hier aber wenig zu meckern. Die Earbuds werden sogar über kleine Magneten in der Schale gehalten. Das verhindert, dass ihr die Stöpsel zu lose hineinlegt und sie am Ende womöglich nicht richtig aufladen. Die Earbuds verfügen außerdem auf der Oberseite über kleine LEDs, die auf einen Blick etwa den Verbindungsstatus klar machen.
Das Design der Poly BackBeat Pro 5100 lässt sich als unaufällig-elegant bezeichnen. Über beide Earbuds könnt ihr auch Funktionen aktivieren: Als Standard erhöht ein kurzes Tippen auf den linken Stöpsel die Lautstärke, während das Halten sie wieder senkt. Am rechten Earbud pausiert / startet ein Antippen die Wiedergabe. Zweimaliges Antippen schaltet ein Lied weiter. Dreimaliges Antippen schaltet ein Lied zurück. Trudelt wiederum ein Anruf ein, nehmt ihr ihn über einmaliges Antippen an. Antippen und Halten kann außerdem den Sprachassistenten eurer Wahl aufrufen.
Praktisch: Ihr könnt den primären Ohrstöpsel in der App einfach wechseln und damit die Bedienungsfunktionen von linkem und rechtem Earbud tauschen. In die BackBeat Pro 5100 sind außerdem Sensoren integriert, die erkennen, wenn ihr einen der Stöpsel aus dem Ohr entfernt. Dann wird die Wiedergabe automatisch pausiert – sehr praktisch, wenn ihr unterwegs jemanden trefft und kurz quatschen wollt – einen Hearthrough-Modus, welcher über die Mikrofone bewusst die Umgebungsgeräusche durchlassen könnte, gibt es nämlich nicht.
Tragekomfort
Auf den ersten Blick dachte ich bei den kleinen Earbuds: Puh, die sitzen bestimmt mega locker. Überraschenderweise ist das trotz fehlender Earwings aber nicht der Fall. Wie immer der Hinweis: Jedes Ohr ist anders. Die Poly BackBeat Fit 5100 haben mich überrascht, denn sie sitzen bei mir z. B. fester als die Jaybird Run, obwohl es sich bei letzteren explizit um Sport-Kopfhörer handelt. Das ist aber eben etwas, was ganz stark von der individuellen Ohrform abhängt.
Ich habe den Standard-Aufsatz in der mittleren Größe verwendet. Selbst wenn ich den Kopf bewusst ruckartig bewegt habe, saßen die kleinen Earbuds erstaunlich fest, obwohl eben keine Earwings vorhanden sind, die zusätzlichen Halt geben könnten. Davon war ich zu Beginn des Tests so angetan, dass ich die BackBeat Fit 5100 frohen Mutes zum Joggen einsetzte.
Da trennt sich dann aber doch die Spreu vom Weizen und ich bereute die Entscheidung: Beim Laufen bewegt man sich deutlich intensiver und ich musste die Earbuds regelmäßig nachjustieren. Davon bin ich rasch genervt gewesen und griff bei meiner nächsten Runde wieder zu meinen Jabra Elite Sport. Vorwerfen kann man das den BackBeat Fit 5100 aber nicht wirklich, da sie eben auch nicht als Sport-Kopfhörer beworben werden. Und vielleicht sammelt ihr da auch andere Erfahrungen als ich – einfach mal ausprobieren.
Ansonsten saßen die Earbuds bei mir aber nahezu perfekt: Kein Druck auf den Ohren, aber der beschriebene, feste Sitz, der z. B. beim Einkaufen oder einem Spaziergang definitiv überzeugt. Einige müssen sich nur vielleicht daran gewöhnen, dass man die BackBeat Fit 5100 quasi ins Ohr „eindrehen muss“. Sie sitzen dann aber auch nicht tiefer als andere Modelle. Für mich hat hier alles gepasst.
Der Klang
Irgendwie schreibe ich das in jeden Test von True-Wireless-Kopfhörern, aber der Sitz der Jabra Elite Sport bleibt bei mir unerreicht. Anders sieht es beim Klang aus: Wer es nicht auf Sport abgesehen hat, der erhält hier mit den Poly BackBeat Fit 5100 einwandfrei eine bessere Lösung. Da ist der Vergleich zu beispielsweise den Jabra Elite Active 65t angemessen – passt auch zur Preisklasse. Die BackBeat Fit 5100 unterstützen neben dem SBC-Codec auch AAC für verbesserte Audioqualität. aptX ist aber nicht mit von der Partie.
Klanglich sehe ich die BackBeat Pro 5100 für In-Ear-Kopfhörer auf einem sehr hohen Niveau. Der Sound ist für die kleinen Earbuds sehr differenziert und dynamisch. Aufpassen solltet ihr nur, dass ihr die für euch richtigen Eartips verwendet, denn der passende Sitz kann den Klang, gerade im Bassbereich, deftig beeinflussen.
Ziemlich begeistert bin ich von dem sehr ausgewogenen Klangbild, denn Polys Modell leistet sich keine echten Schwächen: Die Bässe sind überraschend satt, die Mitten transparent und auch die Höhen nicht verzerrt. Letzteres fällt mir immer schnell auf, da ich gerne schraddelige Gitarrenmusik mit einer Wall of Sound höre.
Subjektiv gefällt mit der Klang der BackBeat Pro 5100 sogar eine Ecke besser als bei meinen bisherigen Spitzenreitern im True-Wireless-Bereich, den erwähnten Jabra Elite Active 65t. Der Sound ist kräftig, aber nicht zu aufgeblasen und macht bei Rockmusik einfach Laune.
Ich bin wirklich überrascht, welche Details ich bei manchen Songs im Vergleich zu den Jabra Elite Sports heraushören könnte, die im direkten Vergleich sehr „breiig“ klingen. Der Klang der BackBeat Pro 5100 ist angenehm luftig, was ich wirklich loben muss.
Wer im Gegensatz zu mir mehr rhythmusbetonte Musik mit fetten Beats hört, kommt aber auch auf seine Kosten: Mein üblicher Test ist dafür „Born Slippy (Nuxx)“ von Underworld. Die Bässe pumpen ausreichend, aber sind nicht zu dominant. Ich persönlich bin da tatsächlich richtig angetan und kann die Poly BackBeat Pro 5100 im Bezug auf den Klang nur empfehlen.
Die BackBeat-App und weitere Anmerkungen
Über die BackBeat-App möchte ich nicht zu lange schwafeln, denn ich habe sie damals auch im Test der Fit 3100 vorgestellt. Die Anwendung beschränkt sich auf das Notwendigste – einige der Funktionen, etwa zum Wechseln der primären Earbuds, habe ich ja schon angesprochen. Außerdem gibt es eine Option für HD Voice, sollten euer Mobilfunkbetreiber und euer Telefon das für Anrufe unterstützen. Klar, Firmware-Updates könnt ihr hier auch ausführen.
Was mir fehlt, ist z. B. ein Equalizer, um den Klang anzupassen. Etwas nervig: Als ich die Sprache der BackBeat Pro 5100 von Englisch auf Deutsch umstelle, dauerte der entsprechende Download bzw. die Aktualisierung der Kopfhörer ca. 10 Minuten an. Zum Glück ändert man die Sprache in der Regel nicht ständig.
Akkulaufzeit? Die Angaben von Poly kommen bei meinem Hörverhalten gut hin – 6,5 Stunden Musikhören sind dabei für In-Ear-Kopfhörer eine starke Ansage, wie ich finde. 13 Stunden könnt ihr ja nochmal aus dem Ladecase ziehen, so dass ihr die Kopfhörer mit Ladepausen dann auf einem Trip fast permament nutzen könnt, bevor ihr auf eine Powerbank oder Steckdose angewiesen seid.
Telefonate! Auf welchem Niveau liegen die BackBeat Pro 5100 denn in diesem Bezug? Da sehe ich deutliche Fortschritte gegenüber dem Fit 3100, die ich eben zuvor als letztes Modell von Plantronics / Poly in den Griffeln hatte. Ich konnte meine Gesprächspartner perfekt verstehen und auch eine norddeutsche Brise erschwerte meinen Freunden wiederum nicht meine Worte klar zu vernehmen.
Zum Telefonieren sind die BackBeat Pro 5100 somit sehr gut geeignet. Ich sehe die Jabra da mit seinen Modellen zwar weiterhin vorne, was wohl auch auf den jahrelangen Erfahrungen bzw. der starken Marktposition im Geschäftskundenbereich beruht, aber falsch macht man hier mit Polys Modell definitiv nichts.
Fazit
Die Poly BackBeat Pro 5100 haben mich vor allem beim Klang begeistert. Unter den bisher von mir getesteten True-Wireless-Kopfhörern sind sie definitiv das stärkste Modell. So bieten die kleinen Stöpsel einen überraschend satten und differenzierten Sound – wirklich erstklassig. Ich denke da werden die meisten Käufer sehr positiv überrascht sein.
Auch der Tragekomfort ist hervorragend: Die Earbuds sitzen bei mir trotz fehlender Earwings fest, drücken aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm. Zum Joggen kann ich die Kopfhörer aber nicht empfehlen, da musste ich leider ständig nachjustieren. Bedenkt aber, dass jedes Ohr anders ist und ich nur meine subjektiven Erfahrungen wiedergeben kann.
Mit einer Akkulaufzeit von über sechs Stunden halten die BackBeat Pro 5100 für In-Ear-Kopfhörer lange durch – auf etwa vier Stunden kommt ihr, wenn ihr kontinuierlich brabbelt. Die Telefonqualität ist sehr gut, kommt aber nicht ganz an die Jabra Elite Active 65 heran.
Insgesamt finde ich die Poly BackBeat Pro 5100 als True-Wireless-Kopfhörer für den Alltag extrem gelungen – speziell beim Sound. Würde Poly nun noch ein für den Sport geeignetes Modell veröffentlichen, das denselben, exzellenten Klang bietet, könnte ich endlich meine Jabra Elite Sport einmotten.
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Bei Micro-USB war ich raus. Ende 2019 gehört da USB-C rein.
Ich verstehe auch nicht, warum das noch immer verbaut wird. Aber gut, dann komme ich erst gar nicht in Versuchung. Ich warte auf die neuen True Wireless von Bose, die 2020 herauskommen sollen. Da rechne ich mit gutem Klang, Noise Cancelling und USB-C.
Wird in diesem Fall ein Platzproblem sein. Die USB Buchse benötigt einfach mehr Platz als Micro-USB. Das heißt das Lade Case würde dicker werden.
Nachteil wäre dass man eventuell ein weiteres Kabel mitnehmen muss? Oder übersehe ich da was ?
Was zur Hölle ist true wireless? Weniger als kein Kabel (wireless) geht ja kaum…
Mit „True Wireless“ sind Earbuds gemeint, die auch untereinander keine physische Verbindung mehr benötigen – im Gegensatz zu Bluetooth-Kopfhörern, die zwar zum Phone keine Kabelverbindung haben, aber untereinander noch.
Wie können Bluetooth Kopfhörer mit SBC gut klingen?
aptX ist das das absolute Minimum um nur Ansatzweise mit eine kabel-gebundenen Verbindung gleichzuziehen.
Weil sie AAC haben. Da hat die Marketing Abteilung von Qualcomm ganze Arbeit geleistet. Bei soviel überzeugten Menschen dass außer aptx nix brauchbares gibt
AAC ist auch nutzbar.
Kann man sagen, wie die im Vergleich zu den Soundsport Free klingen? Ich suche eine Alternative zu diesen In-Ears, da ich zwar vom KLang begeistert bin, die aber irgendwie nicht richtig zu meinen Ohren passen.
179,99€ und kein USB-C, einfach nur noch lächerlich