Musikstreaming fristet in Deutschland eher noch ein Schattendasein
Musikstreaming ist nicht erst seit gestern ein Thema, sondern begleitet uns schon eine paar Jahre. Dabei ist das Streamen von Musik noch gar nicht so alltäglich, wie der technisch moderne Mensch vielleicht annimmt. Gerade in Deutschland macht der Umsatz durch Streaming gerade einmal 24 Prozent aus. Downloads sind die bevorzugte digitale Form des Musikgenusses, ganz anders als in den skandinavischen Ländern oder Südkorea.
Wie die Grafik schön zeigt, sind Downloads in den Ländern Kanada, Australien, Deutschland und USA noch weit vorne, der Streaming-Anteil ist sehr gering. In Schweden werden im Gegensatz dazu 92 Prozent der Umsätze durch Streaming erreicht, Südkorea liegt mit 91 Prozent knapp dahinter, Norwegen generiert 88 Prozent des digitalen Umsatzes durch Streaming und in Norwegen sind es immerhin noch 75 Prozent.
Warum dies so ist? Schaut man nur auf Deutschland, könnte ein sehr einfacher Grund darin liegen, dass Streaming unterwegs hierzulande nicht sehr attraktiv ist. Das liegt weniger an der Technik, als viel mehr an den verkrüppelten Datentarifen der deutschen Netzbetreiber. Wenn man schon für Inhalte zahlt, will man nicht auch noch ein Vielfaches davon ausgeben, um auch auf die Inhalte zuzugreifen. Die Länder, in denen Streaming bereits die Nase vorn hat, sind bekannt für ihre gute Infrastruktur was Internetzugänge angeht.
Da wird sich in den nächsten Jahren viel bewegen, Downloads werden weiter zurückgehen, Streaming mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Zahlen erklären vielleicht auch, warum Apple so spät in das Streaming-Geschäft eingestiegen ist. In der Heimat USA stellen Downloads noch eine gute Einnahmequelle dar, Apple ist mit iTunes da ja gar nicht so schlecht aufgestellt. Dass der Umschwung kommt, steht außer Frage, spannend wird nur sein, welche Anbieter sich durchsetzen werden und welche im Zuge dessen auf der Strecke bleiben. Der Markt ist groß genug, damit auch mehrere parallel überleben können, hoffentlich ist es die Zahlungsbereitschaft der Kunden auch.
@erik Zustimmung 😉 Ich wollte Finnland auch nicht als Vorbild gelunger Infrastruktur- und Industriepolitik preisen, dafür kenne ich das Land zu wenig. Aber — da bin ich ebenfalls gerne naiv –, wenn ich sehe, wie hierzulande über die Verödung der Fläche oder von Kulturlandschaften geredet wird, gleichzeitig aber schon im vergleichsweise preiswerten (im Verhältnis zB zu Nahverkehr, Straßen, öffentlichen Einrichtungen wie Schulen etc.) Breitbandausbau und der Bereitstellung digitaler Infrastrukturen (Stichwort: e-government aber auch digitale Bürgerbibliotheken, Open-Access etc.) sich nix tut, dann tut’s mir echt weh.
“ Norwegen generiert 88 Prozent des digitalen Umsatzes durch Streaming und in Norwegen sind es immerhin noch 75 Prozent.“ das zweite Norwegen sollte Finnland heißen