iRobot Roomba s9+ im Test: Teure, aber kompetente Haushaltshilfe

Wenn man so in die Runde fragt, was bei den Leuten bereits an smarten Geräten im Heim steht, dann wird der Staubsauger-Roboter wahrscheinlich mit ganz oben auf der Liste stehen. Mittlerweile gibt es Geräte in nahezu allen Preisregionen, von unter 100 bis über 1.000 Euro ist so ziemlich alles dabei. Teuer heißt aber nicht immer super, wie ich bereits in meinem Test zum Dyson 360 Heurist anmerken konnte. Die Roborocks beweisen beispielsweise in vielen Haushalten, dass die Redewendung „Wer billig kauft, kauft zwei Mal“ nicht immer zutreffend ist. Mal abgesehen davon, dass um die 300 Euro auch nicht gerade dem Segment „billig“ zuzuordnen ist.

Ich habe hier einen Kandidaten aus der oberen Preisregion, um genau zu sein, wird der Roboter wahrscheinlich irgendwo an der Spitze rangieren. Es soll heute um den iRobot Roomba s9+ gehen, das aktuelle Spitzenmodell aus dem Hause iRobot und das erste aus der S-Serie. Mit dem i7+ (Hier unser Test) führte iRobot erstmals eine Generation mit einer Station ein, die den Roboter selbstständig entleert – quasi leer saugt. Auch der s9+ ist damit ausgestattet und kommt in einer dementsprechend großen Box zum Käufer. Neben der Dockingstation, die bis auf einen bronzenen Streifen genauso aussieht, wie die des i7+, und dem Roboter sind außerdem ein Stromkabel, eine Ersatz-Bürste, ein weiterer Staubbeutel für die Station und ein Ersatzfilter in dem Karton. Natürlich gibt es auch etwas Papierkram, in dem der Roboter im Detail erklärt wird.

Mit dem s9+ verabschiedet sich iRobot übrigens erstmals von der bisher runden Grundform der Saugroboter, setzt nun auf eine kantige Seite und nutzt quasi ein „D“ als Grundform. Das hat vor allem den Vorteil, dass der Roboter nun mit dieser Seite bündig an Kanten heranfahren kann und somit auch bis in die Ecken hinein saubermachen kann. iRobot nennt das Ganze „Perfect Edge Technology“.

Aber nicht nur die Form hat sich geändert. Bisher war es auch bei iRobot-Saugern so, dass der Staubbehälter am „Rücken“ entnommen werden musste. Der s9+ ist nun aber vom Aufbau wie der Braava jet m6 (Hier unser Test) konzipiert worden. Das heißt, dass an der Oberseite kurz vor der Kamera – die für die Navigation verantwortlich ist – ein großer, runder, bronzefarbener Deckel platziert wurde, der nach dem Öffnen den Staubbehälter freigibt. Diesen kann man mit einem Bügel relativ einfach entnehmen und wieder platzieren. Wird der Bügel nach unten geklappt, verriegelt der Behälter im Roboter.

Vor dem runden Deckel sitzen nun die bereits bekannten Buttons zum Starten der Reinigung, nach Hause fahren oder zum Starten der Spot-Reinigung.  Schaut man sich die Unterseite des guten Stücks an, wird man direkt von den zwei großen Gummirollen begrüßt, die den Staub sicher in den Roboter transportieren sollen. Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen gehen die Rollen nahezu über die komplette Breite des Saugers. Die Reinigungsfläche ist dementsprechend groß.

An den Rändern sind Sensoren verbaut worden und einer Ecke sitzt die Seitenbürste, die für die Reinigung der Ecken und Kanten sorgen soll. Zwei gummierte Räder sorgen für genügend Vortrieb auch auf glatten Böden. Direkt neben den großen Ladekontakten ist die Öffnung für die automatische Entleerung zu sehen. Diese ist durch eine robuste Gummi-Lippe gesichert, die durch die Saugkraft der Ladestation herausgezogen wird und somit den Staub in die Station fliegen lässt. Leider gibt es hier immer noch keine beutellose Lösung (mit Staubbehälter), das heißt, ihr habt laufende Kosten, denn ein Staubbeutel reicht „nur“ für ca. 30 Ladungen. Mittlerweile gibt es aber günstige Alternativen von Drittanbietern, man muss nicht mehr auf das teure Original zurückgreifen.

Kommen wir zur Einrichtung, die iRobot-typisch ruck zuck erledigt ist und gut von der Hand geht. Als erstes stellt ihr die Dockingstation auf, die bereits einen Staubbeutel enthält. Nachdem der Strom angeschlossen wurde, wird der Roboter auf die Ladekontakte gesetzt und startet direkt. In der Zwischenzeit installiert ihr euch die iRobot-Home-App und startet diese.

https://apps.apple.com/de/app/irobot-home/id1012014442

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.irobot.home

Nun wählt ihr die Option zum Hinzufügen eines Roboters, sollte direkt danach keiner erkannt werden, wählt ihr die Kategorie „Roomba“ und spätestens dann koppelt sich die App direkt mit dem Roboter. Nun noch fix zwei Buttons betätigen, die WLAN-Verbindung hinterlegen, ein Software-Update durchführen und das war es dann auch schon.

Damit der Roboter eure Wohnung ordentlich putzen kann, muss er diese erst einmal kennenlernen. Dazu sind zwei bis drei Trainingsläufe nötig, die ohne Saugmodus gemacht werden. Der Roboter fährt dabei einfach eure Wohnung ab und erstellt eine genaue Karte eurer Behausung. Der eine oder andere fragt sich vielleicht, warum iRobot auf ein visuelles – also per Kamera – Navigationssystem setzt und nicht auf Laser, wie viele andere Konkurrenten.

Ich hatte die Gelegenheit mit dem iRobot CEO Colin Angle ein 1:1-Interview zu führen und stellte ihm genau diese Frage. Er sagte, man möchte immer die absolute Position des Roboters im Raum wissen und nicht nur die relative, die durch den Abstand zur Wand mittels Laser ermittelt wird. Dadurch können die Roboter zielsicher im Raum navigieren, und zwar auch dann, wenn man den Roboter hochnimmt und an einer anderen Stelle wieder absetzt. Ich kann bestätigen, dass die iRobot-Navigation zumindest bei meinem i7+ immer absolut reibungslos funktioniert und auch der s9+ macht das tadellos nach. Egal wo in der Wohnung der Roboter gerade ist, wenn man auf Home drückt, kehrt er zielsicher auf einem Weg dahin zurück.

Der Roborock S6, der ebenfalls hier seine Runden dreht, benötigt nach dem Versuch des Hochnehmens und wieder Platzierens etwas länger als der s9+ / i7+, findet dann aber auch gut zurück. Man muss hierbei aber auch bedenken, dass der Xiaomi-Roboter mal locker nur ein Drittel des iRobot kostet. Da kann man dann eventuell doch mal ein paar Sekunden länger warten. Hat der Roboter die Karte erfolgreich erstellt, was zügig erledigt ist, könnt ihr nun noch Trenner setzen – falls euch die automatisch erstellten nicht zusagen – und dann die Räume benennen. Ich brauchte nichts korrigieren, die Räume erkennt er aufgrund der Schwellen sehr zuverlässig.

Nun könnt ihr in der Karte – bis zu 10 Stück kann sich der Roboter merken – noch Schutzbereiche definieren. Konkurrenten nennen das No-Go-Zonen, in denen der Roboter nicht reinigen darf. Ein gutes Beispiel dafür ist die Futterzone von Hund und Katze. Mit der neuen digitalen Plattform lernt der s9+ selbstständig diese Bereiche kennen und schlägt euch welche vor. Beispiel: Wenn er immer wieder unter dem Schreibtisch saugt und dort in den Kabeln hängen bleibt, wird er euch fragen, ob man da nicht besser einen Schutzbereich platziert.

Außerdem kann er mit der neuen Plattform nach den ersten paar Reinigungen auch sogenannte Reinigungsbereiche lernen. Dazu zeichnet ihr in der Karte einen speziellen Bereich ein, der oft von dem Roboter gereinigt werden soll. Ein gutes Beispiel ist der Bereich um den Esstisch oder das Sofa. Überall dort wo gegessen wird oder auch ordentlich Dreck anfällt – bei der Haustür beispielsweise. Habt ihr diese Bereiche eingezeichnet, kann der Roboter auf Wunsch eben jenen Bereich gezielt anfahren und reinigen und muss nicht immer einen Raum oder die komplette Wohnung durchgehen.

Der Roboter funktioniert auch mit Alexa oder dem Google Assistant. Auf die Frage, ob iRobot auch zügig HomeKit unterstützen wird, sagte mir Angle, dass man HomeKit auf jeden Fall zum Start unterstützen wird, dafür aber erst noch eine entsprechende Gerätekategorie nötig ist. Apple müsse hier also noch nachziehen.

Karte ist also da, Bereiche eingezeichnet. Wie macht sich der Roboter also im Alltag? Ich habe mit Roborock S6 und iRobot i7+ verglichen. iRobot sagt selbst, dass der s9+ im Vergleich zum AeroVac-System des Roomba 600 40-mal mehr Saugkraft leisten kann – beim i7+ waren es noch 10-mal mehr. Das sieht man direkt nach der ersten Reinigung. Wir haben hier in der Wohnung zwei Katzen, die wirklich feines Haar mit sich herumtragen. Der Roborock und auch der i7+ haben mit etwas mehr davon deutlich Probleme und lassen immer wieder auch ein paar Körner liegen. Der s9+ räumt als einziger wirklich alles weg. Auch kleinere Haarbüschel – wenn sich die Kater mal wieder verdroschen haben – schafft er zuverlässig von Teppich und allen Bodenbelägen, die ihm angeboten werden. Auch die Kanten und Ecken werden sauberer als bei den anderen beiden, hier macht sich die Form bemerkbar.

So gut er saugt, so laut ist er auch. Gerade auf Teppich zieht er die Saugkraft deutlich an. Auch auf Hartböden ist er kein Leisetreter. Sowohl i7+ als auch Roborock sind um einiges leiser unterwegs. Wenn die Dockingstation den Roboter leer zieht, solltet ihr euch besser die Ohren zuhalten. Es ist sehr laut – 90db habe ich aus 3 Meter Entfernung gemessen. Ihr seid also besser nicht zu Hause, wenn der Roboter durch die Gegend fährt.

Wer täglich reinigen lässt, kann auch den weniger geräuschintensiven Modus verwenden, der natürlich auf Kosten der Reinigungsleistung geht. Der Roboter hat übrigens auch einen Sensor, der feststellt, ob der Staubbehälter voll ist. Ist das der Fall, kehrt er während der Reinigung zur Station zurück, um den Dreck abzugeben und macht dann weiter. Besitzer eines Braava Jet M6 Wischroboters können den Sauger auch in Kombination mit ihm einsetzen. Ihr könnt dann beispielsweise einen Zeitplan festlegen, der den Sauger fahren lässt und automatisch danach das Durchwischen startet.

iRobot Roomba s9+ – Ein Fazit

Der iRobot s9+ ist ein sehr teurer Weggefährte 1.499,99 Euro kostet der Roboter inklusive Dockingstation. Er ist damit wahrscheinlich nur für wenige wirklich mehr, als nur ein Artikel auf dem Wunschzettel. Wer das Geld in die Hand nimmt, wird meiner Meinung nach jedoch sehr zufrieden sein. Design, Reinigungsleistung, Mapping, Features, die mit folgenden Versionen von iRobot Genius noch kommen, der s9+ ist ein Alleskönner.

Einziger echter Kritikpunkt fernab des Preises ist die Lautstärke, aber das kann man über das intelligente Planen, wenn man nicht zu Hause ist, ganz gut regeln. Und mal ganz ehrlich: Wer mit einem großen Staubsauger oder mit einem Akkusauger von Dyson unterwegs ist, ist auch nicht leise. Der i7+ könnte eine Alternative für weniger Geld sein, bringt nahezu dasselbe Feature-Set aber weniger Saugkraft mit.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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13 Kommentare

  1. Fast 9 cm hoch? In Werbevideos funktioniert das natürlich super. Ein leerer Raum, ein paar einzelne Sachen großzügig verteilt, da funktioniert jeder Roboter ähnlich gut. Schwierig wird es doch, wenn es eng wird, wenn Dinge einfach so im Weg stehen oder wenn der Roboter eben nicht mal unter den Bücherschrank, das Sofa oder das Bett kommt. Und dieser hier würde wie die meisten Geräte dieser Art nur auf den großen Flächen gut funktionieren. Aber ich weiß ja nicht wie das so bei euch ist, bei mir liegt der Schmutz hauptsächlich nicht auf den Flächen. Sondern eben in Ecken, um auf dem Boden stehende Vasen herum, unter dem Sofa, dem Bett usw.

    • Oliver Posselt says:

      Bodenvasen sind kein Problem, Bett auch nicht. Die Füße meiner Schränke und meines Sofas sind alle nicht höher als 3cm. Von daher….

      • Und wie verhält es sich mit Freischwingerstühlen? Viele Roboter fahren sich da ja fest…

      • Von daher was? Du meinst, wenn die Füße Deiner Möbel nicht höher als 3 cm sind, sieht man den Dreck darunter nicht so? So kann man das auch machen… 😀

        • Oliver Posselt says:

          Nein, aber welches Gerät kommt deiner Meinung nach da darunter?

          • Der Deebot Slim 2 kommt so ziemlich unter alle Schränke, Sofas und Betten, die ich so zuhause habe. Mit 5,7 cm eine echte Flunder. Ich finde es eben schade, dass in dieser Bauhöhe kaum Auswahl besteht bzw. Geräte wie der Deebot keine Innovationen mehr bekommen. Ansonsten ist er prima und übertrifft sogar die Leistung meines ehemaligen Saugroboters von Neato. Bei Deinen 3 cm hast Du aber keine Chance, so dünne Roboter wird es wahrscheinlich nicht so schnell geben.

  2. 1500€????
    Da hört der Spaß dann aber echt auf.

  3. hallo,

    zwei katzen habe ich auch.

    was machen die roboter eigentlich mit den kleinen bergen von katzenkotze?
    das können dann ja, mehr oder weiniger, feuchte haarbüschelwürste sein oder auch futterreste-mischungen oder auch nur kleine pfützen.

    leider wird „sowas“ unabappetitliches in keinem test erwähnt.
    die frage ist durchaus ernst gemeint, auch andere tiere hinterlassen bestimmt „dinge“.

    vielleicht sollte mal ein roboter-sauger-tierrück-stände-test mit div. geräten gemacht werden.

    viel spass
    keinwort

    • Oh Gott, hör bloß auf mit Katzenkotze. Ich musste meinen Roomba (i7) schon zweimal komplett zerlegen und reinigen wegen genau solchen Dingen. Das wird wunderbar verschmiert und breit „getreten“. Deswegen schaue ich immer bevor ich saugen lasse und sauge dann direkt wenn ich die Wohnung verlasse.

  4. Kritikwürdig finde ich beim S9+ in jedem Fall auch seine Ruppigkeit! Er stösst häufig nicht wirklich sanft an die Möbel an und wenn er mal in einer Nische nicht wieder schnell genug raus kommt und sich kraftvoll frei dreht, dann hat der eine Kraft am Leibe – holla die Waldfee!

  5. Schade,dass der Robi nicht alles bei sich behält, was er ansaugt, war früher ein Kaufargument Stichwort Hepa. Ansonsten erinnert alles stark an Vorwerk/Neato

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